Was ist neu

Eingesperrt

Mitglied
Beitritt
26.05.2014
Beiträge
3

Eingesperrt

Ich lag in meinem Bett und starrte an die Decke des Krankenzimmers in der Baumgartner Höhe. Mein neuer bester Freund lag nicht weit entfernt ebenfalls in seinem Bett. Zumindest tat er etwas Sinnvolles und löste Rätsel in einer kleinen rot-gelben Zeitschrift. Aus langweile stand setzte ich mich erst auf, stand auf und verließ den Raum. Der lange Gang machte mir jedes einzelne Mal Angst. Auf der rechten Seite lagen die Patientenzimmer, während auf der anderen Seite Speise- und Gemeinschaftsraum waren. Direkt neben dem Eingang der Station war das Schwesternzimmer. Geschützt mit schweren metallenen Türen, durch die man nur mit dem passenden Schlüssel passieren kann. Eine große dicke Glasscheibe sorgte auch dafür, dass Pfleger den Gang in den Augen behalten können und zugleich geschützt sind.

Um mich etwas von diesem Elend und den Stimmen in meinem Schädel etwas abzulenken, betrat ich den großen Gemeinschaftsraum. Die Wände waren vom Rauch schon vergilbt. Manche, die eingewiesen wurden und nicht das Gebäude verlassen durften verbrachten hier den gesamten Tag. Diese Patienten sind gesichert mit einer Art elektronischen Fußfessel. Das Verlassen der Abteilung führt dabei immer zu einem Alarm.

Der geringe Antrieb und die Stimmen zwangen mich irgendwie dazu, mir auch eine Zigarette anzuzünden. Ich steckte die Zigarette zwischen meine Lippen, holte mein Feuerzeug heraus und machte einen Zug, während die kleine Flamme die Zigarette anzündete. Schon beim ersten Zug spürte ich, wie der Rauch beim Einatmen meine Lungenflügel füllte. Mit demselben seltsam angenehmen Gefühl atmete ich den Rauch auch wieder aus.

Ein etwas älterer Herr setzte sich auf den Sessel neben mir und starrte mich kurze Zeit an, bis er aus dem Fenster sah.

»Auch eine Zigarette?«, fragte ich ihn.
»Wenn es dir nichts ausmacht, sehr gerne«, antwortete der Mann, dessen Namen ich nicht einmal kenne. Aber wir sind hier alle sofort perdu. Die meisten, aber eben nicht alle, merken relativ schnell, dass wir hier im selben Boot sitzen und das Beste daraus machen müssen. So gab ich ihm eine Zigarette von mir ab und sah ihm dabei zu, wie auch er sich die Zigarette anzündete und genüsslich begann zu rauchen.

»Musst du mich dabei so anstarren?«, fragte er mich. Ich verneinte und setzte mich wieder in Richtung des Tisches, klopfte etwas Asche von meiner Zigarette in den Aschenbecher und versuchte meinen Stimmen nicht nachzugeben, sondern stark zu bleiben.

Irgendwann kam Andreas in den Gemeinschaftsraum. Wir hatten schon öfters Probleme miteinander gehabt, haben gestritten und geschrien. Beim letzten Mal warf er eine Tasse durch den Raum. Weiß nicht genau, welche Diagnose er hat. Ich weiß nur, dass er mich wirklich jedes Mal Angst machte, wenn er mir zu nahe kam.

Auch diesmal reizte er es aus, und stellte sich direkt neben mich und legte seine Hand auf meine Schulter. »Sag mal Idiot, was hast du denn heute Glorreiches vor? Wieder mal eine Halluzination gehabt?«, fragte er mich in einem sehr gemeinen Tonfall. »Was geht dich das an«, war meine Antwort darauf, die ich schnell bereuen werde.

Andi, wie ihn alle liebevoll nannten, packte mich und riss mich so vom Sessel, dass ich zu Boden flog. Der ältere Herr stand sofort auf, öffnete die Tür zum Gang und rief einen Pfleger. Andreas klatschte mir mit seiner Hand ins Gesicht. Ich stellte ihm das Bein sodass er ebenfalls zu Boden ging. Natürlich musste genau das der Pfleger sehen, der gerade den Raum betrat. Ich tobte vor Wut. Mir war das auch ganz gut anzusehen. Der Pfleger betätigte einen Knopf auf seinem Schlüsselbund. Plötzlich kamen zwei Securitys herein. Der Pfleger zeigte auf meine Wenigkeit.

In diesem Moment begann ich, erst so richtig auszurasten und zu schimpfen. Ich wehrte mich. Doch sie zogen mich in das Überwachungszimmer und klemmten mich auf das Gitterbett. In diesem Moment wurde mir eines ganz besonders klar: Dass ich, wenn ich hier raus bin, nie wieder hier her zurückkehren möchte. Komme, was wolle.

 

Ich lag in meinem Bett und starrte an die Decke des Krankenzimmers in der Baumgartner Höhe.

Für einen Einstiegssatz sind das ganz schön viele Informationen. Außerdem ist der ganz schön abgedroschen. Lass ihn zum Einstieg doch Deckenplatten zählen, oder sowas. Das wäre ein besserer Hook, denke ich.

Zumindest tat er etwas Sinnvolles und löste Rätsel in einer kleinen rot-gelben Zeitschrift.

"In einer Zeitschrift" reicht. Die Farbe ist egal. Auch das sie klein ist. Er löst Rätsel in einer Zeitschrift. Ich glaube kaum, dass diese Details für den Ausgang der Geschichte relevant sind.

Aus langweile (-stand) setzte ich mich erst auf, stand auf und verließ den Raum.

1. Die Langweile. Substantiv!
2. Es reicht, wenn er aufsteht und den Raum verlässt. Das er sich dazu aufsetzen muss, ist jedem bekannt.

Auf der rechten Seite lagen die Patientenzimmer, während auf der anderen Seite Speise- und Gemeinschaftsraum waren.

Das "während" ist überflüssig. Es ist ein dauerhafter Zustand. Die belegen die Räume nicht spontan neu.

"Auf der rechten Seite lagen die Patientenzimmer. Auf der anderen Seite warteten Speise- und Gemeinschaftsraum auf ihre Benutzung."

Geschützt mit schweren metallenen Türen,

schweren kannst du streichen; Metalltüren sind schwer, das ist weithin bekannt.

Eine große dicke Glasscheibe sorgte auch dafür, dass Pfleger den Gang in den Augen behalten können und zugleich geschützt sind.

Hier springst du für einen Moment in die Gegenwart.

"zugleich geschützt waren"

Kleinigkeit, aber wichtig für die Konsistenz.

Manche, die eingewiesen wurden und nicht das Gebäude verlassen durften, verbrachten hier den gesamten Tag.

Diese Patienten sind gesichert mit einer Art elektronischen Fußfessel.

Nein. Die sind mit einer elektronischen Fußfessel geschützt, nicht nur mit einer Art. Eine Art würde bedeuten, dass es ein Imitat ausm Blokker sein könnte, was der Sicherheit sicherlich nicht besonders gut tun würde.

Ich steckte die Zigarette zwischen meine Lippen, holte mein Feuerzeug heraus und machte einen Zug, während die kleine Flamme die Zigarette anzündete. Schon beim ersten Zug spürte ich, wie der Rauch beim Einatmen meine Lungenflügel füllte. Mit demselben seltsam angenehmen Gefühl atmete ich den Rauch auch wieder aus.

Das ist der dritte Absatz und bisher ist nichts Interessantes passiert. Dafür überbeschreibst du. Das kann man zusammenkürzen. Er schiebt sich ne Zigredde ins Maul und zieht dran. Das muss man nicht in jedem kleinen Detail erläutern.

Ein etwas älterer Herr setzte sich auf den Sessel neben mir und starrte mich kurze Zeit an, bis er aus dem Fenster sah.

Siehst du? So macht man das. Viel knapper und auf den Punkt gebracht. Warum hast du mir oben in mehreren Zeilen erklärt, wie der Typ raucht?

dessen Namen ich nicht einmal kenne.

Plötzlicher Wechsel in die Gegenwart.

genüsslich begann zu rauchen

genüsslich zu rauchen begann

Weiß nicht genau, welche Diagnose er hat. Ich weiß nur, dass er mich wirklich jedes Mal Angst machte, wenn er mir zu nahe kam.

Wechsel in die Gegenwart.

Auch diesmal reizte er es aus, (-und) stellte sich direkt neben mich und legte seine Hand auf meine Schulter.

»Sag mal, Idiot, was hast du denn heute Glorreiches vor?
»Was geht dich das an«, war meine Antwort darauf, die ich schnell bereuen werde.

Wieder ein Wechsel in die Gegenwart. Dialog bitte untereinander, um die Sprechenden deutlich voneinander zu differenzieren.

packte mich und riss mich so vom Sessel, dass ich zu Boden flog.

Hier würde ich ein sodass empfehlen und das andere "so" streichen. Wucht entsteht in dem Satz ohnehin nicht.

Ich stellte ihm das Bein, sodass er ebenfalls zu Boden ging.

Der Pfleger betätigte einen Knopf auf seinem Schlüsselbund. Plötzlich kamen zwei Securitys herein. Der Pfleger zeigte auf meine Wenigkeit.

Doppelt gemoppelt: Beide Sätze beginnen mit "Der Pfleger". Das liest sich nicht schön.

In diesem Moment begann ich, erst so richtig auszurasten und zu schimpfen. Ich wehrte mich. Doch sie zogen mich in das Überwachungszimmer und klemmten mich auf das Gitterbett. In diesem Moment

Nochmal doppelt gemoppelt: Zwei Mal "In diesem Moment" rasch hintereinander.

****

Fertig.

Gut, was haben wir denn hier?

Wir haben es mit einem namenlosen Herren zu tun, der sich in einer psychiatrischen Klinik aus einem Film befindet.

Und weiter? Ach ja, er streitet sich mit Andi und wird ans Bett gefesselt.

Das ist wirklich sehr knapp, auch wenn es alle Merkmale einer Kurzgeschichte aufweist.

Problem: Es ist nicht besonders interessant. Das liegt zum einem am unglaublich zähen Einstieg, bei dem ich mir dachte, "Komm zum Punkt!" und zum anderen bietet die Szene, ich möchte sie jetzt nicht als vollwertige Geschichte bezeichnen, überhaupt nichts neues. Habe ich schon in etlichen Filmen genau so gesehen.

Als Schreibübung ist das ganz in Ordnung, aber als vollwertige Kurzgeschichte, die deinen persönlichen Stempel trägt, kann ich das nicht durchgehen lassen.

 

Hallo Kristallwelten,

eigentlich mag ich Geschichten über psychiatrische Kliniken sehr gerne, aber diese fand ich nicht besonders interessant. Wenn man mich jetzt fragen würde, worüber die Geschichte ist, wüsste ich nicht, was ich sagen soll.

Der Typ ist anscheinend schon eine Weile in der Klinik, da er bereits mehrmals Ärger mit Andi hatte, aber erst jetzt wird ihm klar, dass er dorthin nie wieder zurückkehren möchte. Davor hat es ihm dort gefallen? Und will nicht jeder, der in der Psychiatrie ist, nie wieder dorthin? Das Ende finde ich zu banal.

Aber ich kann mir durchaus vorstellen, dass, wenn du die Geschichte etwas überarbeitest (ein bisschen mehr Handlung, vielleicht etwas Spannung, ein besseres Ende), wird sie sehr wohl lesenswert sein :)

Viele Grüße :)

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom