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Eingesperrt

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24.04.2003
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Eingesperrt

Deine Worte sind Sandburgen.

Aus kindlicher Begeisterung errichtete Festungen, die Stunden später von der Flut weggespült werden.

Es ist schwül mitten im Oktober, und dein Blick ein Schiff, das irgendwo im Raum Anker werfen will, damit es nicht in meine Richtung zu steuern braucht.

Früher haben wir oft geschwiegen. Doch das war eine andere Stille.
Eine schöne.

"Was hast du so gemacht", will ich wissen.
Augenblicklich ärgert es mich, wieder einmal den Anfang machen zu müssen.

Du nickst, als sei die Frage in seichten, unspürbaren Wellen durch dich geglitten und im Ozean dahinter ertrunken.

Als der Kellner die Getränke abstellt, kehre ich in die Realität zurück.
Es ist kalt und grau.

Ein Gewitter zieht auf über dem Meer.

Dann lächelst du, ohne mir dabei in die Augen zu schauen.

"Ich bin verlobt", sagst du.
Es klingt nach Vergessen. Als wäre man lieber jemand anderes.

Da ist kein Glück, keine Begeisterung.
Da ist nur die Feststellung, als hättest du beide Worte geprobt, um das Publikum zu beschwichtigen.
Wenigstens ein bisschen Applaus für die reine Tatsache, wenn man diese auch nicht glaubhaft darstellen kann.

Mehr nicht.

Die Frage, ob ich noch immer für dich empfinde, kommt mir jetzt dumm vor, und ich suche nach einem passenden Ausdruck.

Man findet immer dort, wo man zuletzt sucht, und so viel Zeit haben wir nicht.
Also schaue ich einfach, ohne zu wissen, wie es wirkt.

Du drückst die Zigarette viel zu lange aus. Du vernichtest sie geradezu.
Kurz denke ich, dass ich alleine am Tisch sitze.
Es wäre möglich.

Wir reden und reden, aber es fallen keine Sätze.
Eine Konversation, die auf Regeln beruht.

"Ich liebe dich", will ich schlussendlich sagen.
Aber ich sage es nicht.

Es tut gut, deine Hand zum Abschied zu spüren.

 
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Moi Cerb,

das kannst Du besser, glaube ich.

Mir gefallen schon einige Formulierungen und Bilder (die meisten außer Sandburg, weil die zu abgenutzt), aber mit der Formatierung tust Du dem Text keinen Gefallen. Das kommt mir vor wie bei vielen Erstpostern im Teenagealter, die jedem Satz - auch wenn er nicht viel sagt - mehr Gehalt geben wollen, indem sie ständig Absätze machen. Du bist schon so lange dabei, ich Neuhuhn sollte Dir das nicht sagen müssen.

Der Effekt ist der, daß es a) sehr aufgesetzt klingt, b) der Erzählfluß völlig verloren geht, c) das alles peinliches Pathos entstehen läßt, selbst wo die Sätze es gar nicht hergeben würden und d) man den Eindruck hat, hier wurde aus einer kleinen Skizze, einem Gedankenfetzen, eine KG gedreht.

Ein Absatz sollte nur gesetzt werden, wenn ein wichtiger Bruch angezeigt werden soll (oder Sprecherwechsel). Betont man jeden Satz, geht jegliche Betonung flöten, wie bei einem Text komplett in Fettdruck.

Dabei hat es ja Entwicklung und Handlung. Nur die Prots bleiben blass, weil die Beziehung/Nichtbeziehung, aus der sich das hier entwickeln soll, nicht definiert wurde, kein Teil des Textes ist. Das ist zu wichtig, um das der Phantasie/Interpretation des Lesers zu überlassen, weil sonst vom Text kaum was bleibt außer Stimmungen.

Es könnte sein (so lese ich es), daß der Prot einseitig verliebt ist, das seit Jahren (oder: vor Jahren, ohne Kontakt dazwischen) nicht geklärt/geäußert hat, und nun die Dame eine andere Entscheidung getroffen hat. Ebenfalls völlig unklar, ob die zwei jemals mehr als Freundschaft hatten, oder das alles sich in der Phantasie des Prots abgespielte - was sehr wichtig ist: Ist dies quasi eine zu späte Trennung, fast ein Verrat? Oder ist es nur so, daß der Prot endlich gezwungen wird, die Realität zu erkennen: daß die Frau ihn niemals als Partner in Erwägung gezogen hätte?

Problem hier ist, daß wir zwar viel darüber hören, wie der Prot für seine Emotionen Bilder findet, Allegorien, Vergleiche, aber nicht, wie wir Außenstehende diese einordnen sollen. Damit klingt es mehr wie ein hochdramatisierter Tagebucheintrag, aber nicht wie eine KG. Und wenn jemand nur sich selbst bemitleidet, finde ich das als Leser nicht interessant, sondern tendenziell nervig - denn ich möchte gern die Freiheit haben, die Sache mit meinen eigenen Augen sehen zu können. Und zusätzlich die Perspektive des Prots erfahren.

Fazit: Hübsche, auch durchaus poetische Bilder in schönen, kurzen Sätzen (ich mag sowas sehr gern), auch pointierte Beobachtungen kleiner Details. Läßt eine ganz eigene Stimmung entstehen, und bringt auch etwas von der Enttäuschung rüber. Die vielen Absätze sollten angeschlossen werden in herkömmlicher Satzfolge (ich will keine Vorschläge machen, weil Du besser weißt, was zu was gehören soll, und wo doch ein zwei Absätze reinmüssen); und irgendwo - muß ja nicht am Anfang sein - sollte man eine Idee bekommen, was der Hintergrund des ganzen Problems ist.

Ich breche hier mal ab, und gehe nicht im Text ins Detail, weil Du oft auf Komms nicht antwortest; und vllt die Texte irgendwie schon vergessen hast. Einige Eindrücke hast Du ja nu.

Herzlichst,
Katla

 

Hallo Katla und danke für deinen ausführlichen Kommentar.

Tja, was soll ich sagen. Die Absätze sind mir auch aufgefallen. Generell mache ich gerne welche, neige aber hin und wieder auch dazu, damit zu übertreiben.

Eigentlich hatte ich im Hinterkopf, dass die beiden einst zusammen waren, und sich nach längerer Zeit noch einmal treffen. Eine ähnliche Geschichte habe ich vor ein paar Jahren bereits geschrieben, aber anscheinend kam die Handlung dort besser rüber.
Hier sind es wohl tatsächlich zu viele Fragmente geworden. Der Text war zwar nur eine Fingerübung, aber das ist natürlich keine Entschuldigung für Unzulänglichkeiten im Inhalt.

Naja, zumindest haben dir ein paar der Bilder gefallen. Das ist ja wenigstens etwas.

Vielen Dank für deine umfangreiche Kritik. Auch, wenn es manchmal nicht so wirkt ... ich lese mir so etwas immer mehrmals durch und denke auch intensiv darüber nach.
Dass ich manchmal nicht auf Kommentare antworte ist eine schlimme Sache, an der ich schon seit Langem zu arbeiten versuche. Manchmal schiebe ich das so lange vor mir her, dass es mir nachher dann unangenehm ist, noch etwas dazu zu schreiben. Dafür kann ich mich nur erneut entschuldigen, und ich werde zukünftig versuchen, gleich zu antworten, damit ich es gar nicht erst vor mir herschiebe.

Grüße

Cerb

 

Hi Cerberus81,

ich kann mich Katla nur anschließen.

Es ist schwül mitten im Oktober, und dein Blick ein Schiff, das irgendwo im Raum Anker werfen will, damit es nicht in meine Richtung zu steuern braucht.
Auch wenn dir einige Bilder sehr gut gelungen sind, wie das oben stehende Zitat belegt, scheint das alles sehr zerfetzt und gar nicht flüssig. Mehr Eindruck, als Geschichte. Was die übermäßige "Absatzrate" betrifft, kann ich nur sagen, dass sich das Problem relativiert, wenn man die Kürze des Textes betrachtet. Wäre es eine tatsächliche Geschichte, ein langer Erzähltext, würde des Lesers Auge sterben.

Ansonsten:

Wenigstens ein bisschen Applaus für die reine Tatsache, wenn man diese auch nicht glaubhaft darstellen kann.
Da fehlt etwas.

Die Frage, ob ich noch immer für dich empfinde, kommt mir jetzt dumm vor, und ich suche nach einem passenden Ausdruck.
Ein Komma zwischen "empfinde, kommt"

Beste Grüße
M. Glass

 

Um mal gleich mein Versprechen mit dem sofortigen Antworten einzulösen ...

Hallo M. Glass :)

Da fehlt etwas.

Der Satz bezieht sich auf den Umstand, dass sie verlobt ist. Also Applaus für die reine Tatsache (der Verlobung).

Das Komma füge ich jetzt schnell noch ein. Man übersieht halt immer was.

Allerdings muss ich zu meiner Verteidigung sagen, dass ich bei einem längeren Text auch wirklich sehr viel weniger Absätze gemacht hätte.
Ansonsten sprichst du ja im Grunde wie gesagt auch die Punkte an, die Katla bereits erwähnt hat.
Da hab ich mich wohl einfach zu knapp und andeutend gefasst.

Auch dir vielen Dank für deinen Kommentar.

Gruß

Cerb

 

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