Eingeschränkt
Die kalte Luft ist auch an diesem Morgen bis ins unerträgliche gesunken. Im allgemeinen denkt man, dass dies wohl eines meiner geringsten Probleme bei der Bewältigung des Alltäglichen ist, doch dem ist nicht so. Unzählige Forscherstunden wurden in meine Haltbarkeit investiert, um am Ende doch festzustellen, dass nichts für die Ewigkeit bestimmt ist.
Doch auch diesen Tag werde ich hinter mich zu bringen wissen, da ich ja keine andere Wahl habe. Festgeschraubt und in Beton verankert, lebe ich ein trostloses, zweifarbiges Leben mit ständigen Aufs und Abts. Doch dies wäre bei weitem nicht das schlimmste, wenn mich nicht auch die Umwelt als störende und lästige Erfindung einer mobilitätsfeindlichen Kommune betrachten würde.
Nein! Es ist kein schönes Gefühl von vielen als Hindernis, Zeit- und Energieverschwender oder als Geschwindigkeitseinbuße verstanden zu werden. Tagtäglich bin ich den neuzeitlichen Fortbewegungsausdünstungen gnadenlos ausgesetzt. Der einzig treue Freund in dieser Lage ist ein zwei Meter hohes Blechschild, welches genau diesen Missstand klar aufzeigt und ihn sogar verbietet. Doch wen interessiert schon das Wohl ein ungeliebten Minderheit in Zeiten der von Scheuklappen und Egomanie.
Denke ich an meine Vorfahren zurück, so muss ich ohne Zweifel feststellen, dass sich unser Leben enorm verschlechtert hat. In Zeiten industrieller Revolution galten wir als Wahrzeichen der Modernität und Beginn der Globalisierung. Ohne uns wäre der reibungslose Transport lebenswichtiger Güter, niemals so reibungslos verlaufen, wie er es tat. Ja, so ist es!!
In Zeiten allgemeiner Privatisierungs- und Fusionswut gehören wir einer Organisation an, welcher diesen Prozess am wenigsten bewerkstelligen konnte. Aufgrund dieser Tatsache werden wir immer häufiger wegrationalisiert und durch rotblinkende Ungetüme ersetzt, deren Sicherheitsmerkmale jedoch gravierend zu wünschen übrig lassen. Aber wo keine Lobby, da keine Macht, so sage ich mir.
Zu guter letzt haben wir jedoch den Vorteil, dass wir in den meisten Fällen paarweise auftreten, wodurch wir ein gewisses Gemeinschaftsgefühl entwickeln konnten. Gleichzeitig beherbergt dieser Umstand jedoch auch einen entschiedenen Nachteil. Das Problem vom Neid am Arbeitsplatz sollte eigentlich jedem Vertraut sein und macht auch vor unserer Branche keinen halt. Hat man das Pech einen Partner zu bekommen, dessen Wellenlinien die eigenen kreuzen, so hat man ein enormes Problem: ein Arbeitsplatzwechsel ist bei uns nahezu unmöglich und hat, wenn man ihn überhaupt durchsetzen kann, einen sofortigen Karrierestopp zur Folge. Und wer will dies in Zeiten allgemeiner Konjunkturflaute schon.
Ich könnte ihnen noch so vieles mehr aus meinen Leben erzählen doch die Arbeit ruft.
Wäre nur nicht diese kalte Luft heute... ja ja das harte Leben einer Bahnschranke.