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Einfach nur glücklich sein
Einfach nur glücklich sein
Ich kauerte in einer stinkenden Ecke dieses dreckigen, schäbbigen Zimmers.
Meine Augen klebten an der Tür, weit weg von mir, aber doch bedrohlich nah. Mein Gehirn raste vor Anstrengung, aber doch konnte ich keinen Gedanken fassen und ihn wirklich realisieren. Ich begriff das alles nicht.
Die Tür ging auf und Sara stand im Raum, meine Schwester, meine geliebte Schwester. Von dem Sonnenschein der Familie zu meinem Grauen gewandelt. Sie beugte sich zu mir und gab mir einen Teller voll Suppe.
„ Sara, was tust du mit mir, warum?“, fragte ich und suchte nach Sara’s Blickkontakt. Als ihre Augen endlich die meinen traf, lief mir ein eiskalter Schauer den Rücken runter. Das waren nicht die klaren blauen Augen, die ich aus meiner Kindheit her kannte. Die Augen eines fröhlichen Mädchens, das alle mit ihrem Charme begeisterte. Ich sah in die Augen einer Bessenen, einer von Hass Bessenen. Einer Verrückten, meiner Schwester.
„ Sei ruhig, Fiona.“, fuhr sie mich an. Aber ich wollte nicht still sein, nicht in dieser Ungewissheit ersticken.
„ Wo ist Paul?“, suchte ich erneut nach Antworten und bei dem Gedanken an meinen Sohn schnürte es mir die Kehle zu und die Tränen schossen in meine Augen. Sara schubste mich unsanft zurück auf den harten Steinboden.
„ Heul nicht, du dumme Trine! Paul geht es gut. Er wird es besser bei mir haben.“ Sara erhob sich und ging zur Tür.
„ Was ist nur aus dir geworden Sara?“, fragte ich noch und Sara hielt inne. Sie drehte sich zu mir um. Ihre Hände bebten vor Wut und ihre Augen verrenkten sich zu kleinen Schlitzen. Sie kam zurück zu mir und beugte sich über mich. Ich konnte es nicht verhindern, reflexartig
wich ich zurück und drückte mich noch fester an die Wand.
„ Du hast immer alles bekommen Fiona. Du hast einen Mann gefunden, der dich wirklich liebt. Und dich nicht auf der Hochzeit sitzen lässt. Du hast ein Kind geboren. Ich hab meins in der Nacht der Geburt verloren. Aber hast du einmal nach mir gesehen? Nein! Du hast nur dein Glück gesehen. Es geschieht dir Recht, dass nicht alles so glatt läuft, wie es bisher immer lief in deinem Leben!“, antwortete sie mir bitter.
„ Sara bitte, lass mich und Paul gehen. Das hat doch alles keinen Sinn!“, flehte ich sie an, aber Sara lachte nur verächtlich.
„ Fiona, Fiona. Du warst schon immer zu naiv. Wenn dein Mann von seiner Geschäftsreise wieder nach Hause kehrt, werde ich ihm sagen, du wärst abgehauen. Mit deinem Geliebten. Und hättest Paul bei mir gelassen. Und dann werden wir glücklich sein. Dein Mann Sebastian wird meiner sein!“ Sara’s Augen sahen mich klar und glänzend an.
„ Du bist doch verrückt!“, schrie ich.
„ Vielleicht, aber wen kümmert das schon?“ Sara drehte sich um und ging. Ich versuchte mich aus meinen Fesseln zu lösen. Aber es war unmöglich. Ich war fest an die Heizung gebunden. Ich konnte mich nicht mehr beherrschen. Ich weinte und schrie verzweifelt nach Hilfe. Mein Herz zeriss in innerlichen Schmerzen. Ich sah nichts mehr. Vor meinen Augen bildete sich ein Schleier aus Tränen. Und dann wurde alles schwarz.
„ Fiona! Wach auf, bitte.“
Langsam drang eine Stimme in mein Bewusstsein. Ich schlug die Augen auf, aber als das Licht meine Augen traf und sie schmerzvoll brannten, schloss ich sie schnell wieder.
„ Wo bin ich?“, brachte ich qualvoll hervor. Mein Kopf hämmerte vor Schmerzen.
„ Im Krankenhaus. Schatz, es ist alles gut.“ Ich kannte die Stimme, Sebastian! Ruckartig schreckte ich hoch. Aber der Schmerz in meinen Kopf ließ mich zurück in die Kissen gleiten. Ich fand die Kraft meine Augen zu öffnen und in das Gesicht meines Mannes zu blicken, der mich liebevoll ansah. Doch erneut durchzuckte mich der Schreck.
„ Wo ist Paul? Und Sara und wie habt ihr mich gefunden? Sebastian,was ist geschehen?“
Sebastian drückte meine Hand.
„ Es ist alles in Ordnung. Als ich von der Geschäftsreise nach Hause kam, sagte mir Sara du wärst mit deinem Geliebten abgehauen. Ich glaubte die Geschichte nicht. Zwei Tage hab ich mit gespielt, dann bin ich zur Polizei gegangen. Die haben dich im Keller des Nachbarhauses gefunden. Du weißt schon, dass was leer steht. Sara wollte flüchten, aber die Polizei hat sie gefasst. Ihr droht eine lange Gefängnis Strafe. Paul geht’s gut. Mach dir keine Sorgen.“
Mir war schlecht. Es drehte sich alles. Ich brachte mühevoll die nächsten Worte heraus.
„ Sebastian, warum hat Sara das getan?“ Sebastian schwieg einen Moment, dann sagte er leise.
„ Fiona ich weiss es nicht, sie hat mir nur gesagt, alles was sie je wollte ist einfach nur glücklich sein.“
So ich hoffe euch hat die Geschichte gefallen. Es ist meine erste auf kurzgeschichten.de.