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Einfach nur frei sein...

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31.03.2003
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Einfach nur frei sein...

Es war heiß, die Sonne stand fast senkrecht über dem südländischen Himmel. Für seine Begriffe viel zu heiß. Die große Hitze trieb ihn langsam die Strandpromenade entlang, bis er unter einem großen Sonnenschirm stehen blieb. Er blieb einfach stehen, als ob er auf etwas wartete. Desinteressiert, ohne den fröhlichen Menschen um ihn herum zuzuschauen.
Nein, es war eher das Gegenteil, er ignorierte sie, als könne er diese Welt hier einfach nicht verstehen.

Auf der Straße drehte gerade ein Urlauber in einem gemieteten Cabrio seine Runden. Rechts war ein älterer Herr, der aufgeregt versuchte, Frauen in seine Boutique zu locken. Kinder, die lachend durch die Gegend rannten, ihren Eltern zuwinkten, um ihnen die neue Sandburg zu zeigen, die sie gerade erst erbaut hatten. Eine Gruppe Senioren bewegte sich den Strand entlang. Auffällig war der Herr in der Mitte, der nur mit Badeshorts und einer dicken Sonnenbrille bekleidet war und dessen Latschen beim Schleifen über den Boden ein störendes Geräusch erzeugten. Durch seinen schleichenden Gang wühlte der Herr den Sand so auf, dass die ältere Frau vor ihm den ganzen Staub in ihren Kleidern spürte und ertragen musste. Sie schienen verheiratet zu sein, denn die merkwürdig gekleidete Frau mahnte ihn: „Ach jetzt lauf doch mal grade! Und du musst dich auch noch eincremen, sonst jaulst du heute Abend wieder herum, dein Sonnenbrand wäre ja so furchtbar...“ Nun rannten schon wieder zwei kleine Kinder an ihm vorbei, ein fröhliches Grinsen auf ihren Gesichtern, und Muscheln in ihren kleinen Eimern tragend.

Aber lassen wir das, kehren wir lieber wieder zu unserer unauffälligen Gestalt zurück, die sich noch immer im Schatten des Schirmes versteckte. Die ganze Umgebung hier war ihm so fremd. Angewidert von all der Freundlichkeit zog er sich jedoch nun in eine Seitengasse zurück. Sofort, als er um die Hausecke trat, fühlte er sich frei. Die kalten, grauen, ungestrichenen Wände gaben ihm ein Gefühl von Ruhe, dauerhaftem Frieden . Er dachte sofort, hier könne er bis zum Sonnenuntergang ausharren, abgeschottet von dem normalen Leben und dem alltäglichen Glück, das er so zu hassen schien. Sein Blick schweifte nun auf ein verrostetes Fahrrad, welches in einer Nische stand. Dass es einmal grün gewesen war, konnte man nur noch erahnen; Farbe war nur noch in kleinen Pigmenten vorhanden. Auf dem Lenker hing ein altes Badetuch. Alles sah so aus, als ob sich hier seit zwanzig Jahren nichts verändert hätte. Bei längerem Nachdenken entwickelte er geradezu Neid gegenüber dem Fahrrad. Denn dieses schien hier in diesem unberührten, finsteren Eck den ewigen Frieden gefunden zu haben, den er sich doch selber so erhoffte.

Sein Körper zerriss innerlich, sein Herz blutete, doch er konnte schlecht irgendwelche Pflaster auf seine Wunden kleben. Dies alles war für den äußeren Betrachter nur bedingt sichtbar. Tief im Inneren hoffte er, jemand würde seinen Schmerz spüren, ihm sagen wohin ihn seine Wege in Zukunft führen würden. Hätte ihm jemand gesagt, am anderen Ende der Welt wartet die erhoffte Freiheit, er wäre sofort losgerannt. Egal wie lange und wie weit, immer sein Ziel vor Augen. Doch das war sein größtes Problem. Ziel? Er hatte keins, nur den Wunsch nach der inneren Ruhe, und diesen konnte ihm hier niemand erfüllen.

Er blickte in den blauschwarzen Himmel. Wie lange hatte er hier gestanden und nachgedacht? War es nun Mitternacht, vielleicht noch später? Es war ihm gleichgültig, Hauptsache die Dunkelheit umhüllte ihn wie ein Schleier. Er wollte nicht gesehen werden. Trotzdem riss er allen Mut zusammen und trat nun langsam aus der Gasse heraus, schaute auf die Sterne, den Mond und die Möwen, die am Himmel kreisten, und ihr typisches Krächzen von sich gaben.

Die Straßen waren nun still, einsam, leer. Langsam, mit einem Gefühl von Freiheit, verließ er die Einkaufsstraße und bewegte sich in Richtung Süden den Strand entlang. Es war kein Schlendern, kein Laufen. Eher ein motorisiertes Fortbewegen. Er dachte nicht nach, er ging einfach so, irgendwohin in die Ferne.

Es gibt häufig schon merkwürdige Dinge, die man einfach tut, ohne es eigentlich zu wollen. Ich habe schon selten verrückte Leute gesehen, die in ihren Handtäschchen kramen, dies allerdings nicht weil sie etwas suchen, sondern nur des Kruschens wegen. Ich frage mich dann immer, wie diese nur glauben können, alle anderen würden ihre Kruschsucht nicht bemerken. Dabei fällt doch sowas wirklich sofort auf, wenn jemand mehr in seiner Tasche sucht, als eigentlich drinnen sein kann. Meistens ist das dann der Fall, wenn man sich irgend etwas entziehen möchte. Und um das Problem zu umgehen, oder was weiß ich zum Teufel, verstecken sie sich eben in ihrem Gepäck.

Ihm ging es genauso. Er wollte einfach niemanden um sich haben, bewegte sich wie eine Maschine weg von den Menschen. Leise Rufe aus der Stadt; Er drehte sich nicht um, er dachte nichts und fühlte nichts. Er lief einfach immer weiter. Gleichmäßig, träge, ruhig, gradlinig. Wer gab ihm den Weg vor? Das wird wohl das größte Geheimnis bleiben, denn er bewegte sich so sicher. Er kannte die Umgebung hier überhaupt nicht. Er wollte auch nichts mit dieser Gegend zu tun haben. Aber trotzdem: Irgend ein innerer Kompass wies ihm den Weg.

Doch da kam er wieder zu Verstand, stand mitten auf dem sandigen Boden, dachte sich was er hier wollte. Er war schon relativ weit entfernt von den Häusern und Buden, Geschäften und Kneipen, Cafe´s und Restaurants. Vor ihm bildeten spitze Felsformationen gefährliche Klippen. Unter ihm die Gischt, welche an die rauen Felsen schlug. Der Boden war allerdings noch relativ staubig; Gestrüpp, welches aus den Felswänden hervorwuchs; Und irgendwo dort ganz am andern Ende, weit hinter ihm, war die Stadt. Die Lichter leucheten noch dort in der Ferne. Und trotz des Meeres, welches hier eigentlich so einen unglaublichen Lärm veranstaltete, trotz der Seevögel die über dem Himmel kreisten und ihre schrecklichen Töne von sich gaben. Trotz alledem lag eine so unglaubliche Stille über diesem Ort, daß er bald nicht einmal mehr wagen konnte nach Luft zu schnappen.

Es muss an der Einsamkeit gelegen haben, und an der menschenleeren Umgebung, das er sich hier so wohl fühlte. Es war schon spät, sehr spät. Er beschloss daher die Nacht über hier zu verbringen. Er legte sich nieder und dachte noch ein wenig nach. Über die Welt, das Universum, den Sinn des Lebens. Doch umso länger er darüber nachdachte, umso sinnloser wirkte dies alles für ihn. Eine Möwe setze sich neben ihm nieder. Und in diesem Moment geschah etwas merkwürdiges. Er wünschte sich so sehr die Einsamkeit, hatte so oft schon Hass auf Wesen gehabt, die ihm diese nehmen mussten. Doch gegen keine Gabe dieser Welt hätte er in diesem Moment die Möwe weggewünscht. Er verhielt sich also ganz leise, um sie nicht zu verjagen, und schlief so auch nach kurzer Zeit ein....."

 

Hallo weedi!

Herzlich willkommen auf kg.de! :)

Die Geschichte, die Du uns zum Einstand präsentierst, hat mir ganz gut gefallen. :thumbsup:
Wie Dein Protagonist die Stille sucht und wie Du das anhand seiner Umgebung zeichnest, ist Dir für mein Empfinden gut gelungen.
Auch, wie er am Schluß abgeschieden von allen anderen Menschen die Stille findet und dann doch froh ist, nicht ganz einsam zu sein, finde ich sehr schön.

Woran Du stilistisch etwas feilen könntest, sind die Satzanfänge, Du beginnst sehr gerne mit "Doch", "Und", "Er" und "Es", wie etwa ganz besonders im letzten Absatz.


Ein paar kleine Anmerkungen hab ich noch - korrigieren kannst Du mithilfe des "Bearbeiten"-Button rechts unter Deiner Geschichte:

"den ganzen Staub in ihren Kleidern spührte"
- spürte

"als ob sich hier seid 20 Jahren nichts verändert hätte"
- seit zwanzig Jahren

"doch er konnte schlecht irgendwelche Pflaster auf seine Wunden kleben"
- finde ich nicht zum Stil passend

"Es war ihm gleichgültig, hauptsache die Dunkelheit"
- Hauptsache

"Es war kein schlendern, kein laufen"
- kein Schlendern, kein Laufen

"Es gibt haüfig schon merkwürdige Dinge"
- häufig

"sondern nur des Kruschens wegen"
- ich nehme an, Du meinst "des Kuschens wegen" (ein r zuviel)

"oder was weis ich zum Teufel"
- weiß

"Gleichmäsig"
- Gleichmäßig

"das er bald nicht einmal mehr wagen konnte nach Luft zu schnappen"
- daß

Insgesamt hat mir Deine Geschichte gut gefallen. :)

Alles liebe,
Susi

 

hi, danke für den willkommensgruß :) isn nettes board hier und viele geschichten hier gefalen mir echt gut

hab mal begonnen meine zu überarbeiten, und es werden auch weitere folgen.

der vogel am ende in der geschichte soll nur ausdrücken, das ganz egal wie allein Du sein möchtest, Du Dir innerlich doch immer eine person an Deine seite wünschst die Dir halt gibt ;)

bye, marcel

 

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