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Eines Nachts um halb zwei

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17.04.2007
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Eines Nachts um halb zwei

Mit vor Müdigkeit brennenden Augen hatte ich Mühe, wach zu bleiben. Katja auf dem Fahrersitz konzentrierte sich auf die nächtliche Straße. Ich sehnte mich nach der Gemütlichkeit meines Zuhauses.
"Du kannst auch bei uns übernachten", schlug sie zum zweiten Mal vor. Ich zog es in Erwägung, denn es bedeutete eine kürzere Fahrtzeit und dass ich somit schneller meinen Schlaf bekommen würde, doch ich sehnte mich zu sehr nach dem eigenen Bett, um anzunehmen.
"Danke. Setz mich einfach hier an der S-Bahn-Station ab."
"Bist du sicher?" Sie schlug den Weg in die Straße vor der Bahnstation ein. "Mir ist nicht wohl dabei, dich hier alleine stehen zu lassen."
Ich unterdrückte ein Lachen. "Mir passiert nichts. Hier ist doch niemand." Es war ja keiner da, um mich zu überfallen.
"Ja, eben", erwiderte sie in eigener Logik. "Möchtest du hier im Auto warten, bis der Zug kommt?"
Wenn ich schon unbedingt nach Hause wollte, konnte ich es nicht über mich bringen, sie von ihrem eigenem Heim fernzuhalten. "Nein, danke."
"Dann schreib mir wenigstens eine SMS, wenn du heil zu Hause angekommen bist, damit ich ruhig schlafen kann."
Von mir aus. Ich versprach es und stieg aus, winkte zum Abschied, dann suchte ich den Fahrplan und wartete auf den Zug. Es war fast leer, nur auf dem anderen Bahnsteig saß ein Mann, der mit seinem Smartphone beschäftigt war und mich nicht beachtete. Kein Grund zur Sorge.
Ein junges Paar kam durch den Bahnhof heran, das in einen Streit verwickelt war. Er verlangte: "Gib mir den Schlüssel!"
Sie erklärte: "Ich habe den Schlüssel nicht."
Er wiederholte.
Sie wiederholte.
Die Müdigkeit verflog, als ich ihre Auseinandersetzung verfolgte. Würde der Streit eskalieren? Es wäre meine Pflicht, einzugreifen, doch schon bei dem Gedanken daran, wie ich einschritt und fragte, warum er glaubte, sie hätte seinen Schlüssel, stieg mein Puls. Wenn sie um Schlüssel stritten, mussten sie einander gut kennen. Ich sollte mich nicht einmischen.
Sie bewegten sich durch die Unterführung zum anderen Bahnsteig. Dort wurden sie lauter: "Gib mir endlich den Schlüssel!"
"Ich habe ihn nicht, ich habe nur den Schlüssel von meinen Eltern."
Das Mädchen klang den Tränen nahe.
Jeden Moment konnte es nötig werden einzugreifen, doch ich war so weit weg auf meinem Bahnsteig, ich wäre nicht rechtzeitig da. Der Mann dort ist viel näher, er sollte was tun. Aber er saß weiterhin ungerührt an seinem Platz. Das bedeutete wohl, dass er keine Notwendigkeit sah, dass die Situation im Rahmen war, also sollte ich auch nichts unternehmen.
Es wurde ruhig. Das Paar setzte sich auf eine Bank, weit entfernt von dem anderen Mann. Der Junge redete beruhigend auf das Mädchen ein.
Na also, es war wieder alles in Ordnung, es gab keinen Grund zur Sorge. Dies würde eine ereignislose Heimfahrt werden wie jedes Mal. Viele Paare stritten sich, ohne dass irgendwas passierte.
Kurz darauf erhoben sie sich und stiegen Arm in Arm die Treppe hinunter in den Bahnhof. Sie kamen im Gang vorbei, das Gesicht des Mädchens verzerrt von Kummer und Anspannung. Sie waren bestimmt genauso müde wie ich, da lagen die Nerven manchmal blank, verständlich. Morgen sieht die Welt wieder anders aus.
Aus den Gedanken an das warme Bett riss mich der panische Schrei des Mädchens. Ich stürmte ihnen nach - es lag doch an mir, Zivilcourage zu zeigen.
In der Parkbucht liefen die beiden um die Säulen des Vordachs herum, der Junge hinter dem Mädchen her, das rückwärts vor ihm davonwich und verlangte: "Lass mich in Ruhe!" Dabei warf sie die Arme nach vorne, als wollte sie ihn wegstoßen.
Außerdem waren der Taxifahrer und eine ältere Frau gekommen. Ich war nicht alleine. Vielleicht konnte ich ihnen den Einsatz überlassen und mich zurückziehen.
Der Junge hob beschwörend die Hände, aber schrie sie an, während er hinter ihr herkam: "Lass nach Hause gehen, Schatz, lass uns einfach nach Hause gehen!"
Ein Taxi stand in der Parkbucht links von mir, die Front in meine Richtung. Der Taxifahrer näherte sich den Jugendlichen von einer Seite, eine ältere, dicke Frau von der anderen, um die beiden zu trennen. Der Taxifahrer befahl dem Mädchen, in den Wagen zu steigen. Sie setzte sich auf den Beifahrersitz, während sich die Erwachsenen mit dem Jungen beschäftigten. Das Mädchen ließ die Tür weit offen stehen.
Halb erleichtert zogen meine Gedanken zurück zum Zug, der bald kommen musste. Auch ohne mich war alles gut gegangen. Es war nicht nötig, mich in Gefahr zu bringen, um mich zu beweisen - vielleicht nächstes Mal. Ich war theoretisch bereit, aber es musste ja nicht heute sein.
Ein Aufschrei. Der Junge lief los, hinten um das Taxi herum zur offenen Beifahrertür. Begann, mit beiden Händen auf das Mädchen einzuschlagen.
Plötzlich gab es nur noch mich, mein Einsatz. Ich war am dichtesten dran, stürmte auf den Jungen zu, um die Beifahrertür herum. Sah mich, wie ich ihn von dem Mädchen wegzog, von hinten an der Nase. Ich wollte keine Rache, er sollte nur aufhören.
Doch bevor ich ihn erreichte, ließ er von dem Mädchen ab. Einen Schritt von dem Taxi entfernt streifte er meine Jacke und ich ließ ihn ziehen ohne nach ihm zu greifen. Zwei Sekunden lang hätte ich ihn festhalten können, bevor die Erwachsenen ihn erreicht und in die Mangel genommen hätten. Aber nein, so genügte es mir. Ich sagte dem weinenden Mädchen, es sei in Sicherheit, dann schloss ich endlich die Tür. Der Junge flüchtete die Straße hinunter.
Der Taxifahrer griff ein Telefon, um die Polizei zu rufen.
Ich fragte, ob ich bleiben solle, ob sie meine Zeugenaussage brauchten oder so. Die Frau fragte: "Wozu? Er ist doch weg."
Sie öffnete wieder die Beifahrertür und begann auf das Mädchen einzureden. "Das ist mein Freund", antwortete dieses schluchzend.
Meine Aufgabe war damit erfüllt und ich ging zurück zum Bahnsteig. Mein Zug kam zehn Minuten später. Was für eine Nacht!
Zu Hause angekommen schrieb ich Katja eine SMS, dass ich heil angekommen war. Den Vorfall verschwieg ich ihr, sonst würde sie mich nie wieder nachts alleine an einer Haltestelle mitten im Nirgendwo stehen lassen.
Das war doch ganz gut gelaufen. Ich hatte diese Lebensprüfung bestanden und gezeigt, dass ich mutig genug war, in Notsituationen einzugreifen.

Doch als ich meinem Vater die Geschichte erzählte, fuhr er auf: "Was hast du getan?" Vor Verblüffung brachte ich kein Wort heraus, also setzte er eine Erklärung nach. "Du hättest dem Kerl eine Lektion erteilen sollen, damit er das nicht wieder macht. Du hättest der Gesellschaft einen Dienst erwiesen. Wenn er das nächste Mal ein Mädchen schlägt, ist es deine Schuld."
Ich nahm seine Worte ernst und mir eröffnete sich eine neue Sichtweise auf die Dinge zusammen mit der Erkenntnis: Vielleicht bin ich zu nett und Einsatz alleine reicht nicht.

 

Hallo @Jellyfish

Um ein Uhr nachts fuhren wir zu zweit im Auto.
Im Zusammenhang mit der Überschrift finde ich diese doppelte Nennung der Zeit sehr ungeschickt.

Meine Augen brannten vor Müdigkeit, doch ich hätte vor Aufregung ohnehin nicht schlafen können.
Das wäre ein besserer erster Satz.

Ich rückte die Umhängetasche auf meinem Schoß zurecht, in welcher sich ein langes, schwarzes Abendkleid befand. Kaum zu glauben, ich hatte überlebt - mein Charakter hatte überlebt, und das so knapp.
Hier kommt etwas Spannung auf - ich wollte schon irgendwie wissen, was das für ein Spiel war.
Wunderbar, was für ein Spaß, im Nachhinein betrachtet.
Schade, ich hätte da gern gelesen, warum das so ein Spaß war.
Im Moment selbst hatte voller Angst Karas Ende entgegen gesehen.
An dem Satz ist was kaputt. Ich hab ihn nicht verstanden.
OT hieß: Sie hätte den Comic in der Wirklichkeit ihrer Freundin gezeigt, doch diese hatte bereits im Spiel darauf reagiert. Es war nicht mehr zurückzunehmen.
Schön, dass du OT erklären willst. leider hab ich die Erklärung nicht verstanden.

Katja schüttelte den Kopf. Das warf ja meine Pläne um.
Was für Pläne?

Sie waren in einen Streit verwickelt, leicht aufgebraust, aber noch kontrolliert.
Woher wusste sie, was noch kontrolliert ist bei den beiden?
Er verlangte: "Gib mir den Schlüssel."
Sie erklärte: "Ich habe den Schlüssel nicht."
Er wiederholte.
Sie wiederholte.
Das fand ich gut, das es um etwas banales ging. Eigentlich um Fakten, die sich nicht ändern lassen, aber beide einfach nur wiederholen.

Erst entkam mein Charakter knapp seiner Hinrichtung. Jetzt, ich, hier, echt? Wurde es Wirklichkeit?
Das ist ja eigentlich das, was du vermitteln willst: die Surrealität im realen Leben. Das ist ein schwieriges Ziel. So knapp wie du es hier formulierst, kommt es zumindest bei mir nicht an. Ich kann das nicht nachfühlen.

Der Junge hob beschwörend die Hände. "Lass nach Hause gehen, Schatz, lass uns einfach nach Hause gehen!"
Das passt nicht zu ihm. Er will den Schlüssel und versucht einzulenken?

Das Mädchen ließ die Tür weit offen stehen und ich fragte mich, ob ich hingehen und sie schließen sollte.
Das wird ihre Heldentat?
Ein Aufschrei. Der Junge lief los, um das Taxi herum. Begann, mit beiden Händen auf das Mädchen einzuschlagen.
Ich kann mich nicht so richtig vorstellen, wie er sie haut, wenn sie im Wagen sitzt und er drum rum rennt.
Plötzlich kollabierte die Zeitlinie. Es gab keine Vergangenheit mehr, keine Zukunft, nur noch das Hier und Jetzt.
Den Ansatz, die Gedankenwelt mit der Realität zu mixen finde ich spannend. Leider kam bei mir weder die reale Szene spannend, noch Ihre Vorstellung nachvollziehbar rüber. So dass ich mich im Groben Robs Kommentar anschließe und hoffe, meine Detail-Ausführungen erklären das etwas.

Viele Grüße
Pantoholli

 

HI @Jellyfish,

die Verknüpfung von Rollenspiel und Realität finde ich eine gute Idee, aber so richtig überzeugend finde ich deine Geschichte leider nicht.

Am Anfang erzählst du sehr viel und erklärst:

OT hieß: Sie hätte den Comic in der Wirklichkeit ihrer Freundin gezeigt, doch diese hatte bereits im Spiel darauf reagiert. Es war nicht mehr zurückzunehmen.
Wem erklärt die Erzählerin das denn? Das ist ein offensichtliche Leserinfo, die den Lesefluss ganz schön stört.

Ich würde den Rückblick auf die Spielszene stark vereinfachen, so dass auch ein Leser, der so etwas nicht liest, trotzdem versteht.
Mir dauert dieses Gespräch zwischen den Freundinnen außerdem zu lang. Wohin geht diese Geschichte, frage ich mich und werde ungeduldig.

Dann schreib mir wenigstens eine SMS, wenn du heil zu Hause angekommen bist, damit ich ruhig schlafen kann.
Wann spielt diese Geschichte, dass man sich noch SMS schreibt?

Der Wagen fuhr raus, ich winkte zum Abschied hinterher, dann suchte ich den Fahrplan.
Okay, scheint etwas her zu sein, sonst hätte man den Fahrplan schon längst online überprüft.

Ein schmächtiger Schwarzer mit Käppi und Ziegenbart und ein Mädchen mit langen, blonden Haaren in einer braunen Lederjacke.
Ich frage mich, warum die Hautfarbe hier relevant ist und ärger mich darüber, dass der böse gefährlich Mann mal wieder ein Schwarzer ist.

Sie waren in einen Streit verwickelt, leicht aufgebraust, aber noch kontrolliert.
Du könntest hier mehr zeigen, anstatt nur zu erzählen. Mich würden auch die Emotionen und Reaktionen der Protagonistin interessieren.

Er wiederholte.
Sie wiederholte.
Wiederholten sie wieder und wieder
Das ist glaube ich klar geworden. :D

Ich fragte mich, ob ich eingreifen sollte, fragen, warum er dachte, sie hätte seinen Schlüssel. Aber wenn sie um Schlüssel stritten, dann konnten sie keine Fremden sein. Ich vermutete, dass sie in einer Beziehung standen.
Du schreibst aus der Ich-Perspektive, da kannst du viel direkter schreiben:
Ob ich besser eingreifen sollte? Wahrscheinlich nur ein Beziehungsstreit, sonst würde er nicht nach dem Schlüssel fragen. Ganz normal, kein Grund sich einzumischen.

Wiederholten sie wieder und wieder - der Streit drehte sich im Kreis, heizte sich auf, wurde lauter.
Das dreht sich tatsächlich im Kreis und ist auch nicht sonderlich spannend zu lesen. Entweder würde ich eine stärkere Entwicklung reinbringen oder einiges wegelassen und die relevanten Stellen erwähnen.

Erst entkam mein Charakter knapp seiner Hinrichtung. Jetzt, ich, hier, echt? Wurde es Wirklichkeit?
Diese Verbindung zum Anfang kommt viel zu unvermittelt. Da würde ich mir schon zwischendurch immer wieder Verbindungen wünschen.

Plötzlich kollabierte die Zeitlinie. Es gab keine Vergangenheit mehr, keine Zukunft, nur noch das Hier und Jetzt.
Ich versteh was du sagen willst, die Beschreibung finde ich in dem Moment aber etwas drüber und auch zu weit weg von der Protagonistin. Ich würde versuchen, mehr bei ihr und ihren Wahrnehmungen zu bleiben.

Mhh, irgendwie ist mir nicht klar, was du erzählen willst.

Es geht um:
- Rollenspiele: die kommen aber irgendwie nur kurz vor und erfüllen keine Zweck.
- Angst von Frauen, die Nachts alleine unterwegs sind: Darauf gehst du aber auch nicht wirklich ein. Die Szene hätte auch tagsüber spielen können.
- Gewalt in Beziehungen: Man bekommt sehr wenig von dem Pärchen mit, kann nicht nachvollziehen, was da passiert. Eigentlich streiten die beiden nur, und dann schlägt der Typ einfach auf sie ein?
- Hilfeleistung: Die Zwickmühle, wann man sich in fremde Probleme einmischen soll und dass man eher zu zu viel Zurückhaltung neigt, weil man ja niemanden umsonst belästigen will, das Thema streifst du leider auch nur.

Ich habe das Gefühl, du müsstest da etwas ausmisten und das was dir wichtig ist ausbauen. So ist das leider von allem etwas wenig und lässt mich ratlos zurück.

Liebe Grüße,
Nichtgeburtstagskind

 

Hallo @Rob F,

danke für deine Einschätzung, jetzt sehe ich das auch.

Mir gefällt die Idee, den Rollenspielhintergrund auszubauen und ich habe den Text nun mit Hinweisen darauf gespickt. Es wirkt wohl immer noch knapp und distanziert, aber ich finde es nun etwas interessanter.

Hallo @pantoholli,

danke für deine Anregungen. Ich habe den Anfang etwas umgeschrieben.

Hier kommt etwas Spannung auf - ich wollte schon irgendwie wissen, was das für ein Spiel war.
Schade, ich hätte da gern gelesen, warum das so ein Spaß war.
In der Tat habe ich die Erklärungen dazu vor dem Posten gelöscht, weil mir das zu viel Tell war und die Details für den weiteren Verlauf nicht relevant. Ich muss feststellen, dass die Vorgeschichte umfangreich genug ist für eine eigene Geschichte, daher kann ich es hier nur andeuten.

Schön, dass du OT erklären willst. leider hab ich die Erklärung nicht verstanden.
Ich habe nun den Begriff OT gestrichen. Fall es dich interessiert, hier nochmal eine ausführliche Erklärung, die ich für die Überarbeitung geschrieben hatte, bevor ich mich entschieden habe, das komplett wegzulassen.

IT - Was im Spiel pasiert. OT - Was in der Wirklichkeit passiert. Wenn man unbeabsichtigt stolpert und hinfällt, das Gelächter des ganzen Hofes produziert, kann man nicht einfach eine Auszeit einläuten und festlegen: "Das ist jetzt nicht passiert." Die Spieler sind nur Menschen, können ihre Erinnerungen und somit die ihrer Charaktere nicht löschen und nur schwer so tun, als hätten sie nichts gesehen.

Was für Pläne?
Auf das Rollenspiel bezogen. Ich habe den Satz nun gestrichen, aber falls es dich interessiert: Kara ist naiv und sollte so tun, als wäre es ein Versehen von Max gewesen. Aber wenn es wirklich ein Versehen war, geht der Aspekt verloren, dass da jemand ist, der vielleicht beim nächsten Spiel wieder versucht, sie umbringen zu lassen.

Das ist ja eigentlich das, was du vermitteln willst: die Surrealität im realen Leben. Das ist ein schwieriges Ziel. So knapp wie du es hier formulierst, kommt es zumindest bei mir nicht an. Ich kann das nicht nachfühlen.
Ich habe auf deine und Robs Anregungen hin den Rollenspielaspekt ausgebaut.

Ich kann mich nicht so richtig vorstellen, wie er sie haut, wenn sie im Wagen sitzt und er drum rum rennt.
Die berühmte Betriebsblindheit. Ich sehe es doch vor meinem geistigen Auge ganz deutlich, warum die Leser nicht? Nun wird das deutlicher beschrieben.

Hallo @Nichtgeburtstagskind,

danke für deine Sichtweise.

Wem erklärt die Erzählerin das denn? Das ist ein offensichtliche Leserinfo, die den Lesefluss ganz schön stört.
Und eigentlich unnötig. Habe ich nun komplett rausgenommen.

Ich würde den Rückblick auf die Spielszene stark vereinfachen, so dass auch ein Leser, der so etwas nicht liest, trotzdem versteht.
Mir dauert dieses Gespräch zwischen den Freundinnen außerdem zu lang. Wohin geht diese Geschichte, frage ich mich und werde ungeduldig.
Der Anfang ist nun gekürzt und die Hinweise auf das Rollenspiel später eingestreut.

Wann spielt diese Geschichte, dass man sich noch SMS schreibt?
2018. In meinem Umfeld hat sich Whatsapp erst mit Corona 2020 stark ausgebreitet, doch ich habe noch immer Freundinnen, mit denen ich SMS austausche.
Auch bezüglich des Fahrplans. Ich könnte Whatsapp und Smartphone draus machen, aber wozu? Würde das irgendeinen Leser glücklich machen?

Ich frage mich, warum die Hautfarbe hier relevant ist und ärger mich darüber, dass der böse gefährlich Mann mal wieder ein Schwarzer ist.
Ich fühle mit dir. Das geht mir jedes Mal so, wenn ich eine Toilettenreinigungskraft sehe, die meistens schwarz ist, als hätte sich die Welt nicht weiterentwickelt.
Die Geschichte speist sich aus meinem Erleben. Die Hautfarbe ist lediglich ein auffälliges, äußeres Merkmal, nicht mehr oder weniger wichtig als die braune Lederjacke. Ich habe einen ironischen Kommentar hinzugefügt, wie klischeehaft die beiden aussehen.

Du schreibst aus der Ich-Perspektive, da kannst du viel direkter schreiben:
Danke! Ich kann kaum glauben, das mir das nicht aufgefallen ist.

Diese Verbindung zum Anfang kommt viel zu unvermittelt. Da würde ich mir schon zwischendurch immer wieder Verbindungen wünschen.
Jetzt ist der Text mit Rollenspiel-Hinweisen gespickt.

Ich versteh was du sagen willst, die Beschreibung finde ich in dem Moment aber etwas drüber und auch zu weit weg von der Protagonistin. Ich würde versuchen, mehr bei ihr und ihren Wahrnehmungen zu bleiben.
Merkwürdig. Ich bin mal auf einer 10m hohen Treppe gestolpert. Auf einmal verging die Zeit ganz langsam und ich sah mich gleich unten mit gebrochenen Knochen liegen. In meinem Geist öffnete sich ganz langsam ein Buch. Worst Case Szenario, Seite 1. Was man tut, wenn man auf einer Treppe stolpert. Schritt 1. Greife nach dem Geländer.
Und ich greife nach dem Geländer, renke mir fast den Daumen aus, als ich meinen Fall aufhalte, Zeit vergeht wieder normal. Aus meiner Sicht sagen die Worte genau das aus, was in so einem Moment passiert, aber ich muss es wohl stattdessen so ausdrücken, dass das Gefühl beim Leser ankommt. Hm, mir fällt spontan nicht ein, welche Worte sich so anfühlen.

Viele Grüße
Jellyfish

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @Jellyfish,

ich lese deinen Text als eine Art Anekdote. Es liest sich, als ob du es tatsächlich so erlebt haben könntest. Ich schreibe du, weil du ja auch eine Ich-Erzählerin gewählt hast, aber ich weiß, dass ist eigentlich nicht zulässig, sollte nur ein Eindruck sein, darum zurück zum Text.

Für mich ist das Schwierige, was du mit diesem Text schaffen muss, die Beobachterperspektive. D.h. du hast eine Ich-Erzählerin, die uns erzählt, was sie beobachtet. Ich denke, dass ist eine recht schwierige Konstellation, was den Spannungsaufbau betrifft und die Nähe zu den Figuren. Und eigentlich lese ich den Text auch nicht so, als ob es dir darum ginge. Es geht dir ja nicht um das Pärchen, das sie beobachtet, es geht dir doch schon um die Ich-erzählerin, oder?

Zunächst mal führst du unglaublich lange ins Setting ein. Eigentlich ist die Hälfte des Textes eine Einführung ins Setting (zumindest aus meiner Leserperspektive)..

Meine Augen brannten vor Müdigkeit, doch ich hätte vor Aufregung ohnehin nicht schlafen können. Ich rückte die Umhängetasche auf meinem Schoß zurecht, in welcher sich ein langes, schwarzes Abendkleid befand und der Rest meiner Verkleidung, mit der ich in den Charakter Kara geschlüpft war. Kara, die heute knapp ihrem Tod entkommen war. Ich hatte echt Angst gehabt, all die Stunden Arbeit, den ich in den Charakterbogen gesteckt hatte, wären umsonst gewesen. "Ich dachte echt, die Älteste von Haus Tiefenhain bringt mich um, nachdem sie den Comic gesehen hat, den mein Charakter über ihr Haus gemalt hat."
Ich erfahre, dass sie müde ist und aufgeregt. Ok, sie war auf einem Rollenspielevent. Dann spricht auf einmal irgendjemand. Mir fehlt hier erstmal eine Verortung. Wo sind wir denn überhaupt? Könnte egal sein, aber sie ist ja nicht allein, das dachte ich zunächst, darum habe ich mich gefragt, ob das Zitat ein Gedanke von ihr ist. Dann kommt ein bisschen Dialog und ich erfahre irgendwie, dass sie im Auto sitzen und die Ich-Erzählerin von Katja zum S-Bahnhof gebracht wird. Das läuft alles für mich unter Setting und ich frage mich, wohin die Reise geht, warum du deine Geschichte so einführst. Dann geht sie auf den bahnsteig, es gibt viele Beschreibungen, die schaffen es aber mMn nicht wirklich eine Stimmung aufkommen zu lassen.

Es war etwas frisch, daher ging ich am Gleis hin und her, um mich warm zu halten. Auf dem anderen Bahnsteig sah ich einen Mann sitzen, sonst war es leer und das war mir ganz recht. Noch immer hatte ich das Gefühl, als wollten mich alle umbringen. Als würde gleich jemand auf mich zutreten und mit zorniger Stimme fragen: "Hey. Bist du diejenige, die sich in diesen Comics über uns lustig gemacht hat?"
Nach einer Weile kam ein junges Paar durch den Bahnhof heran, vielleicht 16 oder 17 Jahre alt. Ein schmächtiger Schwarzer mit Käppi und Ziegenbart und ein Mädchen mit langen, blonden Haaren in einer braunen Lederjacke. Sie waren in einen Streit verwickelt, leicht aufgebraust, die Stimmen etwas lauter als Gesprächsniveau. Ich lauschte alarmbereit. Er verlangte: "Gib mir den Schlüssel."
Ich finde deine Erzählerin redet zu viel. Es reicht doch zu wissen (insbesondere für die Stimmung), dass es (etwas?) frisch war. Fror sie? Dann "sah ich sitzen", ist doch klar, dass sie es sieht, sonst würde sie es ja nicht beobachten können und wenn sie nur ihn sieht, ist es klar, dass es sonst leer war. Ihr Gefühl der Unsicherheit (ist es das?) könntest du auch eher in eine Art SoC unterbringen, dann müsstest du nicht sowas schreiben wie: Ich hatte ein Gefühl ... Da wäre ich ganz grundsätzlich vorsichtig mit. Im Grund frage ich mich auch, wozu das wichtig ist, wie sie sich gerade fühlt? Aber ich habe den Eindruck, dass es dir genau darum geht, um diese Wahrnehmung, die sie aus dem Rollenspieltag mitnimmt und sie noch begleitet. Vielleicht könntest du da irgendwie eine Lösung finden zwischen Kara und der realen Ich-Erzählerin zu switchen. Oder du lässt sie die ganze Situation einfach komplett aus der Sicht Karas erzählen. Ich weiß nicht, ob das funktioniert, aber das fände ich interessanter, wenn es dir denn darum überhaupt geht. Aber weiter im Text: Nach einer Weile ... nimmt für mich Dynamik raus, würde ich weglassen. Ist es wichtig, wie die beiden aussehen? Wenn du den Dialog dann stattfinden lässt, kannst du auch die erklärenden Infos zu dem Streit weglassen. Wenn ich mal kurz, nur als Unterstützung für das, was ich meine, kurz in deinem Text rumfuhrwerken darf, dann könnte man den Absatz mMn so kürzen und straffen:
Es war frisch. Auf dem Bahnsteig gegenüber sah ich einen Mann sitzen. Ein junges Paar kam durch den Bahnhof heran, vielleicht 16 oder 17 Jahre alt. Er verlangte: "Gib mir den Schlüssel!"

Wenn es dir aber um die Perspektive Karas geht, dann solltest du mMn anders anfangen, vielleicht gleich auf dem Bahnhof. Keine Ahnung vielleicht so in der Art. Da müsstest du dann natürlich noch mal überlegen.
Die Nachtluft war kühl. Gut, dass Lothair die Älteste von XXX überredet hatte, mich leben zu lassen. Auf dem Bahnsteig gegenüber sah ich einen Mann sitzen. Würde er gleich auf mich zukommen und mit zorniger Stimme fragen ..."

Sie bewegten sich durch die Unterführung zum anderen Bahnsteig. Wie ein Spielanreiz, hingestellt von der Regie, damit wir was draus machten. Hatte sie gut ausgesucht die beiden, so klischeehaft, wie sie aussahen. Sollte ich eingreifen? Fragen, warum er dachte, sie hätte seinen Schlüssel? Aber wenn sie um Schlüssel stritten, dann konnten sie keine Fremden sein. Sie mussten eine Beziehung miteinander haben.
Auf dem Bahnsteig hörte ich sie wieder, es wurde lauter: "Gib mir endlich den Schlüssel."
Auch das ist für mich immer noch Setting, weil ich ja davon ausgehe, dass es um deine Ich-erzählerin gehen wird, nicht um das Paar. Also frage ich mich: War das ganze Setting vorher unnötig? Geht es jetzt hier los? Und dann überlegt sie ziemlich viel. Das ist meist ja weniger interessant als die eigentlich Handlung. Also wenn sie nicht eingreift, reicht das vollkommen. Dann kann der Leser grübeln, warum nicht. Oder wenn sie eben eingreift. Diese ganzen Überlegungen, die will ich eigentlich nicht so gerne lesen, insbesondere nicht solche, die ich selbst auch anstellen kann (fett gedruckt). Dann erzählt sie noch (gefühlt unglaublich lang) wie es mit den beiden weitergeht ... Wozu? es geht doch, darum, dass die Situation eskaliert und sie am Ende eingreift. Das darf für meinen Geschmack deutlich schneller vonstatten gehen (das ist im übrigen ein Grund, warum ich den Text anekdotenhaft finde, weil er relativ viele mMn unwichtige Beobachtungen liefert).

Tatsächlich beginnt dein Text für mich bei: Plötzlich kollabierte die Zeitlinie. Da fängt die eigentliche Geschichte für mich an, nämlich dann, wenn deine Ich-erzählerin in Aktion kommt. Das vorher interessiert mich alles nur so mäßig bis eigentlich gar nicht. Und kaum hat die Geschichte angefangen, ist sie auch schon wieder zu Ende. Da ist kein Konflikt und auch keine Entwicklung. Klar, du kannst jetzt sagen: Da ist doch der Konflikt, sie fragt sich doch ständig: Soll ich oder soll ich nicht? Aber das liegt ja in der Uneindeutigkeit der Situation, nicht in dem fehlenden Mut oder so deiner Prota. Also ja, Test bestanden, aber am Ende war es zu einfach für die Prota. Meiner Meinung nach, kannst du aus dem Text mehr machen. Ich fände zB Karas Perspektive interessant zu lesen und dann hätte ich gerne, dass deine Prota ein bisschen mehr arbeiten muss, Schweiß und Tränen will ich sehen :D

Viele Grüße
Katta

 

Hallo @Katta,

vielen Dank für deinen Kommentar. Unter der Woche ist es zeitlich schwer zu antworten und jetzt knabbere ich an deinen vielen, hilfreichen Anmerkungen, die ich heute nicht mehr umsetze, aber ich antworte dir erstmal.

Für mich ist das Schwierige, was du mit diesem Text schaffen muss, die Beobachterperspektive. D.h. du hast eine Ich-Erzählerin, die uns erzählt, was sie beobachtet. Ich denke, dass ist eine recht schwierige Konstellation, was den Spannungsaufbau betrifft und die Nähe zu den Figuren. Und eigentlich lese ich den Text auch nicht so, als ob es dir darum ginge. Es geht dir ja nicht um das Pärchen, das sie beobachtet, es geht dir doch schon um die Ich-Erzählerin, oder?
Ja, der Leser fühlt eigentlich mit dem Prota, der/die Dinge erlebt, aber hier passiert ein Teil der Handlung zwischen dem Pärchen, das ist eine doppelte Distanz zum Leser. Andererseits ist die Protagonistin teilweise passive Beobachterin und zeigt zudem kaum Gefühle oder Reaktionen, mit denen der Leser mitgehen kann. Ich sehe nun das Problem.

Zunächst mal führst du unglaublich lange ins Setting ein. Eigentlich ist die Hälfte des Textes eine Einführung ins Setting (zumindest aus meiner Leserperspektive)..
Aus meiner Sicht ist das ein Punkt der Geschichte, dass die Protagonistin erst im Spiel im ihr Leben bzw. das ihres Charakters fürchten musste und dann in eine reale Ausnahmesituation gerät, plus die Ironie, dass sich die Freundin Sorgen macht und wirklich was passiert. Ein paar Hinweise auf die Vorgeschichte brauche ich daher. Wenn ich zu wenig erkläre, versteht der Leser die Zusammenhänge nicht. Ich überlege noch, wie man das besser lösen kann.

Ich erfahre, dass sie müde ist und aufgeregt. Ok, sie war auf einem Rollenspielevent. Dann spricht auf einmal irgendjemand. Mir fehlt hier erstmal eine Verortung. Wo sind wir denn überhaupt?
Ups, die Verortung ist bei der letzten Überarbeitung verloren gegangen, was mir wegen Betriebsblindheit nicht aufgefallen ist. Noch ein Grund, mir mehr Zeit für Überarbeitungen zu nehmen :mad:

Ich finde deine Erzählerin redet zu viel. Es reicht doch zu wissen (insbesondere für die Stimmung), dass es (etwas?) frisch war. Fror sie? Dann "sah ich sitzen", ist doch klar, dass sie es sieht, sonst würde sie es ja nicht beobachten können und wenn sie nur ihn sieht, ist es klar, dass es sonst leer war.
Arg, du hast recht. Das ist eigentlich völlig irrelevant, dass ihr kalt war. Ich bin mit dem Rotstift über die Geschichte gegangen. Auch viele der Überlegungen sind rausgeflogen.

Ihr Gefühl der Unsicherheit (ist es das?) könntest du auch eher in eine Art SoC unterbringen
Ich habe keine Ahnung, was das heißt und das nächste, was Google mir zu SoC und kreativem Schreiben ausspruckt, ist "Sence of Coherence". Schlägst du vor, die Unsicherheit durch Sinneseindrücke darzustellen?

Ich fände zB Karas Perspektive interessant zu lesen
Kara jammerte, das Gesicht blass, rote Bisswunden am Hals, die kaum getrocknet waren, hob ihr bandagiertes Handgelenk: "Lass uns nach Hause gehen, ich hab genug für heute. Lass die beiden sich gegenseitig abstechen, ist mir egal, Hauptsache ich lebe noch."
Mir gefällt die Idee. Ich denke drüber nach.

Viele Grüße
Jellyfish

 

Hall Jellyfish,

Ich habe keine Ahnung, was das heißt und das nächste, was Google mir zu SoC und kreativem Schreiben ausspruckt, ist "Sence of Coherence". Schlägst du vor, die Unsicherheit durch Sinneseindrücke darzustellen?
SoC = Stream of Conciousness. Also nicht durch Sinneseindrücke, sondern deren gedankliche Verarbeitung sozusagen, was ihr halt dann unmittelbar durch den Kopf geht.

Viele Grüße
Katta

 

»Die Zeit geht nicht, sie stehet still,
Wir ziehen durch sie hin;
Sie ist die Karawanserei,
Wir sind die Pilger drin.

...

Es ist ein weisses Pergament
Die Zeit, und jeder schreibt
Mit seinem roten Blut darauf,
Bis ihn der Strom vertreibt.

...« Gottfried Keller​


Es gab keine Vergangenheit mehr, keine Zukunft, nur noch das Hier und Jetzt.
Ein denkwürdiger Satz,

@Jellyfish,

der sogar allgemeingültig ist, denn tatsächlich wandert ein jeder auf dem Zeitstrahl, selbst wenn er zu stehen glaubt (dann wird er eben behutsamer als jeder Teppich unter seinen Füßen weggezogen), und die Bürde der Erinnerungen wächst mit ihm, wenn wir ihn hinter uns lassen – aber allemal schrumpft der Weg vor uns.
Ich will nun nicht von Ethnien sprechen, die den Zeitstrahl zum Kreis verbinden, die damit – ohne es zu wissen – der Behauptung von Karl Kraus nahekommen, der uns mal als die immer noch alten Troglodyten bezeichnet hat, wenn auch auf technologisch höherem Niveau [wo dann die körperlich Auseinandersetzung eher ein Rückschritt ist]. Aber was wird ein intellektuell unterlegener Mensch gegenüber dem überlegenen tun …?

Alles schon gesagt – keineswegs, wobei über die heilige Kuh am Lesefluss mir allein die Verwendung des Konjunktiefes pflegebedürftig wirkt.

Meine Augen brannten vor Müdigkeit, doch ich hätte vor Aufregung ohnehin nicht schlafen können.
Warum die umständliche Verwendung von Indikativ (brennen), Konjunktiv II (irrealis) „hätte“ und I, der zudem noch mit dem Nominativ und Infinitv (ohne zu) zusammenfällt: können -
warum nicht schlicht „ich konnte vor Aufregung ohnehin nicht schlafen“?

Und: Warum wird hier die Befindlichkeit eingebracht

Ich rückte die Umhängetasche auf meinem Schoß zurecht, in welcher sich ein langes, schwarzes Abendkleid befand und der Rest meiner Verkleidung, mit der ich in den Charakter Kara geschlüpft war.
wenn die Kleidung schlicht in der Umhängetasche „ist“?, wobei so nebenbei in Verbindung mit dem nächsten Satz
Kara, die heute knapp ihrem Tod entkommen war.
um den Verlust von Besitzständen (mein Schoß, ihr Tod) fürchten lässt

Zum zweiten Mal heute, wenn ich mich recht entsann, einmal vor dem Aufbruch.
„Heute“ und Prät. „entsann“ passt so recht nicht. Weg mit „heute“, „vor dem Aufbruch“ ist Auskunft und zeitl. Hinweis zugleich

Ein junges Paar kam durch den Bahnhof heran, fast noch Kinder. Sie waren in einen Streit verwickelt. Er verlangte: "Gib mir den Schlüssel."
a) das Paar war in einen …, schlag ich vor, denn selbst den beiden – wie man nachher erfährt – ist die Zweiheit wichtig
b) „gib“ klingt sehr nach Imperativ!,

hier klappt’s doch

"Lass nach Hause gehen, Schatz, lass uns einfach nach Hause gehen!"

Morgen sähe die Welt wieder anders aus.
Warum Konj. Irrealis, der ja die Form des Zweifelns ist. Das Futur, das sogar schadlos verkürzt werden kann zum historischen Futur („morgen“ macht es möglich) ist Zweifel genug – entweder sie sieht oder sieht eben nicht so aus

also schlichter „Morgen sieht die Welt wieder anders aus“

Ich sagte dem Mädchen, es wäre in Sicherheit, dann …
(na , haben nicht nur wir das den Afghanen bis vor wenigen Tagen gesagt?), aber ernstlich:
Warum nicht Konj. I, die Form der indirekten Rede „es sei in …“?

Ich fragte, ob ich bleiben solle, ob sie meine Zeugenaussage bräuchten oder so.
Konj. II von brauchen fällt aus dem üblichen Umlautungsschema raus und hat nix mit irgendeinem Brauchtum zu tun: Konj. II von brauchen ist brauchte

Die Frau fragte: "Wozu? Er ist doch weg."
Sie öffnete wieder die Beifahrertür und begann, auf das weinende Mädchen einzureden.
Komma weg, es zerschlägt sonst das komplexe Prädikat „einzureden beginnen“
(musstu grundsätzlich bei komplexen – also mindestens zweistelligen – Prädikaten achten. Das ist zumeist bei Verbindungen mit Modalverben ( können, mögen, sollen usw., die mit mindestens einem zwoten Verb verknüpft sind. Die zehn Gebote – „du sollst nicht …“ sind das einfachste Beispiel komplexer Prädikate

Was für eine Nacht.
Da hör ich doch förmlich das Ausrufezeichen,

meint der FRiedel,
der noch einen schönen Abend wünscht!

 

Hallo @Friedrichard,

auch wenn die Geschichte inhaltlich bisherige Kommentatoren nicht überzeugen konnte, erinnert mich dein Kommentar daran, dass sich gerade auf textlicher Ebene viel lernen lässt und das Posten somit doch einen Nutzen hatte. Vielen Dank dafür.
Ich bin erst durch deine Anmerkungen gegangen, bevor ich die Gelegenheit für eine komplette Überarbeitung genutzt habe, denn die Geschichte hat eine weitergehende Bedeutung für mich und mir ist mittlerweile eine Idee gekommen, wie ich dem Text einen tieferen Sinn geben kann.

Dass es nur noch das "Hier und Jetzt" gäbe, versucht den Eindruck der Situation einzufangen. Im Alltag sind die Gedanken ständig am kreisen (sofern man nicht gerade meditiert), kauen Erinnerungen wieder oder beschäftigen sich mit Plänen für das kommende Wochenende. Doch in einer extremen Stresssituation verschwinden die Gedanken und man handelt nur noch. Vergangenheit und Zukunft, wie sie in unseren Gedanken repräsentiert werden, verschwinden.

wenn auch auf technologisch höherem Niveau [wo dann die körperlich Auseinandersetzung eher ein Rückschritt ist]. Aber was wird ein intellektuell unterlegener Mensch gegenüber dem überlegenen tun …?
Ah, da sprichst du genau den Punkt an, den ich nun zur Geschichte hinzugefügt habe. Es heißt, wer lächelt statt zu kämpfen sei der Stärkere. Leute greifen auf die Fäuste zurück, wenn die Worte nicht mehr ausreichen. Aber könnte der Intellektuelle nicht auch zu dem Schluss kommen, dass dem anderen eine Lektion erteilt werden muss, um ihn von ähnlichen Fehltritten in der Zukunft abzubringen, zum Wohle der Gesellschaft? Das lasse ich mal als neue Erkenntnis der Geschichte als Denkanstoß stehen.

wenn die Kleidung schlicht in der Umhängetasche „ist“?,
Ich dachte, man vermeidet "haben" und "sein" zugunsten sprechenderer Verben.
(Ich habe die Verweise auf das Rollenspiel nun komplett gestrichen, insofern ist der Satz komplett rausgeflogen).

Vielen Dank und dir noch einen schönen Restsonntag!
Viele Grüße
Jellyfish

 

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