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Eines Autors größte Qual

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12.06.2017
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Eines Autors größte Qual

38 Tage. Seit Jahren war keine solch lange Zeit vergangen, ohne dass er geschrieben hatte. Ob Natur, Mensch oder der Verstand selbst, die ganze Welt war ihm ein Füllhorn an Inspiration gewesen. Wie in einem Gemälde wusste er ihre Schönheit mit Worten auf das Papier zu malen, ihren kleinsten Teilen Besonderheit zu schenken.
Wäre ihm diese Quelle entschwunden, könnte er Ihren geistigen Nektar nicht mehr kosten, so hätte er ein Stück seiner Selbst verloren. Doch viel grässlicher war es nun, da er sich zwar an Ihr zur Gänze laben konnte, jedoch nicht mehr in der Lage war, Ihr Ausdruck zu verleihen.
Wie in einem Sturm fielen Ideen Tag für Tag auf seinen Geist nieder, stauten sich an und ertränkten seinen Verstand. Immer stärker spürte er, wie jeder sonst so klare Gedanke in dem Meer aus Inspiration verschwamm, dass ihm früher ein Taufbecken für seine Geschichten war.
Er wusste, dass er wieder etwas schaffen wollte, dass er es musste. Das Schreiben war ihm immer ein Ventil gewesen, um seinem Kopf wieder Klarheit zu verschaffen, wenn die Frucht einer Idee wieder zu groß wuchs. Den mittlerweile begriff er, dass auch der menschliche Verstand es nicht vermag, das Unendliche zu fassen, doch die Inspiration, die die Welt uns schenkt, besitzt keine Grenzen.
Er versuchte, sich auf einen Gedanken zu konzentrieren, seine Essenz zu fassen und ihn auf das Papier zu bannen. Langsam filterte er seine Wahrheit aus den tausend anderen um ihn herum, bis sich die Wellen seines Geistes nur noch um diesen einzelnen Gedanken schmiegten.
Vorsichtig, höchst bemüht, dessen Bedeutung nicht zu verlieren, schloss er seine Augen und begann, das erste Wort zu schreiben. Sekunden fühlten sich wie Stunden an, während die Federspitze über das Papier kratzte.
Es war vollbracht!
Seine Augen öffneten sich und blickten hinab auf das Werk seiner Hände, doch sein Kopf verstand nicht, was er erblickte. Die Buchstaben wollten ihm ihren Sinn nicht offenbaren, schienen ihn von dort unten aus zu verhöhnen. Fasst schon dachte er, er könne ihr schelmisches Gelächter hören.
Hatte es nicht genügt, ihn zu quälen, als sie noch in seinem Verstand waren? Mussten sie ihn nun auch noch weiter peinigen, wo er sie doch schon aus seinem Kopf verbannt hatte?
Voller Hass und Trauer zerriss er das Blatt und warf es in den Kamin.
Das Gelächter verstummte, doch die Wellen in seinem Geist wurden immer tosender, all diese Gedanken schrien ihn an, flehten, zum geschriebenen Wort zu werden.
Doch er schaffte es nicht. Blatt für Blatt, Wort für Wort, keines erschien ihm richtig, keines ergab den Sinn, den er ihm geben wollte. Es musste eine Möglichkeit geben, einen Weg, die Blockade zu lösen und der Kunst wieder Herr zu werden, jedoch ...
Natürlich! Nun wurde es ihm klar, es war so simpel, fast schon lachhaft, musste er doch nichts weiter tun als -

Was nun seine Lösung sein sollte? Ich würd´s euch sagen, wenn nicht auch mir das geschrieben´ Wort grollte.

 

Hallo Vorcelin!

Dein kurzer Text über eines Schriftstellers größten Albtraum - nicht mehr schreiben zu können - hat ja hier eine ganz interessante Wendung angenommen. Nicht das Problem, keine Idee zu haben, sondern zu viele Ideen - auch eine Form der Schreibblockade. Eigentlich ganz pfiffig ... "wenn" ... taj, wenn das "wenn" nicht wär.

Denn hier kann ich mit dem Autor leider nicht mitfiebern oder empathisch werden, denn so ein "Problem" ist Jammern auf sehr hohem Niveau. Er kann sich nicht konzentrieren und seine Gedanken ausreichend fokusieren, um schreiben zu können. Dabei platzt ihm vor lauter Ideen gleich die Birne!
Ich sage einfach mal, dass man Ideen, Inspiration und Vorstellungen nicht erzwingen kann. Geistige Disziplin zur Ordnung der Gedanken aber schon! Das lässt sich sogar üben.
Schlimm wäre es, wenn ein Autor keine Ideen mehr hat - aber zuviele Ideen ist so, als würde der Millionär ein Problem damit haben, zuviel Geld zu haben.

Sofern dein Prot also nicht gerade an ADHS leidet, kann ich da nur eingeschränkt Verständnis für aufbringen.

Das ist jedoch keine richtige Kritik an deiner Geschichte, denn diese als solche finde ich ganz interessant.

Sprachlich kommt mir das ganze eine Spur zu effektbetont und krampfhaft schwülstig formuliert vor. Umgangssprache hätte hier nicht gepasst, keine Frage! ("Ey Alda, ich kann nich' mehr schreiben, bin voll das krasse Opfaaa!") - "Mich dünkt, der gülden Glanz des Wortes inniger Bedeutung vermag nimmer mehr im Meer meines Geistes Anker zu setzen" finde ich aber genauso übers Ziel hinaus!

Irgendwie hätte ich hier etwas runtergedreht, wenn ich du wär!
Da ich aber nicht du bin, musst du selbst entscheiden, ob dir die Formulierungen und Sprachausführungen gefallen oder nicht.

So, mehr kann ich zu "Philosophie" nicht beisteuern.

So denn, gehab dich wohl und ... Adios vom EISENMANN;)

 

Hallo vorcelin,

Gruß an das 18te Jahrhundert, so könnte Goethe bei Eckermann in einer schwachen Stunde gejammert haben. Ich sehe richtig, wie Eckermann in seinem Stehkragen schwitzt, während er mit affektierter Haltung den Text aufs Papier kratzt. Soweit ganz hübsch der Text aber mit wenig Relevanz und aus der Zeit gefallen. Ich hoffe, du hast ihn auf Bütten notiert.
Heutzutage sind die Leiden, Probleme und Ablenkungen ganz andere, da klingelt das Handy, die Mailbox piepst, Firefox beamt News in des Sichtfeld und Amazon trübt den Ozean der Literatur mit Tankwagen, aus denen größtenteils trübe Brühe schwappt. Wie wäre es mit einer aktuellen Glosse?

Gruß Werner

 
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Hallo Eisenmann,

Ich hatte schon die leise Befürchtung, dass diese Art der Schreibblockade vllt. eher als "jammern auf hohem Niveau rüberkommen würde, Aber ich persönlich finde sie ehrlich gesagt am Unangenehmsten. Wenn ich uninspiriert bin kann ich mich wenigstens auf andere Dinge konzentrieren, muss nur warten, mit zu vielen Ideen kann ich an nichts Anderes als das Schreiben denken und doch nicht schreiben.
Aber eventuell kommt da auch tatsächlich nur meine Konzentration'sschwäche durch. :D
Was wollte ich noch ergänzen? Ach ja, schön dass das Ganze trotzdem ein wenig zum Philosophieren anregt.

Mit freundlichsten Grüßen,
Vorcelin


Hallo Werner,

Eine sehr schöne Vorstellung, wie auch Goethe seine Freunde zur Verzweiflung bringt. Nun, die Ablenkungen sind zwar heute im Alltag oft andere, aber ich kann nur über jenes wirklich mit Herz schreiben (und anders will ich es nicht) was mich betrifft. Ich gehöre zwar mit meinen zarten 17 Jahren genau zur Generation des ständig abgelenkten, aufs Handy starrenden Jugendlichen, aber wenn ich schreiben will kann mich nichts mehr ablenken, außer meinen eigenen Gedanken. Eine "moderne Fassung" würde ergo nicht gut funktionieren, da ich sie einfach nicht mit Herz schreiben könnte, auch wenn die Geschichte der modernen Scbreibblockade mit Sicherheit ganz amüsant werden könnte.

Gruß,
Vorcelin

 

Hallo Bas,


Zuerst einmal ein Danke, ich freue mich immer sehr über ausführliche Kritiken.

Nun, die 38 bleibt stehen. Mir persönlich gefällt sie als Anfang, ist wohl von bei jedem anders. Das selbe gilt für das umschmiegen der Wellen, das Bild macht für mich so einfach am meisten Sinn. Ich stelle mir den Gedanken hier wie einen Fels an der Küste vor, um den herum die Wellen kreisen, spielen, ihn aber nicht wirklich "einschließen". Vielleicht macht es so für dich mehr Sinn?
Bei dem Komma nach "flehten" bin ich mir, auch nach einem Blick auf die Seite, ebenfalls nicht sicher, ich habe es mal zu Sicherheit hinzugefügt, man kann schließlich nie genug Kommata haben, nicht wahr? :D

Don't try ... Tja, vielleicht versuche ich es manchmal wirklich zu sehr, aber ich bin nunmal nicht gerade gut darin mich abzulenken, wenn sich so ein Gedanke einmal festgebissen hat. Vermutlich sollte ich es hartnäckiger versuchen.
Doch zuerst werde ich mich nochmal daran versuchen, dem Protagonist mehr tiefe zu geben, ich verstehe nämlich was du mit der Nebelhaftigkeit meinst, die da meiner Geschichte die Emotionen verschleiern. Bzw. sollte ich überhaupt mal welche einfügen. :Pfeif:

Gruß,
Vorcelin

 

38 Tage. Seit Jahren war keine solch lange Zeit vergangen, ohne dass er geschrieben hatte.
Himmel, was für ein Glückspilz! Wenn ich da so an einige meiner Schreibblockaden denke ... :schiel:

Und damit hallo Vorcelin,

ich war ja dann doch neugierig, wie du das Thema angegangen bist und habe mir den Text nochmal in Ruhe vorgenommen. Letztens hab ich ihn abends mal angefangen, aber da war ich nicht mehr aufnahmefähig genug. Jetzt hast du bzw. hat dein Text meine ungeteilte Aufmerksamkeit.

Sekunden fühlten sich wie Stunden an, während die Federspitze über das Papier kratzte.
Mal ganz davon abgesehen, dass ich immer dachte, es wäre genau andersrum: Wie lang ist denn dieses Wort, das er da schreibt, bitte?! Selbst für ein Wort epischen Ausmaßes braucht man selten länger als zwei Sekunden. Es sei denn man schreibt gaaaaaanz laaangsaaaam. ;)
Ich nehme mal an, dass du die Blockade so besser zur Geltung kommen lassen wolltest, aber ist es nicht eher so, dass man Minuten braucht, um das Wort zu finden, es dann plötzlich dasteht und man es wie ein Alien anstarrt, bis es gar schrecklich aussieht, sodass man es so oft wie möglich durchstreicht?
Oder ist er einer derjenigen, die nach jedem Buchstaben innehalten und das Wort in Frage stellen, bevor sie weiterschreiben?
Aber letzten Endes ist so eine Blockade genauso individuell wie ein Schreibstil, also will ich das auch gar nicht kritisieren. Wollte das nur mal loswerden. :Pfeif:

Die Buchstaben wollten ihm ihren Sinn nicht offenbaren
Diese Stelle finde ich vielleicht ein bisschen zu melodramatisch. Heißt es denn, dass er nur wegen seiner Schreibblockade jeglichen Sinn für Sprache verloren hat? Er wäre also quasi zum Aphasiker geworden und das ist ne ziemlich ernstzunehmende Geschichte. Es würde quasi auch bedeuten, dass er in seinem Alltag nicht mehr klarkommt, weil er Wörter nicht mehr identifizieren könnte.

Natürlich! Nun wurde es ihm klar, es war so simpel, fast schon lachhaft, musste er doch nichts weiter tun als -

Was nun seine Lösung sein sollte? Ich würd´s euch sagen, wenn nicht auch mir das geschrieben´ Wort grollte.

Und hiermit hast du dich also verraten! :lol: Das Ende finde ich ein wenig zu plötzlich und die kurze Schlusspointe war wirklich ein bisschen sehr kurz.

Dennoch denke ich, dass du mit dem Text die Wut und Enttäuschung vieler Autoren ziemlich gut, wenn auch manchmal ein wenig dramatisiert, dargestellt hast. Ich finde diese dramatische Darstellung trotzdem irgendwie passend, weil wir Autoren uns gern in so eine Situation reinsteigern, in Selbstmitleid wälzen, mit den Fäusten auf den Tisch oder unseren Kopf hauen und für gewöhnlich alles nur noch schlimmer machen. Da ist es wie mit Träumen: wenn man ihnen nachjagt und sie zu fassen versucht, flutschen sie immer weiter von einem weg.

Nur wie bereits oben angedeutet: das Ende hat mich irgendwie vollkommen aus der Bahn geworfen. Fühlte sich an, wie wenn ich auf ne Brücke fahren wollte, die dann aber gar nicht da ist, sodass ich ins Leere schieße ... (keinesfalls bös gemeint - ich brauchte nur ein Bild, um es so gut wie möglich zu beschreiben)

Liebe Grüße und einen schönen Abend,

Jana

 

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