Was ist neu

Einer unter vielen

Mitglied
Beitritt
25.09.2003
Beiträge
7
Zuletzt von einem Teammitglied bearbeitet:

Einer unter vielen

Alles, was ihm lieb war...
Einer unter vielen. Das war er. Auf seinem haarlosen Kopf war eine Mütze mit der Kennung, eine monotone Nummer. Helme wurden erst vor der Schlacht vergeben. Eine endlose Reihe von Menschen erstreckte sich vor und neben ihm, alle sahen gleich aus, kahler Kopf, Mütze, Uniform, Stiefel. Genau wie er.
„Soldaten!“ Er riss sich aus seinem Gedankengang. Der General hielt die angekündigte Rede.
„Ihr alle habt eure Fähigkeiten zu genüge unter Beweis gestellt. Nun Soldaten, ist es an der Zeit die Früchte für dieses Training zu ernten.“ Von seinem etwas erhobenen Podest blickte er stolz durch die Reihen.
„Ihr werdet in die Schlacht ziehen und ihr werdet die Chosi-Brut ein für alle mal auslöschen! Ihr werdet für euer Vaterland kämpfen und sterben! Diese Ehre ist eure Belohnung!“
Die Masse brach in begeistertes Jubeln aus, er selbst zögerte einen winzigen Augenblick, dann stimmte er in die Jubelschreie mit ein.
„Soldaten!“, brüllte der General und versuchte die Menge zu übertönen.
„Soldaten...!“ Langsam kam die Armee zur Ruhe.
„Ich bin stolz auf euch! Begebt euch nun auf eure Posten! Sterbt ehrenvoll! Sterbt mit dem Gedanken, dass ihr für etwas Gutes gestorben seid!“
Wieder Jubel, dann hektische Bewegung. Die Armee löste sich auf, um sich auf Kampfposition zu begeben. Er selbst rannte zur Waffenausgabe. Ohne weitere Fragen bekam er einen Helm, ein Gewehr, ein Messer und einen Rucksack, der alles übrige enthielt, entgegengereicht. Anschließend stieg er mit den anderen in den Mannschaftshelikopter und schloss hinter sich als letzter die Tür.
Zwei Tage später.
Die Landung war hart gewesen. Insgesamt waren es 50 Hubschrauber gewesen, angekommen waren knapp 30, denn die gegnerischen Flakstellungen spuckten Raketen wie wild gewordene Dämonen. Hinzu kam, dass sie sofort unter Beschuss genommen wurden, sobald sie dieses Hindernis überwunden hatten. Kaum waren sie halb am Boden angekommen, kamen schon die ersten schweren Infanteristen und ließen die Hubschrauber wissen, wie gut sie in Wirklichkeit gepanzert waren. Er selbst hatte Glück gehabt, er konnte mit seinen Mitstreitern relativ sicher auf gegnerischem Boden landen, denn der Pilot hatte hinter einigen Felsen Deckung gesucht. Trotzdem gab es für sie keine Pause, der Gegner stellte ihnen heftigen Widerstand entgegen. Seine Truppenstärke war weit größer als angenommen. Sein sehnlichster Wunsch war es, dass die Verstärkung kam, bevor die gegnerischen Panzer, die sicher schon auf dem Weg waren, ankamen. Unbemannte Killer-Maschinen, stärker als drei Trupps. Man konnte sie nur mit einer EMP-Kanone oder mit geschickten Granateneinsatz außer Gefecht setzen. Und selbst das war als Fußsoldat ein wahres Kunststück. Die Stärke seines Landes war die Luft. Sobald die befreundeten Kampfhubschrauber, unter anderen mit EMP-Kanone ausgestattet, ankamen hatten sie nur noch die Flaks zu fürchten und die ließen sich mit einigen organisierten Sprengaktionen außer Gefecht setzen.
Ein schneller Blick auf sein Gewehr brachte ihn in die Gegenwart zurück. Er hatte nur noch 132 Schuss und kein Munitionsvorrat in Sicht. Dazu noch weitere zwei EMP Granaten und ein Sprengkörper, ein Leuchtfeuer und sein Messer. Das war ziemlich mager, wenn er hier mit zwei weiteren Leuten die nord Front halten sollte. Aber ihnen ging es auch nicht viel besser. Einer der Beiden zitterte am ganzem Körper. Man hatte ihm das Gewehr gegeben, das nur noch 64 Schuss hatte, damit er weniger Schaden anrichtete, falls er verrückt wurde und wild um sich schießend auf den Gegner zustürmte. So verschwendete er keine kostbare Munition. Sie waren für solche Situationen ausgebildet worden. Aber sie waren nicht dafür ausgebildet worden, mit nur noch 33 Leuten die Stellung gegen ein ganzes Batallion zu halten, etwa 200 Mann umfassend, ohne überhaupt zu wissen, ob die Verstärkung kam. Eine Flucht war völlig unmöglich, der Hubschrauber, der gestartet war, um die Verletzten wegzubringen, war noch im Aufflug abgeschossen worden. Sie ließen ihre Flaks wahrscheinlich genau über ihre Stellung zielen.
„ANGRIFFSWELLE!“, brüllte einer. Sofort schmiss er sich auf den Boden. Neben ihm schlugen zahlreiche Schüsse ein. Einige Granaten wurden in ihr Lager geworfen. Jemand schrie im Einklang mit der Explosion, zwei andere sackten einfach so nach hinten ab.
Der Mann mit den 64 Schuss umklammerte sein Gewehr wie ein Baby, hatte die Augen weit aufgerissen und schrie ununterbrochen mit heißerer Stimme:
„Ich will nicht sterben! Ich will nicht sterben! Ich will nicht sterben!“
Dem Mann, den die Granate erwischt hatte, wurde die Waffe abgenommen. Sie hatten kein Schmerzmittel mehr und der Kerl war nicht mehr zu retten, ohne Unterleib. Er schrie in einem fort. Irgendjemand hatte Gnade und schenkte ihm eine Kugel seiner Munition. Ein echtes Opfer, in Anbetracht ihrer Situation. Wenigstens war die Waffe des Opfers unbeschädigt geblieben. Die Angriffswelle verebbte und er selbst lockerte seine Muskeln. Es war nicht so das es etwas ausmachte, aber es beruhigte irgendwie. Einer der Soldaten rannte umher und machte einen schnellen Lagescheck.
„Lebendig?“, fragte ihn einer.
„Ja“, antwortete er hastig.
„Wie viele?“
„Fünf. Rest 28. Circa 4000 Schuss verbleibend.“ Er nickte. Der Soldat ging weiter und fragte jeden einzelnen, ob er noch lebte. Etwas anderes war nicht wichtig. Jetzt waren sie also nur noch 28. Und wer wusste, wie lange die Verstärkung noch auf sich warten ließ?
64 Schuss-Mann bekam das Gewehr eines Verstorbenen. Jeder hatte noch etwa 150 Schuss übrig. Es wurde überprüft, ob der Gegner wieder angriff, dann wurde eine Schnellversammlung einberufen.
„Wir sind nur noch 28 Soldaten!“ Der Pilot hatte das Wort ergriffen. Er war der letzte verbleibende Pilot und nur er wusste, wie man den Funk bediente, deshalb hatte er hier eine gewisse Autorität, auch wenn es noch zwei Hubschrauber gab.
„Wir werden in genau zwei Stunden die Festung verlassen und versuchen, die gegnerischen Flaks zu zerstören, damit die alliierte Verstärkung uns rausholt und die Sache hier beenden kann.“
„Warum warten wir nicht lieber hier, bis sie kommt?“, meldete sich einer.
„Es wurde bestätigt, dass morgen die feindlichen Panzer ankommen. Wir müssen heute angreifen.“ Der Redner blickte sich um. Keiner erhob Einwand. Aber er selbst hatte in sich so ein ungutes Gefühl, als stimme hier irgendetwas nicht.

Zwei Stunden und 24 Minuten später.
Er musste sich den Helm festhalten, als eine einschlagende Granate neben ihm seinen Partner zerfetzte. Sie waren nur noch zu zwölft. Ach so, nein, jetzt waren sie nur noch elf.
Der Gegner hatte ihren Vorstoß bemerkt, trotzdem hatten sie zwei der drei Flakstellungen sprengen können. Einer der beiden Neuner-Teams hatte seine Mission nicht erfüllen können. Er selbst war als einziger mit seinem Team, mit nur einem Mann Verlust, zurückgekehrt. Das war, in Anbetracht der Irrwitzigkeit des Unternehmens, ziemlich viel. Das zweite Team - das 10er Team - war nur mit vier Leuten wieder aufgetaucht. Nun versuchten sie sich zu elft zum letztem Flak vorzukämpfen. 64 Schuss-Mann, er, der Pilot und acht andere gaben Feuerschutz, während ein 3er Trupp die Sprengladung anbrachte. Die Flaks waren tatsächlich alle genau über ihre alte Position gerichtet gewesen. Einer der drei Männer gab ein Zeichen. Sie hatten die Sprengladung aktiviert. Der Pilot winkte ihnen zum Rückzug. Einer der drei rannte los und wurde sofort von mehreren Schüssen durchbohrt. Die anderen beiden blieben verzweifelt auf ihrer Position. Einen winzigen Augenblick glaubte der Soldat so etwas wie Trauer in den Augen des Piloten zu sehen. Dann brüllte er den verheerenden Befehl.
„RÜCKZUG!“ Einer der Soldaten beschwerte sich fassungslos.
„Wir können sie doch nicht zurücklassen!“ Der Pilot fuhr ihn wütend an.
„Wieviel Schuss hast du noch?“ Der Soldat senkte den Kopf.
„Zweiundzwanzig“, gab er kleinlaut zu.
„Da siehst du’s. Ich hab noch 54 und ich bin sicher, den anderen geht’s nicht besser. Wenn wir jetzt nicht verschwinden, sind wir ALLE tot!“ Die anderen nickten.
„Nimm doch einer mal dem Spinner die beiden Waffen weg, er hat noch am meisten Munition von uns und winselt die ganze Zeit nur rum. Lassen wir ihn auch hier.“ 64 Schuss-Mann riss die Augen auf und umklammerte verzweifelt seine Waffe.
„Die hier kannst du haben. Nimm sie, ich will sie nicht.“ Er gab eine Waffe ab. Wortlos nahm sie ein anderer an. In seinen Augen ließ sich erkennen, dass er nicht damit zufrieden war.
„Ich... lasst mich nicht allein. Ich... ich schieße auch! Ich verspreche es. Lasst mich nicht hier. Bitte lasst mich nicht hier!“ 64 Schuss-Mann weinte. Der Pilot schaute ihn mitleidig an, dann nickte er.
„Also gut. Los jetzt. Wir haben keine Zeit mehr.“
In etwas versetzen 2 Sekunden Abständen stürmten sie so schnell sie ihre Beine trugen zur Festung zurück. Die Verstärkung musste jeden Augenblick kommen. Sie musste einfach!
Er war als Letzter dran. Noch nie war er so schnell gerannt. Vor ihm war nur noch ein anderer und 64 Schuss-Mann. Hinter ihm schlugen immer mehr Kugeln ein.
„Ich schaff es nicht!“, schrie er so laut er konnte nach vorne. Keiner kümmerte sich darum.
„Ich schaff es nicht!“ Schritt, schritt, schritt, schritt, schritt. Er konnte nicht mehr.
„Ich... ich schaff es nicht.“ Erschöpft stolperte er, und blieb zu seinem Glück hinter einem kleinem Hügel liegen. Zwanzig Meter vor dem Lager!
„HELF MIR DOCH!!!“ Verzweiflung geriet in seine Stimme.
64 Schuss-Mann blieb stehen, drehte sich auf einem Absatz um und rannte zurück, auf seine Position zu. Er half ihm! Zwei Sekunden später wurde ihm bewusst, dass er nur der Einzige gewesen war, der den Mörser gesehen hatte. Eine große Explosion erschütterte den Boden, vermischt mit Schreien. Soweit man das aus seiner Position erkennen konnte, hatten, außer 64 Schuss-Mann, nur zwei andere überlebt und einer war >nur< schwer verletzt. Auch der Pilot war unter den Lebendigen.
„VERDAMMTE SCHEIßE STEH AUF UND KOMM HER!!“, brüllte er ihn fast ebenso verzweifelt an, wie er vorher um Hilfe geschrieen hatte. Was nun folgte geschah so schnell und war doch so langsam, dass es ihm so vorkam als brauche jede einzelne Sekunde eine Ewigkeit, um in das Stundenglas der Zeit zu fallen. Er stand auf und rannte mit ein wenig stolpern auf die Festung zu. Und 64 Schuss-Mann rannte an ihm vorbei. Fassungslos drehte er den Kopf. „AAAAAAAAAHH!“ Ein heißeres Brüllen drang aus der Kehle des verrückt gewordenen. Sein Finger krümmte sich um den Abzug. Die erste Kugel durchlug sein Bein. Die Waffe gab mit monotonem Piepen den geringen Munitionsvorrat bekannt. 54 Schuss verbleibend. Eine weitere Kugel traf sein Bein. 45 Schuss. Irgendjemand hatte diesmal etwas genauer gezielt. Der Angreifer kam ins stolpern. 32 Schuss. Noch ein Treffer. Das Fleisch spritze aus dem Loch in seinem Rücken. 21 Schuss. Eine Kugel traf seinen Kopf. 64 Schuss-Mann fiel tot zu Boden. Die digitale Anzeige seiner Waffe blieb bei neun stehen, immer noch piepend bekannt gebend, dass der Munitionsvorrat seinem Ende zuging. Die Zeit ging wieder normal weiter. Er fiel mit seinem verdrehtem Körper, den er im Laufen nach 64 Schuss-Mann gedreht hatte, auf dem Rücken und einer der beiden übrig gebliebenen Soldaten riss ihn wieder auf die Beine und rannte voraus. Der Pilot trug den Verletzen und war deshalb langsamer, die beiden anderen übrig gebliebenen rannten leider in die Explosion und mit ihnen ging der letzte funktionsfähige Hubschrauber in die Luft. Er rettete sich mit einem Hechtsprung in den Schützengraben, wo bereits der Pilot wartete. Der Verletzte untermalte die Szene mit Schreien.
„Wir haben’s geschafft! Gleich kommt die Verstärkung, oder? Sag mir, dass die Verstärkung gleich kommt!“ Er wollte es wirklich hören. Er wünschte sich nichts sehnlicher, als diese Worte zu hören. Aber seine Hoffnung wurde enttäuscht. Der Pilot blickte resigniert zu Boden.
„Es gibt keine Verstärkung. Sie sagten mir, unsere Truppenstärke wäre zu klein, um einen Hubschrauber zu riskieren. Wir sollten uns da selbst rausholen. Ich sei doch Pilot und für so was ausgebildet, haben sie gesagt. Verstehst du, sie haben uns im Stich gelassen.“ Das war ein Schock. Er schwieg.
„VERSTEHST DU NICHT?!? SIE LASSEN UNS IM STICH! DIESER HUBSCHRAUBER WAR UNSERE LETZTE HOFFNUNG!“ Der Pilot übertönte in seiner Hysterie sogar die Schreie des dritten.
Er schluckte. Das hatte er nicht erwartet. Er hatte diesen Gedanken nur irgendwo im Hinterkopf gehabt. Erst jetzt fiel ihm auch auf, dass der Pilot die Frage, von dem Soldaten, der jetzt ebenfalls tot war, vor etwa drei Stunden überhaupt nicht richtig beantwortet hatte. Sie waren von ihrem Vaterland verraten worden. Alles, woran er geglaubt hatte, hatte sich gerade in nichts aufgelöst. Er hatte auf alles verzichtet, was ihm lieb gewesen war und das war der Dank. Der Pilot blickte ihn direkt an. Seine Augen waren leer.
„Weißt du, was der General gesagt hat? Die Ehre bewahren. Und die letzte Ehre erweiße ich mir selbst!“ Dann betätigte er den Abzug und sackte leblos neben ihm zusammen. Die Schreie des dritten waren mittlerweile verstummt. Er lag nun wohl im Schockzustand. Und er würde wohl auch nie wieder aufwachen, so wie es im Moment aussah. Nun lag er hier. Allein.
In dem Moment wurde ihm bewusst, dass der Pilot noch bis zum letzten Moment an seine Armee geglaubt hatte. Er hatte sich verzweifelt daran festgehalten. Selbst im Tod war er noch Sklave gewesen.
„Alles was mir lieb war...“, flüsterte er. Was hatte er nun noch davon? Selbst ihre Namen hatten sie ihnen genommen. Nick Tanner. Das war sein Name gewesen. Das WAR sein Name! Nick Tanner saß hier und wollte nicht sterben. Nick Tanner hatte Angst, sein Weltbild war zerrüttelt und er WOLLTE NICHT STERBEN! Aber der Feind war anderer Meinung. Der Feind war genauso erbarmungslos, wie es ihnen eingebläut worden war, wie sie zu sein hatten. Es ging schnell. Ein glatter Durchschuss. Sein Herz spuckte noch einmal, ein letzter Versuch durch das zerschossene Organ Blut zu pumpen. Und Nick Tanner starb.

 

Hi Virus,

ich gehöre eigentlich nicht zu denen, die eine Geschichte nur aufgrund ihrer Rechtschreibfehler ablehnen, aber hier muss ich auch leider passen. Habs nach dem ersten Drittel aufgegeben, das ist einfach zu anstrengend, wenn ich mir jedes Komma selbst denken muss.

Bitte ins Korrekturcenter, dann lese ich sie vielleicht weiter. Daher auch kein inhaltlicher Kommentar derzeit.

Gruß
Rainman

 

Bitte korrigieren:
- Zeichensetzung
- wörtliche Rede in neuer Zeile statt mittendrin
- hier und da kleine Rechtschreibfehler

Danke

chaosqueen

 

was auch immer... ich setzt mich mal dran... *immoment scheißegelauntist*

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom