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Einen Buddha rauchen

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28.01.2013
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Einen Buddha rauchen

Einen Buddha rauchen oder: Das Erlebnis des Asketen Benedikt Faulstich

Ach wie traurig ist es, zum Zeugen eines schrecklichen Wunders geworden zu sein, und niemand glaubt einem! Doch nicht für meine Zeitgenossen, nein, für eine verständigere Nachwelt erzähle ich von dem traurigen Schicksal, das dich, Roki, ereilte, zugleich hoffend, der große allgütige Meister würde dich zuletzt doch noch mit seiner Gnade beschenken!

Oh ein bescheidenes, und, wie ich glaube, dem Meister imgrunde gefälliges Leben war es, das wir führten, bis zu jenem Morgen, du, Roki, und ich, in jener recht engen, nur mit dem allernotwendigsten ausgestatteten Dachstube. Dem Trunk wie dem Weibe für immer entsagend, überhaupt allem Weltlichen entrückt, rauchten wir unsere Pfeifen von spät bis früh, ja manchmal auch von früh bis spät, tranken Friesentee, aßen Dörrobst und Sonnenblumenkerne, und ganz fühlten wir uns verschmelzen mit dem Dharma-Leib, jawohl, immer deutlicher fühlten wir, dass alles eins war, und wir waren sehr glücklich. Wenn wir uns einmal stritten, so waren es Kleinigkeiten, etwa wer nun an der Reihe sei, die Pfeife zu reinigen, oder für Nektarnachschub zu sorgen bei Schoko, unserem Beschaffer.

An Schoko erinnere ich mich heute allerdings gar nicht mehr gerne, auch wenn er uns den Nektar – „Nektar“, so nannten wir unseren Meditationsbeflügler – immer zu einem Freundschaftspreis verkaufte; sein Geschenk war es nämlich, das Roki ins Unglück stürzte. Und das kam so:

Spät eines Nachts, oder richtiger: sehr früh eines Morgens – der Nektar war uns ausgegangen nach ziemlich intensiven Meditationen –, kam Roki mit diesem Ding zurück, stellte es auf unseren Teppich und sagte, es sei ein Geschenk von Schoko. „Ein Geschenk? Von Schoko?“ Ich muss zugeben, dass ich gleich kein gutes Gefühl dabei hatte. Aber trotzdem war ich neugierig. „Was ist es?“, fragte ich Roki, der wusste, dass ich nur darauf wartete, das Geschenk auspacken zu dürfen, denn ich habe immer leidenschaftlich gern Geschenke ausgepackt. „Etwas sehr kostbares aus Indien“, sagte Roki. „Schoko war in Indien und hat es dort für uns gekauft. Du wirst staunen!“ Und wirklich staunte ich nicht schlecht, als ich es endlich geschafft hatte, den Beutel aus feinem braungrünem Seidenstoff zu öffnen, der fest zugeknotet war.

„Eine Buddhafigur? Als Pfeife?“ Soetwas hatte ich noch nie gesehen! Ich betrachtete die Figur genauer. Sie war aus braunem Glas gemacht, was mir, wie ich zugeben muss, ein flaues Gefühl in der Magengrube verursachte, da braunglasig auch die Flaschen gewesen waren, aus denen ich in frühester Jugend diesen – pfui Teufel! – bitteren Gerstensaft getrunken hatte. Aber dennoch war ich ergriffen wie stets, wenn mir ein Bildnis des Heiligen begegnete: Die ach so anmutige Körperhaltung des Meisters – wie bewundere ich es, dass er sich immer so gerade hält im Schneidersitz, was ich keine zehn Minuten lang aushalte, ohne Rückenschmerzen zu bekommen! – sein heiter-erhabenes Lächeln haben mir immer den größten Respekt eingeflößt. Insofern empfand ich es auch als durchaus störend, dass man den Schlauch zum Einziehen des Rauchs ausgerechnet an dem Mund des Buddha angebracht hatte, sodass seinem Lächeln etwas, ich möchte sagen: Fischhaftes anhaftete, wodurch die Erhabenheit desselben für meine Begriffe doch einigen Schaden litt. Das schien mir bedenklich. „Meinst du nicht“, sagte ich zu Roki, „dass es entehrend ist für den Heiligen, wenn wir diese Pfeife rauchen?“ „I wo“, erwiderte Roki, „ganz im Gegenteil! Wir huldigen ihm auf diese Weise!“ Man dürfe die Pfeife allerdings nur bei Sonnenaufgang rauchen, denn nur dann ermögliche sie dem Benutzer Einblicke in das Wesen der Dinge, und nur zu diesem heiligen Zweck, nicht aber für schnödes Alltagsrauchen sei sie bestimmt.

„Gut, Roki“, sagte ich, „du weißt, ich vertraue dir wie einem Bruder. Lass es uns also tun!“ Ich bereitete eine Mischung vor – keine besonders starke, denn wir hatten ja bereits, wie gesagt, ziemlich intensiv meditiert in dieser Nacht – und füllte sie in die kleine Mulde in dem Haarknoten auf dem Kopf des Buddha, nachdem ich Regenwasser in seinen Unterleib gegossen hatte (wir benutzten immer ausschließlich Regenwasser zum Rauchen, denn erst dadurch entfaltet der Nektar sein himmlisches Aroma und seine beflügelnde Kraft). „Lass mich anrauchen!“, sagte Roki. „Aber ich habe die Mischung gemacht“, entgegnete ich, „und 'Wer es mixt, zuerst er kriegt's', das ist doch eine alte Regel!“ „Dies ist ein Sonderfall“, bestimmte Roki und griff nach den Streichhölzern. Er war so aufgeregt, erinnere ich mich, dass mehrere abbrachen, bevor es ihm gelang, die Buddha-Pfeife in Brand zu setzen. Er nahm einen besonders kräftigen Zug, und es blubberte ordentlich...

Was aber nun geschah – niemand glaubt mir's! Doch du, Leser der Nachwelt, vertraue meinen Worten, vertraue auf die Rechtschaffenheit des Zeugen eines schrecklichen Wunders, den der Unglaube seiner Zeit ins Exil getrieben hat! Ach ich wünschte, ich wär's gewesen, der den verhängnisvollen Zug aus der verwunschenen Pfeife genommen! Wie gerne hätt' ich mich geopfert für Roki! Allein es scheint, das Schicksal habe mich auserwählt, auserwählt zum Künder des Unfassbaren...

Roki nimmt also einen kräftigen Zug und behält den Nektarrauch eine zeitlang in seinem Innern, um seines Geistes so recht inne zu werden, wie er immer sagte, derweil die ersten Strahlen der Morgensonne durch unser Dachfenster dringen, und Rokis Antlitz einen weihevollen Goldschimmer verleihen (so wirst du mir immer in Erinnerung bleiben, Roki!) – da bekommt er auf einmal diesen schrecklichen Hustenanfall, dass mir noch jetzt die Haare zu Berge stehen, wenn ich daran denke, hustet, hustet sich die Seele aus dem Leib, mit hochrotem Kopf und das Gesicht zu einer grässlichen Fratze verzerrt... Ich will eilen, unseren silbernen Spucknapf holen, und Roki auf den Rücken klopfen, wie das Sitte ist bei uns Asketen, aber ach! Entsetzen lähmt mich, denn ich sehe Roki zur Seite kippen, Rauch entströmt seiner Nase, seinem Mund, und auch seinen Ohren entweichen dicke Schwaden... „Roki, was ist mit dir, woher kommt all der Rauch?“, schreie ich. „Uh-ah, Uh-ah“, macht Roki, und ich kann ihn kaum noch sehen vor lauter Rauch, huste nun selbst, und will aufspringen, das Fenster zu öffnen. Aber ach!, meine Beine sind eingeschlafen von all dem Meditieren, muss sie erst ausstrecken und massieren, tu's, und – patsch!, da habe ich die Pfeife umgestoßen zu allem Überfluss, komme aber noch immer nicht auf die Beine... Rokis Ohren unterdessen – du lieber Himmel, denke ich, was ist denn das! –, meines Freundes Ohren also verändern sich auf's Seltsamste, wachsen heran zu pfannkuchengroßen Lappen... „Roki, Roki!“, schreie ich, „warum hast du so große Ohren?“ „Damit er mich besser hören kann!“, ertönt da eine Stimme vom Fenster her, und ich hätte mir beinahe die Zunge abgebissen vor Schreck... Im Fenster aber, das offen stand mit flatternden Vorhängen, geheimnisvoll umflossen von den austretenden Rauchschwaden einerseits, und den Strahlen der Morgensonne andererseits, schwebte eine Gestalt, die Beine verschränkt im Schneidersitz und mit einem Haarknoten auf dem Kopf... Wahrhaftig, beim Bart des Propheten schwöre ich, dass ich die Wahrheit sage: Der große Meister, der Heilige, Indiens uralte Weisheit in Person – Buddha war uns erschienen!

„Du lieber Himmel“, entfuhr es mir, „Roki, sieh nur! Unser großer Meister!“ Aber der Meister hieß mich schweigen mit einer kurzen Armbewegung; ich verstummte. Dann richtete er das Wort an uns wie folgt: „Brüder! Große Schande habt ihr über mich gebracht, mein Andenken geschändet mit lästerlicher Profanität...“ Ich wollte ihn fragen, was er mit „Profanität“ meint, aber ließ mich nicht zu Wort kommen und fuhr fort:

„Euretwegen war ich gezwungen, die ewige Ruhe des heiligen Nirvana zu verlassen und zurückzukehren in den elenden Kreislauf des Seins, wo ich doch gerade heute nacht die köstlichsten Visionen schaute!“ „Wir auch, großer Meister!“, rief ich, doch das erzürnte ihn noch mehr. „Schweig, du Wurm!“, schrie er mich an, und wie von unsichtbarer Hand wurde ich zu Boden gepresst. „Verwirkt habt ihr beide die Chance, euer Karma abzuarbeiten, und ich sollte euch in Pech und Schwefel verwandeln, denn das seid ihr wert! – Nun also zu eurer Strafe: Was dich betrifft,“ (er wies auf mich) „so sehe ich, dass du mit dem Schrecken genug gestraft bist; Buddha hat Mitleid mit dem Wurm, und so magst du dich noch eine Weile winden, bis deine Zeit gekommen ist. Aber diesem …“ (hier gebrauchte er ein Wort, das ich nicht verstand, aber es klang schrecklich genug) „diesem … kann Buddha keine Gnade angedeihen lassen. Er hat meinen Namen in den Schmutz gezogen, und dafür soll er büßen! Vernunftlos nämlich ist alles Getier, das da kreucht und fleucht und hüpft auf dem Boden Kalis, der Mutter Erde, doch ist's der Erlösung beträchtlich näher als dieser hier, der auf das Seinsniveau des Menschen sich hochgemogelt hat! Nicht länger wird er dort verweilen! Denn es hat ihm gefallen, meine Seele zu beleidigen, indem er meine heilige Gestalt zu Zwecken irdischer Notdurft missbrauchte, Zwecken, die Schall und Rauch sind dem, der den Schleier der Maja durchdrungen hat! Wohlan, so stoße ich ihn hinab in die Niederungen des Leblosen, auf dass er selbst fühle, was es heißt, ein Ding zu sein! Siyat! Es sei!“ „Warte noch einen Augenblick, großer Meister!“, rief ich, doch es war zu spät: Ein Lärmen setzte ein, eine Art von wieherndem Tröten, dass einem hören und sehen verging, als bliese irgendwer mit aller Kraft in eine schrecklich verstimmte Tropete, und mehrmals durchzuckte ein grelles Licht den Raum...

Lange wagte ich nicht, mich zu rühren, Nacht und Schweigen umgab mich, da ich meine Augen fest geschlossen hielt, und meine Zeigefinger in meine Ohren gesteckt hatte. Als ich sie langsam herauszog, einen nach dem andern, und dann auch den Mut fand, zuerst blinzelnd, dann mit weit geöfnneten Augen den Ort des Geschehens zu inspizieren – was glaubst du, oh Leser, sah ich da? Unsere Dachstube selbstverständlich, all die vertrauten Pfeifen und Gegenstände in friedlichster Unordnung, so als sei gar nichts geschehen... An der Stelle aber, wo Roki gesessen beziehungsweise gelegen hatte, hatte der Rauch sich noch immer nicht restlos verflüchtigt, und dort, sage ich, stand jetzt, mich anglotzend von der Seite und seinen weißen Rüssel nach mir ausstreckend – ein Porzellanelefant! Ich begriff sofort: Das war Roki! Dem großen Meister hatte es gefallen, Roki in einen kleinen Elefanten zu verwandeln!

Es dauerte eine Zeit, bis ich wieder klar genug war im Kopf, um zu überlegen, was jetzt zu tun war. Vielleicht, dachte ich, war ja doch noch nicht alles verloren für Roki, vielleicht konnte der Zorn des großen Meisters besänftigt und Roki zurückverwandelt werden... Zu allererst wollte ich mit Schoko sprechen, denn diese unselige Buddha-Pfeife war ja schließlich sein Geschenk und er somit gewissermaßen der Urheber dieses Unglücks. Aber ich hätte es mir denken können: Als ich, Roki – das heißt den Elefanten – unterm Arm (ich hatte ihn in ein Tuch gewickelt, denn es war früh am Morgen und noch ziemlich kalt), bei Schoko klingelte, öffnete niemand; Schoko war natürlich schon zu Bett gegangen, und würde wohl kaum vor sechs Uhr abends erreichbar sein. Ich ärgerte mich über Schoko, denn schließlich war dies ein Notfall. Dann aber sagte ich mir, dass Ärger jetzt wenig half und ich mich beruhigen musste. Erstmal 'ne Tasse Tee und siebzig Rosinen, dachte ich, und war im Begriff, wieder nach Hause zu gehen, da kam mir eine Idee: Wie wäre es, ich würde diesen Yogi um Rat fragen, von dem Schoko einmal erzählt hatte, und dessen Wohnung nur wenige Straßen entfernt lag? Der musste doch wissen, was zu tun war in einem Fall wie diesem! „Sei tapfer und halte aus“, sagte ich zu Roki, „bestimmt wird der Yogi dir helfen können!“ Und so machte ich mich also auf den Weg.

Ich hatte mindestens sieben Mal klingeln müssen, bevor die Tür aufging. Der Yogi war ein kleiner dunkelhäutiger Mensch mit freundlichem Lächeln und einer Hakennase, auf der eine Nickelbrille saß. Er habe gerade staubgesaugt, sagte er, und deswegen die Klingel nicht gleich gehört, außerdem erwarte er so früh am Morgen noch keine Besucher; doch solle ich hereinkommen und mich einen Moment gedulden, dann stünde er mir zur Verfügung. Ich wurde in einen schmalen, hohen, über und über mit Teppichen ausstaffierten Raum geführt, in dessen Mitte eine große Öllampe brannte. Auch das Fenster war mit einem Teppich verhängt, und ich erschrak, als ich dort auf der Fensterbank die Statue eines Buddha in Lebensgröße erblickte...

Ich brauchte nicht lange zu warten, da erschien der Yogi, reichte mir eine Tasse Tee, die ich dankend entgegennahm, setzte sich mir gegenüber auf den Teppich und fragte mit freundlichem Lächeln, was denn mein Anliegen sei. „Die Sache ist die, mein Herr“, begann ich, und erzählte ihm von unserem Erlebnis. Ich war mitten im Erzählen, da wurde der Yogi auf einmal ungehalten: Was ich da für einen Unsinn reden würde, und ob ich mich über ihn lustig machen wolle! Für Späße dieser Art habe er durchaus keine Zeit und so weiter. Das freundliche Lächeln war aus seinem Gesicht verschwunden und mit grimmigem Blinzeln sah er mich an, während seine Hakennase sich auf und ab bewegte. Als ich ihm aber auf's eindringlichste versicherte, dass ich die volle Wahrheit spräche, und seine Zeit auch nicht über Gebühr beanspruchen, ihn, den Fachmann, ja eigentlich nur fragen wolle, ob es für meinen Freund Roki – bei diesen Worten wickelte ich den Elefanten aus dem Tuch – noch irgendeine Chance gäbe, – da wurde der Yogi nachdenklich. Seine Nase beruhigte sich, und während er abwechselnd mich und den Elefanten betrachtete, kehrte zu meiner Erleichterung langsam das freundliche Lächeln, dem sogar ein Ausdruck von Mitleid beigemischt war, in sein Gesicht zurück. Nun ja, wenn es sich so verhalte... Doch, er könne mir helfen, es gäbe Experten für Fälle wie den meinen, einen Moment bitte, er müsse nur kurz telefonieren...

Einige Zeit später erschienen zwei Herren, beide in Weiß gekleidet, ein großer kräftiger mit buschigen Augenbrauen und an den Armen stark behaart, und ein kleiner dicker, der ein kleines Köfferchen bei sich trug und mindestens drei Goldzähne hatte. Dieser stellte mir einige Fragen, wer ich sei, wo ich wohne und was mich denn hierher führe. Ich beantwortete alle Fragen so gut ich konnte, erzählte ihm von Roki und seiner Verwandlung und fragte dann meinerseits, ob er, der Experte, an eine Rückverwandlung glaube. „Ihren Fall, Herr Faulstich, werden wir sehr genau prüfen“, sagte er mit goldenem Lächeln, und lud mich ein, für einige Zeit sein Gast zu sein...

Ja, und nun bin ich hier (ohne dass ich mich noch recht erinnern könnte, wie lange eigentlich schon), das heißt in so einer Art Konservatorium, und eigentlich kann ich nicht sagen, dass es mir schlecht ginge hier – abgesehen davon, dass mir nur noch Tabak zu rauchen gestattet ist, und das auch nur unter der Bedingung, dass ich meine Mahlzeiten regelmäßig einnehme – und dass es hier vor Verrückten nur so wimmelt, die sich alle für Heilige oder Genies halten... Na, meinetwegen! Ich lass mir's gefallen, so lange sie mir mit ihren Hirngespinsten nicht zu sehr auf die Nerven gehen. Doch was mich traurig macht, ist die Einsamkeit, in der ich mich befinde durch mein Wissen um jenes höhere Wesen, jene höhere Gerechtigkeit, die sich mir in Gestalt des Heiligen offenbart hat. Oh wie könnte es mir entgehen, dass jeder, den ich in mein Geheimnis einweihe, um ihn auf den Weg des Glaubens zu führen, mich nicht ernst nimmt, mich im stillen belächelt! Da macht auch der Direktor des Konservatoriums mit den enorm dicken Brillengläsern keine Ausnahme, von meinem Zimmernachbar ganz zu schweigen, der sich für Jesus hält, und Tag und Nacht damit beschäftigt ist, das Wachsen der Wundmale an seine Händen und Füßen zu beobachten, deren Größe freilich noch immer nicht die Schwelle zur Sichtbarkeit überschritten hat...

Aber was kümmert mich diese ignorante Welt, die gottlos ist und nur an das glaubt, was man sehen und anfassen kann – Roki, Freund, du fehlst mir! Hier stehst du, hier vor mir auf dem Tisch meines kargen Zimmers, und schweigst, und glotzt mich von der Seite an! Obwohl ich manchmal wütend werde ob deines Schweigens und Glotzens, dich am liebsten an deinem Rüssel packen und an die Wand schleudern würde – tun würd' ich's nie, niemals! Nein, dein Andenken ist mir heilig, und heilig der, der dich zu diesem harten Schicksal verurteilt hat! Un so steh' ich jeden Morgen mit der Sonne auf, um für dich zu meditieren, Roki, Gnade zu erflehen für dich bei unserem großen Meister, der sich noch immer, wie du, in Schweigen hüllt. Wie lange noch, weiß niemand. Aber ich werde nicht aufhören zu warten.

 

Hey makksi!

Ich hab deine Geschichte wirklich sehr gerne und mit einigem Spaß gelesen, obwohl ich erst aufgrund der optisch langen blocksätze wenig lust hatte.

Einiges gibt es noch, was ich verändern würde:

und ganz fühlten wir uns verschmelzen mit dem Dharma-Leib

verschmelzen? ich glaube, das geht sogar grammatikalisch, aber besser verständlich ist 'verschmolzen' in diesem Fall.

An Schoko erinnere ich mich heute allerdings gar nicht mehr gerne, auch wenn er uns den Nektar – „Nektar“, so nannten wir unseren Meditationsbeflügler – immer zu einem Freundschaftspreis verkaufte; sein Geschenk war es nämlich, das Roki ins Unglück stürzte. Und das kam so:

ab da erzählst du für einen leser und sprichst nicht mehr das Du, Roki, an. Es wäre besser, wenn du bei einem Stil bleibst.

Spät eines Nachts, oder richtiger: sehr früh eines Morgens

Ich glaube, das funktioniert nicht - eines Nachts, spät, vielleicht? aber ganz sicher bin ich nicht...

Die ach so anmutige Körperhaltung des Meisters –

'ach so' ist in einem solchen kontext doch ein ausdruck von ironie...?

Ich wollte ihn fragen, was er mit „Profanität“ meint, aber ließ mich nicht zu Wort kommen und fuhr fort:

es fehlt ein 'er'

Un so steh' ich jeden Morgen mit der Sonne auf[/QUOTE

...und ein d

sonst nichts.

wirklich dufte fand ich den altmodisch-humorischen halb selbst-verarschenden Stil, das macht die Erzählung prima zum Lesen!!

Vielleicht hättest du noch einen anderes, knackigeres Ende finden können.

alles liebe,

eatpraylove

 

Hi Makksi,
ich bin begeistert. Die Geschichte hat mir tierisch gut gefallen. Vor Jahren habe ich alles von Jaroslav Hasek gelesen, du weißt schon, "Der brave Soldat Schwejk" aber auch eine große Menge toller Kurzgeschichten. Der Stil deiner Geschichte erinnert mich sehr an ihn und an viele lustige Lesevergnügen.
Die einzige Idee, die mir neben der Kritik an den bereits von eatpraylove erwähnten Schreibfehlern in den Sinn kommt, wäre die generelle Aussage, dass der Text etwas gekürzt wahrscheinlich sogar noch gewinnen würde. Ich kann allerdings nicht genau sagen, welchen Teil ich weg lassen würde. Es ist also mehr ein subjektiver Eindruck, der durch probieren zu verifizieren wäre.
Grüße und danke für den Lesespaß!
gnuelpft

 
Zuletzt bearbeitet:

Ok Makksi, ich bin mir sicher, dass du selbst deine Geschichte sehr gerne magst. Und dazu hast du auch wirklich einen guten Grund. Der Text ist intelligent geschrieben, die Sprache gefällt mir eigentlich sehr gut, obwohl sie, wohl aber vor allem wegen der Textdichte und der langen Sätze anstrengend ist. Dieses anstrengende dürfte wohl auch der Grund dafür sein, dass du so wenige Kommentare bekommen hast. Denn die Geschichte ist wirklich humorvoll geschrieben.
Das Thema ist ja auch eher so ein Nischending, da ist man schnell raus, wenn man solche Typen wie deine Prots nicht kennt.
Irgendwie musste ich mir bei der Geschichte die ganze Zeit denken, dass sie besser als ein Film funktionieren würde. Eben eine entspannte Kifferkomödie mit etwas Tiefgang.
Was ich wirklich loben muss, ist deine Fähigkeit, Atmosphäre zu erzeugen, trotz dieser teilweise zähen Sätze. Und natürlich hast du in der Geschichte viele ziemlich kreativer Ideen unterbringen können ohne dass es bemüht oder deplaziert wirken würde. Ja, das ist gut.
Insgesamt gern gelesen.
Gruß
HT

 

Hallo eatpraylove, gnuelpft und HerrTaktlos,

vielen Dank für Lektüre, Kommentar und die lobenden Worte! Wenn ihr ein bisschen Spaß hattet beim Lesen, habe ich mein Ziel erreicht!

>eatpraylove: Danke für das Aufzeigen der Fehler! Korrigiere ich! "altmodisch-humorische(r) halb selbst-verarschende(r) Stil": Genau!

>gnuelpft: Freut mich sehr! Humor ist mir, wie dir, sehr wichtig. Wüsste aber, ehrlich gesagt, nicht, was ich weglassen sollte...

>HerrTaktlos: Du hast recht, ich finde das Geschichtchen in der Tat, auch noch nach 10 Jahren, ziemlich geglückt. Die langen Sätze, das Umständliche: Ich komme ein bisschen von Thomas Mann her, einem, find ich, fabelhaften Humoristen, bei dem guck ich mir Sachen ab. "entspannte Kifferkomödie mit etwas Tiefgang": Genau! Ich war damals selbst viel am Mockern und wollte zugleich ein bisschen das immer modischer werdende Yoga- und Spiritualitätsding auf die Schippe nehmen. Die Geschichte als Film? Stimmt! Vielleicht finde ich einen Produzenten... :-)

Viele Grüße an euch
makksi

 

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