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Eine zweite Chance?

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17.05.2003
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Eine zweite Chance?

Ich saß hier alleine rum, wartete auf meine Chance. Der Club füllte sich und auf der Tanzfläche im Nebenraum ging die Post ab. Die anschließende Bar, in der ich saß, war gefüllt mit den unterschiedlichsten Personen. Durch alle Schichten der Gesellschaft waren hier „Subjekte“ anzutreffen. Ich war nicht gerade arrogant, doch was sich hier vor meinen Augen abspielte, war einfach abscheulich.
Da war sie wieder, sie stand lächelnd an der Bar. Ihre Augen strahlten im Neonlicht, ihr blondes Haar hatte sie diesmal zu einem Zopf zusammengebunden.
Aus dem Nebenraum drang aufgeregtes Geschrei, anscheinend gab es wieder einmal Ärger, da kam auch schon der Türsteher, mit einem übel aussehenden Typen unterm Arm. Sekunden später befand sich dieser auf der Straße. Der Türsteher ging verärgert wieder in den Club.
Mein Blick ging zurück zu ihr, ich schaute in ihr strahlendes Gesicht, kein Anzeichen, welch dunkle Vergangenheit sie verbarg.
Das ich sie damals gerettet hatte, verdankte sie einem Zufall. Ich hatte eine Vision gehabt, ich sah ihren Tod voraus, und da ich gerade nichts besseres zu tun hatte, rettete ich sie. Ein Porsche, einer der neuen 1200 Baureihe, wollte sie überfahren. Danach bedankte sie sich und verschwand. Ich sah sie aber kurz darauf wieder, wieder in Schwierigkeiten. Nachdem ich ihr ein zweites Mahl das Leben gerettet hatte, bohrte ich nach. Sie erzählte mir von den dunklen Umtrieben, in die sie geraten war, natürlich völlig unschuldig. Kurze Zeit später war mir klar, das sie mich angelogen hatte.
Und jetzt sah ich sie hier wieder, in einer der dunkelsten Clubs die es in C.o.F. gab. C.o.F. nannte man sie unter die Hand, City of Fools, das traf es ziemlich genau, man musste schon ziemlich blöd sein, hier zu leben. Ich war einer dieser Fools, jedoch nur für kurze Zeit. Lange konnte man es hier nicht aushalten, aber außer in den Mega Städten gab es auf der Erde einfach keinen Wohnraum mehr. Der Rest unseres Planeten war von der Industrie in Beschlag genommen.

Nun ja seit diesem Zeitpunkt, als ich ihr zum zweiten Mal das Leben rettete, beobachtete ich sie nun, der Club hier zählte zu ihren liebsten Treffpunkten mit allerlei Gesindel. Ich hatte eigentlich schon lange damit aufgehört, anderen hinterher zuschnüffeln, das war ein anderer Teil meines Lebens gewesen. Aber dank meiner Visionen kam ich eben nie davon weg. Diese Visionen von denen ich ständig rede, ich habe sie seid meiner Jugend. Ich konnte plötzlich in die Zukunft anderer Menschen sehen, aber grundsätzlich nur, wenn ihnen Gefahr drohte. Doch gab es an dem Ganzen nur ein Problem, ich sah immer den Tod der Menschen, kämpfte zwar immer dagegen an, jedoch hatte ich bisher immer verloren. Nur aufgeben konnte ich einfach nicht, ich hatte es, so schlimm es klingen mag, zu meiner Berufung gemacht, hatte mich daran gewöhnt Leute sterben zu sehen.
Dann war mir sie vor die Füße gefallen, sie erinnerte mich an jemanden, den ich auch nie vergessen konnte. Ihre Augen, sie sahen der, einer anderen so ähnlich - ich hatte sie damals kurz vor ihrem Tod erblickt. Ich war noch jung gewesen, es war schon 32 Jahre her, da hatte ich in einer U-Bahn versucht, eine junge Frau zu retten. Sie hatte Augen gehabt, die mir einfach nicht mehr aus dem Kopf gingen.
Eingefallen war mir die ganze Sache, als ich die Frau vor dem Porsche gerettet hatte, nun war ich hinter ihr her, was sich bezahlt gemacht hat. Ich hatte sie ein zweites Mal retten müssen, es war aber immer noch nicht meine Vision eingetreten.
Ich weiß nicht wie gefährlich diese Frau lebt, aber sie überstrapaziert mich langsam. Mein einziger Grund, sie retten zu wollen war die Sache damals in der U-Bahn gewesen. Ich wollte eine Zweite Chance, hatte sie immer gewollt. Es war damals das erste Mal gewesen, das ich überhaupt etwas hätte ändern können. Um so näher war mir die Sache damals gegangen. Und nun saß ich im selben Club wie die Frau, die der von damals so ähnelte als wäre sie...
Ja als wäre sie ihre Tochter! Wieso war ich eigentlich noch nicht auf diesen Gedanken gekommen, nun ja das Mädchen damals sah nicht so aus, als hätte es schon Kinder, aber man weiß ja nie. Ich hatte mich nie um Angehörige gekümmert, sah es nicht als meine Aufgabe an.

Die Verwandtschaft würde aber zumindest die Augen erklären, sie funkelten, als wären sie Diskokugeln.

Da sie stand auf, ging hinaus und geradewegs durch eine dunkle Gasse, ich folgte ihr, so unauffällig ich konnte. Da kam ein Typ auf sie zu, sprach ein paar Worte mit ihr und fing schließlich an, mit ihr zu streiten.
Er griff sie an, sie versuchte sich aus seinem Griff zu lösen. Und da griff ich ein. Schlug den Angreifer, der mich völlig überrascht anschaute, in die Flucht. Sie bedankte sich bei mir, stellte keine Fragen, wunderte sich nicht über mein Auftauchen. Vielleicht hatte sie sich mit meinen Rettungen schon abgefunden, hatte in mir ihren Schutzengel gesehen.
Aber ich war enttäuscht, meine Vision war nicht eingetreten, es war nichts passiert, was auch nur annähernd an meine Vision rankam. Aber ich würde weiter an ihrer Seite bleiben und weiterhin versuchen, meine zweite Chance zu bekommen. Vielleicht nicht heute, vielleicht nicht morgen aber ich weiß, ich kann sie retten.

 

Noch ein kleines Statement zu dieser Geschichte.
Es ist in gewisser Weise die Fortsetzung meiner Geschichte "Schicksal", nur spielt sie 32 Jahre später. Deshalb habe ich auch den Science Fiction Bereich für die Veröffentlichung gewählt. Es ist aber auch zumindest die Andeutung einer Zukunftsvision.

 

Hallo Ironhorse,

zunächst ein paar Einzelanmerkungen:
Du lässt Deinen Erzähler die Rettung der Frau schildern, und das liegt in der Vorvergangenheit, also musst Du Plusquamperfekt benutzen. Der klingt freilich immer sehr unhandlich, daher würde ich eine Rückblende vorziehen.

"Das ich sie damals gerettet hatte," -> Dass

C.o.F. -> hier zeigt sich ein Problem der Erzählstruktur. Wem erzählt der Ich-Erzähler eigentlich die Ereignisse? Jemandem, der die Abkürzung nicht kennt (deshalb erklärt er sie)? Dann stimmt der Tonfall nicht, der legt eher nahe, dass er einem Freund erzählt, was er erlebt hat. Dazu wiederum passt die Erzählzeit nicht, was unter dem Strich einen etwas unstimmigen Eindruck macht.

"aber außer in den Mega Städten gab es auf der Erde einfach keinen Wohnraum mehr" -> Hier nochmal: Wem erzählt der Erzähler das? Einem Zuhörer in noch entfernterer Zukunft, der eine Lektion in Geschichte erhält? Jeder Zeitgenosse wüsste es ja. Ich mag es nicht, wenn in einer SF-Story erstmal die ganze Welt erklärt wird. Daraus ergeben sich einfach zu viele Fragen, die Du unmöglich in einer Kurzgeschichte beantworten kannst. Zum Beispiel "Der Rest unseres Planeten war von der Industrie in Beschlag genommen." Man kann sich an zwei Fingern ausrechnen, dass das nicht sein kann. Soviel Industrie braucht kein Mensch.
Und ist es eigentlich relevant für die Geschichte? Nicht wirklich, glaube ich, denn es geht um die Vision des Erzählers, und die hat nicht viel mit dem Rest der Welt zu tun, zumindest erzählst Du nichts darüber.

"habe sie seid meiner Jugend" -> seit

"Da sie stand auf" -> Da! Sie stand auf. (naja, stilistisch ist das auch eher Niveau eines Kinderbuches. Wenn Du Überraschung ausdrücken willst, kannst Du das schöner machen, z.B. "Mit einem Mal stand sie auf" oder "Hatte sie nicht gerade noch gesessen?")

"an meine Vision rankam." -> heran kam.

Deine Geschichte leidet nicht wirklich stark unter der Erzählstruktur. Die meiste Zeit geschieht überhaupt nichts, sondern er Prot schildert längst Vergangenes und denkt darüber nach. So entsteht keine Spannung. Was mit der zweiten Chance gemeint ist - immerhin dem zentralen Thema der Geschichte, laut Titel - habe ich nicht ganz verstanden. Er rettet ihr ständig das Leben (was übrigens ziemlich emotionslos geschieht), nicht ein- oder zweimal, außerdem könnte sie die Tochter einer anderen sein ... nee, ich blicke nicht durch. Vielleicht bin ich blind oder schwer von Begriff. Was Du eigentlich vermitteln willst, nämlich die Bedeutung der Vision, kommt bei mir nicht an. Das gilt auch für das Ambiente. Du erzählst kurz von Mega-Städten, aber wie sie aussehen, erfahren wir nicht. Wie hören sie ich an, welche Farbe haben sie? Du ziehst mich als Leser nicht tief ins Geschehen, ich bleibe unbeteiligt und zucke am Ende nur die Schultern.

Fazit: sprachlich holprig, Erzählstruktur hakelig, inhaltlich fad.

Uwe
:cool:

 

Hi Uwe,

lass mich raten, du hast Schicksal nicht gelesen oder? "Eine zweite Chance" verdeutlicht die Geschichte, eigentlich wollte ich einfach nur eine weitere Perspektive des Erzählers geben.
Die Bedeutung der Vision ist hier in dieser Geschichte nicht von Bedeutung, sondern vielmehr der andauernde Kampf. Sie zeigt, dass er seine Bestimmung nicht aufgegeben hat, es ist zwar zur Routine geworden (daher auch die emotionslosigkeit) aber trotzdem stellt er sich immer noch, nach 32 Jahren seinem Schicksal. Nun bekommt er eine zweite Chance und will sie nutzen. Er will mit sich ins reine kommen.
Es hat nichts mit Versagen oder Gelingen zu tun, sondern vielmehr mit Schicksal, sind wir ewig an es gebunden, oder können wir uns von unserer Bestimmung loslösen und andere Wege beschreiten.

Gruß Ironhorse

 

Nein, ich habe "Schicksal" nicht gelesen oder zumindest nicht vor Augen, und trotz Deiner Eingangsbemerkung habe ich diese Story hier gelesen, und sie kann durchaus für sich alleine stehen - bei mir sind eben nur die Dinge, die Du darstellen wolltest, nicht so recht angekommen. Ich führe das weiterhin auf die Erzählstruktur zurück.
Emotionslosigkeit kann man übrigens auch anders darstellen, als jegliche Ausgestaltung einfach wegzulassen. Freilich ist die Ich-Perspektive da nur bedingt geeignet, weil sowas wie "Meine Augen sahen die bunten Lichter, aber sie schienen durch mich hindurch" auch wieder neue Fragen aufwirft.

 

Mhh, das ist gut möglich, es gibt doch immer andere Möglichkeiten etwas zu machen, aber ich habe es halt so gemacht. Bin momentan etwas am rumprobieren, finde aber, dass ich inzwischen meinen Stil gefunden habe. So begeistert bin ich selbst nicht mehr von der Story aber man freut sich ja aber jedes konstruktive Kommentar.

Gruß Ironhorse

 

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