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Eine Unter-Wasser-Gute-Nacht-Geschichte
Eine Unter-Wasser-Gute-Nacht-Geschichte
„Zeit zum Schlafen gehen!“, sagte der Seepferdchenvater zu seinem Seepferdchenkind und schob es an der Seetangwiese vorbei nach Hause.
Er legte das Kleine in seine Kuschel-Muschel, streichelte ihm über den Kopf und begann, wie jeden Abend, eine Gute-Nacht-Geschichte vorzulesen:
Es war einmal eine kleine Seegurke, die hatte jedem Gute-Nacht gesagt: ihrem Freund, dem Seeigel, ihren Eltern und all ihren bunten Kuschelsteinen. Doch schlafen wollte sie trotzdem nicht. Ihre Mutter hatte ihr den Tag zuvor eine Geschichte vom Mond erzählt, der abends ganz weit oben am Himmel steht und über die Träume aller Lebewesen wacht.
„Ich muss dem Mond auch eine Gute-Nacht wünschen!“, erklärte die Seegurke ihrer Mutter, „Damit er auch weiß, dass es mich gibt. Wie soll er mir sonst schöne Träume schicken?“
Die kleine Seegurke hatte sich den ganzen Tag über Gedanken gemacht. Da wohnte sie nun im großen, tiefen Meer und war selber klitzeklein. Wie sollte der Mond sie inmitten des dunklen Wassers nur erkennen und ihr besonders schöne Träume schenken können?
Die kleine Seegurke war fest entschlossen, erst dann zu schlafen, wenn sie den Mond gesprochen hatte. Und so machte sich ihre Mutter mit ihr noch auf eine nächtliche Reise durch das dunkle Meer. Ganz langsam schwammen sie höher, bis die kleine Seegurke den Glanz des hellen Mondes erkennen konnte. Vorsichtig streckten sie sich aus dem wogenden Wasser und blickten zum mächtigen Mond. Herrlich geheimnisvoll sah er aus mit seinem silbrigen Schein. Bestimmt besaß er eine Menge toller Träume, dachte die kleine Seegurke und rief mit aller Kraft:
„Gute-Nacht, mein lieber Mond!“
Der Mond grinste. Er schaute zu ihr herunter, zwinkerte und erwiderte:
„Gute-Nacht, liebe Seegurke und schlafe schön. Gleich schicke ich Dir tolle Träume, wie jede Nacht!“ Glanzvoll leuchtete er weiter.
Die kleine Seegurke staunte einen Augenblick, dann tauchte sie freudig wieder unter und schwamm mit ihrer Mutter schnell nach Hause. Müde schmiegte sie sich in ihr Bett und deckte sich zu. Bevor sie jedoch einschlief, frage sie ihre Mutter:
„Kannte der Mond mich schon vorher?“
„Der Mond kennt alle Lebewesen, egal wie klein sie auch sind!“, antwortete die Seegurkenmutter mit einem Lächeln im Gesicht, „Aber trotzdem freut er sich über jeden, der ihm persönlich eine Gute-Nacht wünscht.“
Die kleine Seegurke lächelte ebenfalls. Dann schlief sie ein und träumte wie jede Nacht einen wundervollen Traum.
Der Seepferdchenvater schloss das Buch und gab seinem Seepferdchenkind einen sanften Kuss. Gemütlich schmiegte sich der Kleine in seine Kuschel-Muschel und murmelte müde:
„Morgen möchte ich dem Mond auch eine Gute-Nacht wünschen!“
Wenig später fielen ihm die Augen zu und er träumte vom mächtigen Mond, der ganz weit oben am Himmel steht und über die Träume alle Lebewesen wacht.