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Eine Stunde zwei Minuten

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18.10.2003
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Eine Stunde zwei Minuten

Ein Gesteck für Fr. F., dann noch die Stiefmütterchen umtopfen und in den Verkaufsraum schaffen,
vielleicht noch etwas umräumen, aber erst mal Pause machen.
Viel läuft ja nicht gerade, aber besser als gar nichts. Es gibt auch Läden, denen geht es schlechter.

Erst mal Luft schnappen.

Was ist denn das da für ein Blümchen auf dem Boden vor dem Regal links von der Eingangstür?
Ach, das kleine Blümchen, ich stells mal wieder aufs Regal, so sieht’s schöner aus.

Luft!

Sieh an, alles ist auf der Strasse, und das um diese Zeit. Die Frau S. mit ihrem Dackel,
Hallo Frau S., ach? Er hat Durchfall? Na so was, dann wünsch ich ihm aber gute Besserung. Ja, danke, ihnen auch noch einen schönen Abend.

Beim Herrn Z. im Kiosk ist auch wieder was los, na ja, ist doch auch geselliger als so ein Blumenladen.

Hallo, wer ist denn das? Sieht freundlich aus.
__

Puuh, ist ja nicht mehr lange, dann sind Ferien, und zwar drei ein halb Monate! Bis dahin geht’s auch noch. Was essen? Ne, denk dran, du willst noch joggen gehen. Erst mal aufs Klo.

So, und jetzt die Wäsche. Ich lauf mal lieber in den Keller, dann geht’s nachher besser.
Scheiße, alle Waschmaschinen besetzt. Na ja, dann halt wieder die Körbe nach oben bringen. Wasch halt nach dem Laufen.
Aber erst noch mal aufs Klo. Keine Lust auf noch so eine Tortur wie die letzten Male.

Hat auch nicht richtig geklappt. Egal, muss gehen.

Tschüss V., bin joggen, bist du gleich noch da? Na, dann nehm ich halt meinen Schlüssel mit. Grüß N. von mir, ja?

So, jetzt geht’s los, warst ja schon lange nicht mehr, was? Mal sehen was du noch so drauf hast, ne Stunde muss schon drin sein. Erst mal bis zum Rhein, dann sehen wir weiter.
Na, das Wetter scheint aber mitzuspielen, hätte ich die Jacke gar nicht anziehen müssen.

Kopfsteinpflaster, zum Glück ist das am Anfang. Mittlerweile weiß ich warum I. sich so darüber aufgeregt hatte beim Marathon. Ob ich es wohl auch mal bis zum Marathon schaffe?

Na wenn du so unregelmäßig weiter trainierst, Nein!
Schon gut, schon gut, ich bin ja schon wieder drin.
Ach guck mal, die kleine Rauhaarwurst, na, wo scheißt du jetzt hin, mh?

Hey, wer ist das denn? Blondes, mittellanges Haar, beiger Strickpulli, lehnt da am Blumenladeneingang.
Sieht hübsch aus.
Hallo, jetzt lächelt sie mich auch noch an.

Wow. Wie alt war sie denn jetzt? Arbeitet sie da? Ist mir noch nie vorher aufgefallen,
Kunststück!
Wann warst du auch schon mal in dem Laden?
Wenn sie da arbeitet, vielleicht kann ich sie ja nachher einladen.
Und wozu? Hey, hast du Lust dir mein kleines Zimmer anzuschauen? Ich koch auch ein bisschen Reis oder Nudeln.
Hab ich denn überhaupt noch Nudeln im Haus?
Quatsch, Kino ist blöd und abgenudelt, Kneipe?
Ziemlich schwach. Wozu lädt man denn eine Frau ein, ohne das sie denkt man will mit ihr ins Bett?
Willst du doch!
Hey, ja, aber, das ist nicht so einfach.
Klar würde ich gerne mal wieder Sex haben, mit einer Frau und so, aber das ist doch mehr als nur so ein Rumgeficke. Darauf kann ich verzichten, das hätt’ ich auch schon ein paar mal haben können. Sex ist doch mehr als dieses aufeinander Rummgerubbel! Das ist eher das, worin es sich äußert. Um dahin zu kommen muss soviel vorhanden sein, Zuneigung, Vertrauen, Achtung,
ich nenn’s mal Liebe.
Natürlich darf man nicht sagen das man sie liebt, denn sonst sucht sie das Weite.

Und unter diesen Vorraussetzungen, ja, da hätte ich gerne mal wieder Sex,
mit ihr.

Wie alt war sie denn jetzt?
Du hast gesagt Schluss mit alten Frauen.
Ach, die sah bestimmt nur so alt aus wegen der Schatten im Türrahmen. Das war mein Alter, ganz bestimmt.
Und wenn nicht? Wenn sie dann so Ende Dreißig ist und schon längst unter der Haube?
...?
Ja, und wenn sie Ende Dreißig ist und noch nicht unter der Haube?
Würde das dann gehen sollen? Du hast sie ja nicht mehr alle.
Ach, sie ist so in meinem Alter, keine Frage. Und selbst wenn nicht, wenn sie alt ist, ich will doch nicht mit ihr ins Bett springen...ach?
Und was war das eben? Na gut, ich würde mit ihr ins Bett springen wollen,
wenn sie in meinem Alter wäre und wir uns über einen längeren Zeitraum kennen gelernt haben und wir uns gegenseitig vertrauen, wir uns wohl miteinander fühlen, wir uns gegenseitig achten und wenn wir uns in dem Moment lieben.
Obwohl wir uns das natürlich nicht sagen, weil sonst der Andere wegrennen würde.
Ja, ich hab mich ertappt.
Ich bin doch immer der gleiche, denke immer nur an Sex.

Und ihr Lächeln war doch hübsch!

Wow, schon ne halbe Stunde.

Sag mal, kann es eigentlich sein, das ich die ganze Zeit grinse wie ein Honigkuchenpferd?
Fakt ist, das ich alle Leute anlächle.
Die meisten lächeln auch zurück.

Seltsam, einige von denen haben sich bestimmt gefreut in einer unpersönlichen Großstadt angelächelt zu werden.
Vielleicht zerbrechen die sich ja grade auch den Kopf über mein Lächeln.
Ha, aber ich steh’ nicht im Eingang eines Blumengeschäfts und lauere ihren Gedanken auf um sie zu konfusizionieren.
Aber wenn sie sich darüber genauso freuen wie ich, dann lächeln sie jetzt vielleicht auch, und lächeln auch andere Leute an. Dann hab ich denen ja das Lächeln was eigentlich mir galt gegeben,
na ja, ich hab’s ja immer noch.
Und doch hab ich’s an sie weitergegeben. Und sie geben’s auch wieder weiter, und die Leute geben’s auch wieder weiter und die auch und die auch und morgen lächelt ganz Köln!
Das ist ja eine Kettenreaktion!
Ob sie wusste was sie damit angestellt hat?
Oh oh, morgen steht’s bestimmt in allen Zeitungen:
„Orientierungsloser Jogger bringt Köln zum lächeln.
Am Abend des soundsovieltens wurde am Rhein in den Poller Wiesen eine seltsam vor sich hin lächelnde Person aufgegriffen. Drogentests konnten nicht durchgeführt werden, da die Person bevor sie festgenommen werden konnte einfach davon schwebte.
Die gesuchte Person ist weiß, männlich, ca. 186cm groß, schlank und von sportlicher Statur. Sie sieht sehr gut aus und hat einen Knackigen Hintern auf den Frauen höchstwahrscheinlich ziemlich abfahren.
Außerdem wird vermutet, das die gesuchte Person über einen sehr ausgeprägten, allseits beliebten Sinn für Humor verfügt und nicht davor zurückschreckt ihn anzuwenden. Hinweise bitte an alle Polizeidienststellen im Großraum Köln!“

Oh Mann! Ich werd noch kriminell wenn ich so weiter lächel.
Was hat sie da nur angestellt?
Und ich weiß noch nicht mal genau wie sie aussieht. Da nimmt man schon seine Brille mit zum Laufen und da versagt sie im entscheidenden Moment.

Da gibt’s nur eins! Noch mal hin und es herausfinden.

Und was sag ich? „Hey, du hast mich eben angelächelt, lass mal sehen wie du aussiehst.
Na, das hat sich aber nicht gelohnt das ich für dich fast in den Knast gewandert wäre. Mach’s gut!“?
Ja, sehr schön. Nicht.
Was mach ich denn?
Und wenn sie sich total doof angemacht fühlt wenn ich da im Laden stehe und sie frage ob sie mich eben angelächelt hat?
Na ja, was anderes ist’s ja auch nicht, oder?
Nun, tja, doch, ist es.
Ich will mich ja dafür bedanken, das sie mich, egal wie sie in Wirklichkeit aussieht, oder wie alt sie auch ist, irgendwie ja doch glücklich gemacht hat.

Jetzt könntest du dich mal ein bisschen sputen, gleich ist da nämlich Feierabend.

Ah, Löwenzahn.

Und jetzt leg mal nen Zahn zu.
Und was sag ich dann? „Entschuldige, das ich so am schwitzen bin, aber ich bin so nervös“? Oder „Hallo, danke das du mich so zum nachdenken gebracht hast, ich weiß jetzt das ich nicht mit dir ins Bett will, unter diesen Vorraussetzungen könnten wir uns ja mal treffen.“?

Ich könnte mich doch auch einfach dafür bedanken, das sie mich und so viele andere Leute heute glücklich gemacht hat, allein durch ein Lächeln im richtigen Moment...

Uh, schon da!? Nun, äh, dann mal los.

Wer ist das denn, arbeitet der auch hier?

Oh, äh, ja, ich weiß das sie schon Feierabend haben, ja, und ich will auch nichts kaufen, ich würde nur gerne mal kurz mit ihrer Kollegin sprechen. Da hinten ist sie.

Steht da ein ziemlich verschwitzter Mann vor der Tür eines Blumenladens, mit einem ziemlich welk aussehenden Löwenzahn in der Hand, spricht diese Worte zu ihrem vermutlichen Ehemann und drängelt sich unter Lebensgefahr an seinen ziemlich breiten Schultern vorbei, was für ein Bild!

Das müsste verfilmt werden.

Da ist sie, der gleiche Pullover, die gleichen, blonden Haare, das gleiche hübsche Gesicht was mich eben angelächelt hat. So ca. 10 bis 15 Jahre älter als meins, aber hübsch.

Ja, Hallo, äh, ich wollte mich nur bedanken.

Fragender Blick

Na für das Lächeln eben, es ist unterwegs.

Wissendes Lächeln, fragender Blick

Unterwegs um die Welt, ich hab’s weitergegeben.

Ach so, ja, vielen Dank, das ist aber nett. Sagt sie und lächelt etwas verlegen.

Danke noch mal. Und einen schönen Feierabend.

Ja, danke, ihnen auch. Wieder ein Lächeln.

Tschüss. Lächeln meinerseits und ein „Schönen Feierabend!“ an ihren Mann.

Puh. Wow, bist du mutig! Ich glaub das war so was wie ne gute Tat, was?
Nicht schlecht, ich bin sehr stolz auf mich.

So, eine Stunde zwei Minuten, jetzt erst mal aufs Klo.

 

Hallo Liederwurm

Deine Geschichte hat mir vom Anfang an gefallen. Auch ich hatte schon Zustände beim Joggen wobei irgendwann Zeitgefühl und Wahrnehmung nach und nach verblassen. Ich muß schon so manches Mal mit einem verblödetem Gesichtsausdruck gelaufen sein, ohne es zu bemerken. Deshalb kann ich mich sehr gut in deinen Prot. wiedererkennen. Was vor allem mit den Endorphinen, die nach einer gewissen Länge des Laufes oder Anstrengung zu tun hat.
Ein paar Kleinigkeiten sind mir aufgefallen

Na ja, dann halt wieder die Körbe nach oben bringen. Wasch halt nach dem Laufen.

2 x halt würde ich vielleicht schreiben: Wasch ich nach dem...

. Mittlerweile weiß ich warum I. sich so darüber aufgeregt hatte beim Marathon.

warum I. ?

Außerdem hat es einige "daß" Fehler.

Außerdem wird vermutet, das die gesuchte Person über einen sehr...

Also weiter so
Gruss Morpheus

 

Hi Liederwurm!

Was einem beim Laufen so alles durch den Kopf geht... Ganz gute Formulierungen teilweise. Insgesamt würde cih den text allerdigns als belanglos einstufen, so mal zwischendurch ist ok, wenn auch etwas wirr. Diese Gedankenfetzen so zu reihen sit zwar manchmal recht effektvoll, aber eine Geschichte nur aus ihnen zu schrieben...naja, wie beim Denken ahlt, man verliert leicht den roten Faden.
Was mich allerdings schon gesört hat, sind die Abkürzung Fr. F., I., Frau S. ... klar, es sit für den Text egal, wer die Leute sind. Aber dennoch finde cih solche Abkürzungen in der Häufung recht stören...ich dneke, Du könntest sie ruhig ausschriben. Dann ist es halt Frau meier und Frau Schmitt und wasweißichwer, egal, aber es liest sich besser. Rechtschriebfehler sind noch ien Paar drin, wäre nett, wenn Du die noch editieren könntest.

Nett für zwischendurch, aber mehr auch nicht.

schöne Grüße
Anne

 

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