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Eine seltsame Schleife

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04.12.2002
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Eine seltsame Schleife

4

»Licht und Kamera bereit?«, fragte der Regisseur.
»Bereit.«
»Alle Mann auf ihre Positionen, wir drehen Szene vier, Take eins.«
Die Darsteller nahmen ihre Plätze ein, wurden wieder zu den Liebespärchen, den Schaulustigen, den Spaziergängern, vergaßen ihre Identität für eine Weile und nahmen jene an, die ihnen ein mysteriöser Drehbuchautor zugedacht hatte.
Da zerriss ein Schrei die Stille. »Hey. Hey! Sie da! Was soll das werden? Komparse Nummer drei! Ja, sie bei der Laterne. Was machen sie da?«
Der Mann zuckte zusammen, ertappt bei einem Vergehen, dessen er sich nicht bewusst war und suchte in dem gleißenden Licht der Scheinwerfer den Blick des Regisseurs. Viel mehr als eine düstere Gestalt im Schatten des Studios war nicht auszumachen. Er antwortete mit einem hilflosen, fragenden Schulterzucken in diese Richtung.
»Mit ihrem Mund. Was zur Hölle machen sie mit ihrem Mund? Ist das ein Kaugummi? Nehmen sie das Ding raus! Im Skript steht nichts von einem scheiß Kaugummi in ihrem scheiß Mund.«
Er entfernte es mit zitternden Händen, beschämt, schockiert von der schneidenden Rüge, dem Gefühl etwas falsch gemacht zu haben, der Last der Blicke und der Aufmerksamkeit für einen kleinen unbedeutenden Nebendarsteller wie ihn.
»OK, Leute«, rief der Regisseur aus dem Schatten. »Konzentration bitte. Szene vier, Take zwei. Action!«
Es wurde still. Der Held und das Mädchen sahen sich an, durchdringend, knisternd. Dann flüsterte sie leise etwas in sein Ohr und er lächelte, beugte sich vor um etwas zu erwidern. Doch die wütende Stimme des Regisseurs fuhr dazwischen.
»Schnitt! Verdammt nochmal! Komparse Nummer drei, was zur Hölle machen sie? Sie sehen aus, als hätten sie die Hosen voll. Stellen sie sich verdammt nochmal ordentlich hin.«
Er murmelte eine schüchterne Entschuldigung während sein Herz pochte und ihm kalter Schweiß über die Stirn rann. Er blickte in die Gesichter der anderen Schauspieler, auf der Suche nach einem Lächeln, einem aufmunternden Blick, etwas dass ihm versicherte nichts falsch gemacht zu haben und nur die Zielscheibe eines schlecht gelaunten Regisseurs zu sein. Aber er fand immer nur die selbe, ausdruckslose Miene, das konzentrierte Warten auf den nächsten Dreh, Menschen, die so in ihrer Rolle versunken waren, dass sie kaum noch menschlich waren.
»Take drei. Und Action!«
Wieder erwachten die Puppen zum Leben und einen Moment schien alles normal zu laufen. Aber er spürte, dass etwas nicht stimmte. Die Szene fühlte sich falsch an, ohne dass er sagen konnte was genau nicht in Ordnung war. Er hatte das Drehbuch nie gelesen, aber er spürte es, spürte, dass er selbst der Fehler war und dass gleich wieder die Stimme des Regisseurs durch die Halle donnern würde.
»Schnitt! Komparse drei. Sie machen es falsch. Verdammt nochmal, sie ruinieren mir noch den ganzen Film.« Lauter als zuvor, aber er konnte die Richtung nicht mehr ausmachen, suchte in den Schatten unter den brennenden Scheinwerfern vergeblich nach dem Mann, der ihn anbrüllte. Diesmal schien die Stimme mehr aus seinem Kopf zu kommen. »Reißen sie sich zusammen, Mann!«
»Ich weiß nicht, was sie von mir wollen,« erwiderte er, so leise, dass er es selbst kaum hörte.
»Ich will, dass sie ihre Rolle spielen.«
»Welche Rolle? Ich bin Komparse. Ich habe keine Rolle, ich habe nicht mal einen Namen.«
»Spielen sie das«, klang es aus der Finsternis. »Szene vier, Take vier.« Und wieder lief die Kamera.
Er wandte sich dem Mann neben ihm zu, wollte ihn fragen was hier vor sich gehe, was diese Farce zu bedeuten habe. Doch die Worte verwandelten sich nur in ein stummes Keuchen, als er merkte, dass er zu einer Puppe sprechen wollte. Dass sie alle nur Puppen waren, mit wächsernen, leeren Gesichtern und Gliedern, die an unsichtbaren Fäden hingen.
»Action!«
Einen kurzen Moment verharrten die Figuren in ihrer grauenhaften Starre, dann fuhr wieder das falsche Leben des Films in ihre Leiber. Aber die Augen verrieten sie, zeigten immer noch den selben toten Blick, waren nichts weiter als gläserne Perlen in schwarzen Höhlen.
Er verlor beinahe das Gleichgewicht, stütze sich gerade noch an der Pappfassade eines Gebäudes ab und schnappte stoßweise nach Luft. Kalte Schweißtropfen bildeten sich auf seiner Haut und verdampften augenblicklich im heißen Licht der Scheinwerfer.
Als die Stimme des Regisseurs wieder erklang war sie kristallklar, ohne Echo, existierte nur noch in seinem Kopf.
»Was haben sie jetzt schon wieder? Was für ein beschissener Darsteller sind sie eigentlich?«
»Das muss ein Alptraum sein«, dachte er.
»Weit davon entfernt«, antwortete die dämonische Stimme in seinem Kopf. »Der einzige Alptraum hier sind sie.«
Er war gefangen in einem Lichtkegel, umgeben von Finsternis in der etwas schreckliches lauerte. »Bitte«, flüsterte er. »Lassen sie mich gehen. Sie brauchen mich nicht.«
»Und ob ich sie brauche. Sie sind der Hauptdarsteller. Wir versuchen jetzt einfach eine andere Szene.«
»Bitte...«
»Scheinbar sind sie der einzige Schwachkopf, der das Drehbuch nicht gelesen hat. Sehen sie die Tür rechts vor ihnen? Da müssen sie hinein gehen. Das kann ja nicht besonders schwer sein. Also Leute, Szene fünf, Take eins. Alle bereit? Action!«
Die Puppen setzten sich in Bewegung, stumm, gehorsam, erbarmungslos. Sie schlurften auf ihn zu, den leeren Blick auf ihn gerichtet, die Gesichter bleiche Masken über ihren schrecklichen Fratzen. Er konnte sich nicht rühren, nicht einmal schreien, war gelähmt vor Angst.
»Die Tür«, brüllte die Stimme des Regisseurs, die jetzt verzerrt und kaum noch menschlich klang. »Gehen sie durch die Tür. Gehen sie durch die scheiß Tür! Gehen sie durch die scheiß Tür bevor ich komme und ihre Augen auffresse!«
Das riss ihn aus seiner Starre, und nach zwei schnellen Schritten stand er vor der Fassade aus Pappe, öffnete die Tür und trat hindurch.

5

Er betrat einen Lagerraum, getaucht in seelenloses Neonlicht, und schleuderte die Tür hinter sich zu. Ringsum stapelten sich verstaubte Kisten und Paletten unbekannten und scheinbar unbrauchbaren Inhalts. In der Mitte des Raumes hantierte ein Mann im grauen Overall an einem alten Fernsehgerät. Er trat langsam näher, fürchtend, dass jeden Augenblick der Regisseur und seine grausigen Darsteller durch die Tür stürmen könnten.
»Oh, komm'n se nur näher«, sagte dieser. »Brauchen sich keine Sorgen mehr wegen dem durchgeknallten Regisseur zu machen, der kommt hier nie rein.«
Er warf noch einen besorgten Blick hinter sich, doch da war nur Stille, keine Meute, die ihn verfolgte, keine Stimme, die ihm hinterher brüllte. »Was will er von mir? Ich habe doch nichts falsch gemacht.«
»Brauchen se mich nicht zu fragen, ich kenn ja nu das Drehbuch auch nicht.«
»Können sie mir sagen wie ich hier raus komme? Oder wo ich bin? Ich bin gerade durch diese... diese Fassade aus Pappe gegangen und jetzt in diesem Keller hier... ich weiß nicht mehr wo ich hier der Ausgang ist.«
»Ja ja, da haben se ganz recht, ist ein bisschen chaotisch hier am Set. Ich sag schon lang, dass mal einer bisschen Ordnung machen muss. Aber ich kann ihnen nicht helfen, ich bin hier nur Techniker. Aber wo se schon mal da sind, kommen se, schauen se sich das mal an.« Er deutete auf einen eigenartigen Aufbau, den er offenbar gerade fertig gestellt hatte, eine Kamera, die auf einen Fernseher gerichtet war und über ein Kabel an diesen angeschlossen war. »War nicht so einfach die Frames zu synchronisieren, aber ich glaub jetzt hab ich's hingekriegt«, sagte er und nickte, um seine Leistung zu bestätigen.
»Was soll das sein?«, fragte der Darsteller.
»Na das sehen se doch, die Kamera filmt den Fernseher und der zeigt dann, was sie filmt. Ne seltsame Schleife oder wie man das nennt.«
»Und was macht man damit?«
Auf diese Frage schien der Techniker nur gewartet zu haben, seine Augen funkelten begeistert, als er fortfuhr. »Passen se auf, ich zeig's ihnen. Das ist wirklich klasse.« Er schaltete beide Geräte ein und nach ein paar Sekunden erschien schwarz-weißes Rauschen auf dem Bildschirm.
Der Schauspieler blickte verdutzt auf den Fernseher, wollte gerade fragen, was denn an einem Störbild so toll sei, als der Techniker aufgeregt auf etwas deutete.
»Da! Da sind sie. Schaun se mal, da, sehen se das?« Er zeigte aufgeregt auf das Bild.
Und da war tatsächlich etwas, zwischen dem Rauschen, oder vielleicht dahinter, bewegte sich etwas. Schwarze Schlieren glitten behäbig über den Bildschirm, wanderten ziellos umher in einer Bewegung die mehr organisch als mechanisch war. Es war, als kröchen fadendünne Würmer durch die Röhre, lebendig gewordene Artefakte der Apparatur. »Was ist das?«, fragte er.
»Schöpfung«, antwortete der Techniker. »Wissen se, der Mensch ist doch nur Chemie und Elektrizität. Ne einzige große Maschine. Haben se sich nicht mal gefragt wie das Leben da rein kommt? Wieso man das ganze Ding Zelle für Zelle nachbauen kann und es am Ende trotzdem nicht wie Frankensteins Kreatur aufsteht und rumläuft? Ich meine, irgendwas fehlt da doch, ein Teil, dass die reine Mechanik lebendig macht. Das sehen se hier, das ist wie Leben entsteht.«
»Also ich weiß ja nicht«, sagte der Schauspieler, »was soll daran denn lebendig sein?«
»Ne ne, ist klar, das ist erst mal nur ein Bild. Aber ein Bild, bei dem die Kausalität aufgehoben ist. Henne und Ei, wissen se? Darüber haben sich die Philosophen den Kopf zerbrochen und keine gescheite Antwort gefunden. Descartes zum Beispiel, "`Ich denke, also bin ich"', so ein Blödsinn. Genauso die Umkehrung, "`Ich denke weil ich bin"'. Blödsinn. Existenz und Bewusstsein hängen nicht kausal zusammen, beide entstehen erst durch die Selbstreferenz. Das was die Theologen den göttlichen Funken nennen ist bloß eine seltsame Schleife.«
Die Schlieren verdichteten sich, beschleunigten ihren eigenartigen Tanz, ließen sich zappelnd von einer Ecke des Fernsehers in die andere tragen, blieben aber immer zusammen, ein Schwarm, wohl aus Angst sich zu verlieren und im Rauschen zu versinken. Allmählich formten sie eine Struktur, eine Zusammenballung im Zentrum die entfernt einem Gesicht glich, einer verzerrten Fratze aus tanzenden Würmern. Er musste den Blick abwenden, konnte die Geburt dieser scheußlichen Schöpfung nicht mehr ansehen, weil sie ihm wie eine Beleidigung der Natur vorkam, weil ihm der Gedanke unerträglich war selbst nichts anderes als eine solche Schleife zu sein. Der Raum wurde allmählich dunkler, oder vielleicht wurde auch nur das Licht des Bildschirms stärker und verdrängte den Rest, ein bleiches, pulsierendes Licht. Die Schatten, die es auf die Wände warf glichen der neugeborenen Scheußlichkeit, der Kreatur aus der Schleife, und sie schienen mehr als bloße Schatten zu sein, eher etwas plastisches, dass nicht auf eine Fläche gebannt war, sondern in den Raum hinein ragte.
»Sehen sie das mit dem Licht? Woher kommt das?«, fragte er.
»Oh scheiße«, sagte der Techniker, »das ist nicht gut. Das ist gar nicht gut.«
»Was? Was ist hier los?«
»Manchmal geht bei so ner Schleife was schief. Dann verfängt sich das System, der Verstand wenn se so wollen, in ner bösen Resonanz und kommt da nicht mehr raus. Sieht ziemlich übel aus, ich schalt's mal lieber ab.« Er lief um den Aufbau herum, bückte sich nach der Steckerleiste und zog die Kabel von Fernseher und Kamera heraus.
Nichts geschah. Die finsteren Schlieren krochen immer noch über das sich abzeichnende Gesicht, hoben es aus dem Rauschen empor, das Licht schwoll weiter an und mit ihm die grotesken Schatten. Der Mann im Overall glotzte mit offenem Mund auf dem Fernseher, dann auf die Kabel in seiner Hand.
»Was zur Hölle...« Einen Moment verharrte er ungläubig, stand dann auf und griff nach der Kamera. »Dann eben auf die harte Tour«, verkündete er.
Doch als er seine Hand vor die Linse bewegte wurde sie Teil der Schleife und erschien auf dem Bild. Der Techniker schrie auf, versuchte den Arm zurück zu ziehen, doch er war in den Verstand der Schleife gebannt. Schatten wanden sich um den Arm, die Finger begannen zu flimmern, verformten und dehnten sich im Rhythmus der Resonanz und brachen schließlich mit einem grausigen Knacken. Der Mann brüllte, versuchte vergeblich sich zu befreien, rief den Schauspieler um Hilfe an.
Doch dieser dachte gar nicht daran sich dem unheimlichen Licht zu nähern, zog sich statt dessen an die hintere Wand des Raumes zurück. Die Vibration, breitete sich über den Arm des Technikers aus, erfasste seinen Brustkorb und modulierte so seine Schreie zu seinem atonalen Crescendo, bis schließlich die Schwingungen seine Luge zerfetzten und nur noch das Geräusch brechender Knochen, reißender Sehnen, zermalmten Fleisches übrig blieb.
Zwischen ein paar Kartons und Kisten, halb versteckt, entdeckte er eine enge, rostige Eisentür in der Wand. Das Licht des Fernsehers pulsierte, erfüllte nunmehr fast den ganzen Raum, schien nach ihm zu suchen, zu greifen, schien ihm etwas zuzuflüstern, keine Worte, eine uralte, neugeborene Sprache. Er lief zu der Tür, überzeugt sie würde verschlossen sein, doch sie drehte sich knarrend und quietschend in den Scharnieren.


6

Er fand sich in pechschwarzer Dunkelheit wieder, suchte neben der Tür nach einem Schalter und fand keinen. Er tastete sich weiter an der Wand entlang, maß den Raum mit vorsichtigen Schritten ab, die Hand ausgestreckt um nicht gegen die Wand oder ein Hindernis zu laufen. Fünf Schritte, zehn Schritte. Es gab nichts, gegen das er laufen konnte, der Raum schien breit und leer zu sein. Zwanzig Schritte. Immer noch nichts. Fünfzig Schritte. Er blieb stehen, presste die linke Hand gegen die Wand, hielt sich fest an dem einzig gegenständlichen, dass ihn noch blieb, das ihn davor bewahrte ziellos durch die Finsternis zu irren. Der Raum musste riesig sein, titanisch, ihm wurde schwindelig, stickig, die Weite schien auf ihn einzustürzen wie eine Last. Er lief weiter, schneller, bewegte sich nicht mehr gemächlich und vorsichtig durch die Dunkelheit, denn er wäre froh gewesen über ein Kiste zu stolpern, gegen ein Regal zu laufen, einzig um zu sehen, dass er nicht alleine an diesem Ort war, das es noch etwas gab außer der kalten Wand, die sicherlich verschwinden würde sobald er sie losließ.
Der Weg war endlos, mit jedem Schritt wurde der Raum größer, grotesker. Aber natürlich war es gar kein Raum. Es war eine Schleife.
Er ging nur noch um zu gehen, um etwas zu tun, auch wenn es sinnlos war und die Schritte ihn nicht weiter brachten. Nach und nach zersetzte sich die Zeit an diesem Ort, verlor ihre Bedeutung inmitten von endlosem Nichts und er konnte nicht mehr sagen ob er schon Stunden oder Tage durch die Dunkelheit lief. Seine Sinne spielten ihm Streiche, winzige Punkte blitzen auf seiner Netzhaut auf, auf der Haut meinte er einen sanften Windhauch zu spüren und manchmal drang ein Rascheln wie von Laub an seine Ohren. Am deutlichsten aber war der Geruch, ein Duft nach feuchtem Moos und Erde. Das alles musste Einbildung sein, es waren Eindrücke von einem anderen Ort, die nicht in diesen finsteren, unendlichen Raum passten. Er tastete nach der Wand und musste entsetzt feststellen, dass sie verschwunden war, dass sie aufgehört hatte zu existieren weil er sie einen Moment nicht bewusst wahrgenommen hatte.
Panik strömte wie klebriges Gift über seinen Geist, er rannte los, ziellos, denn Richtungen gab es ohne die Wand nicht mehr. Vom Schrecken befeuert schienen seine Halluzinationen stärker zu werden, zum Geräusch der nicht vorhandenen Blätter gesellte sich ein rhythmisches Klappern und unter den Lichtern, die nur Fehlzündungen seiner Nerven waren stach ein gelblicher Schein in der Ferne heraus. Als er schließlich vor Erschöpfung anhalten musste erfüllte nur noch ein dumpfes Pochen seinen Kopf und verdrängte alle Trugbilder, nein, nicht alle, das gelbe Licht blieb. Er bewegte ungläubig die Augen, erwartete, dass der Fleck ihnen folgen würde wie der Abdruck, den die Sonne hinterlässt wenn man direkt hinein sieht. Doch er blieb eine glitzernde Verheißung, weit weg, aber trotzdem eine Struktur in der Leere, etwas, dass einen festen Ort hatte, dass vielleicht außerhalb der Schleife war. Er fand neue Kraft, lief in Richtung des Lichts, beschleunigte seinen Schritt sogar noch, als er sah, dass die Quelle näher kam, als sich der winzige Punkt aufweitete, die ewige Dunkelheit wie ein brausender Wind vertrieb, immer weiter anwuchs und schließlich zum Schein einer Lampe wurde.
Sie stand auf einem Tisch, gleich neben einer Schreibmaschine, einem altmodischen Model mit Stoßstangen und Farbband, welche von Geisterhand getrieben die rhythmischen Anschläge produzierte, die er gehört hatte. Er verfolgte erstaunt und ängstlich das unwirkliche Schauspiel, wie sich die Tasten von alleine senkten und in einer unmenschlichen Geschwindigkeit Buchstaben auf das Papier hämmerten. Er fragte sich, was die Maschine wohl schrieb und ob er es wagen sollte näher zu treten um nachzusehen, als er die Antwort vernahm: das Drehbuch.
Es war keine Stimme die zu ihm sprach, zumindest keine körperliche, es war ein Gedanke der in seinem Kopf aufgetaucht war, gedacht von einem fremden Verstand.
Nicht gedacht, geschrieben.
Die geisterhafte Maschine sprach zu ihm, ohne den Umweg über Schallwellen zu nehmen, erschuf seine Gedanken auf dem weißen Blatt. »Wer bist du?«, fragte er, »was bist du?«
Stell keine sinnlosen Fragen. Darauf gibt es keine Antwort, die man mit diesen jämmerlichen paar Buchstaben ausdrücken könnte.
»Wer bin ich? Bin ich nur eine Figur in deinem Text? In deinem Film?«
Ja.
Sie log. Er wusste nicht woran er es erkannte, es gab schließlich keine Gesten, keine verräterischen Stirnfalten, keine Unsicherheit in der Stimme, aber die Schreibmaschine log. Etwas wusste er, nicht direkt eine Erinnerung, mehr eine Ahnung, etwas unterbewusstes, dass es nicht immer so gewesen war. So wie hier. Dass es etwas anderes gab, ein Draußen. »Lass mich gehen. Lass mich raus.«
Nein. Du bist zu mir gekommen, du wolltest das hier. Es gibt keinen Weg mehr in ein anderes Sein.
»Doch«, sagte er. »Ich kann ihn schmecken. Nach ranzigem Speck und Zwiebeln. Ich kann ihn riechen. Feuchte Erde, und Blätter. Holz. Ein...« Aber ihm fehlte das Wort, die Maschine weigerte sich es zu tippen, hielt seinen Geist fest umklammert und ließ ihn nicht an andere Orte schweifen.
Dein Platz ist hier. Setz dich. Du musst das Drehbuch weiter schreiben.
Er ging um den Schreibtisch herum und setzte sich auf den Stuhl, nicht durch seinen Willen gesteuert, sondern von den Worten auf dem Papier. Der Unterschied verschwamm, er wurde die Geschichte. »Was soll ich schreiben?«, fragte er, während ein kühler Windhauch sein Gesicht streifte, eine letzte Erinnerung an die Ferne, den Ort, der anders war.
Hatte er eine Wahl gehabt? Eine Möglichkeit dorthin zurück zu kehren? Er nicht. Vielleicht der nächste.
Fang mit der vierten Szene an, in der der Komparse vom Regisseur traktiert wird.
Er nickte und schrieb: »Licht und Kamera bereit?«, fragte der Regisseur.

 
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Moi Mike,

okay geschrieben, wenn auch etwas langwierig, und hat lediglich ein paar extrem bekannte Motive zu bieten. (Im Kopf hatte ich schnell ne Liste von sicher 10 Filmen und einigen stories hier). Schade. Auch wenn es dafür wohl keine einzelne Plagiatsvorlage gibt, nenne ich sowas immer "fröhlichen Eklektizismus". Und es ist ebenso unelegant. Innovation und ein paar neue Ideen sind halt immer noch am spannensten.

Ist mir nebenher aufgefallen:

»Was haben sie jetzt schon wieder? Was für ein beschissener Darsteller sind sie eigentlich?«
Sie groß, du klein.
etwas plastisches, dass nicht auf eine Fläche gebannt war,
etwas Plastisches, das
mehr eine Ahnung, etwas unterbewusstes, dass es nicht immer so gewesen war.
dito: etwas XY = das = Substantiv = groß. Den Fehler hast Du noch einige Male, schau doch selbst nochmal durch.
seine Luge zerfetzten und nur noch das Geräusch brechender Knochen

Herzlichst,
Katla

P.S.
ne Winzigkeit:

»Welche Rolle? Ich bin Komparse. Ich habe keine Rolle, ich habe nicht mal einen Namen.«
Auch Komparsen haben Rollen, nur halt naja, nicht so wichtige. Das klingt schräg hier.

 

Hallo,

danke erst mal für's lesen und die Hinweise auf Rechtschreibfehler.

Ansonsten sagt mir dein Beitrag zumindest, dass die Geschichte bei dir nicht angekommen ist, woran das liegt allerdings nicht. Gerade der Teil den wir per PM geklärt haben, und den du mittlerweile gelöscht hast ist da sehr erhellend, als du
1) vermutest der Text wäre Teil eines längeren Werkes, v.a. wegen der Kapitelnummern (und zwar so überzeugt, dass der Thread erst mal geschlossen wird) und
2) dir ein "peppigeres" Ende erhoffst.

1) ließ mich zunächst denken, dass du als Mod nur mal kurz den Beitrag grob gescannt hast, denn zumindest die Kapitelnummern sollten klar werden. Und wegen 2) habe ich den Eindruck, dass meine Absicht bezüglich Schleifenstruktur, Selbstreferenz und Bruch der Hirarchie überhaupt nicht angekommen sind. Sonst wäre klar, dass die Geschichte so enden muss. Der Ruf nach einem reißerischen Ende und die Bezeichnung "langwierig" erinnern stark an Kinogänger, die einen Actionfilm erwarten und eine Charakterstudie zu sehen bekommen. Dazu gleich noch ein paar Worte.
Was die "extrem bekannten Motive" angeht, worauf beziehst du dich? Dass es nicht neu ist philosophische Ansätze zum Thema Bewusstsein in einer Horrorgeschichte zu verarbeiten? Was du nicht sagst... Oder die einzelnen Horror-Motive in der Story? Klar sind die nicht neu. Sind sie nie. Es geht da ja auch um die Interaktion von Motiven, deren Verwendung, Zusammenspiel, Abstraktion, etc. Leider scheint das auch nicht angekommen zu sein, ich habe den Eindruck, du dekonstruirst den Text in seine Bestandteile und sagst dann etwas wie "dieses Wort steht im Duden, es ist nicht neu, hab ein paar eigene Ideen". Niemand käme auf die Idee so etwas bei einer einfachen, linearen Geschichte zu tun, aber bei einem abstrakt-surrealen Text wie hier scheint das der Weg des geringsten Widerstandes zu sein. Nenn mir doch mal die 10 Filme, vielleicht verstehe ich dann besser wo das problem liegt.
Natürlich ist es primär meine Aufgabe als Autor die Dinge richtig zu kommunizieren, und damit wohl auch mir anzulasten. Gerade bei einem surrealen Text, wo es hauptsächlich um Gefühle, Unbewusstes, Resonanzen geht ist das entscheidend. Was das angeht finde ich in deiner Kritik kein Wort. Deshalb werde das Gefühl nicht los, dass es hier um falsche Erwartungen geht. Wenn ich mir die Texte in dieser Rubrik so ansehe, dann scheint das vorherrschende Verständnis zu sein, dass Horror-Elemente v.a. Effekte sind. Sie sollen den Leser ekeln, einen wohligen Grusel auslösen, Ängste hervorholen, etc. Dazu meist eine situative Geschichte und fertig ist das Grusel-Äquivalent zum Michael Bay Actionfilm, zumindest bekommen solche Texte zumeist Lob hier. Mir scheint, du hast so etwas erwartet, denn auf andere Faktoren der Geschichte gehst du nicht ein.

Ich will nicht beleidigt klingen, das bin ich nicht und ich freue mich über jede Kritik. Aber wenn diese Kritik nur ein paar pauschale Urteile wie "nicht innovativ", " extrem bekannt" und dazu noch das furchtbare "Plagiat" umherwirft, und ich dabei den Eindruck habe, der Leser hat sich nicht wirklich mit dem Text auseinandergesetzt oder auch nur meine vordersten Intentionen verstanden, dann ist das nicht hilfreich und schon gar nicht konstruktiv.

Nun gut, das sagt mir immerhin, welche Art von Texten man hier einstellen kann. Ich werde mich in Zukunft auf oberflächlichen Trivialhorror beschränken und ausgefallene Texte hier nicht mehr posten.

 
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Hallo Mike Ferrano,

interessantes Thema, das du hier behandelst. Ich bin nicht sicher, ob ich ganz verstanden habe, was du sagen willst, aber gehen wir mal der Reihe nach durch.

einem aufmunternden Blick, etwas dass ihm versicherte nichts falsch gemacht zu haben
etwas, das ihm versicherte, nichts

umgeben von Finsternis in der etwas schreckliches lauerte.
Finsternis, in der etwas Schreckliches

»Lassen Sie mich gehen. Sie brauchen mich nicht.«
»Und ob ich Sie brauche. Sie sind der Hauptdarsteller. Wir versuchen jetzt einfach eine andere Szene.«
»Bitte...«
»Scheinbar sind Sie der einzige Schwachkopf, der das Drehbuch nicht gelesen hat. Sehen Sie die Tür rechts vor Ihnen? Da müssen Sie hinein gehen.
Direkte Anrede wird immer großgeschrieben. (Hast du auch später mit dem "se" falsch gemacht.)

Beim Lesen von 4 war ich mir nicht sicher, ob er sich die Puppen nur einbildet und alles normal ist, oder ob es wirklich Puppen sind, oder ob er träumt und überhaupt..
Außerdem fand ich den Anfang mit den Unterbrechungen des Regisseurs zu langgezogen. ALso irgendwann dachte ich: ja, lass mich raten, der Regisseur unterbricht wieder ... Ja, er tut's! Außerdem war mir der Stil etwas zu schwafelig (nicht nur am Anfang; insgesamt), was mich dazu gebracht hat, ziemlich schnell zu lesen. Also das beides würde ich mehr komprimieren.

ich weiß nicht mehr wo ich hier der Ausgang ist.«
...

eher etwas plastisches, dass nicht auf eine Fläche gebannt war
Plastisches, das

Zu 5: Er hat voll die Panik und lässt sich von dem Typen erstmal in ein philosophisches Gespräch verwickeln? Najaa. Wenigstens Descartes und die Zitate würde ich rausnehmen und dafür einbauen, dass er eigentlich nur weg will...

hielt sich fest an dem einzig gegenständlichen, dass ihn noch blieb, das ihn davor bewahrte ziellos durch die Finsternis zu irren.
Gegenständlichen, das ihm [...] bewahrte, ziellos

Abschluss zum Formalen: einige Kommas fehlen, das/dass vertauschst du gerne mal.

Zu 6: Okay. Aber wenn er die Marionette der Schreibmaschine ist, er durch sie erst ist, warum soll er dann auf ihr schreiben? Er kann doch dann gar nichts eigenes produzieren. (Oder hab ich's nicht verstanden?)

Jo, also interessantes Thema, ganz okay geschrieben (von den formalen Sachen mal abgesehen), für meinen Geschmack etwas zu schwafelig und die Teile noch nicht ganz aufeinander abgestimmt.

Viele Grüße,
Maeuser

Ach ja: Am Anfang war ich durch die 4, 5 und 6 irritiert und dachte, das wäre ne Fortsetzung oder so, aber durch den Text wird's ja klar. Passt, find ich gut. ;)

 
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Moi Mike,

als Mod lese ich Geschichten und Komms zeitnah nach Einstellung, und zwar erstmal auf evt. Regelwidriges. Habe ich wenig Zeit, oder finde ich nichts an dem Text, was mich anregt, ihn aufmerksam zu lesen, ueberfliege ich und beschränke ich mich auf das Wichtigste/Augenfällige: Und das war hier, ob es eine Fortsetzung ist. Danke fuer die schnelle Antwort gestern.
War ja flott geklärt - und ist mir lieber gleich behandelt, als wenn erst fuenf Leute lange Komms schreiben, und der Text dann wg. Fortsetzung/unabgeschlossen gelöscht wuerde.

Das dazu - daher war es gestern nicht wichtig, was von dem Text ich nun in aller philosophischen Länge & Breite verstanden habe.

Der Kommentar ist dann meine Meinung als Leser, das hat mit Moderator ja/nein nix zu tun. Und auch als Leser ueberfliege ich - wenn ein Text mich nicht ueberzeugt, die Sprache nicht dazu anregt, jedes Wort aufmerksam aufzunehmen. Die Motive, die Sichtweise mir nix Neues bringen.

Diese Sache mit der Fiktion oder dem Handwerkszeug (Schreibmaschine etc), das den Schaffenden beeinflusst oder beeinflussen 'möchte' wird sehr häufig verwendet. Auch in der Form, dass ein Roman die Wirklichkeit vorwegnimmt, diese als Traum erscheint, mit Konsequenzen in der Realität.

Was mich hier sehr stört, ist eben dieses Generische, das man in so vielen Mainstreamfilmen auch hat - bestimmte Bilder, bestimmte Verknuepfungen von Realität und Fiktion. Das Zusammengestzte aus Bestehendem ergibt sich ausser durch das Motiv auch durch Deine Sprache, die auf mich sehr unliterarisch wirkt. Durch diese hundertmal so gehörten/gelesenen Dialoge/Anweisungen des Regisseurs, die Eindruecke des Prots (sich auflösende Räume/Dunkelheit, Puppen/Zombies, Schlieren/verfremdete Kamerabilder, ein Filmset, der plötzlich Schauplatz 'echter' Geschichte zu werden scheint ... Schreibmaschine, die Realität zu produzieren scheint, jemand von fremden Gedanken kontrolliert stolpert durch eine Parallelwelt/Traum/Illusion ohne Ausweg, die Idee, dass er nicht der erste ist, sondern sich alles wiederholt ...)
Wenn ich etwas lese, was mich vom Sprachstil, den verwendeten Formulierungen und Bildern/Motiven nicht in die Geschichte zieht, nicht ueberzeugt, dass dies ein eigenständiges, litararisches Werk ist, werden die Bilder, die in meiner Phantasie entstehen sollten, durch Filmbilder erstetzt - da funktioniert Dein Text dann nur wie ein Trigger, anstatt als eine Geschichte. Es gibt kein einziges Bild/Motiv, bei dem ich gedacht hätte "Wow, tolle Idee, hab ich so noch nie gehört!"

Hier ein paar Bsp:

»Sehen sie das mit dem Licht? Woher kommt das?«, fragte er.
»Oh scheiße«, sagte der Techniker, »das ist nicht gut. Das ist gar nicht gut.«
»Was? Was ist hier los?«
»Was zur Hölle...« Einen Moment verharrte er ungläubig, stand dann auf und griff nach der Kamera. »Dann eben auf die harte Tour«, verkündete er.
Die gesamte 4, wegen vor allem:
»Das muss ein Alptraum sein«, dachte er.
»Weit davon entfernt«, antwortete die dämonische Stimme in seinem Kopf. »Der einzige Alptraum hier sind sie.«
Er war gefangen in einem Lichtkegel, umgeben von Finsternis in der etwas schreckliches lauerte. »Bitte«, flüsterte er. »Lassen sie mich gehen. Sie brauchen mich nicht
»Und ob ich sie brauche. Sie sind der Hauptdarsteller. Wir versuchen jetzt einfach eine andere Szene.«
»Bitte...«
»Scheinbar sind sie der einzige Schwachkopf, der das Drehbuch nicht gelesen hat. Sehen sie die Tür rechts vor ihnen? Da müssen sie hinein gehen. Das kann ja nicht besonders schwer sein. Also Leute, Szene fünf, Take eins. Alle bereit? Action!«
Die Puppen setzten sich in Bewegung, stumm, gehorsam, erbarmungslos. Sie schlurften auf ihn zu, den leeren Blick auf ihn gerichtet, die Gesichter bleiche Masken über ihren schrecklichen Fratzen. Er konnte sich nicht rühren, nicht einmal schreien, war gelähmt vor Angst.»Die Tür«, brüllte die Stimme des Regisseurs, die jetzt verzerrt und kaum noch menschlich klang.
Das Licht des Fernsehers pulsierte, erfüllte nunmehr fast den ganzen Raum, schien nach ihm zu suchen, zu greifen, schien ihm etwas zuzuflüstern, keine Worte, eine uralte, neugeborene Sprache. Er lief zu der Tür, überzeugt sie würde verschlossen sein, doch sie drehte sich knarrend und quietschend in den Scharnieren.
Poltergeist meets Lovecraft.
Es war keine Stimme die zu ihm sprach, zumindest keine körperliche, es war ein Gedanke der in seinem Kopf aufgetaucht war, gedacht von einem fremden Verstand.
Nicht gedacht, geschrieben.
Die geisterhafte Maschine sprach zu ihm, ohne den Umweg über Schallwellen zu nehmen, erschuf seine Gedanken auf dem weißen Blatt. »Wer bist du?«, fragte er, »was bist du?«
Stell keine sinnlosen Fragen. Darauf gibt es keine Antwort, die man mit diesen jämmerlichen paar Buchstaben ausdrücken könnte.
»Wer bin ich? Bin ich nur eine Figur in deinem Text? In deinem Film?«
Ja.
Etwas wusste er, nicht direkt eine Erinnerung, mehr eine Ahnung, etwas unterbewusstes, dass es nicht immer so gewesen war. So wie hier. Dass es etwas anderes gab, ein Draußen. »Lass mich gehen. Lass mich raus.«
Nein. Du bist zu mir gekommen, du wolltest das hier. Es gibt keinen Weg mehr in ein anderes Sein.
(...) Dein Platz ist hier. Setz dich. Du musst das Drehbuch weiter schreiben.
Er ging um den Schreibtisch herum und setzte sich auf den Stuhl, nicht durch seinen Willen gesteuert, sondern von den Worten auf dem Papier. Der Unterschied verschwamm, er wurde die Geschichte. »Was soll ich schreiben?«, fragte er, während ein kühler Windhauch sein Gesicht streifte, eine letzte Erinnerung an die Ferne, den Ort, der anders war.
Hatte er eine Wahl gehabt? Eine Möglichkeit dorthin zurück zu kehren? Er nicht. Vielleicht der nächste.

Auch wenn in diesen Filmen der plot nicht unbedingt ähnlich ist, hatte ich ständig flashs, weil Deine Beschreibungen, der plot kein eigenständiges Bild auslösen konnten und damit zu einem Brei aus Altbekanntem wird: u.a. The Ring 0, Videodrome, Poltergeist, Silent Hill (die Krankenschwestern), The Hidden Door (ein indonesischer, recht unbekannt), einige X-Files-Folgen, Naked Lunch, eXistenZ, Battle Royale 1 oder 2, irgendein Film mit Johnny Depp als zurueckgezogener Autor und seltsamen Vorkommnisssen (jup, Das geheime Fenster) sogar Matrix, und dann ein paar low-budget Zombiestreifen, deren Titel ich nicht mehr zusammen bekomme. (Einiges davon durch den Sprachstil der Dialoge hier.)

Hilft Dir das irgendwie weiter?
Ich wuerde es schöner finden, wenn Du eine 'philosophische' Idee hast, diese in einem wirklich originellen plot unterbringen und dafuer eine adäquate Sprache finden wuerdest. So kommt das einfach nicht durch.
Die Beschreibungen, wie auch die Herleitungen, die plot-Entwicklung finde ich viel zu langatmig, mir fehlen prägnante Formulierungen und knackige Worte, 'sprachlich-stilistische Schönheit' wenn Du willst. So erweckt es auch den Eindruck, als wuerdest Du um den heissen Brei rumreden, als ob Dir nichts eingefallen wäre, oder Du Deinen stil nicht gefunden hättest (oder ihn ueberhaupt gesucht).
Zudem wirkt es geschwätzig, und nimmt so jede Spannung.

Daher suche ich hier nicht platte Action (hier ist mir schon viel zu viel mainstream drin), sondern im Gegenteil: wohlueberlegte, individuelle Formulierungen und Wendungen. Innovatives Spiel mit Sprache.

Nun gut, das sagt mir immerhin, welche Art von Texten man hier einstellen kann. Ich werde mich in Zukunft auf oberflächlichen Trivialhorror beschränken und ausgefallene Texte hier nicht mehr posten.
Fuer mich ist dies - sori - stilistisch 'Trivialhorror'. Da kann ich Dein Selbstbild leider nicht teilen. Muss aber nicht bedeuten, dass alle Leser das so sehen.
Daraus, dass Leser Deinem Stil, der Erzählform nicht gern folgen, solltest Du nicht voreilig darauf schliessen, dass dieses Forum, die Rubrik einen zu geringen Anspruch hat. Sondern - Vorsicht: eventuell! - auch mal, dass dieser Text einfach nicht mit literarischem Vergnuegen gelesen werden kann. Und mit sowas beschäftigt man sich halt nicht so gerne.

Einen allgemeinen Trend, was hier in der Rubrik gut ankommt, gibt es nicht. Einige wollen nur flache Unterhaltung mit ein bissl Grusel, andere suchen eine alternative Ästhetik, neue Perspektiven, plots und Erzählstimmen. Rueckmeldungen geben nur Auskunft darueber, was der jeweilige Kommentierende bevorzugt oder ablehnt.

Allerdings wird erwartet, daß ein Text korrigiert wird - kannst Du über den roten bearbeiten-button erledigen. Tips genug hast Du ja - zumindest was RS angeht - erhalten.

Als Mod wuensche ich mir, dass Texte dieser Rubrik zumindest literarisch wirken (bzw. ein ehrlicher Versuch in diese Richtung zu erkennen ist), und sich möglichst wenig an Bestehendes anlehnen. Damit wäre schon viel erreicht - das gilt fuer dieses Forum insgesamt, aber Horror bietet potentiell mehr Möglichkeiten, die Phantasie laufen zu lassen. Daher enttäuscht mich Wiedergekautes hier am meisten.

Herzlichst,
Katla

@Maeuser: Vielen Dank, genau! King meide ich und den Film fand ich öde, daher Titel vergessen.

 

irgendein Film mit Johnny Depp als zurueckgezogener Autor und seltsamen Vorkommnisssen
"Das geheime Fenster"! Nach der Geschichte Das heimliche Fenster, der heimliche Garten von King. ;)

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Mike Ferrano,

Beim Lesen von 4 war ich mir nicht sicher, ob er sich die Puppen nur einbildet und alles normal ist, oder ob es wirklich Puppen sind, oder ob er träumt und überhaupt..

Zu 5: Er hat voll die Panik und lässt sich von dem Typen erstmal in ein philosophisches Gespräch verwickeln? Najaa. Wenigstens Descartes und die Zitate würde ich rausnehmen und dafür einbauen, dass er eigentlich nur weg will...

Zu 6: Okay. Aber wenn er die Marionette der Schreibmaschine ist, er durch sie erst ist, warum soll er dann auf ihr schreiben? Er kann doch dann gar nichts eigenes produzieren. (Oder hab ich's nicht verstanden?)


Danke auch dir für's lesen.
Ich wollte mich eigentlich ungern zu den genauen Intetionen einer Geschichte äußern, die dem Leser bewusst Interpretationsspielraum lässt, aber hier ist es wohl nötig. Leider muss ich zugeben, dass der Text überhaupt nicht so fuktioniert wie ich es wollte.
Die ganze Handlung sollte eine abstrakte Manifestation dessen sein, was wirklich passiert. Insofern gibt es auch keine Verwischung von Realität und Fiktion, weil die "Realität" nur kurz in (6) angedeutet wird, als dem Prot eine Ahnung und Eindrücke von einem anderen Ort kommen. Den Rest des Textes ist er vollständig in einer seltsamen Schleife gefangen. Daher auch das fehlen von Namen, (4) ist eine Art Erwachen, er nimmt sich selbst bewusst war, was ihn von der leblosen Umgebung (Puppen) abhebt. Der Regisseur ist also weniger eine externe Bedrohung, sondern ein Teil seiner Selbst, der ihm diesen Prozess bewusst macht. Er fällt aus der Reihe, fügt sich nicht mehr richtig in die leblose Umgebung seines "Gefängnisses" ein. In (5) begreift er die Struktur, nicht nur des Ortes an dem er sich befindet, sondern auch seines eigenen Bewusstseins. Und er nimmt sie als bedrohlich war, etwas, dem er entkommen möchte. Zugegeben ist der philophische Diskurs hier vielleicht etwas lang. Was dem Techniker passiert ist eine Art Erinerung an das, was ihm passiert sein muss, wie er irgendwann einmal in die Schleife geraten ist. Damit wird ihm das illusorische der Umgebung klar, weshalb in (6) was völlige Dunkelheit herrscht. Er versucht auszubrechen und kommt dem auch nahe (Andeutungen der Realität), doch es gelingt nicht. Am Ende steht der für eine seltsame Schleife typische Bruch der Hierarchie (Ursache-Wirkung), es wird zu seinem eigenen Drehbuchautor und konnte der Struktur nicht entkommen, muss sein in (4) gewonnenes Bewusstsein wieder aufgeben.

Wie gesagt wird der Text diesem Anspruch leider nicht gerecht. Es war ein Experiment und wohl ein zu schwieriges solche Ideen rein abstrakt an den Leser zu transportieren. Vielleicht liegt es an dr Sprache, die bewusst auf bekannte, leicht zuzuordnende Bilder zurückgreift. Ich wollte vermeiden den Leser noch mehr mit Extravaganzen zu konfrontieren, weill ich fürchtete, dass der Text in einen unverständlichen Strom aus surrealen Eindrücken zerfallen könnte. Wie es scheint führt aber gerade das ebenfalls in die Irre und gebräbt meine eigentliche Interpretation unter sich.

 

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