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Eine Schöpfungsgeschichte

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11.06.2017
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Eine Schöpfungsgeschichte

Die neue Welt
93, 92, 91, …. Er saß da. Außer einem weißen Rauschen, das der Wind den Bäumen entlockte, war nichts zu hören. Die Augen hatte er geschlossen und so umgab ihn nichts als die pure Kraft, die sich seinem Geist entlockte.
79, 78, 77, …. Es war das 49. Mal, dass er nun hier saß und zählte von 1000 bis 0. 49 Tage waren ausgerichtet auf diese jeweilige halbe Stunde, in der er hier saß und zählte.
74, 73, 72, …. Seine Gedanken fingen an, sich zu ordnen. Gleich den Zahlen, die er gedanklich in das große Nichts seiner geistigen Umgebung schrie, sortierten sich die Schwaden, Meere und Kiesel seiner Gedanken.
69, 68, 67, …. Alle Teile begannen, eine Landschaft zu bilden. Es entstanden Berge, Täler, Flüsse, Wälder, Wind und Wetter. Sie waren gefüllt mit dem Gedankengut des ganzen Tages.
62, 61, 60, …. Er betrachtete die Landschaften der vergangenen Tage. Es war ein guter Tag heute: Die Flüsse waren tiefer, die Berge höher und die Strände größer. Er wusste, dass dieser Tag das gleiche Ergebnis bringen würde wie die letzten Tage, doch dies schreckte ihn nicht ab. Nein, im Gegenteil; es spornte ihn sogar an.
57, 56, 55, …. Er fragte sich nun schon lange nicht mehr, ob er verrückt sei. Diese Frage würde ihn in den Wahnsinn treiben, so wusste er. Folglich hatte er sie schon lange hinter sich gelassen.
49, 48, 47, …. Abermals blickte er auf die aktuelle Version seiner geistigen Landschaft. Mit jedem Tag war sein Geist gestärkt worden. Es machte ihn stolz, dass er schon aus Kieseln Pflanzen machen konnte, obwohl er wusste, welch große Kraft ihn diese Errungenschaft kosten würde.
41, 40, 39, …. Noch immer schwirrten am Himmel und im Wasser Kieseln und Schwaden an Gedanken, die umgeben waren von Staub und Rauch, der sich über den ganzen Tag angesammelt hatte, herum.
32, 31, 30, …. Er wurde panisch. Seine Gedanken fingen an, schneller zu werden. Er verhaspelte sich und plötzlich hing ein gigantischer Berg über dem Wasser und am Ufer klaffte ein Loch, das mit brennendem Wasser gefüllt war. Schnell korrigierte er die Fehler. Er wurde schwächer.
28, 27, 26, …. Ruhig, ruhig. Er würde es schaffen, er war sich sicher. Die letzten Tage war es nie so knapp gewesen, doch nun schwanden seine Kräfte. Er bezahlte einen hohen Preis. Er würde es schaffen.
22, 21, 20, …. Langsam kam er zur Ruhe. Der Himmel lichtete sich langsam und die Meere wurden klarer, die Kieseln und Schwaden bekamen eine Aufgabe. Alles, was er tat, hatte Kraft und Sinn.
10, 9, 8, …. Sein verkrampftes Herz löste sich trotz des Wissens um das Bevorstehende wieder.
7, 6, 5, …. Er wusste, die Kraft, die er hierfür aufwand, war zu groß. Es würde eine Ewigkeit dauern, bis er wieder genug Kraft für eine vollkommene Rückkehr hierhin gesammelt hätte.
3, 2, 1, …. Er wandte alle Kraft, die ihm blieb an. Verdammt, er war zu schwach. Doch, die Kiesel bewegten sich. Fertig. Der Himmel funkelte in glänzendem Rot.
0. Er öffnete die Augen und setzte die Brille auf. 14 Uhr. Die Mittagspause war vorbei. Ein Räuspern erklang. Seufzend schaltete er den Bildschirm wieder an und steckte sich die Ohrenstöpsel in die Ohren. Morgen würde er etwas Neues anfangen müssen.

 

Hallo Martin,
hier ein paar ungeordnete Gedanken: Was wird beim Countdown eigentlich runtergezählt, grübel?
Fängt bei 1000 an, aber dann erst bei 93? Bei einer halben Stunde hätte ich eher einen Countdown von 30 erwartet.
Die Zahlen ergeben für mich keinen Sinn.
Er strengt sich unglaublich an, fast tut er mir leid, aber er wird gerade fertig, als die Zeit um ist, oder?
Am Ende denke ich, da meditiert einer in seiner Mittagspause, und dass ich das auch mal machen könnte ;-)
LG, Anne

 

Hallo Martin,
als ich die überschrift gelesen habe, war ich sehr gespannt, was sich dahinter verbergen sollte. Allerdings wurde ich relativ schnell enttäuscht. Die Idee mit dem runterzählen Zeitabschnitte zu zeigen, die die Schöpfungsabschnitte in einen zeitlichen Ramen setzen finde ich an sich wirklich gut, nur wenn dein Protagonist zwischendrin an die schon vergangene Zeit, die du nicht beschreibst, denkt, fühle ich mich als Leser etwas von diesem Abschnitt ausgeschlossen. Man wird irgendwo eher am Ende in die Geschichte hineingeworfen.
Weiterhin beschreibst du eine Schöpfungsgeschichte, als Leser bekommt man aber nur einen allgemeinen Eindruck von der Schöpfung deines Protagonisten.
Was mich aber am meisten gestört hat war das Ende. Warum macht sich jemand in seiner Mittagspause, die die meisten Menschen dazu nutzen den Geist zu erholen, zumindest wenn sie am Computer sitzen, geistig so fertig? Und was ist der Sinn dahinter? Ich hätte jetzt eher etwas erwartet, dass in die fantastische Richtung geht, von daher bin ich leider etwas enttäuscht. Meiner Meinung nach hättest du hier deutlich mehr herausholen können.
LG
Scribo

 

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