Eine schöne Stadt
Die Tage werden langsam immer kürzer und kälter. Der Winter hat bereits begonnen. Doch was für ein Tag ist heute? Es müsste Ende November sein. Die Stadt ist sehr schön, wunderschön. Wie lange lebt er schon in dieser Stadt? Er kann sich nicht mehr daran erinnern, wie an Vieles. Seit dem Autounfall vor drei Jahren, der ihn für eine lange Zeit ans Bett band, reglos und ohne Träume, kann er sich nur noch schwer an Dinge erinnern. Ja, manchmal hat er sogar regelrechte Ausfälle. Nicht nur so normale Geschichten, wenn Leute im Einkaufszentrum stehen und nicht mehr wissen was sie kaufen wollten. Nein, manchmal kann er sich nicht mehr erinnern was in der letzten Stunde geschah. Was hat er in dieser Zeit gemacht? Hat er mit jemanden gesprochen oder saß er einfach nur auf seinem Sofa? Er hätte in dieser Zeit jemanden umbringen können und würde sich nicht mehr daran erinnern. Dieser Gedanke macht ihm Angst. Es ist eine schöne Stadt. John Neely Bryan hatte sie in den Vierzigern gegründet. Wieso fällt ihm gerade dieser Name ein? Heute soll diese Stadt noch bekannter werden. Jeder soll über sie sprechen. Doch wieso?
Er steht vor einem alten Lager. In der Straße versammeln sich einige Menschen. Eine regelrechte Menschenmenge. Irgendetwas zieht ihn in dieses Lager. Doch was? Er hat dort nichts zu suchen. Der Drang ist stärker als sein Verstand und so betritt er es. Einem langem Gang folgt eine schmale Treppe. Alles kommt ihm bekannt vor. Doch woher? Der fünfte Stock, der fünfte Stock soll es sein. Der Aufstieg ist mühsam, denn die Stufen sind klein. Er mag keine kleinen Stufen. Man rutscht so leicht ab und man muss aufpassen nicht zu stolpern. Endlich der fünfte Stock. Das zweite Zimmer auf der rechten Seite, das erste Fenster von links. Das ist es, das wird es sein. Er muss ruhig bleiben, darf nicht aufgeregt sein. So hat man es ihm gelehrt. Es ist in dem Schrank neben der Bücherkiste. Es hat ein großes Kurvenvisier und ist sehr präzise. Angelegt am Fenster kann er damit sogar die Augenfarbe jeder Person auf der Straße erkennen. Braun müssen sie sein und schwarze Haare soll er haben. Er sieht das Gesicht vor sich, dort im Wagen. Drei laute Schreie sind zu hören, gefolgt von vielen weiteren Schreien kommend von der Straße. Er muss es geschafft haben. Die Tat, der Drang wofür er hier ist. Das Ding in seiner Hand braucht er jetzt nicht mehr. Hinter einer Kiste sollte es sicher sein. Keinen Grund gibt es mehr länger in diesem Haus zu bleiben. Sein Auto steht in einer Nebenstraße. Warm ist es dort, ein sicherer Platz in dieser kleinen Straße in der schönen Stadt.
Eine große Menschenmenge hatte er gesehen und nun diese Straße. Wie ist das möglich? Nein, nicht schon wieder...