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Eine Sache zwischen Mann und Frau

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11.10.2003
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Eine Sache zwischen Mann und Frau

Das Blut rann über ihre Hände, ihre schönen weißen Hände.
Schön, wenn man von den durch Nervosität abgebissenen Nägeln absah. Das Blut weitete sich weiter aus, es tropfte von der mittlerweile vollkommen bluterschlossenen Hand in eine große rote Lache roten Lebenssaftes.
Mit dem aus ihrem Körper strömenden Blut, spürte sie auch das Leben fliehen.
Fliehen aus ihrem Körper, der bereitwillig los ließ. Bereit zu gehen. Langsam, Stück für Stück, Körperteil für Körperteil, abzusterben. Nichts mehr zu spüren, nichts mehr zu fühlen und das Wichtigste und Schönste, nichts mehr zu denken und somit auch nichts mehr zu fürchten.
Ihre Knie waren schon lange weggesackt. Sie saß auf den kalten, weißen Granitfließen, während ihr Bewusstsein schwächer und schwächer wurde.
Das Blut war ein warmer, tröstender Ausgleich zu den kalten Bodenplatten.
Wenngleich in ihrem Körper die Kälte weiterkroch um mit ihren gierigen Klauen mehr und mehr nach ihr zu greifen, damit mehr und mehr der Mantel des Vergessens über sie gelegt werden konnte.
Vor Tagen noch oder waren Monate vergangen?
Ist ja auch egal! Was ist schon Zeit?
Relativ. Eben.
Jedenfalls hatte sie da gedacht, die Welt bestehe nur aus Glück und Sonne. Ihm und Ihr.
Endlich war ein zusammenfinden möglich gewesen. Sie hatten es geschafft die
Scheu, mit der sie sich alltäglich begegneten, abzulegen.
Endlich das, was ein jeder von ihnen spürte, dem anderen mitzuteilen.
Denn sie waren extreme Menschen. Die extreme, alles einnehmende Gefühle besaßen.
Diese Gefühle, die vom ganzen Körper Besitz ergreifen, bis er sich in dieses eine Gefühl verwandelt. In diesem Fall war dieses Gefühl, wie so oft, Liebe. Die alles verzehrende Gier nach dem anderen. Besitzen und besessen werden. Geben, bekommen und genommen werden. Sich selbst opfern um einmal zu bekommen, was im Moment das Wichtigste ist, die Liebe des anderen.
So war es verständlich, dass nun die Zeiten ungetrübten Glücks anbrachen. Denn beide hatten erhalten, wofür sie im Moment existierten, den anderen.
Gemeinsam bekundeten sie, einander umklammernd und umschlingend, ihr Bedauern darüber, dass sie niemals zu einer Person verschmelzen würden. Das es keine Möglichkeit gab, jemals die Grenzen zum anderen zu durchbrechen. Eine Begebenheit, die für eine andere Person unwesentlich sein kann. Aber ich erwähnte bereits, diese Beiden, sollten eher als extrem beschrieben werden, was die Fähigkeit verleiht mit seiner gesamten Kraft zu lieben.
Ja, die Liebe ist eine seltsame Macht. Unbeeinflussbar, unkontrollierbar, immer wieder anders, aber immer selbstständig. Man ist ihr auf Gedeih und Verderb ausgeliefert,
auf ihr Wohlwollen oder aber ihre Zerstörung.
Leider konnten die Beiden nicht der Macht der Liebe genügen und sie nicht schätzen, wie sie geschätzt werden will. Und schnell gerieten sie aus dem Gleichgewicht. Sie wurden von ihr vergiftet, auch wenn es erst den Anschein hatte, sie würden geheilt.
Die Beiden Schwebenden stürzten ab.
Aus Besuchen der Leidenschaft wurden Besuche der Kontrolle. Aus Umarmungen wurden Ketten. In all abendlich gestellten Fragen, die das zärtliche Interesse für den anderen bekunden, schwangen nun misstrauische, zynische und provozierende Andeutungen mit.
Die Gier nach dem Besitzen des anderen, hatte ihre liebevolle auf Vertrauen aufgebaute Zusammengehörigkeit vergiftet.
Es war nun auch nicht mehr möglich einen Schritt von dem alles verzehrenden Schlund zurückzuweichen, und ihrer beider Leben somit wieder zu teilen. Sie konnten jetzt nicht mehr ohne den anderen sein, nicht mehr alleine sein, nicht mehr ohne den anderen existieren, aber auch nicht mit ihm.
Angst, Gier und Egoismus hatten ihre Beziehung zerstört. Denn Angst säht Misstrauen, Gier ist nicht mehr aufzuhalten und Egoismus macht den anderen zur toten Materie.
So existierten diese Beiden also in ihrer leblosen Abhängigkeitsbeziehung, in der kein Platz mehr für schöne Dinge war, weil das Schlechte allen Platz ausfüllte. Nun herrschte noch nicht einmal mehr Angst vor der Explosion, weil sie eine Erlösung wäre, die alles Verkommene zerstört.
Die Vorwürfe wurden also immer schlimmer und der Streit wurde so wichtig zum existieren, wie es vorher die Liebe des anderen gewesen war. Und dann, endlich Ruhe. Es war alles vorbei.
Er hatte das Blut rinnen lassen.
Den Körper des Menschen in den Ruhezustand versetzt. Ja, endlich für Ruhe und Entspannung gesorgt, sich selbst erlöst. Schließlich war ja sie für seine ungelösten Probleme, seine ständige Angst, verantwortlich gewesen.
Sie lag da auf den weißen, kalten Granitfließen. Sie war schön. Er hatte sie erlöst, sie Beide. Jetzt waren die Ketten durchbrochen. Er konnte wieder in Ruhe leben und sie in Ruhe sterben, dachte er.
Nur, dass er das sicherlich nicht mehr gedacht hat, als er sich an dem mächtigen dicken Balken im Wohnzimmer aufhing, weil er feststellen musste, das über ihren Tod hinaus, sich seine Gedanken immer mehr vergifteten. Und er dann einsah, dass er niemals mehr frei sein würde.
Vielleicht hatten sie ja jetzt ein Anrecht auf eine zweite Chance.

 

Hallo Brantony!

Bevor ich was zum Gesamten sage, ein paar Anmerkungen zur Sprache:

Was mir gleich zu Beginn aufgefallen ist: Blut ist ein gan wichtiger Faktor in dieser Passage, das ist richtig. Aber das Wort Blut / bluten kommt mir zu oft vor.

Endlich war ein Zusammenfinden möglich gewesen

Geben, bekommen und genommen werden.
ein sehr schöner Satz!
Aber ich erwähnte bereits, diese Beiden, sollten eher als extrem beschrieben werden, was die Fähigkeit verleiht mit seiner gesamten Kraft zu lieben.
"beiden" kleinschreiben. Insgesamt kann ich mit dem Satz aber nicht so recht anfreunden.
Es war nun auch nicht mehr möglich - Komma - einen Schritt von dem...

So und nun zum Gesamten:
Die Idee ist gut. Und sie verdient eine Geschichte.
In der Anfangssequenz gelingt es Dir auch, so eine Geschichte zu erzählen. Aber dann hörst Du auf, zu erzählen und philosophierst oder verlierst Dich in Gedanken. Und an dem Punkt verlierst Du Deinen Leser. Denn dann folgt man Deinen, vorgegebenen, Gedanken. Damit kann man sich aber genausowenig identifizieren, wie mit einer Vorlesung über irgendetwas anderes.

"Show, don't tell!" - heißt eine der wichtigsten Regeln für Prosa, finde ich.

Wenn Du sagen willst, "Er ist eifersüchtig" ... naja, ok. Dann ist er es eben. Aber wenn Du beschreibst, wie er mißtrauisch ist. Wie er sie nach ihrem Tag ausfragt, was er im Detail tut. Oder wie sein Herz schneller schlägt, als er eine Frau mit einem Mann reden sieht und glaubt, es wäre "sie" ... und so weiter.. Du verstehst mich, oder?
Der Satz: "Und dann war er rasend zornig" kann beim Leser nicht viel auslösen.
Beschreibst Du aber, wie sein Körper reagiert, vielleicht sein Blutdruck steigt, er einmal hefitg den Kopf schütteln muß, um nicht die Kontrolle zu verlieren und dann den Pappbecher mit dem heißen Kaffee in der Hand einfach zerquetscht.... dann ist Deinem Leser klar, daß er da einen wirklich, wirklich wütenden Mann sieht.

Und damit nimmt man sich als Autor aus der Geschichte ein Stückweit zurück. Es ist selbstverständlich auch möglich, solche Einwürfe als erzählender Autor zu machen, wie Du. Aber ich selbst bin meist kein Fan davon, weil sie eher Distanz schaffen, als Näher erzeugen.
Denn damit macht mir der Autor klar, daß nicht das Geschehen abläuft, sondern er es mir erzählt. Und in den seltensten Fällen macht es das "direkter".

Wenn Du noch Fragen hast, wie ich hier was gemeint habe, dann melde Dich gern.

Lieben Gruß,

Frauke

 

Hallo, Brantony!

Ich finde deine Idee cool, aber es sieht so aus, als hättest du keine große Lust gehabt, sie näher auszuführen. Auf jeden Fall ist die Entwicklung, warum aus Liebe Unzufriedenheit wird, bis es zum Mord und Selbstmord führt, sehr wischi-waschi. Ich stell mir gerade vor, ich hätte damals so einen Text in der Schule gehabt und müßte nun in der Deutscharbeit die Frage beantworten, woran die Liebe der beiden scheitert. Ich hätte keinen blassen Schimmer.
Und dann sind da noch ganz viele störende -"Altklugheiten" drin:

Ja, die Liebe ist eine seltsame Macht. etc.
Denn Angst säht Misstrauen etc.
Und das hier weiss ich nicht, wie ich es nennen soll, aber es hat gestört:
So war es verständlich, dass
Aber ich erwähnte bereits, diese Beiden, sollten eher als extrem beschrieben werden
Fast möchte ich dich bitten, diese Geschichte noch mal zu schreiben, aber ausführlicher und konkreter. Denn wie gesagt, die Idee ist richtig gut.

Liebe Grüsse
Arry

 

Danke für Eure lieben Kritiken.
Die Kritiken waren sehr hilfreich.
Ich werde mir meine Kurzgeschichte noch einmal vornehmen, ich weiß nur noch nicht genau wann.
Aber ich bin froh, das Euch die Idee gefiel.
:)
Gruß
Brantony

 

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