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Eine Reise

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06.01.2003
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Eine Reise

Einzelne Regentropfen fallen auf das Pflaster, als ich durch die Glastür trete
und mich nach dem richtigen Bus umsehe. Nach der Enge im Flugzeug
bin ich seltsam verwundert darüber, daß nicht auf jedem Pflasterstein ein
Mensch steht. Ich hatte immer wieder an Puppen denken müssen, die
im Versandkarton stecken, möglichst platzsparend verpackt und gerade so,
daß keine die andere berührt. Ich sehe die Haltestelle mit der Aufschrift
"Richtung Innenstadt" und stelle mich daneben unter das Vordach.
Die Regentropfen lassen mich nicht los.

Von denen, die vorbeihasten, den Kopf eingezogen um dem Naß zu
entgehen, und auch von den anderen Wartenden sehe ich keine
Gesichter. Das liegt an mir, denke ich, und denke dabei gar nicht
wirklich an den Grund dafür.

Die dunklen Wasserflecken auf dem Pflaster haben viel Ähnlich-
keit mit Deinen Sommersprossen, sie sind genauso zufällig
verteilt, ohne dabei eine Stelle auszulassen. Du warst deswegen
immer unsicher und ich habe nie verstanden warum. Warum Du
mir nicht glaubtest, wenn ich Dir sagte, daß Du wunderschön bist.
Das bist Du wirklich.

Du hast dann gelacht, gesagt "Du bist bekifft" und mir vielleicht
noch die Haare zerzaust. Und ich glaube, ich habe dann immer
gesagt Du hast warscheinlich recht. Und dann muß ich an die
anderen Flecken denken, auch denen sind die Wassertropfen
nicht unähnlich.

Der Bus trudelt ein, ich bemerke die Kälte draussen erst richtig
als sie nicht mehr da ist, und löse im Warmen eine Tageskarte.
Ich setze mich auf den Platz über dem Radkasten, damit ich
nicht versehentlich einschlafe, denn ich bin jetzt schon seit
15 Stunden auf den Beinen. Der Bus fährt los, weg vom Flughafen
und dann am alten Kasernengelände vorbei. So steht es zumindest
auf dem Schild. Was ich sehe ist ein endloser Holzzaun, nur ab und
an von einem kleinem Guckloch durchbrochen. Ich bin zu schnell
und zu weit weg, als daß ich viel erkennen könnte.

Wie von Deinem Leben, denke ich. Kurze, unscharfe Ausschnitte
habe ich die letzten Jahre davon gesehen. Durch meinen eigenen
Zaun hindurch. Wenn ich etwas langsamer wurde und näher hin
ging. Ich erinnere mich an das Gedicht, das ich Dir geschrieben
hatte, ein paar Wochen, bevor ich weg ging. Von dem Tanz
auf der Mauer zwischen den Wirklichkeiten. Damals wußte ich
noch nicht, daß ich so schnell auf eine Seite davon fallen würde.
Und daß ich selbst die Mauer, den Zaun bauen würde.

Durch Zufall haben wir uns vor einem halben Jahr getroffen, Du
warst fast verrückt vor Freude und bist mir um den Hals gefallen.
Ich wäre gerne genauso glücklich gewesen deswegen, das spüre
ich jetzt, aber ich habe nur gefragt, was Du so machst. Du hast
dann von Dir erzählt, hast mir die Hochs und Tiefs im Schnell-
durchlauf geschildert, und Deine Augen waren immer noch so
groß wie früher. Du hast gesagt "Ich habe Deine Gedichte alle
aufgehoben. Weißt Du noch? Besonders das eine, von dem, der
zwischen den Wirklichkeiten tanzt?"
Das freut mich, habe ich gesagt, ja, ich erinnere mich. Das war
eine schöne Zeit. Aber ich muß weiter, meine Freunde warten
schon. Und daß wir uns mit Sicherheit bald wieder über den
Weg laufen würden.

Der Bus ist an der Endstation, die Fahrt hat länger gedauert,
als ich angenommen hatte. Es wird langsam dunkel, als ich
die Straße zur S-Bahn überquere. "Fährt die Richtung Prenz-
lauer Berg?" Die Frau - das Mädchen - dürfte ungefähr in Deinem
Alter sein, sie ist etwas größer als Du, aber sie hat die selben
widerspenstigen Locken wie Du. "Ja, an der dritten Haltestelle
müssen Sie aussteigen." Ich merke, wie sie mich unruhig ansieht,
sie kneifft die Augen zusammen. Ich sollte sie nicht so anstarren,
darum murmle ich Vielen Dank, Danke und stelle mich ein paar
Meter weiter weg an den Bordstein.

Ich muß nicht lange auf die Bahn warten. Hinsetzen lohnt nicht,
bei dem ganzen Gepäck. Aussen an den Scheiben sind einige
Regentropfen, die das Licht glitzernd zurück in den Wagen werfen,
ansonsten ist dort nur Schwärze. Dunkelheit.
Damals haben wir sie geteilt, die Schwärze. Und die Licht-
blitze, auch wenn diese immer selterner wurden. Damals hast
Du mir nicht nur einmal geholfen, das Funkeln wieder zu finden,
wenn ich in der Dunkelheit untergegangen war. Und mir schließ-
lich auch den Mut zum Aufhören gegeben, obwohl Du ihn selbst
nicht gefunden hast.

Ich steige aus, den restlichen Weg gehe ich zu Fuß. Ein halber
Kilometer, vielleicht etwas mehr. Die Straßenlaternen leuchten
gelb und orange und machen das Licht warm und weich, doch
selbst sie zittern ein wenig im kalten Wind.

Auch hier sehe ich Tropfen, kleine dunkle Flecken auf dem Boden.
Ich habe mit einer gemeinsamen Bekannten über dich geredet,
nachdem ich es erfahren habe. Sie sagte, sie hätte Dich kurz
vorher getroffen. Deine Arme wären noch immer voller Nadel-
stiche gewesen, Deine Pupillen viel zu klein für das Dämmerlicht.
Ich weiß nicht, ob ich Ihr glaube. Und ich weiß nicht, ob es
wichtig ist, ob ich es glaube.

Ich bin angekommen, die Wohnung ist leer. Ich mache mir
eine Tasse Instantkaffee. Drehe die Heizung auf. Räume meine
Sachen ins Zimmer. Setze mich an den Tisch und zünde mir
eine Zigarrette an. Man hat Dich jetzt wohl schon zum Fried-
hof geleitet, versucht mit Weihwasser die bösen Geister zu
verschrecken, die Du im Leben nicht los geworden bist.
Ich sollte wohl dort sein. Nicht hier, über tausend Kilometer
entfernt. Ich glaube nicht, daß ich den Termin morgen früh
hätte verschieben können.

Niemand hat damit gerechnet, das sagen sie alle. Nicht mit
einem Autounfall. Manche denken, wer weiß, was an dem Unfall
schuld war, aber niemand sagt es. Man kann die Zukunft nicht
ändern, habe ich einmal gehört. Sondern ihr nur eine andere
Maske geben. Damals klang das tröstlich. Fatalistisch, aber
damit irgendwie tröstlich.

Soll ich meine Maske abnehmen, frage ich mich, und habe Angst
davor. Was geschieht, wenn ich den Zaun jetzt einreisse? Ich
drücke die Zigarrette aus und schalte den Laptop an, nur kurz
ins Mailpostfach sehen, ob für den Termin morgen noch Änderungen
gekommen sind.

 

Servus Poet!

Eine wundersame und auch wunderbare Geschichte mit der du hier einsteigst. Eine Mischung aus der Melancholie des Rückblicks, den verpassten Möglichkeiten, dem was nicht in den Griff zu bekommen war, die angesprochene Schönheit und die schnelle Berührung wie um diese Aussage schnell wieder zu verwischen. Der Tod der sich eingemischt hat, gewollt oder ungewollt.
Diese Fahrt im Bus, in der ich als Mitfahrende zwischen die Latten des Zaunes sehen durfte, hat mir gefallen. Die mitschwingende Traurigkeit versteckt hinter der Maske hat mich sehr berührt.

Lieben Gruß an dich - schnee.eule

 

Hallo PoeT,

netter Melancholieeinstand, den du hier gibst, also erstmal herzlich willkommen auf kg. Während ich so deine Geschichte las, kam mir nicht nur einmal der Gedanke, dass diese Geschichte auch in Romantik ganz gut untergebracht wäre, aber sie steht hier im Forum Alltag keineswegs auch nicht schlecht.

Du hast einen flüssigen Schreibstil, der mir recht gut gefallen hat.Deine Wechsel in die Rückblicke ist dir jeweils gut gelungen und es baut sich sogar während des Lesens ein gewisser Spannungsbogen auf, man möchte als Leser wissen, was nun als nächstes passiert.

Etwas Schwierigkeiten hatte ich folgenden Satz inhaltlich zu verstehen:

"Und dann muß ich an die
anderen Flecken denken, auch denen sind die Wassertropfen
nicht unähnlich."

Was bedeutet er?

Was mir nicht so gut ausgearbeitet erscheint, ist der Teil, indem klar wird, dass dein Protagonist kein tiefergehenderes Interesse mehr an ihr hat. Es wirkt auf mich eher etwas unklar. Einerseits wird er fast von Wehmut erdrückt, weil ihn der plötzliche Tod so mitgenommen hat, andererseits schildert er selbst, dass ihm diese Frau gar nicht mehr so wichtig gewesen ist, was du übrigens hervorragend in dieser Szene darstellst, wo er ihr bedeutet, dass seine Freunde auf ihn warten. Besser hätte man jemandem keine Absage erteilen können.
Mir ist die Intention des Protagonisten nicht ganz klar, bereut er sein Distanzhalten? Oder ist er nur erschrocken, weil er seine Kälte erkennt, die er eigentlich gar nicht so an den Tag bringen wollte, weil er ja eigentlich gar keine Zäune errichten will?

Dann empfinde ich als etwas unausgegoren, dass dein Protagonist da allein sitzt und sich fragt, ob er die Maske abnehmen soll. Wozu, wenn er eh allein ist? Oder meinst du damit sogar, dass er sich vor sich selbst maskiert hat?
Also hier würde etwas mehr Tiefenschärfe in der Darstellung deinem Text vielleicht mehr Prägnanz geben.
Aber das heißt nicht, dass ich den Text schlecht fand.
Ich pflege nur an Texten zu kritisieren, deren Verbesserung mir lohnenswert erscheinen. :D


Gut gemacht hast du das Ende, welches wiederum stimmig ist, denn da macht er wieder dicht und läßt seine Zäune schön da stehen, wo sie halt stehen. Auch hier wieder gelungen durch den einfachen Satz, dass er sich seinen Mails eben schnell zuwenden will.
Mir scheint, deine Stärke liegt exakt in diesen einfachen Sätzen, darauf solltest du dich mehr konzentrieren.

Lieben Gruß
lakita

 

Hallo du Poet,

auch von mir ein herzliches Willkommen auf KG.de.
Ja, auch ich finde, dass es eine gute Geschichte ist. Eine wunderschöne, traurige Melancholie durchzieht die Geschichte. Schön geschrieben und die Erinnerungen in das aktuelle Geschehen gut eingefädelt.

Ein paar unglückliche Formulierungen sind mir jedoch aufgefallen. Z.B.: "deine Augen waren immer noch so groß wie früher".

Er erinnert sich an die erste Begegnung. Wie passt da das Wort "waren"

Grüße aus Trier

Jan

 
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Liebe schnee.eule,

vielen Dank für die Begrüssung hier und diese schnelle Kritik.

Es freut mich, daß die Stimmung der Geschichte angekommen ist. Mit diesem Text habe ich mich nach einem halben Jahr von einer Schreibblockade (ja, jetzt weiß ich es, es gibt sie wirklich) erholt. In der Zeit hat sich mein Stil ziemlich verändert, und ich war nicht sicher, ob das, was jetzt rauskommt auch ankommt.

Ebenso liebe Grüße zurück
-PoeT

 

Geschrieben von lakita
Hallo PoeT,

netter Melancholieeinstand, den du hier gibst, also erstmal herzlich willkommen auf kg. Während ich so deine Geschichte las, kam mir nicht nur einmal der Gedanke, dass diese Geschichte auch in Romantik ganz gut untergebracht wäre, aber sie steht hier im Forum Alltag keineswegs auch nicht schlecht.

Hi lakita,

danke für die ausführliche Kritik. Ja, ich habe wirklich überlegt, wo ich die Geschichte reinstellen soll. War nicht ganz so einfach.

Du hast einen flüssigen Schreibstil, der mir recht gut gefallen hat.Deine Wechsel in die Rückblicke ist dir jeweils gut gelungen und es baut sich sogar während des Lesens ein gewisser Spannungsbogen auf, man möchte als Leser wissen, was nun als nächstes passiert.
Damit ist meine größte Angst von mir genommen. Gerade der Wechsel zu/von den Rückblenden ist erfahrungsgemäß eine ziemliche Stolperfalle für mich.
Etwas Schwierigkeiten hatte ich folgenden Satz inhaltlich zu verstehen:

"Und dann muß ich an die
anderen Flecken denken, auch denen sind die Wassertropfen
nicht unähnlich."

Was bedeutet er?

Das ist ein Hinweis auf die Einstiche an den Armen, die auch später noch erwähnt sind. Ich wollte nicht zu direkt auf Thema Drogenabhängigkeit eingehen, weil ich den Gewissenskonflikt der Hauptfigur im Vordergrund haben wollte.
Was mir nicht so gut ausgearbeitet erscheint, ist der Teil, indem klar wird, dass dein Protagonist kein tiefergehenderes Interesse mehr an ihr hat. Es wirkt auf mich eher etwas unklar. Einerseits wird er fast von Wehmut erdrückt, weil ihn der plötzliche Tod so mitgenommen hat, andererseits schildert er selbst, dass ihm diese Frau gar nicht mehr so wichtig gewesen ist, was du übrigens hervorragend in dieser Szene darstellst, wo er ihr bedeutet, dass seine Freunde auf ihn warten. Besser hätte man jemandem keine Absage erteilen können.
Mir ist die Intention des Protagonisten nicht ganz klar, bereut er sein Distanzhalten? Oder ist er nur erschrocken, weil er seine Kälte erkennt, die er eigentlich gar nicht so an den Tag bringen wollte, weil er ja eigentlich gar keine Zäune errichten will?
Bereuen wäre wohl das falsche Wort, aber er steckt tatsächlich in einem Konflikt mit dieser Haltung. Bist Du sicher, daß ihm die Frau nicht mehr so wichtig gewesen ist?
Dann empfinde ich als etwas unausgegoren, dass dein Protagonist da allein sitzt und sich fragt, ob er die Maske abnehmen soll. Wozu, wenn er eh allein ist? Oder meinst du damit sogar, dass er sich vor sich selbst maskiert hat?
Genau das. Er hat sich, oder um in den Bildern der Geschichte zu bleiben, seine Zukunft maskiert. Die Maske soll das selbe ausdrücken wie es der Zaun tut. Vielleicht sollte ich diese Metapher aber ganz rausstreichen, um nicht zu mißverständlich zu sein.
Also hier würde etwas mehr Tiefenschärfe in der Darstellung deinem Text vielleicht mehr Prägnanz geben.
Aber das heißt nicht, dass ich den Text schlecht fand.
Ich pflege nur an Texten zu kritisieren, deren Verbesserung mir lohnenswert erscheinen. :D
:) Ja, ich glaube, ich nehme es raus.
Und versuche, die Tropfen/Flecken/Einstiche zeitlich ein wenig klarer zu sortieren.
Gut gemacht hast du das Ende, welches wiederum stimmig ist, denn da macht er wieder dicht und läßt seine Zäune schön da stehen, wo sie halt stehen. Auch hier wieder gelungen durch den einfachen Satz, dass er sich seinen Mails eben schnell zuwenden will.
*freu*
Mir scheint, deine Stärke liegt exakt in diesen einfachen Sätzen, darauf solltest du dich mehr konzentrieren.

Lieben Gruß
lakita

Die einfachen Sätze sind etwas, was ich oft versucht und selten hingekriegt habe, aber ich werde dranbleiben, versprochen.

Liebe Grüße auch Dir
PoeT

 
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Hi Jan,

schön daß es auch Dir gefallen hat. Zum "waren": da geht es um ein (zufälliges) Wiedersehen. Sie erinnert ihn dabei ja an die Gedichte, die sie von früher aufgehoben hat.

Die Geschichte ist aber in dieser Hinsicht ziemlich dicht geschrieben, so daß man sich leicht verläuft. Ich hätte so einen Text nicht in der Schule zur Analyse haben wollen ;)

Aber wie ich lakita schon geantwortet habe, werde ich über die zeitlichen Abläufe wohl nochmal drüberarbeiten.

Viele Grüße aus Altötting
-PoeT

 

hi poet,
wieder eine dunkle geschichte. sie wird sicherlich freunde finden unter den lesern, die melancholische geschichten mögen. ich mag sie nicht! aber die persönlichen vorlieben haben natürlich nichts mit der qualität der geschichte zu tun *hehe*.
die gedanken lassen den prota nicht los. da du die persönlichen anreden gross geschrieben hast, vermute ich hier, dass diese geschichte einen briefcharakter haben soll. und so kommt sie auch bei den leser an. sie klingt wie ein auf-wiedersehen-sagen des protas - besonders wenn der leser die stelle erreicht, in der er erkennt, dass das mädchen tot ist.
der prota kam bei mir an als ein mensch, der gemeinsam mit ihr in einer welt war, die er, vielleicht sogar mit ihrer hilfe, wieder verlassen konnte, wobei er sie zurücklassen musste, damit sein leben weiterging. er baute so eine distanz zu ihr auf, die sich durch die ganze geschichte als roter faden zieht. die nasse kälte, die er auf seinem weg nach hause erlebt, ist eine parallele zu der hoffnungslosigkeit, in der er einmal war und sie zurücklassen musste. am ende wird es wieder sachlich, er schaut nach emails, das leben geht weiter, so wie es damals weiterging, als er sie verliess.
der inhalt der geschichte ist interessant, der schreibstil angemessen. es ist gut, dass der leser diese geschichte ohne grössere gehirnakrobatik versteht - das ist gar nicht so einfach bei melancholischen geschichten.
der erzählstil weist ein paar mängel auf:

Der Bus trudelt ein

lass den bus bitte ankommen, eintrudelne busse wirken komisch - unfreiwillig komisch im fall deiner geschichte.

sie ist etwas größer als Du, aber sie hat die selben widerspenstigen Locken wie Du.

"du" kommt zwei mal vor in diesem satz und klingt so nicht gut als wortwiederholung. du könntest das zweite "du" aber betonen, indem du hinter "locken" ein komma und das wort "so" setzt.

das ich Dir geschrieben hatte, ein paar Wochen, bevor ich weg ging.

entweder: "das ich dir geschrieben hatte, vor ein paar wochen, bevor ich wegging."
das wäre eine hektische aufzählung, dafür fehlt aber das wort "vor"
oder das komma hinter "hatte" ist zu viel.
"weg ging" zusammen >> wegging.

auch inhaltlich gibt es stolpersteine:

Und dann muß ich an die anderen Flecken denken, auch denen sind die Wassertropfen nicht unähnlich.

dass es einstichpunkte sein sollen, kann nur eine sehr fantasievolle metapher des protas sein. das wird dem leser nicht klar - er versteht es einfach nicht. er wartet auf die auflösung dieses rätsels und erkennt es dann nicht, weil wassertropfen und einstichlöscher einfach schwierig zu vergleichen sind. dieser schwäche kann man als autor entgehen, indem er bei der ersten erwähnung der einstiche noch mal die wassertropfen in erinnerung ruft.

"Fährt die Richtung Prenzlauer Berg?"

es ist an dieser stelle nicht klar, wer den satz sagt. später kommt dann:

"Ja, an der dritten Haltestelle müssen Sie aussteigen."

auch hier ist es nicht wirklich klar.

erst jetzt - 2 sätze weiter, wird es klar, weil der prota sich bedankt. das ist zu spät - stört die harmonie. wenn du einen kleinen satz vor

"Fährt die Richtung Prenzlauer Berg?"
setzt, wäre es hilfreich. zum beispiel: "muss fragen!"

grundsätzlich ist mein gefühl, dass diese geschichte zu lang ist. natürlich ist sie es, denn der leser erkennt ja schon relativ früh, dass keine spannung zu erwarten ist. er muss aber motiviert werden, die ganze zeit aufmerksam zu lesen. das kannst du entweder, indem du spannung einbaust, aber diese geschichte ist keine für paukenschläge und spannungen, oder kurz halten.

fazit: eine gutgeschrieben geschichte, interessant für leute, die melancholische texte mögen. gut gemacht!

bye
barde

hin ging

"hinging" zusammen

los geworden

"losgeworden" zusammen

 

Hallo Barde,

vielen Dank für die ausführlichen Tips.

Der eintrudelnde Bus ist wohl der lokalen Mundart entfleucht und wird dorthin zurückverbannt. Auch die Flecken auf dem Pflaster werden noch verkontextet.
Wenn ich wirklich ein Komma opfern muß, dann nehme ich das nach "ein paar Wochen". ;)

Zur Zusammen- oder Getrenntschreibung habe ich noch einmal den Duden befragt, der meine Schreibweise als absolut in Ordnung befunden hat. In der neuen Rechtschreibung ist ja das Zusammenschreiben die Ausnahme und nicht die Regel.

Nochmal herzlichen Dank
-PoeT

 

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