- Zuletzt bearbeitet:
- Kommentare: 3
"Eine (nicht) gelungene Parade" oder "Kausalität"
Erwartungsvoll blicken die Augen, die schon so vieles gesehen haben, die Straße hinunter.
Das gleichmäßige, dumpfe Geräusch von 100 Füßen im Gleichschritt, das auf wundersame Weise mit der gespielten Marschmusik harmoniert -ja, dass ein Teil von ihr zu sein scheint- kommt näher. Die Spannung steigt, der Atem der Umherstehenden hält an und beginnt erst wieder, als der erste Uniformierte auftaucht. Aufatmen in den Reihen der Umherstehenden. Die Uniformierten kommen näher. Schon kann man ihre Gesichter erkennen. Geordnet in Reih und Glied marschierend. Die festliche Marschmusik dringt nun allen klar und deutlich ins Ohr. Die Truppe nähert sich den Menschen auf der Straße und zieht geordnet an ihnen vorbei. Mechanisch steigt ein Arm zum Deutschen Gruß, mit ausgestreckter Hand der Sonne entgegen. Raunen. Einige andere Arme folgen. Der vertraute Hitlergruß dringt leise, aber sicher und automatisch über die Lippen. Die Lippen, die schon soviel gesprochen, geschrien und gejubelt haben. Vor Freude, vor Schmerz, vor Leid, vor Begeisterung. Verunsicherung beim Rest der Umherstehenden.
Fragende Kinderaugen suchen aufgeregt ihre Mütter und Väter. Nachdem diese sich aus der Erstarrung gelöst haben, antworten sie, zögernd, mit Verunsicherung und Stottern in der Stimme.
Der Zug aus Musik- und Trommlerkorps und Schützen verschwindet hinter der nächsten Kurve... Marschieren weg vom Altenheim.Weg von den Alten, welche mechanisch grüßten, die gegrüßt hatten aus Überzeugung, aus Glauben, und grüßten wie sie es gelernt hatten...