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Eine Muschel für die Liebe
Eine Muschel für die Liebe
„Mama, was bedeutet Liebe?“ fragt Marcel seine Mutter.
Marcel ist fünf Jahre alt und hat eine kleine Kindergartenfreundin. Von seinen älteren Geschwistern hat er schon so einiges Interessantes über die Liebe gehört.
„Zur Liebe gehört, dass man sich küssen mag“ meint sein Bruder Felix. „Aber es muss ein richtiger Kuss sein“ ruft Sabine.
Was ein richtiger Kuss ist weiß Marcel bereits.
Ein richtiger Kuss, ist so einer, wie ihn Wendy Peter Pan gibt.
„Peter, ich möchte dir einen Kuss geben“ sagte Wendy. Peter schaute Wendy an. Er hatte keine Ahnung, was sie meinte. So schenkte sie ihm einen Fingerhut und erhielt als Gegenkuss eine Eichel. Die Eichel hängte sie sich als Erinnerung um den Hals.
Marcel hatte seiner Freundin eine Muschel geschenkt. Aber es war nicht einfach nur eine Muschel. Es war seine allerschönste Muschel, die er im Urlaub am Strand gefunden hatte.
Sie hat eine leicht weiße bis orange-gelbliche Farbe und strahlt, wie die Sonne.
Immer noch kann Marcel den Sand spüren, als dieser durch seine Finger glitt. Die kleinen Körnchen rieselten auf sein Bein. Es kitzelte und er musste lachen. Die Sonne schien an diesem Tag warm und herrlich. Der Sand fühlte sich leicht und angenehm an. Seine Hände nahmen ein wenig mehr und da fiel sie ihm entgegen. Seine Muschel. Angestrahlt von der Sonne glänzte sie.
„Da hast du aber ein schönes Stück Sonne gefunden“ sagte sein Papa, als er die Muschel betrachtete und Marcel nickte. Seine Muschel schien wahrhaftig, wie die Sonne am Himmel.
Und diese Sonne hatte er seiner Kindergartenfreundin geschenkt.
Aber kann Liebe mehr als ein Kuss sein? Marcel denkt nach. Irgendetwas gibt es, damit er herausfinden kann, was wirkliche Liebe ist.
„Liebe ist...Liebe ist...“ murmelt er. „Liebe ist das Lachen der Menschen und Tiere, ja sogar der ganzen Welt. Liebe ist Lachen. Glaube mir, Marcel. Deine Oma, weiß, was Liebe ist.“
Wenn Liebe Lachen ist, warum sind dann manche Menschen traurig? denkt Marcel.
Sie bräuchten nur ihre Mundwinkel auseinander zu ziehen und würden Liebe empfinden. Geschwind läuft er zum großen Spiegel im Flur und zieht die wunderbarsten Grimassen, bis er sich vor Lachen nicht mehr halten kann und der Bauch ihm weh tut.
„Autsch!“ „Was ist?“ ruft seine Mutter und eilt zu ihm hin. „Nichts“, grinst Marcel „ich habe nur festgestellt, dass Liebe ganz schön weh tun kann.“
Seine Mutter lächelt ihn an und nimmt ihn in den Arm. „Ich habe dich sehr lieb, mein Engel.“
Marcel lockert sich aus der zärtlichen Umarmung und schaut seine Mutter an.
„Mama?“ „Ja.“ „Mama, glaubst du, dass wir Engel sind?“
Verwundert über die Frage und ein wenig erleichtert, dass Marcel ein anderes Thema gefunden hat, überlegt sie. Sie wusste selbst nicht, was Liebe bedeutet, für sie gehört Liebe zum schönsten Gefühl auf Erden. Aber wie soll sie ihrem kleinen fünfjährigen Sohn das erklären?
„Ich bin mir nicht sicher, ob wir Menschen Engel sind. Obwohl...“ sie zögert, steht auf und kramt in einer alten Box herum. „Da ist es ja. Mein altes Poesiealbum.“ Sie hält das kleine Büchlein in der Hand und blättert. „Ein Poesiealbum“ so erklärt sie Marcel „ist eine wunderbare Erinnerung an alte Schulfreunde.“
Sie blättert weiter und schließlich findet sie, was sie suchte. Mit ihrem Zeigefinger streicht sie sanft über die Zeilen und lächelt. Ob sie den liebte, der die Wörter mit der Tinte dort hingeschrieben hatte?
Neugierig lugt Marcel über Mamas Schultern. „Was steht da?“
„Menschen sind Engel
mit nur einem Flügel
Um fliegen zu können
müssen sie einander umarmen!“
„Wer hat das geschrieben?“ fragt Marcel ohne auf die Worte zu achten.
„Dein Papa, er war schon immer ein Romantiker. „Ein was?“
„Ein Romantiker. Das ist jemand, der seine Gedanken und Gefühle, einem anderen gegenüber zeigt und das in einer Art und Weise, die der andere sehr gern hat.“
„Und Papa hat dich gern, deshalb hat er das mit den Engeln geschrieben.“ Seine Mutter nimmt ihn in den Arm und wiegt ihn leise. Marcel kuschelt sich an sie und spürt ihre Wärme und leise hört er ihr Herz pochen.
„Ja, dein Papa hat mich gern und ich ihn. Wir lieben uns und wir geben einander sehr viele Gefühle. Die Liebe ist eines der schönsten Gefühle, weil es sich aus ganz vielen anderen wunderbaren Gefühlen zusammensetzt und wenn diese Gefühle aufeinander treffen, dann ist es so, als würden Schmetterlinge in deinem Bauch fliegen. Alles in dir freut sich, dein Herz macht Freudensprünge, du könntest den ganzen Tag lachen und auch, wenn du mal traurig bist, sind die Gefühle so stark, dass immer noch Liebe in deinem Herzen ist.“
„Wenn ich traurig bin, dann nimmst du mich in den Arm“ flüstert Marcel.
„Weil ich dich lieb habe und wenn ich dich umarme, schenke ich dir Geborgenheit. Durch meine Umarmung helfe ich dir, die Tränen zu trocknen, gebe dir inneren Halt, Mut und Zuversicht. Meine Liebe erwärmt dein Herz. Sie ist so stark wie die Sonnenstrahlen, die, die Tränen der Engel im Himmel trocknen.“
„Kann meine Muschel das auch?“ Marcel überlegt kurz, dann nickt er zufrieden. Er ist überzeugt, dass seine Muschel, sein Stückchen Sonne, die Tränen seiner Kindergartenfreundin trocknen kann. „Deine Muschel kann noch viel mehr“, flüstert Mama.
„Sie kann Lächeln hervorzaubern und schöne gemeinsame Erinnerungen und“ „und sie zeigt ihr jeden Tag und immer, wenn sie die Muschel anschaut, dass ich sie gern habe.“
Jeden Tag ein Stückchen Liebe, jeden Tag ein kleines Lächeln.