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Eine Mr. Smith Geschichte
Ein kleiner Junge fragte Mr. Smith wo Gott wohnt.
Na, oben im Himmel! antwortete Mr.Smith und ging weiter.
Nachdem er eine Weile gegangen war, wurde Mr. Smith unzufrieden mit seiner Antwort, ja, je länger er darüber nachdachte (und da Mr. Smith ein Mensch war dachte er viel nach) desto unzureichender kam sie ihm vor.
Mr. Smith musste an Astronauten denken, die die Atmosphäre hinter sich liessen, den van Allen Gürtel unbeschadet überwunden und auf dem Mond, nicht aber in Gottes Schoß, landeten.
Nein, Gott wohnt nicht im Himmel.
Mr Smith dachte an indische Mönche, die keine Kleidung besassen und mit kleinen Fächern vor sich den Weg säuberten, um keine Insekten zu töten, weil Gott in jedem Lebewesen wohnt.
"Vielleicht wohnt Gott in mir!" dachte Mr. Smith und blieb stehen, schloss die Augen und lauschte in sich hinein. Da war aber auch nichts, keine Stimme, kein Gefühl das da etwas Göttliches ist und auch kein gnostischer Funke.
Mr. Smith ging weiter und trat dabei ohne es zu merken auf einen kleinen Käfer.
Also ist Gott nicht im Himmel und nicht in mir, sagte er sich.
Vielleicht ist Gott aber auch alles, vielleicht ist Gott der Baum, die Blume, die Parkbank.
Dabei fielen ihm (nicht ganz unapokryph) die Worte "Spalte ein Stück Holz und ich bin da, drehe einen Stein um und Du wirst mich finden" ein.
Unter dem Stein den Mr. Smith umdrehte, waren aber nur ein paar Kellerasseln und ein Regenwurm. Von Gott keine Spur.
Jetzt begann Mr. Smith unsicher zu werden. "Wo wohnt Gott?. Wo ist Gott?", diese Fragen gingen ihn nicht mehr aus dem Kopf.
Vielleicht ist es egal, wo er wohnt, dachte er, solange er da ist. Diese Idee gefiel Mr. Smith während er an einer Mauer übersäht mit Grafitti vorbeiging. Da stand:" Gott ist tot, Nietzsche und danneben: Nietzsche ist tot. Gott."
Aber wenn Gott da ist, muss man doch etwas von ihm sehen können. Mr. Smith schaute sich um, sah den kleinen im Sonnenlicht funkelnden Teich, die Wege des Parkes, Jogger und Fußgänger; eine Zeitung in einem Papierkorb auf der noch ein Teil der Titelseite zu lesen war: 30 Tote bei Anschlag im... stand da.
Mr. Smith dachte an Krieg, Hunger, Angst, und Hoffnungslosigkeit, dachte daran, wie er selber in der Wolfsstunde zwischen Mitternacht und dem Morgengrauen, wenn die Zweifel kommen, wachgelegen hatte und keinen Trost finden konnte.
Da war kein Zeichen, dass auf Gott oder sein Wirken hingewiesen hätte.
Er fühlte sich ratlos und das machte ihn ein wenig böse. Wie soll ich etwas lieben, das ich nicht sehe und nicht kenne? fragte er sich.
Am Ausgang des Parkes traf Mr. Smith den kleinen Jungen wieder.
Wo wohnt Gott? fragte er ihn (vielleicht mit einer Spur boshaftigkeit in der Stimme.).
Na, oben im Himmel. Wo sonst? lachte der kleine Junge und glücklich darüber, die Frage eines Erwachsenen beantworten zu können rannte er mit seinem roten Ball zurück auf die Wiese.
Mr Smith sah ihm lange nach.