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Eine Moralische Frage
Eine Moralische Frage
Eine moralische Frage. Du gehst aus der Kneipe nach Hause. Du selber hast nur wenig getrunken, zwei Bier. Du bist einfach mir ein paar Kollegen nach der Arbeit in die Kneipe gegangen. Schon in dem Lokal ist dir dieser Typ aufgefallen. Du glaubtest, ihn zu kennen. Immer öfter schieltest du vorsichtig hinüber. Deine Sicherheit wuchs. Du erkanntest ihn. Das war er gewesen. Es ist schon ein paar Jahre her, dass du mit ihm zusammen gearbeitet hattest. Gedankenverloren gehst du den Weg nach Hause. Dort wartet bestimmt schon deine Frau auf dich. Es ist schon spät. Sie wird dir ein weiteres Mal sagen, dass Alkohol schädlich ist. Dann werdet ihr Liebe machen. Das Leben war doch eigentlich schön. Aber wenn man, wie du, in einer dunklen Gasse geht und sich der bewegten Vergangenheit besinnt, weiß man das nicht. Dass das Leben schön ist
Als du von dem Boden aufblickst, siehst du ihn. Deinen Ex-Kollegen. Er hatte sich in der Kneipe die Kante gegeben. Im Voraus bezahlt und dann einen Whiskey nach dem Anderen geleert. Jetzt steht er vor einem Auto, wahrscheinlich seinem. Verzweifelt versucht er, mit dem Schlüssel das Schlüsselloch zu treffen. Du versuchst, dieses Bild zu verdrängen, aber es hält sich hartnäckig vor deinen Augen. In dir taucht die Frage auf
“Soll ich dem helfen? Es ist bestimmt nicht gut, so betrunken Auto zu fahren. Aber er wird doch wissen, was er da tut. Oder auch nicht? Ich kenn ihn ja garnicht. Auf jeden Fall nicht mehr jetzt. Vielleicht macht er das immer so. Und es ist ja wirklich dunkel, vielleicht findet er das Schlüsselloch echt nicht.”
Du rennst dir selber davon. Du weißt aber, da könnte doch tatsächlich etwas passieren.
“Ich helf ihm. Ist doch nicht so schwer. Ich geh einfach hin und sag ihm er soll das lassen. Er wird mich ja noch kennen. Und wenn er sich nichts sagen lässt, wird er später sagen “Oh Mann. Warum hab ich nicht auf dich gehört?” Genau das werde ich tun”
Deine moralischen Grundvorstellungen erblühen.
“Und was wenn er sich wehrt? Soll ich vielleicht sogar die Polizei rufen? Oder ihn überwältigen? Besoffene wissen doch nie, was sie tun.”
Aber dann meldet sich deine Trägheit, in Form von mehr oder weniger guten Argumenten
“Und wenn er überhaupt nicht betrunken ist? Ich kann ihm doch nicht das Autofahren verbieten”
So, in Gedanken versunken, hast du nicht gemerkt, dass du schon zwei Blocks weiter bist. Ganz weit in der Ferne, hinter dir, hörst du einen Motor.
Diese Geschichte widme ich Corinna Schaller