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Eine menschliche Tragödie (ein Monolog in fast-Bayerisch)

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15.10.2001
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Eine menschliche Tragödie (ein Monolog in fast-Bayerisch)

»Wissen S’, das kann man auch falsch verstehen! Aber ich bitt’ Sie: Unterstellen Sie mir nicht von vorn’ herein irgendwelche Bösartigkeiten. Weil mir haben s’ alle mögen, d’ Schwiegermutter. Sie war eine liebe, gute, nette Frau. - Mit ein bissl eig’ne Ansichten vielleicht, - manchmal, - in verschiedenen Dingen; - und wir ham deswegen vielleicht auch des ein oder ander’mal ... äh, - gewisse Differenzen g’habt. Aber im großen und ganzen hab’ ich sie doch schon sehr ... ääh ... - ge... geliebt. Nicht wahr.
Ja und die Kinder erst! Wenn’s g’heissen hat: „Sooo, heut’ fahr’ ma zur Oma!“ – Weil für sie war’s ja die Oma; - ja was glauben S’ was des jedes Mal für ein G’schrei war. Ja und wir hab’n sie oft besucht, nicht wahr. Weihnachten, Ostern, Allerheiligen ... äh, zum Geburtstag.
- Im Krankenhaus, - wie s’ immer diese Nierenkoliken g’habt hat. Ja und sie is’ ja auch ständig vor der Tür g’standen. Immer wenn d’ Jaqueline oder der Marvin Geburtstag g’habt ham, hab’ ich sie am Tag vorher immer von der S-Bahn abg’holt. Nicht wahr. Und wir ham viele gemeinsame Abende verbracht, wo sie uns erzählt hat, wie ’s ihr geht und was sie immer alles so getrieben hat. Ja, da ham wir dann alle zug’hört. Und da hat’s dann auch gar keinen Fernseher gebraucht. Und sie wollt’ des eh nicht - fernsehschau’n.
- Naja -.
Und sie hat immer einen ganzen Haufen Sachen unternommen. Für ihr Alter müssen S’ sagen. Weil sie war ja doch schon ... äh, - sie war ja doch schon ein dreiss’ger Jahrgang. Und da is’ sie, mit diesem Alter, noch in d’ Berg’ g’fahren. Sie is’ zu Fuß um den Schliersee ’rumgegangen. Des hat s’ mir noch am selben Tag, wie wo der Unfall war, erzählt. „Jaaha,“ hab’ ich noch scherzhaft g’sagt, „jaa Tante,“ - a Schmarrn, - „ja Schwiegermutter,“ hab’ ich g’sagt, „dann wirst ja du leicht noch hundert Jahr’ alt!“ – „Ja,“ hat s’ g’sagt, „schau’ mer ’mal.“ – „Ja,“ hab’ ich g’sagt, „schau’ mer ’mal.“
- Naja -.
Wer hät’ je gedacht, dass ’s so schnell geh’n kann? Und es is’ a Schmarrn zu sag’n, man hät’ auf ihr Geld g’hofft. Ich hab’ doch gar nicht g’wusst das sie ein’s g’habt hat. Ich war ja quasi mit ihr finanziell überhaupt nicht bekannt. Nicht wahr. - Von dem Haus in Berchtesgaden, da hat ja noch nicht einmal die Herta ‚was g’wusst. Natürlich hat ihr ihr Vater seinerzeit schon was vermacht. - Prozentual, wissen S’. Von daher hät’n wir natürlich schon ahnen können, was da auf uns zukommen könnt’, aber g’wusst hat des doch niemand wissen können! - Oder?
Des is’ ja ein Wahnsinn!
Und überhaupt, - schaun S’: Ganz egal wieviel, wir wär’n ja gar nicht ang’wießen g’wesen d’rauf, - nicht wahr, - wir hab’n ja selber alles.
Ja gut, ich bin mit dem Geschäft eingegangen. Aber ich steh’ immer noch ! - Oder? Ich war und bin Ofensetzer. Ob mit oder ohne G’schäft. Und ich bin der Mann im Haus! Ich bring ’s Geld Heim. Und d’ Herta und d’ Kinder ham ’s immer gut g’habt bei mir.
Ja ja, ich weiß schon, d’ Schwiegermutter hat immer g’meint, sie wär’n was Besser’s. Aber des is’ doch noch lang’ kein Grund ihr irgend’was zu wollen.
Ausserdem hät’ sie eh irgendwann sowieso alles die Kinder hinterlassen. Die wär’n dann eh schuldenfrei g’wesen. Dieses ganze Drama hät’ ’s alles gar ned ’braucht. Aber mei, so is’ es halt im Leben. Schaun S’, erst kürzlich hab’ ich in der Zeitung g’lesen, da hat ein Vater seinen eigenen Sohn aus ’m Auto g’schnitten. Der is’ als Feuerwehrmann an den Unfallort g’rufen worden und hat dann als Feuerwehrmann seinen eigenen Sohn bergen müssen! Können S’ sich des vorstellen? - Seinen eigenen Sohn! - Oder diese russischen U-Bootfahrer. Da wo die Briefe erst nachher aufgetaucht sind, die die noch g’schrieben ham da unten. Die müssen jetzt die Frauen und Kinder von dene’ lesen. - Was? - Das sind Schicksale!
Na gut, deshalb kann man jetzt auch nicht sagen, des mit der Schwiegermutter, des wär jetzt nix wert. Die Herta trifft ’s halt doch schon sehr. – Ich mein, - ’s war ja quasi immerhin ihre Mutter. Des darf ma’ nicht vergessen. Und genau des is’ es ja, was die Sache so verzwickt macht für mich. Nicht wahr. Weil ’s halt a grat i war, der s’ dawischt hat. Nicht wahr. - Als ob der Teufel persönlich seine Hand im Spiel g’habt hät’.
„Schau’,“ sag’ ich immer zu ihr, „ der Herrgott hat ’s so wollen. Des is’ höhere Macht. Da hat uns des Schicksal einen Arschtritt gem.“ - Des is’ halt a menschliche Tragödie. Nicht wahr?
Fuchzehn Kilometer is’ sie jeden Tag g’radelt. - Wenn ’s Wetter schön war. Aber fünfzehn Kilometer! - In ihrem Alter! Wissen Sie was ich spaßeshalber sogar noch g’sagt hab’ zu ihr? – „Dann pass’ no’ auf, dass ’ dich nicht ’mal einer ’runterfahrt,“ hab’ ich noch g’sagt. Des müssen S’ sich ’mal vorstellen, - des hab’ ich noch g’sagt zu ihr.
Eigentlich war ich an dem Tag bei ihr, weil der Siphon in der Spüle ’mal wieder zu war. Was ja eigentlich gar nicht mein Fach is’. Weil ich bin ja, wie g’sagt, Ofensetzer von Beruf. Im Verkauf zwar, - beim Möbel Seglander in der Rustikalmöbelabteilung im vierten Stock. Aber eigentlich bin ich, wie g’sagt, Ofensetzer. Nur für die Front, - an Bau mein’ ich -, bin ich halt z’ alt; das macht mein Kreuz nimmer mit. Aber in der Rustikalmöbelabteilung ham mir auch Öfen. ... - Also, ... Attrappen halt.
Aber ‚s is’ ja schon ein Wunder, dass ich bei der Schwiegermutter überhaupt noch an den Siphon hingekommen bin mit meiner schlimmen Wirbelsäule. Aber was macht ma’ nicht alles. Na ja, und wie ich halt fertig war, hab’ ich ihr noch g’sagt, dass sie sich endlich so ein Abflußsieb kaufen soll. Aber mei, da kannst sag’n was d’ willst, ’s is’ eh alles umsonst.
Wissen S’, des is’ halt so bei alten Leuten. Das hat auch der Polizist sofort g’sagt. „Mei, die sind halt den modernen Zeiten nicht mehr so g’wachsen,“ hat er g’meint, - des hab’n sie oft, sagt er. Da hab’n manche Senioren schon ganze Häuser in Schutt und Asche g’legt, bei dem Versuch eine Kerze auszublasen. Na ja, und wie sollen sich die dann noch in einem modernen Straßenverkehr z’recht finden? Früher! - Früher, da is’ doch höchstens alle zwei Tag’ ein Fuhrwerk vorbei ’kommen. Aber heute, - heute brummt die Straße. - Ha ha ha!
… Ha ha …- tja, - und ich hab’s ja immer schon für einen Schmarrn g’halten. dass sie immer mit ’m Radl in ihr’n Schrebergarten fahren muss. Wo doch d’ S-Bahn gleich ums Eck is’. Und ’s wär ja eh nur eine Station g’wesen. Na ja, mei, aber sie muss ja ihre fuchzehn Kilometer z’amm’bringen. - Dann is’ halt losg’fahren, und ich auch.
Wissen S’, sie muss da so ein’ Weg durch d’ Siedlung fahr’n. Und i’ muss aussen’rum, auf der Strass’. Gut, ich hät’ schon auch umdreh’n können. Aber ich hab’ halt ‚mal in diese Richtung ’parkt g’habt. - Und mit ’m Auto is’ eh kein Umweg. Also bin ich eing’stiegen, Gang rein und ab. Ich fahr’ also um den Block ’rum und bieg in die Hauptstrass’ ein. Das hat eh schon ewig ’dauert, bis ich da abbiegen können hab’. Weil da is’ dieser Fußgängerüberweg.
Früher war des a Ampel. Da ham ei’mal die fahr’n können und einmal die ander’n. Aber jetzt musst warten bis auch der letzte Depp d’rüm is’. Und des is’ fei kein Schpass, wenn g’rad’ d’ Schul’ aus is’ und dir pressiert ’s.
Na gut. Da bin ich also ’rüber. - Dann hör’n aber diese Schulkinder nicht auf ständig die Straßenseite zu wechseln, - und des mitten im Berufsverkehr. Als ob s’ ein’ ärgern möchten. Und alle zehn Meter so ein Zebrastreifen. Ich mein’, wofür hab’ ich denn da noch ein Auto? Für was wer’n dann überhaupt eigentlich noch Straßen ’baut? Dann soll’n s’ halt gleich nur noch Fußgängerzonen bau’n! - Aber mir is’ des Problem schon bekannt. Die Kommunen sag’n sich: „Ja mei, wir bau’n eine Umgehungsstraße und einen großen Parkplatz und wer in d’ Stadt will, der soll ’s Auto g’fälligst d’raussen steh’n lassen, und wir sind unser Verkehrsproblem los.“ Aber so einfach is’ es halt nicht. Alle Gemeinden wollen wachsen wie ein Guglhupf auf hundertachz’g Grad, aber dann muss ich auch die Infrastruktur dazu schaffen! Oder? - Also ich mein die Gegebenheiten. Dann kann ich nicht probieren den Berufsverkehr auf einer Spielstraße zum delegieren. Oder? - Des is’ doch Scheißdreck! Da wird ja d’ Kupplung heisser als der Motor. - Ja und dann kommt da eine auf ’m Radl daher, in einer Haltung wie der Quasimodo. „’S is’ immer noch ein Fußgängerüberweg,“ denk ich mir noch. „Die wird schon absteigen; - die muss!“ Und tatsächlich steigt die nicht ab! Ich war mir sicher sie tät ’s, weil des macht ma’ halt; - schließlich is’ es ja ein Fußgängerüberweg.
Und wenn sie abg’stiegen wär’, dann hät’ ich ’s ja auch leicht noch vor ihr g’schafft. Aber sie is’ weiterg’rollt, in d’ Strass ’nei’! Und da seh’ ich noch den Mantel und den blauen Schurz, - den karrierten! Und ich plärr’ noch: „D U B L Ä Ä Ä D E S A U!“ - Aber da war ’s scho’ z’ spät. ...«

 

Jo, mei. Wos soi i eta dazu sogn, ha ?

Ist mal was anderes- ich finds ganz lustig.
Aber ein grundlegender Fehler ist dir unterlaufen: Es heißt nicht "d`Schul`" sondern "d`Schui".
Außerdem wäre es aus meiner Sicht besser gewesen, wenn du den Text in ganz bayrisch/bayerisch (wie heißts?) und nicht in "fast" geschrieben hättest.

[ 18.06.2002, 15:43: Beitrag editiert von: Thufir ]

 

Hallo & Danke,

für deinen Kommentar. ... -Ichweißichweiß-, und habe auch lange 'rumüberlegt ob ich es nicht doch in Komplettbayerisch schreiben sollte, aber ich dachte mir letztlich, so haben auch Nichtbayern eine Chance die Geschichte zu lesen. - Aber offenbar tut's trotzdem keiner. - Do häde a glei auf boarisch schreim kena, - zefix ;-)

Schöne Grüße,

Gerhard

 

Nein, dass Du nicht Vollbayerisch geschrieben hast, ist vollkommen in Ordnung. Das kann ja dann kein Mensch lesen, noch nicht mal der gebürtige Bayer. Ein bisschen gestört, obwohl es sehr amüsant war, haben mich die Abschweifungen, mir fehlt die Konzentration auf die eigentliche Geschichte. Aber sonst ganz, ganz herrlich!

Hannelore

 

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