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Eine kurze Kürzestgeschichte in Wildberg

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14.06.2017
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Eine kurze Kürzestgeschichte in Wildberg

Hoch oben auf einem Berg gab es einmal ein schönes, rotes und saftiges Blatt, das auf einem noch schöneren und prächtigen Ahorn thronte. Doch, als die Winde immer kälter wurden, fürchtete es, dass seine Zeit langsam gekommen war und ließ sich einfach fallen. Es glitt langsam und gemächlich, von den Winden getragen, zu Boden und legte sich auf ein junges Reh.

Das Reh mit weißen Pünktchen auf dem Rücken nun schüttelte sich das Blatt vom Kopf, besah und beschnüffelte es dann, ließ es schließlich in der Kälte liegen und schritt davon. Jetzt könnte das Blatt endlich ruhen und vergehen, doch dann kam der Jäger.

In seiner wilden Jagd trat der Jäger das Blatt, so, dass es sich wieder in die Lüfte begab, einen großen Bogen machte und schließlich zum Jäger zurückkehrte. Der Jäger indessen hatte schon angesetzt, zielte und schoss durch den Kern des Blattes. Vor Schmerzen sich windend fiel es nun mehr als zu schweben auf den Spiegel eines Baches und war erlegen.

 

Hej Ephenberg,

tatsächlich ist das eine sehr kurze Geschichte, mutet auch etwas märchenhaft an. Mit gutem Willen könnte man sogar philosophisch drüber nachdenken.

Vielleicht mach ich das auch noch. ;)

Ein Leseeindruck und freundlicher Gruß, Kanji

 

Hallo Ephenberg,

gefällt mir, deine kurze Kürzestgeschichte. Aber, das arme Blatt...;)

 

Hola amigo, muss mich kurz fassen: Ein charmanter Schmarren ...

 

Hallo Ephenberg,

willkommen bei uns.

Da deine Geschichte gleich als Kürzestgeschichte angekündigt wurde, kann ich gut damit leben. Hätte ich eine Kurzgeschichte erwartet, wäre ich enttäuscht gewesen.

Hat sich ganz witzig gelesen. Aber etwas Kritik muss dennoch sein. Hier also, was mir aufgefallen ist:


Doch, als die Winde immer kälter wurden, fürchtete es, dass seine Zeit langsam gekommen war und ließ sich einfach fallen.
Zwei Dinge bei diesem Satz: das erste Komma ist meiner Meinung nach falsch. Muss aber zugeben, dass ich nicht absolut sicher bin.

Allerdings ist der Satz unlogisch. Wenn das Blatt etwas "fürchtet", warum lässt es sich dann fallen? Sollte es sich nicht vielmehr krampfhaft am Baum festhalten, um das unvermeidliche Ende hinauszuzögern? Vielleicht solltest du eher schreiben: "[...] als die Winde immer kälter wurden, ahnte das Blatt [...]"


Das Reh mit weißen Pünktchen am Rücken nun schüttelte sich das Blatt vom Kopf, besah und beschnüffelte es dann, ließ es schließlich in der Kälte liegen und schritt davon. Nun könnte das Blatt endlich ruhen und vergehen, doch dann kam der Jäger.
Unschöne Wortwiederholung. Das erste "nun" ist auch ein unschönes Füllwort. Würde ich einfach rausnehmen.

In seiner wilden Jagd trat der Jäger das Blatt, so, dass es sich wieder in die Lüfte begab, einen großen Bogen machte und schließlich wieder zum Jäger zurück kehrte.
Das mutet schon fast wie die "Magic-Bullet-Theorie" an ... :-)

 

Hallo Ephenberg,
ich kann mich hier meinen Vorschreibern nur anschließen. Wirklich schöne Geschichte, die du uns da präsentierst.
Ich konnte mich wirklich gut in der Szenerie wiederfinden. Kleinigkeit, die ich schöner fände:

In seiner wilden Jagd trat der Jäger das Blatt, so, dass es sich wieder in die Lüfte begab, einen großen Bogen machte und schließlich wieder zum Jäger zurück kehrte.
Statt in die Lüfte begab in die Lüfte erhob, aber das ist wahrscheinlich Ansichtssache.
LG Scribo

 

Das Reh mit weißen Pünktchen am [= an dem; besser: auf dem] Rücken

… dass es sich wieder in die Lüfte begab, einen großen Bogen machte und schließlich wieder zum Jäger zurück kehrte [zurückkehrte].

und schoss durch den Kern[?] des Blattes.

Vor Schmerzen windend ...
besser: sich windend

… fiel es nun mehr als zu schweben auf den Spiegel eines Baches und war erlegen.
Soll vermutlich poetisch klingen, ist strenggenommen aber ein Tempusfehler, weil das Plusquamperfekt ja Vorzeitigkeit ausdrückt. Und da das Blatt ja erst erliegt (was immer das heißen mag), nachdem es gefallen ist, usw. ...

Tja, wie soll ich sagen, Ephenberg … mir ist diese Miniatur einfach zu „poetisch sein wollend“. Richtig, mit Betonung auf wollend.
Aber augenscheinliches Bemühen um schöne Sprache kann in meinen Augen nicht fehlende inhaltliche Substanz (= das A und O einer Geschichte) ersetzen. Und genau diese inhaltliche Substanz (= Einzigartigkeit) fehlt mir hier. Seien wir uns ehrlich, was erzählst du uns hier?

Ein Blatt wird welk und fällt vom Baum. :sleep:

"Dinge gehen kaputt, Lebewesen sterben, alles ist vergänglich." Also wenn das die Botschaft ist, die du mir hier gleichnishaft vermitteln willst, dann … na ja, der Erkenntnisgewinn, den ich daraus ziehe, fetzt mir nicht gerade das Hirn weg.

Willkommen hier, Ephenberg.

offshore

 

Hi "Ephe"!

Wär ja ganz "witzig" gewesen in seiner Banalität, das Ding hier. Als dann aber der der Jäger allen Ernstes durch das Blatt schoss - und das klang so, als hätte er absichtlich das Blatt abgeknallt - kippte deine Geschichte dann für meinen Geschmack leider von "witzig banal" zu ... "nähmlich mit h"!;)

Cheers vom EISENMANN

 
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Hallo HSB,

danke für deine Anmerkungen… und gleich zu deinen Anmerkungen:

- Wegen dem Beistrich: War bzw. bin ich mir auch nicht ganz sicher, weil ich aber finde, dass dorthin eine kleine Sprechpause gehört, habe ich ihn stehenlassen.

- Wegen der Wortwiederholung: Die habe ich wohl übersehen! Das erste „nun“ soll aber einen Perspektivenwechsel einleiten und ich würde eher das zweite „nun“ vielleicht mit einem „jetzt“ ersetzten!?

- Wegen dem Fürchten: Das würde ich nicht unbedingt unterschreiben. Auch wenn es überall abgehandelt wird, man muss sich nicht unbedingt vor dem Tod fürchten! Fast jeder trifft nämlich gleichzeitig die Aussage, dass man lieber sterben würde, als jahrelang im Koma zu liegen, dement zu werden, etc., etc., etc. „Lieber sterben, als so zu leben!“ / „Dreht mir bitte den Saft ab.“ / Das Ziel ist es ja, friedlich und mit dem Leben abgeschlossen einzuschlafen. - Ich bin ein Wiener, wir sind ein bisschen morbider und es mag vielleicht daran liegen, aber bereits Platon war der Meinung gewesen, dass alte Menschen sterben sollen/sich umbringen sollen, weil sie der Gesellschaft andernfalls zu lasten fallen. Ist jetzt ein bisschen (viel (!)) radikal, aber sowas ähnliches möchte ich mit dem Fürchten hier ansprechen (wenn auch nicht zum Thema machen). Das Blatt fürchtet sich nicht zu sterben, es fürchtet sich eher das unvermeidliche unnötig herauszuzögern. Es lässt sich ja fallen, möchte in Ruhe liegen bleiben und vergehen!

Und eines noch: Wenn es ein Widerspruch ist, dann finde ich es auch nicht wirklich schlimm, da wir wieder mehr Widersprüche brauchen! Früher - also wirklich, wirklich, wirklich früher -, hat man mit den Widersprüchen ganz gut leben können! Der einzige Unterschied zu heute ist, dass man sich der Widersprüche früher bewusster war, als heute. Heute glauben wir, dass wir in einer logisch geordneten Welt leben und haben aber dennoch genauso viele Widersprüche wie damals. Offensichtliche Widersprüche lassen uns wieder mehr über festgefahrene Muster nachdenken; und oft wird man draufkommen, dass diese Widersprüche nicht so groß sind, wie man glaubt.

Somit: Lange Rede, kurzer Sinn! ;)

Danke und Lg. Ephe

Lieber ernst offshore,

auch dir einmal ein Danke für deine Anmerkungen bzw. - bevor ich allen schreiben muss -, allen ein Danke, dass ihr diese paar Zeilen gelesen und auch etwas dazu geschrieben habt!

Aaalsooo… ich bin ehrlich gesagt nicht der Meinung, dass Geschichten unbedingt eine Art „geheime“ Botschaft haben müssen bzw. mit einer Metapher irgendein Lebensproblemchen abhandeln müssen. Wir haben bereits zu viele Fabeln! Und gerade die Thematik, die du ansprichst, haben wir bereits mit dem Vanitas-, und auch mit dem Carpe diem-Motiv unzählige Male herausgearbeitet vorliegen. Geschichten können hingegen auch einfach nur eine Geschichte erzählen bzw. etwas zeigen wollen (Stichwort: Naturalismus), sie müssen es nur nicht immer deutlich machen!

Keine Angst, es geht hier nicht darum, dass ein Jäger tatsächlich durch ein Blatt geschossen hat! Auch wenn es im ersten Teil um ein Blatt geht, so geht es im Zweiten um ein Reh und im Dritten um einen Jäger, der dieses Reh erschießt und das mit einem sogenannten „Blattschuss“ (= aus der Jägersprache).

Deshalb ist die Geschichte immer noch banal - einfach nur eine (mehr oder weniger) Alltagsszene eines Jägers -, doch ich finde zumindest bei Kürzestgeschichten kann das auch in Ordnung gehen! War ja nicht lang! ;)

Zu deinen Verbesserungsvorschlägen noch einmal gesondert ein großes DANKE! Nur mit der letzten Anmerkung stimme ich nicht ganz überein. Nicht, dass das Pqp keine Vorzeitigkeit ausdrückt, aber wie es in allen Sprachen so ist und noch einmal besonders im Deutschen, so hat kein Tempus nur eine Bedeutung. Pqp kann nämlich neben der Vorzeitigkeit auch ein vergangenes Geschehen mit resultativen Charakter zum Ausdruck bringen. Und die Geschichte mit „Vor Schmerzen sich windend fiel es nun mehr als zu schweben auf den Spiegel eines Baches und erlag.“ zu beendeten, hört sich irgendwie - um es wienerisch zu sagen -, deppert an.

Lg. Ephe

Lieber Eisenmann,

Ephe war mein Spitzname in Schulzeiten; also danke, den werde ich hier wieder aktivieren ;)

Zu deinen Anmerkungen passt im Prinzip das, was ich ernst offshore geschrieben habe!

P.S. Offensichtlich weiß ich nicht, wie man direkt auf Beiträge antworten kann. Also 'tschuldigung! Werde ich versuchen herauszubekommen!

Lg. Ephe :D

 

Wenn jemand ein Blatt so treten kann, dass es sich in die Luft erhebt, muss der Wind schon so stark sein, dass es eigentlich keines Tritts dazu bedürfte. Wenn es dann auch noch ausgerechnet von einem Jägersmann getreten wird, der sich ein Spaß daraus macht, auf Blätter zu schießen, also sinnlos Munition zu vergeuden, dann ist die Frage, ob das hier genial oder Mist ist, für mich entschieden. Mach dir nichts draus: Auf Mist gedeihen in der Natur die schönsten Pflanzen, und nicht anders ist es wohl in der Kunst. Der Grund, warum ich nix zustande bringe, mag sein, dass ich auch keinen Mist mehr schreib.

Aber als eine Fingerübung durchaus gelungen.

 

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