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Eine kurze Geschichte der Angst

Seniors
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24.04.2003
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Eine kurze Geschichte der Angst

Es begann bereits zu dämmern. Nicht mehr lange und das verbliebene Tageslicht würde der Nacht vollends weichen.
Er wusste nicht wie spät es war, aber es handelte sich vermutlich nur noch um eine Frage von Augenblicken, bis die Tür aufspränge und sie hereingestürmt kämen.
Lachend und fröhlich würden sie sich im Wohnzimmer ausbreiten, einige Tüten auf dem Teppich abstellen und irgendwelche sinnlosen Phrasen miteinander austauschen.
Eventuell wurde ihm dann auch noch eine knappe Begrüßung zuteil, aber spätestens im Anschluss daran würden sie sehen was er getan hatte, und plötzlich wäre sie weg, die gute Stimmung. Das Gelächter würde einfrieren, Blicke blanken Entsetzens an dessen Stelle treten.
Bloße Ungläubigkeit, die sich unverhofft in reine Wut verwandelte.
Sein Magen zog sich zusammen, er durfte nicht darüber nachdenken, musste es verdrängen.
Es war wie ein innerer Zwang, so sehr er sich auch bemüht hatte ihn unter Kontrolle zu halten, der Drang des Bösen war letztlich doch siegreich über die Vernunft gewesen und er hatte der Versuchung nachgegeben, obgleich er sich der Konsequenzen im Klaren war.
Nichts liebenswertes hatte Ralph mehr an sich. Sie hassten ihn alle, nahmen ihn nichtmals noch mit, wenn sie loszogen um sich zu amüsieren.
Immer wieder hatte er ihnen Gründe geliefert, noch unwillkommener zu sein. Aber eigentlich wollte er doch nur auf sich aufmerksam machen.
Sein Herz stockte. Draußen war eine Autotür zugeschlagen worden. Ganz deutlich hatte er es gehört. Kamen sie jetzt?
Gedanken schossen durch seinen Schädel wie Blitze. Er versuchte sich vorzustellen, wie es ablaufen würde.
Sie würden ihn bestrafen, grausam und brutal, wie es ihre Art war. Das war sicher.
Sollte er davonlaufen, sich verstecken?
Irgendwann bekamen sie ihn immer, egal wie gerissen sich Ralph anstellte, und dann schlugen sie auf ihn ein.
Es war wie in einem Albtraum in dem man vor einem riesigen Schatten flüchtet, der einen dann aber trotz aller Bemühungen am Ende doch erwischt, nur dass ein Erwachen in diesem Fall nicht so böse ist wie die Situation, die ihm noch bevorstand.
Diese Schmerzen, diese unglaubliche Demütigung.
Er entschloss sich heute nicht feige zu sein.
Diesesmal wollte er nicht davonrennen. Er stand jetzt zu seinen Grausamkeiten.
Ein Schlüssel drehte sich im Schloss, von draußen waren Geräusche zu hören. Freundliche, nette Stimmen.
Er hatte sich entschieden für seine Tat gerade zu stehen und erwartete in aller Ruhe seine Bestrafung.
Selbst von seinem Körbchen aus konnte er noch den angenehmen Geruch seines Kotes riechen.

 

<<lächel>>

Ja..Tiere können "böse" sein...wo es doch eigentlich die Menschen sind..
Deine Geschichte hat mir sehr gut gefallen; aber vielleicht ist der Überbegriff "Horror" nicht ganz richtig gewählt; "Gesellschaft" oder vielleicht"Philosophie"würde besser passen...
Obwohl- Für ein Tier kann so etwas bestimmt blanker Horror sein...
<<mehr lesen will>>
Greetz; Alexander

 

Hallo,

also erstmal vielen Dank für das Lob weiter oben!

@Existence
Du hast recht. Erst als du mich in deiner Kritik auf die Grammatik aufmerksam gemacht hast, ist mir aufgefallen wie viele Fehler ich gemacht habe. Echt peinlich!
Im grunde war diese Story ein sehr spontaner Einfall, ich habe seit meiner letzten Geschichte auf kg.de mindestens zwanzig Storys angefangen und größtenteils auch (beinahe) fertig gebracht, aber ich kann mich einfach nicht durchringen sie zu einem endgültigen Ende zu bringen. Ich habe immer das Gefühl sie wären noch nicht ausgereift genug.
Als ich mit diesem Text vorhin angefangen habe, dachte ich zuerst er würde relativ lang werden und war mir eigentlich auch schon sicher, ihn nicht zuende zu schreiben. Dann habe ich aber gemerkt das es sehr schwer ist (wie du schon sagst) die Pointe geheimzuhalten und daher kam ich sehr schnell zum Ende. Die erste Geschichte seit fast einem Monat die ich überhaupt fertig bekommen habe.
Ganz witzig find ich sie persönlich eigentlich schon, hab sie also nicht aus reiner Verzweiflung hier hereingesetzt, aber eigentlich leide ich momentan unter einem akuten *kannsnichtzuendebringen* Problem. Noch mehr kürzen möchte ich sie aber nicht, finde sie ist schon knapp genug *g*

Beste Grüße

Cerberus

 

Hi Cerberus,

hm... so wirklich Horror ist das nicht, oder?

Es ist tatsächlich eine kurze Kurzgeschichte, die aber eine gelungene Pointe hat. Zumindest habe ich damit überhaupt nicht gerechnet.

Mehr fällt mir dazu im Moment gar nicht ein, außer vielleicht noch: der arme Hund... :(

Ich drück mal ganz fest die Daumen, daß es deine Unvollendeten noch über die Ziellinie schaffen. Über zwanzig (!!!) nicht abgeschlossene Textentwürfe würden mich zur Verzweiflung bringen. Unkontrollierte Raserei und Schaum vor´m Mund wären wohl noch die harmlosesten körperlichen Reaktionen.
Daher... gib Gummi :)

Gruß
Somebody

 

Tag, Cerberus81


Gute Story- sauber, knapp, klasse formuliert.
Aber irgendwie kein Horror, find ich.
Das Handeln des Prot bleibt konsequenzlos, was das Genre angeht, die Pointe erweist sich im positivsten Sinne des Begriffs als Alltäglich.
Das heißt nicht, dass diese Story schlecht ist. no way.
Sie ist extrem sorgfältig komponiert, hat einen feinen Aufbau und ist echt spannend.

Ich finde lediglich, sie gehört hier nicht ganz hin.
Sie wäre der Reißer der Woche in »Spannung«, aber in Horror ist sie etwas zu horrorlos.

Ich irre mich allerdings ziemlich oft, und diesmal würds mich auch kaum wundern.


Also:

Richtig geile Geschichte, auch wenn sich der Schluss als Scheiße erweist.:D


ps:geiler Titel! Ich steh auf geile Titel!
Jack.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Existence,
natürlich hast du recht und prinzipiell habe ich auch keine Probleme mit extrem kurzen Storys. Ich wollte diese aber wirklich nicht noch weiter kürzen, da ich die Länge so eigentlich ganz okay fand.
Ist wohl Geschmackssache.


Hallo Jack,

man dankt recht herzlich. Ist eine richtige Ehre für mich von einem der meiner Meinung nach besten Autoren hier, so sehr mit Lob überschüttet zu werden. Pass bloß auf, dass ich nicht überheblich werde! :D

Was das mit dem Genre angeht, okay wirklich Horror ist das nicht. Aber auch nicht wirklich Humor, nicht richtig Gesellschaft und auch nicht unbedingt Philosophie. Das war das Dillemma in dem ich vor dem posten steckte. An Spannung habe ich gar nicht gedacht, naja, jetzt steht sie halt hier. Beim nächsten mal werde aber auch dieses Forum mitberücksichtigen.

Viele Grüße

Cerb

 

Hallo Cerberus!

Bin endlich mal dazu gekommen, auch mal eine Geschichte von dir zu lesen :-)

Okay, Horror ist es nicht, da geb ich den anderen Recht. Ich hätte ebenso erwartet, daß der Hund die Katze getötet (möglicherweise das beliebtere Tier im Haushalt) oder sonst irgendwas schlimmes angestellt hat.

Trotzdem hat mir die Geschichte gut gefallen. Mir tut nur der Hund so leid :-(

Wie du beschreibst, daß er keine Aufmerksamkeit mehr bekommt und das er geschlagen wird, anscheinend aus nichtigen Gründen, daß hat mich bewegt.

Ich "hasse" Storys, in denen Tiere gequält oder getötet werden (z.B. King macht das ganz gerne), deshalb hab ich echtes Mitleid.

Diesen Satz solltest du aber m.M. nach umstellen:
"Nichts liebenswertes hatte Ralph mehr an sich."

Ralph hatte nichts liebenswertes mehr an sich.

Viele Grüße
Mike

 

Hallo Mike,

danke für die Kritik. Okay, dass dieser Text nicht wirklich unter Horror gehört, haben mir ja mittlerweile die meisten bestätigt, ansonsten :
Yep! Geschichten, in denen Tiere gequält werden finde ich auch immer grausam. Irgendwie hat man mit einem toten Hund manchmal mehr Mitleid als mit dem gerade von einem Werwolf zerfetzten Tankstellenmitarbeiter *g*

Viele Grüße

Cerberus

 
Zuletzt bearbeitet:

Scheinbar sind die meisten hier echt über das Thema entsetzt :p
Ganz so grausam fand ich dieses jetzt nun auch wieder nicht, aber okay, ist wohl Ansichtssache. Obwohl ich selbst mit Hunden aufgewachsen bin (Hmm..klingt irgendwie merkwürdig *g*)

Das mit dem "aufspränge" war ein Vorschlag von Existence, ich finde selbst, dass dieses Wort ein wenig seltsam klingt, aber grammatisch richtig ist es wohl dennoch.

Als Geschichte würde ich das Ganze aber schon gelten lassen, schließlich liste ich hier keine Zeitungsartikeln auf, sondern beschreibe schon eine - aus der Sicht des Hundes - gruselige Momentaufnahme. Damit will ich mich jetzt nicht verteidigen, vorallem weil ich den Text ja auch in aller Schnelle geschrieben habe und ihn einfach bloß interessant genug fand, ihn hier zu posten. Dennoch bin ich der Ansicht, dass es sich schon um eine Kurzgeschichte handelt, wenn auch um eine sehr, sehr kurze.

Was den Stil angeht bin ich ein wenig ratlos, bislang habe ich keine Beschwerden diesbezüglich erhalten. Was genau findest du denn "holprig"?

Persönlich nehme ich deine Kritik selbstverständlich schon, aber im positiven Sinne.
Natürlich höre ich gerne positives, aber negatives muss eben auch sein, daher bin ich dir nicht böse, sondern bedanke mich für die Aufrichtigkeit.
Nur weil ich deine jüngste Story gelobt habe, bist du mir ja jetzt nicht verpflichtet, ebenfalls Lob auszubreiten.
Insofern vielen Dank für dein Statement!

Viele Grüße

Cerberus

P.S. Vielleicht hast du ja auch Lust mal eine etwas längere Story von mir zu lesen. "Unzählbare Wörter" ist hier recht gut angekommen.
Interessiert mich im Zusammehang mit dem Stil, eventuell gefällt dir dieser da ja etwas besser.

 

Hi Cerberus!

Ich mag Geschichten mit Aha-Effekt am Ende. Daher gefällt mir deine Geschichte sehr gut.

Natürlich ist sie in der Horror-Rubrik fehlplatziert. Dadurch, dass sie hier steht, hat der Leser aber auch eine andere Erwartungshaltung und die Pointe kommt m.E. noch besser rüber.

Auch finde ich die Story weder zu kurz noch zu lang. Der Spannungsbogen wird gehalten und kurz und damit sehr effektvoll im letzten Satz aufgelöst.

Also von mir: Ein dickes Kompliment.

Beste Grüße
sticker

 

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