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Eine kurze Begegnung

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21.09.2018
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Anmerkungen zum Text

Hi, hab kein Vorstellungsreiter im Forum gefunden. Deshalb hier kurz und knapp: Ich freue mich dabei zu sein :) LG

Eine kurze Begegnung

"Offensichtlich bin ich leichtgläubig."

B. sah verwundert von der Bank auf. Seine Augen trafen den starren Blick eines alten Mannes.
Er suchte irgendetwas vertrautes an ihm, als dieser von Neuem begann.

"Offensichtlich bin ich leichtgläubig."

Die Tonlage des Alten veränderte sich nicht.

"Ähm, entschuldigen Sie, kann ich Ihnen weiterhelfen?"
"Schon gut, Junge. Ich spreche mit mir selbst. Meine Leichtgläubigkeit raubt mir noch den Verstand", antwortete der Alte.
Reflexartig und ohne zu wissen, was der Alte überhaupt meinte, erwiderte B.: "Sie machen auf mich aber noch einen sehr gesunden Eindruck."

Stille legte sich über die beiden. Die Augen des alten Mannes schienen sich keinen Zentimeter zu bewegen.
"Meinst du?", fragte der Alte und blickte dabei ins Leere. Seine Augen verengten sich zu Schlitzen.
Auf B. erweckte es den Anschein, als wäre dem Alten in der Ferne irgendetwas Konturloses ins Blickfeld geraten.
B. wusste, dass er antworten sollte. Auch wenn der alte Mann ihn kaum wahrzunehmen schien, war da etwas Forderndes in seiner Stimme.

Vor sich hinstammelnd begann B.: "Naja, ähm ... also.. Sie laufen bei minus zehn Grad durch den Park, müssen ja irgendwie hierhergekommen sein. Nur ... nur ...", B. drehte gedankenverloren seinen Kopf. Seine Augen begannen ruckartig, das Blickfeld des Alten abzutasten, ohne Erfolg. "Nur, hm ... worauf starren Sie da eigentlich die ganze Zeit an der Mauer?"

"Starren!? An der Mauer..?", der Körper des alten Mannes zuckte. Schlagartig lockerten sich seine Augen. "Ach, auf nichts, Junge."
Dann sackten die Schultern des Alten leicht nach vorne und er seufzte.
"Ich rate dir eines Junge. Träume nur solange, bis du wieder aufwachst. Einen schönen Tag noch."
Der Alte blickte B. ernst an. Sein Mund wirkte zusammengepresst. Nach einem knappen Nicken verschwand er wieder durch einen der Parkeingänge.

 

Vielen Dank @AWM für das ausführliche Feedback. Nehm ich mir zu Herzen, vor allem die Ausdruckssachen sind mir Gold wert.

Viele Grüße

 

“What a day for a daydream
What a day for a daydreamin' boy
And I’m lost in a daydream
...“, beginnt John Sebastians‘ “Daydream“
(auf der gleichnamigen Schallplatte der Lovin‘ Spoonfull 1966),
lieber Momokomp -

und damit erst einmal herzlich willkommen hierorts!,

und mir ist, als gäbe der alte Mann seinen abschließenden Rat an alle jüngere Generationen schon lange vor und nach John Sebastian weiter – und hatte doch selbst taggeträumt – und da wirkt dann die Antwort des „jungen“ B. bzgl. der Gesundheit des Alten befremdlich. Tagträumerei ist keine Krankheit … selbst wenn versucht wird, Trauer, die über 14 Tage hinausgeht, als Krankheit zu klassifizieren (ich hoffe, dass das kein allzu großer Gedankensprung war ...)

Aber der Trivialitäten sind nicht gerade wenig für dieses kleine Lehrstück

Reflexartig, und ohne zu wissen was der Alte überhaupt meinte, erwiderte B.:
Das erste Komma weg – die Konjunktion vertritt es ganz hervorragend - und vor‘s „was“ gesetzt

Die starren Augen des alten Mannes schienen sich keinen Zentimeter zu bewegen.
Erwartet man von „starren“ Augen, dass sie sich bewegen? Schon im Alten Testament bedeutet „erstarren“ zugleich „erstarrt sein“, dass die neugierigen Frauen Lots zu Säulen erstarrten und frühestens mit dem Salzabbau/-bergbau wieder bewegt würden ...

"Meinst du?", fragte der Alte und blickte dabei in die Leere.
Da ist an sich nix Falsches dran, aber das „die“ verweist immer auf einen Plural – die anderen, fremden. Grammatisch ist „die“ Leere korrekt, aber i. a. R. ist sie immer mit einem Genitiv verbunden (die Leere des Kopfes, Alls, Nichts, der Aussage, Floskel usw., dass sie – die Leere an sich – immer ein Leersein – Konturloses - meint - in dem Fall die Augen des Alten, dass ich eher „und blickte dabei ins Leere“ empfehle. Vielleicht sieht der Mann schlecht (das Zusammenkneifen legt es nahe, wie es aber auch Skepsis anzeigen kann).

"Naja, ähm.. also..
Interessant, Auslassungspunkte zu rationieren. In üppigen Zeiten sind‘s in aller Regel drei, die zudem nicht direkt am vorhergehenden Wort anschließen, sondern durch ein Leerzeichen/eine Leerstelle vom Wort getrennt sind (ansonsten behaupten sie nämlich, dass wenigstens ein Buchstabe fehle am vorhergehenden Wort, das fällt mir schwer, zu erkennen. Zudem wäre dann die Ästhetik des Apostrophs viel rationeller ...)

Seine Augen begannen ruckartig[,] das Blickfeld des Alten abzutasten, ohne Erfolg.
Komma vorm Relativsatz, das Ende ist okay

"Nur, mhm..
Auslassungspunkte siehe zuvor, aber verrat mir mal, wie „mhm“ ausgesprochen wird? Ist das „h“ ein Dehnungs-h (eine andere Funktion kan ich mir da nicht vorstellen – aber klingt [‘m:] nich wie m (ohne anlautendes e), ob mit oder ohne h? Ich denke, Du meinst eigentlich „hm“ [‘hm:], mit angelautetem „h“ (ohne auslautendem a).

Kein Grund, den Kopf hängen zu lassen,

findet der

Friedel

 

Vielen dank für das detaillierte Feedback Friedrichard :) Alle Punkte verständlich. Die Grammatikfehler habe ich bereits ausgemerzt.

Bezüglich des Zusammenspiels Leichtgläubigkeit - Gesundheit. Den Kritikpunkt kann ich nachvollziehen. Das harmoniert mit der danach folgenden Entwicklung nicht ganz so gut. Werde das überarbeiten.

Viele Grüße

 

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