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Eine komische Nacht

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16.04.2003
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Eine komische Nacht

Er rief mich mitten in der Nacht an. Seine Stimme klang irgendwie anders als sonst, so kalt und auch irgendwie einsam. Im ersten Moment erschrak ich richtig. Nein, das konnte doch nicht seine Stimme sein, sonst klang er doch immer so lebensfroh und lustig. Was war passiert?
"Was ist passiert, Marco?" fragte ich, um mir Gewissheit zu verschaffen.
"Kommst du vielleicht mal vorbei? Ich möchte mit dir reden." wieder fiel mir der seltsame Klang seiner Stimme auf.
"Aber es ist kurz nach Mitternacht, meinst du nicht, dass das ein wenig spät ist?" gab ich ihm zurück. "Bitte." mehr sagte er nicht.
"Ok, ich komme. Ich bin in einer halben Stunde bei dir. Bis dann." Ich legte auf.
Ich saß noch einige Minuten einfach so neben dem Telefon und starrte das Poster an, das an der Wand hing. Manche Leute sagen, ich mache mir viel zu viele Sorgen um andere, ob das tatsächlich stimmt? Ich weiß es nicht. Langsam stand ich auf und suchte meine schwarze Jeans und mein graues Swiss Military T-Shirt, die ich vor ein paar Stunden unachtsam auf den Boden geworfen hatte. Im Badezimmer suchte ich noch schnell meine Kontaktlinsen und band mir die Haare zusammen. Immer wieder hörte ich seine Stimme in meinem Kopf, und es war schrecklich. Was auch immer ihn bedrückte, es musste etwas Schlimmes sein.
Im Gang schnappte ich mir meine Schlüssel und den Motorradhelm. Als ich aus der Haustür trat, musste ich noch einmal umdrehen und mir eine Jacke holen, außerdem musste ich feststellen, dass ich noch meine Hausschuhe anhatte. Als ich dann schließlich komplett angekleidet auf meiner Maschine saß und auf die Autobahn fuhr, gingen mir einige Gedanken durch den Kopf.
Wie lange kannte ich Marco eigentlich schon? Ich weiß nicht... wir waren in unserer Kindheit schon befreundet gewesen. Er, der Junge, der immer ordentlich und höflich war und ich der Junge, der immer einen leicht zerzausten Eindruck machte. Damals waren wir unzertrennlich gewesen. Mit den Jahren haben wir uns dann immer weniger zu Gesicht bekommen, er ging dann irgendwann aufs Gynasium und ich brachte meine neun Jahre Hauptschule hinter mich. Es war schon komisch, wenn ich zurück dachte. Wir sahen uns oft lange Zeit nicht, weil ich meist irgendwo unterwegs war, aber wenn einer von uns beiden mal Probleme hatte, so konnte er sich auf den anderen verlassen.
Ich gab Gas und fuhr mit fast 120 die Autobahn entlang. Ich liebe es schnell unterwegs zu sein, aber normalerweiße bin ich ein vorsichter Fahrer. Auf der Autobahn war fast nichts los, mal hin und wieder ein Lastwagen, aber sonst nichts. Dann kam schon die Ausfahrt. Ich bremste runter und legte mich in die Kurve. Mein Hinterreifen begann kurzzeitig zu rutschen, weil die Fahrbahn nass war. Wie durch ein Wunder konnte ich meine Maschine in der Kurve halten. Der Rest des Weges verlief ganz normal. Es fing mir irgendwie an zu gefallen, nachts zu fahren, ich weiß auch nicht genau warum. Es lag wohl an den wenigen Autos, die um kurz vor eins auf der Straße fuhren.
Ich bog in die Auffahrt von Marcos Haus ein, fuhr bis zur Haustür, stieg ab und zog den Zündschlüssel. Während ich die vier Treppen zur Haustür hochstieg, nahm ich meinen Helm ab. Marco stand bereits an der Haustür und sah auf mich herab.
"Hallo." er versuchte zu lächeln, aber es gelang ihm nicht wirklich.
Ich stieg die letzte Stufe hinauf und sah ihn an.
"Hallo. Was gibt es, dass du mich irgendwann nach Mitternacht zu dir beorderst?" Warum sollte ich lang um den heißen Brei herumreden?
Marco ging wieder in das Haus. Ich folgte ihm und machte die Tür hinter mir zu. Meinen Helm und meine Jacke legte ich neben meinen Turnschuhen auf den Boden im Gang. Es roch so, als habe Marco geraucht. Das passte doch gar nicht zu ihm. Ich lenkte meine Schritte ins Wohnzimmer, wo er auf der weißen Ledercouch saß. Die Stereoanlage spielte ein Lied von Blind Guardian, ich glaube es war "And then there was silence". Unter normalen Umständen hätte mir dieses Lied gefallen, ja ich war regelrecht verrückt nach Blind Guardian, aber das waren keine normalen Umstände. Nun fing er endlich zu reden an.
"Ich habe einen Menschen getötet, Daniel." Diese Worte trafen mich wie Schläge. Ich konnte mir zwar verdammt viel vorstellen, aber dass Marco einen Menschen töten könnte? Nein, nie im Leben! Ich sah ihn an.
"Du glaubst mir nicht, hab ich recht?" setzte er erneut an.
Wahrheitsgemäß nickte ich und setzte mich neben ihm auf die Couch.
"Was erzählst du mir da für Mist, Marco?" sagte ich misstrauisch. Ich wusste ja, dass irgendwas mit ihm nicht stimmte, aber er war kein Mörder.
"Ich hätte dem Jungen das Leben retten können, wenn ich nur geistesgegenwärtiger reagiert hätte. Ich hab übersehen, dass er innerliche Blutungen hatte. Er ist mir unter den Händen gestorben."
Nun wurde mir einiges klar, er redete wohl von einem seiner Patienten. Marco war Arzt, ein ziemlich guter sogar.
"Aber das kann doch jedem einmal passieren. Auch wenn ihr Ärzte "Halbgötter in weiß" genannt werdet, so seit ihr es bei weitem nicht." antwortete ich ihm ruhig.
"Aber soetwas darf nicht passieren, Daniel. Es darf einfach nicht. Der Junge war acht Jahre alt, noch viel zu jung zum Sterben." etwas verzweifelndes lag in seiner Stimme. Ich musste kurz überlegen, bevor ich weitersprechen konnte.
"Hör mir zu, ich denke das Schicksal eines Menschen ist bereits bei seiner Geburt festgelegt, und man kann nicht, absolut gar nichts daran ändern, auch wenn man es denn möchte. Wäre der Junge nicht bei dir gestorben, so wäre er bei einem anderen Arzt gestorben." Meine Worte klangen irgendwie kalt, aber es stimmte. Man konnte nichts gegen das Schicksal machen, das konnte niemand.
Plötzlich spürte ich seine Hand auf meinem Oberschenkeln. Ich sah ihn überrascht an. Dieses Mal brachte er ein halbwegs anständiges Lächeln zusammen. Dann berührten seine Lippen die meinigen. Ich dachte, dass das aber nun nicht wirklich der richtige Zeitpunkt war, schließlich war Marco gerade noch niedergeschlagen gewesen. Marco hatte das wohl noch keiner gesagt. Ich erwiederte seinen Kuss langsam. Ich spürte ein Kribbeln in meinem ganzen Körper, das wirklich unbeschreiblich war. Ich umarmte ihn vorsichtig und zog ihn mit sanfter Gewalt auf meinen Schoß.
"Ich kann nachvollziehen, wie du dich fühlst.... aber glaub mir alles wird vorbeigehen. Dein Leben geht weiter." flüsterte ich ihm ins Ohr. Er nickte.
"Aber du darfst mich nicht alleine lassen, Daniel. In all den Jahren hast du mir so gefehlt. Ich wäre beinahe daran verzweifelt. Ich... ich weiß nicht wie ich es sagen soll... Ich glaube ich liebe dich." Seine Stimme zitterte ein wenig. Aus irgendeinem Grund überraschten mich seine Worte nicht im Geringsten. Auch ich empfand viel für den Mann, der auf meinem Schoß saß und dem jetzt einige Tränen über die Wangen liefen.
"Warum sollte ich dich alleine lassen? Weißt du noch, was ich in der Grundschule mit denen gemacht habe, die dich gehänselt haben?" fragte ich, und wischte seine Tränen vorsichtig weg. Er musste wieder lächeln.
"Du hast sie verhauen, und gesagt, dass sie mich in Ruhe lassen sollen. Die haben damals gesagt, dass ich dran wäre, wenn sie mich alleine erwischen würden... aber du hast mich nie alleine gelassen."
Ja, ich war seit jeher der stärkere von uns beiden gewesen. Daran hatte sich nichts geändert.
"Meine Gedanken waren all die Jahre bei dir, Marco." sagte ich zu dem blonden, fast etwas zierlich wirkenden Mann.
"Ich weiß... aber trotzdem war ich einsam ohne meinen großen Beschützer." Wieder küsste er mich. Ich musste lachen. "Großer Beschützer" nannte er mich, ob ich das denn wirklich war, ist mir unklar. Ich lebte mein Leben halt einfach so, wie es mir gefiel und machte mir keine Sorgen wegen der Zukunft und ich half meinen Freunden, auch wenn es nicht immer leicht war.
"Weißt du was, Daniel, du gehst jetzt ins Bett und schläftst eine Runde und morgen sieht die Welt schon wieder ganz anders aus." schlug ich ihm vor, als ich sah, dass er gähnte. Daniel nickte und stand langsam auf. Mit seinen 29 Jahren sah er fast noch wie Mitte 20 aus.
"Und was machst du? fährst du wieder nachhause? Oder willst du hier bleiben?" fragte er mich, als er sich die letzte Träne wegwischte. Ich zuckte mit den Schultern, denn darüber hatte ich noch nicht nachgedacht. Mit einer langsamen Bewegung stand ich auf und sah ihn an.
"Ich weiß nicht... mal schauen, was ich mache." antwortete ich ihm. Die Frage, die er mir jetzt stellte, brachte mich irgendwie aus dem Konzept.
"Sag mal, wie alt bist du jetzt eigentlich genau?"
"Ich? Ich bin 27, warum?" gab ich leicht verwirrt von mir.
"Ach nur so... aus reiner Neugier." sagte er und machte eine einladende Geste in sein Schlafzimmer.

 

So... die Story ist eigentlich ne Hausaufgabe, die ich bin Donnerstag machen soll... aber ich bin mir nicht soo sicher, ob ich das so abgeben kann... was meint ihr?

 

Hallo Demin,

Hausaufgabe? Und wie lautet die Aufgabenstellung?
Du hast die Geschte sehr flüssig erzählt, schnörkellos und schlicht. Achte bitte auf die Zeiten.
" Es liegt wohl an den wenigen Autos, die um kurz vor eins auf der Straße fuhren."

Es lag wohl...

Und vorher:

"Ich gab Gas und fuhr mit fast 120 die Autobahn entlang. Ich liebe es schnell unterwegs zu sein, aber normalerweiße bin ich ein .."
Hier wurde auch die Zeit gewechselt.

Zum Inhalt:
Es ist schon ein seltsam anmutender Anlass, der da zu einer Liebeserklärung führt.
Was mich auch erstaunt hat, ist die deiner Meinung nach ununstößliche Tatsache, dass das Schicksal nicht beeinflussbar ist. Gibt es ein zukünftiges Schicksal?

Schreiben kannst du. Wünsche dir viel Erfolg

Liebe Grüße
Malaika

 

Hallo malaika,
Danke erstmal für dein Lob *freu*
Die Aufgabenstellung war, aus 8 Wörtern etwas nach Lust und Laune zu schreiben (solche Aufgabenstellungen gefallen mir *g*)

Nun, meine Meinung, was das Schicksal betrifft ist eigentlich etwas komisch... ich glaube einfach, dass man sein Schicksal schon bei seiner Geburt mitbekommt, und dass mans dann einfach nicht mehr ändern kann... ob es sowas wie zukünftiges Schicksal gibt, weiß ich nicht...

 

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