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Eine kleine Urlausstory
Vor kurzem habe ich meinen ersten „total alleine Single Urlaub“ ausprobiert und irgendwie war es katastrophal schön.
Ich flog in die Türkei und wurde dort nach Kemer gefahren in ein wirklich schönes Urlaubshotel. Na ja, und da war ich nun zwischen all den glücklichen Familien, vollkommen alleine, es war schon ein komisches Gefühl! Aber was soll`s, es sollte ja nur `ne Wochen werden und in der wollte ich einfach nur lesen, baden und die Sonne mit ihrer Wärme genießen.
Genauso motiviert suchte ich mir eine Liege unter einem Sonnenschirm und trat meinen ersten Urlaubstag an. Ich griff genüsslich nach meinem Buch, nahm es, schlug die Seiten auf und begann zu lesen, ich weiß nicht mehr, wie weit ich kam, vielleicht waren es drei Worte, denn ich wurde durch eine wirklich unschöne Diskussion von den Nachbarliegen gestört.
Ich will nicht den genauen Wortlaut wiedergeben, denn das würde hier garantiert den Rahmen und die Geduld des Lesers sprengen, in jedem Fall unterhielten sich eine Frau und ein Mann über die Kümmernisse ihres Kindes. Der Junge, er war wohl gerade 12 Jahre alt geworden, litt unter Dickleibigkeit und wurde von den anderen Kindern ständig schikaniert und wie es sich so anhört, wohl auch sehr boshaft schikaniert. Um dem ein Ende zu bereiten, hatte die Mutter beschlossen, den Jungen einen Surfkurs mitmachen zu lassen. Aber wie es so ist, wollte er das nicht alleine und hatte deswegen den Papa gebeten mitzumachen. Dem Alten fiel nichts besseres darauf ein, als seinen Sohn zu beschimpfen. Von wegen er sei selbst schuld so fett zu sein und warum er immer so viel fräße und überhaupt... .Tja, irgendwie teilte ich überhaupt nicht die Meinung des Vaters, sondern fand es von ihm unmöglich, seinen Sohn so unsachlich blöde zu behandeln und deswegen ergriff ich das Wort!
Nein, ich empörte mich nicht wortgewaltig über die saudoofe Behandlung des Sohnes, sondern ich stellte mich höflich vor und teilte den Eltern mit, dass ich sowieso so einen Surfschein machen wollte und große Lust dazu hätte, wenn ich ihn mit dem Sohn machen könnte. Der Junge sah mich vollkommen dankbar an und war sofort begeistert. Die Mutter wäre mir wohl fast um den Hals gefallen, während der beknackte Vater mürrisch seine Zustimmung gab. Und so ging ich mit einem total aufgeregten, kleinen, süßen und pummligen Jungen namens Jan zur Wassersportschule, wobei es mir noch wirklich vollkommen und absolut rätselhaft war, warum ich nicht einfach meine Klappe gehalten hatte, denn eigentlich wollte ich nie im Leben einen Surfkurs machen, ich Rindvieh! Also, Adieu Liege, Sonnenschirm und Buch, es wäre ja, nur mit euch, einfach zu schön gewesen... .
Der Chefsurflehrer empfing uns begeistert und garantierte uns, dass wir nur mindestens hundert Mal in`s Wasser fallen würden - hahaha - nur ein Scherz - so ein Witzbold, ich hätte mich fast tot gelacht. Nun gut, dann übergab er uns, vielleicht waren wir Anfänger seiner nicht würdig, einen seiner Untersurflehrer und der brachte uns ruckzuck theoretisch in ungefähr 10 Minuten das Surfen bei, allerdings verstand ich davon gar nichts, denn ich kann kein türkisch. Das schien auch nicht von Bedeutung zu sein. Warum auch? Das Surfen lernt man dadurch, indem man in´s Wassere fällt - hahaha - diesen Witz verstand ich sogar irgendwie auf türkisch, und dann begann tatsächlich mein Elend.
Ich weiß nicht, wie oft ich in`s Wasser gefallen bin, wahrscheinlich habe ich in dieser Hinsicht neue Rekorde gebrochen. Es war einfach ein nicht endender Alptraum, der immer damit aufhörte, dass ich vollkommen aufgeweicht irgendwann spät Nachmittags auf meine Liege kroch, mich von der untergehenden Sonne wärmen ließ und mit meinem Buch in der Hand vor Erschöpfung einfach nur da lag. Dabei hörte ich wie mein kleiner Freund Jani seinen Eltern erzählte, wie toll es sei, über die Wellen mit dem Surfbrett zu rasen und dass es der Andreas bestimmt auch noch lernen würde, ich seufzte und schlief ein. Es war mein Rätsel, warum Kinder vieles so schnell erlernen können.
Eins erschien mehr zu der Zeit sehr seltsam, wenn ich mal nicht in`s Wasser fiel, sondern einfach nur mal etwas an der Bar trinken wollte, um den Salzgeschmack los zu werden, grüßten mich Hinz und Kunz. Mir wurde im Vorübergehen auf die Schulter geklopft. Ich wurde freundlich angelächelt und es wurde mir sogar abends ein Getränk zu meiner Liege geschickt und ich weiß bis heute nicht von wem es kam.
Sicherlich bin ich nicht unansehnlich. Ich bin groß, Single, habe eine normale Figur, manch einer behauptet sogar, dass ich schöne Augen habe, aber dass das dafür reicht, um solche Freundlichkeitsausbrüche hervorzurufen, wusste ich bis dahin nicht. Und während ich über dieses Phänomen grübelte, kam Jani ganz empört zu mir und war echt stink sauer darüber, dass der ganze Strand über mich lachen würde, weil ich immer so komisch in`s Wasser fallen würde. Müde streichelte ich meinem Surfkumpel übers Haar und murmelte, dass ich sehr wahrscheinlich auch darüber lachen würde, wenn ich mich sehen würde. Und dann, mit dem Wissen woher meine Prominenz kam, schlief ich einfach ein und stürzte in die wildesten Surfträume. Ich glaube mich fraßen irgendwelche Wellenmonster auf und pupsten mich irgendwie samt Surfbrett hinten wieder raus. Na egal, das ist eine andere Geschichte... .
Am nächsten Tag stellte ich mich auf mein Surfbrett. Ich war erstaunlicher Weise, vollkommen motiviert! Vielleicht lag es daran, weil ich diese Wellenmonster überlebt hatte. Na ja, ich stellte mich also auf mein Brett, es hatte ein hohes weißes Segel und passte sehr gut zu meiner vom Salzwasser gegerbten und verbrannten Haut, nur schade, dass man sich an den Mast so schlecht festklammern konnte, und ich spürte hunderte, erwartungsvolle Blicke an mir haften... und... und... und ich fuhr, echt!!! Ich fuhr wirklich! kKeine Ahnung warum! Ich fiel nicht in`s Wasser, ich fuhr! Jani kreischte vor Vergnügen und hüpfte vor Freude mit ner Arschbombe vom Steg in`s Wasser aber selbst diese Welle ließ mich nicht wanken, ich fuhr! Der Wind füllte immer mehr mein Segel aus, ich legte mich in Luv oder Lee oder so... . Und so schoss ich über die Wellenkämme während über mir die Möwen kreisten. O.k., o.k., das ist jetzt ein bisschen kitschig, aber so ähnlich war es, ich schwöre!
Glücklich brachte ich mein Brett wieder zum Strand zurück, dieses Mal surfend und nicht schwimmend! Keine Ahnung, warum es nun funktionierte, vielleicht waren es die Selbsterhaltungskräfte in mir? Egal, es klappte auf einmal, ich konnte auf diesem schmalen Brett stehen bleiben
Und da am Strand stand mein kleiner Surfkumpelfreund. Er strahlte mich so riesig an und sagte viel zu ernsthaft für einen kleinen Jugendlichen: "Dass du das für mich getan hast". Mir stockte der Atem und ich nahm den kleinen Scheißer in meine Arme und sagte: "Für Dich immer wieder, Du toller Kerl."
Tja, so endete dann auch bald mein Urlaub in Kemer. Ich denke, es war eigentlich eine gute Zeit!