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Eine Kirche im Grünen - Blut
Die Ritter waren zahlreich. Ihre Schwerter glitzerten in der fahlen Sonne, aber es war nicht das Metall, das ihnen ihren Glanz verlieh, es war das Blut auf ihnen, das sie in der Sonne funkeln ließ.
Nun kamen sie langsam den Hügel herauf, auf dem die Kirche stand. Die Pferde schienen unwillig und unruhig und zogen stark an den Riemen, die sie hielten. Die Sonne im Rücken, betrat der erste Ritter den Hügel.
Der Bischof war auf die Knie gesunken, die Hände hilfesuchend gen Himmel gestreckt. Martin, der Messdiener, stand neben ihm. Er hielt eine Pike in der Hand, aber man sah, dass er damit nicht umzugehen verstand. Er hätte genauso gut eine Gurke in der Hand halten können und es hätte genauso bedrohlich gewirkt. Trotzdem richtete er sie nun entschlossen auf den Ritter, der nun langsam und erhaben auf dem Rücken seines Pferdes auf ihn und den knieneden Bischof zu ritt.
"Geht von dannen oder ihr spürt den kalten Stahl dieser Pike!"
Der Bischof schreckte auf, als er solche Worte von dem jungen Messdiener neben sich vernahm. Der Ritter blieb stehen, wandte sich aber weder zum gehen noch stieg er ab, er verharrte ganz einfach dort, wo er angehalten hatte, hoch zu Ross, und seine Augen unter dem Helmvisier blickten ausdruckslos auf die beiden Gestalten, knapp zehn Schritt von ihm entfernt. Sein Schwert lag noch erhoben in seiner Hand, sein Körper war aufgerichtet, seine Hände hielten noch die Riemen der Zügel.
Zwei neue Schatten zeichneten sich ab und zwei weitere Ritter betraten den Hügel.
Renald war überrascht, über das, was er vorfand, als er den Hügel gänzlich erklommen hatte. Ein junger Mann mit einer Pike bedrohte Chevalier und ein älterer Geistlicher kniete zu Füßen des jungen. Chevaliers Pferd war stehen geblieben und Chevalier schien regungslos zu verharren. Sein Blick fiel kurz auf die Kirche. Sie war klein und alt, aus gewöhnlichem Felsstein erbaut. Sein Blick glitt zurück zu den drei Gestalten. Obwohl der junge Mann mit der Pike nicht besonders bedrohlich wirkte, Renald wollte nichts riskieren. Er schob sein Visier nach oben und blickte zur Seite auf Gerald, der mit ihm den Hügel erklommen hatte. Dieser hatte ebenfalls sein Visier gehoben und auch er hatte verwundert auf die Szenerie vor sich geblickt. Jetzt wandte er Renald das Gesicht zu, schien kurz zu überlegen und nickte dann. Renald wandte sich an die beiden Kirchendiener und sagte laut, um sich Gehör zu verschaffen: "He Junge, was verteidigt ihr denn? Diese Kirche, oder ist es euer Leben, worum ihr fürchtet, denn das wollen wir euch nicht nehmen. Auch euer Gemäuer wird nicht entzündet, bringt uns nur rasch die Frau." Die Miene des Jungen verriet Unsicherheit, aber er hielt die Waffe weiterhin aufrecht, ja hob sie sogar noch ein wenig. Der alte Bischof hingegen blickte Renald an, als würde er Hoffnung schöpfen. Dann wandte er sich an den Jungen und sagte mit schwacher, beschwörender Stimme: "Bitte mein Sohn, hol' die Frau und schütze so Gottes Haus, wie du es geschworen hast." Der Junge sah ihn entsetzt und wütend an. "Wir können Gott auch auf den Feldern preisen, aber sie werden dieser Frau schlimmes zufügen wenn ich sie gewähren lasse." Der Bischof schüttelte traurig das Haupt. "Dann werden sie uns töten und danach die Frau holen." "Gewiss", sagte der Junge und richtete seine Augen auf Renald, "aber wenigstens werde ich mit reinem Gewissen und ganzem Stolz zum Himmel auffahren." Mit diesen Worten hob er die Pike noch mal etwas höher und ging langsam, aber bestimmt auf den ersten Ritter zu.
Renald war von der Ansprache und dem Mut des Jungen beeindruckt. Mittlerweile waren alle sieben von ihnen auf dem Hügel und sie warteten alle gespannt und verunsichert. Der Junge war nun dicht an Chevalier herangetreten und richtete die Waffe eindeutig auf dessen Brust. "Geht.", sagte er nur und blieb etwa einen Fuß entfernt vor dem Ritter stehen. Chevalier rührte sich immer noch nicht, dann, ganz langsam geradezu widerwillig, wich sein Pferd zurück und der Junge trieb es ganz langsam, aber immer noch entschlossen, vor sich her.
Chevalier ritt auf den Rand des Hügels, wo Gerald und Renald standen, zu und ritt ihn dann hinunter. Der Junge war nur bis zehn Fuß an die anderen Ritter herangetreten, jetzt hob er die Pike in Richtung Gerald. "Geht.", wiederholte er seine Parole. Renald, verunsichert und beschämt, drehte sein Pferd und ritt den Abhang hinunter, Gerald und der Rest folgten ihm.
Unten am Fuß des Hügels, lagen noch die Leichen der frisch erschlagenen Soldaten. Einer von ihnen lebte noch und wimmerte leise. Chevalier, der als erster unten gewesen war, stieg ab und ging auf den am Boden liegenden zu. Als er bei ihm anlangte nahm er sein Schwert und stieß es mit einer Heftigkeit in das Herz des Soldaten, das es seinen Körper durchdrang und die Erde darunter zwei Fuß tief einschnitt...