Eine Hommage an "Gott"
Wir haben heute den, sie weiß es nicht einmal aus dem Kopf, Moment sie schaut nach, wir haben heute den…und immer wieder dreht sie sich um, den Blick auf den Kalender gerichtet, obwohl dieser seit neuestem mit einer Küchenschürze behangen ist.. und dann klingelt das Telefon….wer stört?
Das Leben überfordert den Menschen. Auf der Suche nach dem Sinn, wird versucht, vieles zu durchleben, vieles zu durchdenken, immer den richtigen Weg einzuschlagen. Doch was ist der richtige Weg`?
Sie nimmt sich ein Buch, fängt an zu lesen. Zuerst der Titel des Buches „Die Unfähigkeit zu trauern“, klingt umfassend, so umfassend, dass sie dem Buch die entsprechende Würdigung verleihen möchte. Also liest sie das Vorwort, einmal, zweimal und beim dritten Mal stellt sie fest, es geht nicht. Ihre Gedanken sind so komplex, schweifen umher, getrieben von Trauer, Gesundheit, leben, Organisieren, Familie, Freunde, Lügen, Sinn und immer wieder Sinn. Was ist richtig? Was läuft falsch? Wann sollte sich etwas ändern? Sollte sich etwas ändern?
Sie schafft es nicht, sich auf das Buch zu konzentrieren. Es gibt andere Dinge in ihrem Leben, mit denen sie sich beschäftigen möchte, muss. Sie ist allein, nicht allein im Sinne von allein – sie hat einen Freund, mit dem sie glücklich ist - doch sie ist allein. Jeder Mensch ist allein, am Anfang, am Ende, dazwischen, immer allein mit seinen Gedanken, Wünschen, Ängsten, Trieben.
In ihrem Leben hat sie die Erfahrung gemacht, dass es gut ist, auch einmal allein zu sein. Man erkennt, wie traurig es um den Menschen bestellt ist. Wie viel Kraft er aufbringen muss, um die Schönheit des Lebens zu begreifen, die Kleinigkeiten, die Blume, die am Weg steht, das Eichhörnchen, was überstürzt den Baum hinauf rennt, nachdem es entdeckt wurde. Die Bäume, die im Herbst ihre Blätter verlieren um dann im Frühjahr neu zu treiben, die Musik und einfach immer wieder die Musik. Sie hört Richard Clayderman und fühlt eine unendliche Tiefe. Die Schönheiten, die jeden von uns umgeben, aber dennoch so schwer erreichbar sind.
Ist es nicht der Wahnwitz, dass ein Mensch erst durch selbst erlebtes Leid, die Fähigkeit annehmen kann, diese Pracht zu erkennen. Was überhaupt ist der Mensch für ein Wesen, dass er quasi genötigt werden muss, ehe er die schönsten Dinge um ihn herum wahrnehmen kann.
Es sind alles nur Gedanken. Man könnte meinen, zu oberflächlich. Ja vielleicht, ist ja auch nur ein Abriss einer gedanklichen Richtung.
Was ist denn mit Familie? Sie ist jetzt 32 Jahre alt, fühlt sich sehr wohl und angekommen, hat nicht den Eindruck, dass etwas fehlt. Doch sie weiß, wie wichtig es ist, die Familie hinter sich zu wissen, und sie weiß, dass sie etwas tun muss, damit ihr dieses Gefühl immer erhalten bleibt. Was hält sie davon ab? Ist es Angst, ist es die Erkenntnis, oder hat sie Vorahnungen. Ist sie für etwas anderes bestimmt? Sie grübelt. Sie hört Richard Clayderman. Sie empfindet sehr tief. Sie möchte da sein, für Menschen, die ihr am Herzen liegen, sie möchte helfen…Zeitweise denkt sie darüber nach, egoistisch zu sein. Es übermannt sie eine Art Selbstlosigkeit, es ist wie eine Droge. Dann jedoch braucht sie niemanden, möchte niemandem helfen, liebt sich zu sehr, sieht sich selbst und fragt, wer bin ich, was will ich, was willst Du von mir….