Was ist neu

Eine halbe Stunde.

Mitglied
Beitritt
09.09.2017
Beiträge
7
Zuletzt bearbeitet:

Eine halbe Stunde.

Unsere letzte Begegnung lag kaum drei Monate zurück. An einem warmen und schwülen Sommernachmittag hatten wir uns das letzte Mal gesehen. Und obwohl es nicht lange her ist, kann ich mich doch kaum an etwas erinnern. Es war zwar irgendwas da, in der Erinnerung, in mir, doch mit einem Schleier verhangen, der bei Sturm nur wenige Bruchstücke des Geschehenen zu erkennen gab.
Das Treffen war kurz, vielleicht eine halbe Stunde. Kaum länger. Ich war zu früh und irrte gedankenversunken zwischen den Gebäuden umher. Große Komplexe mit riesigen Fenstern und kleinen Gängen zwischen ihnen, die mich bedrängten und blendeten. Es gab ein Café, bei dem ich mir ein Getränk kaufte, welches ich eigentlich gar nicht mochte und später in den Mülleimer vor deiner Haustür warf. Die Sonne brannte auf meinem Gesicht und meine Kleidung passte nicht zu den Temperaturen. Ich suchte einen schattigen Ort, um zu warten. Es kam mir vor wie eine halbe Ewigkeit. Oder auch nur das Gefühl von etwas Halbem. Ich selbst war nur halb. Wenn überhaupt. In der gegenüberliegenden Fensterscheibe eines Hauses versuchte ich, mich zu erkennen. Wie ich dort saß, ganz alleine, umringt von Menschen. Von Fremden, denen ich nichts zu sagen hatte und die mir nichts zu sagen hatten. Geschäftig eilten sie an mir vorbei, ohne mich wahrzunehmen. Hunderte Male hatte ich überlegt, was ich dir heute sagen wollte, wie ich es sagen wollte, wann ich es sagen wollte. Hunderte Male war ich das Gespräch im Kopf durchgegangen, doch es brachte mir keine Sicherheit. Keine Gewissheit. Eine Kirchturmuhr in der Nähe läutete, ich stand unschlüssig auf und machte mich auf den Weg.
Wir redeten. Du saßt mit dem Rücken zum Fenster vor dem Tisch, der als Barriere zwischen uns stand. Deine Hände ruhten auf ihm, sie lagen nebeneinander und manchmal spielten sie mit einem Prospekt. Der Koffer für die Reise stand schon fertig gepackt an der Wand neben dir. Deine schwarze Lederjacke, die du schon so lange besitzt und so oft getragen hattest, legtest du bei meiner Ankunft gerade auf dem Koffer ab. Du fragtest mich, ob wir ins Café gehen wollten. Ich war unschlüssig und wir blieben. Vielleicht hatte ich dich zu diesem Treffen gedrängt, hatte aber doch auch das Gefühl gehabt, dass es dir keinen Umstand bereitete. Spekulationen machten an dieser Stelle keinen Sinn. Dennoch ließ mich während des Gesprächs der Gedanke nicht los, dass du etwas Bestimmtes von mir hören wolltest. Du erwecktest den Eindruck, dass du dir mehr davon versprochen, mehr von mir erwartet, dir vielleicht sogar mehr erhofft hattest. Aber ich gab es dir nicht. Ich konnte es dir nicht geben.
Ich wollte es. Das war der Grund, weshalb ich gekommen war. Das war der Grund für dieses Treffen, für meine Anreise, für die Zeit, die du dir genommen hattest. Für mich. Du wusstest, dass dich das Treffen Zeit kosten würde und du nur mich dafür bekämst. Vermutlich war es dir völlig egal und es ist auch jetzt immer noch schwierig für mich, es zu verstehen. Ich bin unabhängig, ich fühle mich alleine ausreichend, aber manchmal ist es so, dass man das Verstehen sucht, dass man verstanden werden will. Man möchte nur, dass einen jemand braucht. Möglicherweise war die Enttäuschung, die ich zu merken glaubte, auch nur eine Illusion meinerseits.
Die Sommersonne schien von hinten durchs Zimmerfenster und dein Gesicht lag im Schatten. Wie ein Lichtschleier zogen die Strahlen durch deine Haare und verteilten sich in diesem stickigen kleinen Raum, der manchmal beengend wirkte und dann wieder wie eine Halle, in der jeder wie in einem Sog davongetragen wurde. Du warst nett, zuvorkommend, freundlich. Vorsichtiger, weniger abweisend als sonst. Aber gleichzeitig auch fordernd. Das Erwartete einfordernd, was ich dir nicht gab. Was ich niemandem gab. Ich konnte mich nur bei dir bedanken. Mehr konnte ich nicht tun, während ich dir gegenübersaß, deinen Blick auf mich gerichtet fühlte und meine Augen auf den Tisch herabgesenkt hatte. Ich bemühte mich um eine selbstbewusste Körperhaltung, um einen Eindruck, der vermitteln sollte, dass ich wusste, was ich tat. Ich vermute, ich bin gescheitert. Viele Male hatte ich diese Situation gedanklich geprobt, war mir meines Entschlusses sicher gewesen. Auch jetzt, in diesem heißen Zimmer, während du mir etwas erzählst, während ich dir zuhöre, aber kaum etwas verstehe, ist der Zug noch nicht abgefahren. Wie du vor mir sitzt, mit deinen kurzen hellen Haaren, deiner neuen Brille, auf die ich dich nicht angesprochen habe, deinem ruhigen Blick und deiner Art, die mich nicht klar denken lässt. Wie du vor mir sitzt, während ich nichts anderes will als deine Gedanken zu hören und zu sehen, wie du deine Hände nach mir ausstreckst. Aber ich weiß, dass das Strahlen in deinen Augen nicht mir gilt. Nie mir galt. Wahrscheinlich war die Zeit gekommen, die uns sagte, dass es zu spät war. Jegliche Hoffnung musste sich irgendwann auflösen. Es war ihr unmöglich, unter solchen Umständen weiter zu existieren.
Ich erhob mich von meinem Stuhl, nahm meine Tasche und wollte gehen. Du sagtest etwas. Oder ich sagte etwas. Es wäre auf jeden Fall die letzte Möglichkeit gewesen. Niemand nahm sie wahr. Du warst jetzt nur noch fremd, wie die Menschen vor deinem Haus, denen ich nichts zu sagen hatte. Zögerlich kamst du auf mich zu, deine rechte Hand griff nach meinem Oberarm und umklammerte ihn. Du hieltst ihn etwas länger als nötig fest, während du mir alles Gute wünschtest. Ich bedankte mich erneut, ging zur Tür, drehte mich um. Du standest noch mitten im Raum, wie ein kleiner Punkt am Horizont, der langsam verschwindet, und sahst mich lächelnd an. Ich sagte etwas Unwichtiges, weil es mir unangenehm war, dich so zu sehen. Dann kamst du auf mich zu, um die Tür zu schließen. Ich lächelte zurück und ging.
Während ich jetzt im Zug sitze und über diese halbe Stunde nachdenke, rauschen nicht nur Bäume und Häuser, die Schatten meines Gesichts an meinen Augen vorbei, sondern auch du. Dein Gesicht, der Ausdruck in deinen Augen, deine Stimme, deine Ausstrahlung, deine Bewegungen, die Gespräche mit dir, deine letzte Berührung, als ich dich verließ. Es war ein sonderbarer Moment. Der Gedanke, dass es das letzte Mal war, dass wir uns sahen, schien über uns zu schweben. Nicht als Freude oder Trauer, sondern vielmehr als Gefahr. Du kamst mir ungewohnt unsicher vor. Ich hatte dich selten so erlebt. Einerseits fordernd und sogar ein wenig aggressiv, andererseits verunsichert und hoffnungsvoll abwartend.
Meine Augen sind geschlossen, mein Kopf nach hinten gelehnt. An meinem Arm spüre ich den Griff deiner Hand. Zwanghaft versuche ich, mir weitere Einzelheiten ins Gedächtnis zu rufen, aber es bleibt nur dieses Gefühl. Das Gefühl einer diffusen Stimmung, die damals herrschte. Die ich auch jetzt nicht verstehen kann und die mich traurig macht, wenn ich über sie nachdenke. Wenn ich über dich nachdenke.

 

Hallo fraenze,

das mit der Begegnung vor drei Monaten finde ich verwirrend. Ist das die unten beschriebene oder eine voran gegangene? Sie (?)fährt doch gerade von diesem Treffen nach Hause, oder?
Mit wem geht sie an dem Ort... vorbei. Mit dem Kaffee? :confused:

Die ersten Sätze über "Hälften" kommen mir zu gewollt rüber. Ab dem fünften Absatz liest es sich gut flüssig.
Ich sehe eine sich entfremdete Tochter-Vater-Beziehung.

Viele Grüße
wegen

 

Hi wegen, danke erstmal für deinen Kommentar.

das mit der Begegnung vor drei Monaten finde ich verwirrend. Ist das die unten beschriebene oder eine voran gegangene? Sie (?)fährt doch gerade von diesem Treffen nach Hause, oder?
Mit wem geht sie an dem Ort... vorbei. Mit dem Kaffee? :confused:

Die ersten Sätze über "Hälften" kommen mir zu gewollt rüber.


Was genau findest du mit den drei Monaten verwirrend? Das es dort an der Stelle steht oder allgemein? Es sollte nur dazu dienen, eine grobe Zeitangabe zu geben, wie lange diese letzte Begegnung (also die, über die erzählt wird) her ist und dass die erzählende Person die Erinnerung bisher (also während ihrer aktuellen Fahrt im Zug) immer noch nicht vergessen konnte. Aber vielleicht kann man das an anderer Stelle etwas geschickter einbauen...?

Ja, tatsächlich meinte ich den Kaffee. :D Das muss auf jeden Fall geändert werden. War mir vorher nicht aufgefallen, dass das "ihm" da irgendwie ziemlich seltsam rüberkommt.

Meinst du, dass man das mit den Hälften besser umschreiben sollte? Oder kürzen? oder weglassen?

BG, fraenze

 

Hey meryem,
vielen Dank für deinen wirklich ausführlichen und hilfreichen Kommentar. Ich versuche mal, mit der Zitatfunktion auf deine Antworten einzugehen.

Das „dass“ gilt als eine unschöne Beschreibungsmethode und das im ersten Satz zu verwenden, ist dementsprechend unschön. [...]
Abgesehen davon: Die ersten drei Sätze beginnen alle mit „es war“, was dem Lesefluss schadet. [...] Auch wenn man sie beide anders schreibt, werden sie doch als „Kaffee“ gelesen, was sich dann wieder wie eine Wortwiederholung anfühlt und erneut dem Lesefluss schadet.

Da gebe ich dir völlig Recht. Irgendwie habe ich eine Schwäche für "dass"-Sätze und sie schleichen sich ständig überall ein. Direkt im ersten Satz aber wohl eher eine ungünstige Formulierung. Das mit dem "es war" ist mir tatsächlich vorher nicht aufgefallen. Danke für den Hinweis.
Deinen Tipp mit dem Café/Kaffee werde ich auch gerne umsetzen, da es beim Lesen wirklich irritiert, wenn so kurz hintereinander zwei ähnliche Worte kommen.
Deinen Tipp bzgl. der Fragen bzw. ihrer Reduktion werde ich ebenfalls versuchen, zu beherzigen. Ich dachte, es würde dadurch die Unsicherheit und auch die vielen Fragen, die der Prot hat, deutlicher werden. Ich hatte gehofft, dass sie auf gewisse Art und Weise die Verzweiflung und auch Hilflosigkeit über das Vergangene, aber auch die aktuelle Situation deutlich machen. Aber wenn das so nicht klappt, bzw. zu aufgesetzt wirkt, dann wäre es wohl besser, es auf weniger/eine Frage zu beschränken und zu versuchen, dieses Gefühl irgendwie anders deutlich zu machen.

Na ja, nehmen wir es genauer, erinnert man sich an Erinnerungen, weshalb dieser Satz ziemlich dumm klingt.
:D In der Tat.

Du überstrapazierst das mit der „letzten halben Stunde“, dass es seine Kraft einbüßt.
[...]
Du wiederholst das Erwartete und das hast du jetzt ur oft getan, ohne wirklich mit den Fingerspitze in die richtige Richtung zu deuten. Wenn die Geschichte vorbei ist und du mir nicht erklärt hast, was sie da wirklich erwartet, dann gehe ich mal davon aus, dass es ein Schwanz war.

Okidoki, ich werde das mit der halben Stunde mal versuchen, zu ändern. Sollte ja schon klappen. Ist ja an den meisten Stellen nicht von zentraler Bedeutung. Als ich es nochmal selbst gelesen habe und nachdem ich deinen Kommentar gelesen hatte, darauf geachtet habe, ist es mir auch aufgefallen, dass es etwas gestelzt und sonderbar rüberkommt. Es wird einfach auf wenig Raum zu oft wiederholt.
Zum Erwarteten: Dazu wollte ich jetzt in der Tat nichts weiter sagen, würde es aber dennoch nicht als unnötiges Anhängsel betrachten. Es lässt doch (auch ohne das konkret gesagt wird, um was es sich dabei handelt) ein bestimmtes Gefühl mitschwingen, was die Personen auf irgendeine Art und Weise (die ja in diesem Fall gar nicht näher erläutert werden muss) in Beziehung zu treten. Oder findest du das ganz ganz schlimm störend, dass es letzten Endes nicht benannt wird, diese ominöse Erwartung (die ja auch nur vermutet wird vom Erzähler)?

Und die andere Seite, die zweite Figur in deiner Geschichte, die bleibt nur das Wort „du“, ohne dass sie irgendetwas bekommt. Du gibst deinen Figuren kein Leben, keine Seele, sondern lässt sie nur einen Momentlang atmen, um sie gewaltsam voneinander zu trennen und die Geschichte zu einem stummen Ende zu führen. [...]
:/ :( Ja, das stimmt wohl so. Es bleibt alles sehr sehr vage und undeutlich. Was allerdings irgendwie auch so geplant war. Man soll als Leser/in nicht die genauen Umstände erfahren, wie lange sich die Personen kennen, in welcher konkreten Beziehung sie zueinander stehen, etc. Sich aber von der Du-Ich-Perspektive an dieser Stelle zu verabschieden (siehe dein gelungenes Beispiel) scheint an dieser Stelle vielleicht eine gute und auch geeignete Option, um es zwar immer noch ein wenig schemenhaft und nicht allzu konkret wirken zu lassen, aber den Figuren etwas mehr Tiefe zu geben.

[...] ich würde dir raten, hau den Du-Stil weg, gib dem Mädchen ein Gesicht, Farbe, ein Leben, eine Seele, gib ihr ein Stück von deiner eigenen Sehnsucht
Ich werde es versuchen. :) Und hoffe dann erneut auf Feedback.

Vielen Dank auch für postive Rückmeldung an der ein oder anderen Stelle. ;)

Beste Grüße, fraenze

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo fraenze,


Gedanken, die sich um sich selbst kreisen. Für mich wirkt das wie ein Tagebucheintrag einer jungen Frau, oder ein Brief, den deine Prota verfasst hat, mit dem der Typ womöglich was anfangen könnte, ich als Leser aber recht wenig. Ich verstehe weder die gegenseitige Anziehungskraft, noch die Figuren -
sie bleiben mir fremd. Der Inhalt deines Textes ließe sich auf eine halbe Seite eindampfen, denke ich, ohne etwas einzubüßen. Mir ist das alles zu langatmig, du bringst nichts auf den Punkt, wiederholst immer wieder dasselbe, die Geschichte hat keinen Drang nach vorne, sie kreist immer wieder um sich selbst.
Das finde ich schade, fraenze, denn ich denke durchaus, dass du sprachliches Talent hast. Mit deinen Mitteln könntest du mehr erreichen.
Irgendjemand - ich habe vergessen, wer - hat sich für mich treffend dazu geäußert, was Schreiben bedeutet: Gedanken ordnen.
Ich bin kein Jünger der Prämissenlehre, allerdings denke ich, dass deinem Text vor allem ein Ziel fehlt, ein roter Faden, an dem er sich orientieren könnte, um Fahrt aufnehmen zu können.
Deine Figuren sind zu blass, ich verstehe ihre Beweggründe nicht, sie bleiben Fremde für mich. Sprachlich ist das zwar ganz schön zu lesen, aber stellenweise auch recht einschläfernd.


Ein Beispiel:


Es war nicht allzu lange her, dass wir uns das letzte Mal gesehen hatten und doch konnte ich mich nicht mehr an alles erinnern. Es war zwar etwas da, doch mit einem Schleier verhangen, der bei Sturm nur wenige Bruchstücke des Erinnerten zu erkennen gab.

Es war eine kurze Begegnung gewesen, vielleicht eine halbe Stunde. Kaum länger. Und sie ist schon wieder drei Monate alt. Ich war kurz geblieben, nachdem du die Tür geschlossen hattest. War nach unten gegangen und zwischen den Gebäuden umhergelaufen. Es gab ein Café in der Nähe, bei dem ich mir einen Kaffee holte, den ich eigentlich gar nicht mochte und später weggoss. Ich ging mit ihm erneut an dem Ort vorbei, von dem ich dachte, dass du noch dort seist. Ich sah niemanden und machte mich auf den Rückweg.

Puh, das zieht mich einfach nicht rein. Sprachlich finde ich das unheimlich ermüdend.
Auch: gesehen, geblieben, geschlossen, gegangen, umhergelaufen ... Das lullt und schläfert mich enorm ein. Überhaupt scheint mir - stellenweise -, zeitliches Kuddelmuddel zu bestehen.


Liebe fraenze, ich hoffe, ich verschrecke dich mit meinem Komm nicht; du hast aber sicherlich mehr davon, ehrliches Feedback zu bekommen, als gar keines.
Wichtig ist mir, darauf hinzuweisen, dass ich nur eine Meinung zum besten gebe - alles also rein subjektiv. Andere Leser mögen anders auf deine Geschichte reagieren.
Wichtig ist mir ferner, nochmals zu wiederholen, dass ich denke, du hast Talent. Das wird allerdings nicht reichen, es kommt mMn vor allem darauf an, sich an die Arbeit zu machen.
Ich freue mich, auf weitere Texte von dir und bin gespannt, ob du mich in Zukunft als Leser erreichen wirst.


Danke fürs Hochladen


hell


PS: Willkommen hier, fraenze!

 

Hey hell,
vielen Dank fürs Lesen. Verschreckt hast du mich mit deinem Kommentar sicherlich nicht. Ich lege schon besonderen Wert auf eine ehrliche Meinung und dass diese subjektiv ist, ist mir durchaus bewusst. Aber ihr alle seid hier ja doch mit anderen Augen unterwegs als bspw. ich selber oder Freunde und Bekannte, weshalb mir eure Meinung natürlich besonders wichtig ist und ich auch versuche, die Ratschläge anzunehmen und mich zu verbessern.
Deine Argumentation gegen den Text kann ich auf jeden Fall nachvollziehen. Die Zeit schien mir selbst schon etwas problematisch. Es wäre wohl besser nicht drei (oder so) verschiedene Zeitformen zu verwenden, die zwischenzeitlich ständig wechseln. Es stimmt dann zwar quasi, was die Handlung in der jeweiligen Zeit angeht, aber ist nicht besonders leserfreundlich ;)


Ich verstehe weder die gegenseitige Anziehungskraft, noch die Figuren -
sie bleiben mir fremd. [...]. Mir ist das alles zu langatmig, du bringst nichts auf den Punkt, wiederholst immer wieder dasselbe, die Geschichte hat keinen Drang nach vorne, sie kreist immer wieder um sich selbst.
[...] denke ich, dass deinem Text vor allem ein Ziel fehlt, ein roter Faden, an dem er sich orientieren könnte, um Fahrt aufnehmen zu können.
Deine Figuren sind zu blass, ich verstehe ihre Beweggründe nicht, sie bleiben Fremde für mich.

Okay, das ist natürlich schade und auch keinesfalls in meinem Interesse gewesen, wie du dir sicherlich denken kannst, die Figuren nicht zu verstehen. Irgendeine Idee, wie man es konkret besser machen könnte? Wahrscheinlich würde es in die Richtung gehen, die maria.meerhaba auch schon angedeutet hat, oder?
Der roten Faden...naja, ich weiß nicht. Schon möglich. Es sind da vielleicht diese Zeitsprünge, die den "roten Faden" nicht ganz erkennen lassen oder meinst du, es liegt nicht nur an der Struktur? Denn an sich geht es natürlich nur um diese halbe Stunde bzw. diesen einen Moment, der ausgebreitet wird, aber ich bin mir nicht sicher, ob sich deshalb die Geschichte um sich selbst dreht. Viel Handlung kommt natürlich nicht zustande, das sehe ich ein... vielleicht habe ich deinen Kommentar an dieser Stelle auch nur falsch verstanden?

Beste Grüße und noch einen schönen Abend, fraenze

 
Zuletzt bearbeitet:

Eine halbe Stunde - neue Version.

Neue Version nun direkt oben zu lesen.

 

Hi fraenze,

bravo!
Schön, dass du das mit den halben Stunden reduziert hast. Für mich ist die zeitliche Abfolge, was war vor drei Monaten, jetzt gut aufgezeigt.
Der Anfang passt so auch stilistisch besser zum Hauptteil.

Es gab ein Café, bei dem ich mir ein Getränk kaufte

klingt noch etwas gestelzt. Wenn du nicht zweimal Café/Kaffee schreiben willst(was ich gut finde), dann vlt. einen Kaffee aus einem Bistro oder von einem Kiosk. :)

Deine Arbeit hat sich auf jeden Fall gelohnt!

VG
wegen

 

Hallo fraenze,
bitte überschreibe die Originalversion (den ersten Post) mit deiner Neufassung. Das ist bei uns so üblich, auch wenn dann die ersten Komms sich auf einen bereits überarbeiteten Text beziehen. Wir sind hier aber auch ein Leseforum, und da soll natürlich der bessere Text als erstes zu lesen sein. Deine Neufassung kriegt nur mit, wer auch alle Komms liest.

Viele Grüße
Novak

 

Hallo Fraenze,


schön, dass du dich noch mal hingesetzt hast, um an deinem Text zu feilen. Gefällt mir. Du solltest die aktuelle Version aber (wie Novak beschrieben hat) über die letzte legen. Also, Bearabeiten anklicken und überschreiben/ einfügen.
Leider muss ich gestehen -.auch wenn mir deine neue Version schon besser gefällt -, dass ich noch immer nicht so recht warm werde damit. Mir fehlt noch immer der Zug nach vorne (v. a. aus sprachlichen Gründen), die Figuren haben kaum hinzugewonnen, du wiederholst die selben Aussagen, bleibst an diesem diffusen Gefühl hängen, anstatt das Augenmerk auf den Konflikt und dem zu legen, was er mit deinen Figuren macht. Gehe richtig rein, in die Figuren, den Konflikt, spare dir das Diffuse, werde direkter. Greife richtig in die Wunde, zeig mir den Schmerz und was er bewirkt.

Eine Möglichkeit, dem Text mehr Leben einzuhauchen und mir die Figuren näher zu bringen, sehe ich darin, dass du das Treffen szenisch abbildest, Dialoge einbaust.


Exemplarisch:

Unsere letzte Begegnung lag kaum drei Monate zurück. An einem warmen und schwülen Sommernachmittag hatten wir uns das letzte Mal gesehen. Und obwohl es nicht lange her ist, kann ich mich doch kaum an etwas erinnern. Es war zwar irgendwas da, in der Erinnerung, in mir, doch mit einem Schleier verhangen, der bei Sturm nur wenige Bruchstücke des Geschehenen zu erkennen gab. Das Treffen war kurz, vielleicht eine halbe Stunde. Kaum länger. Ich war zu früh und irrte gedankenversunken zwischen den Gebäuden umher. Große Komplexe mit riesigen Fenstern und kleinen Gängen zwischen ihnen, die mich bedrängten und blendeten. Es gab ein Café, bei dem ich mir ein Getränk kaufte, welches ich eigentlich gar nicht mochte und später in den Mülleimer vor deiner Haustür warf. Die Sonne brannte auf meinem Gesicht und meine Kleidung passte nicht zu den Temperaturen.
Du solltest Wortwiederholungen möglichst vermeiden.

An einem warmen und schwülen Sommernachmittag ...
Warm und schwül sagt beinahe dasselbe aus. Steckt auch schon im Sommer mit drin. Du könntest also beide Adjektive streichen.

Und obwohl es nicht lange her ist, kann ich mich doch kaum an etwas erinnern.
Warum sollte ich der Erinnerung folgen wollen, wenn sich die Erzählerin eh nur kaum erinnern kann?

Es war zwar irgendwas da, in der Erinnerung, in mir, doch mit einem Schleier verhangen, der bei Sturm nur wenige Bruchstücke des Geschehenen zu erkennen gab.
Was war denn da? Und was für ein Sturm? Ist etwas passiert?

Kaum länger. Ich war zu früh und irrte gedankenversunken zwischen den Gebäuden umher.
Was waren das für Gedanken? Was für Gebäude (große Komplexe finde ich zu allgemein)?

... und kleinen Gängen zwischen ihnen, die mich bedrängten und blendeten.
Ich weiß schon, du meinst, dass die Fenster blenden, aber der Bezug ist unklar. Hier liest es sich, als würden die Gänge blenden. Gänge sind auch zu allgemein, finde ich, ich würde Gassen schreiben.

Es gab ein Café, bei dem ich mir ein Getränk kaufte, welches ich eigentlich gar nicht mochte und später in den Mülleimer vor deiner Haustür warf.
Beschreibe doch kurz das Café. Was für ein Getränk (Du wolltest, wegen der Wortähnlichkeit, Kaffee vermeiden. Wie wärs mit Cappuccino, Chai Latte, whatever ...)? Wieso mochte sie es nicht und wirft es weg?

Vorschlag - ganz spontan, nur um zu verdeutlichen, worauf ich hinaus will:

Wir trafen uns das letzte Mal vor drei Monaten. Ich kann mich an jede Einzelheit erinnern und doch bleibt die Erinnerung irgendwie diffus, wie mit einem Schleier verhangen.
Ich war zu früh dran und irrte durch die engen Gassen der Stadt. Alte, majestätische Gebäude raubten mir die Luft zum Atmen, gesichtslose Menschen strömten an mir vorbei, ohne Notiz von mir zu nehmen. Nur die Fenster ringsum schienen mich zu beobachten.
Endlich spürte ich wieder die Sommersonne im Gesicht, auf dem lichten Platz, in dessen Mitte ein Brunnen träge vor sich hin plätscherte. Das Café am anderen Ende erkannte ich wieder. Wir hatten dort schon Cappuccino getrunken. "Der beste Milchschaum in der Stadt", hatte er gesagt.
Ich kaufte mir einen Chai Latte zum Mitnehmen, er schmeckte fad und ich verbrannte mir die Zunge. Ich warf ihn weg und setzte mich auf eine Bank. Schweiß rann mir den Rücken hinab, ich zog die Jacke aus und wunderte mich darüber, sie überhaupt angezogen zu haben.

Kannst ja mal überlegen, fraenze, ich hoffe, du verstehst, worauf ich hinaus will.

Das Treffen würde ich im Anschluss eben szenisch abbilden. Du solltest dir überlegen, was der Schwerpunkt deiner Geschichte ist und das dann zielentsprechend gestalten.

Vielleicht hast du ja Lust, dich dahingehend mal auszuprobieren.


So viel mal von mir.

Ich wiederhole mich: alles rein subjektiv. Nimm dir davon, was dir sinnvoll erscheint, den Rest kannst du in die Tonne treten (von mir aus auch den ganzen Komm :))


Gruß


hell

 
  • Zuletzt von einem Teammitglied bearbeitet:
Zuletzt von einem Teammitglied bearbeitet:

Hey wegen,
danke, dass du es nochmal gelesen hast und deine Gedanken dazu zurück gemeldet hast. :)


Novak: Wird gemacht. :)


Gehe richtig rein, in die Figuren, den Konflikt, spare dir das Diffuse, werde direkter. Greife richtig in die Wunde, zeig mir den Schmerz und was er bewirkt.
Eine Möglichkeit, dem Text mehr Leben einzuhauchen und mir die Figuren näher zu bringen, sehe ich darin, dass du das Treffen szenisch abbildest, Dialoge einbaust.
Klingt nach 'nem guten Plan, aber ob ich das kann? Irgendwie bezweifel ich das...


Warm und schwül sagt beinahe dasselbe aus. Steckt auch schon im Sommer mit drin. Du könntest also beide Adjektive streichen.
Für mich sagt "warm" und "schwül" überhaupt nicht dasselbe aus. Ebenso steckt das für mich auch nicht in Sommer drin, es gibt ja auch bspw. kalte oder regnerische Sommertage.
Die anderen Anmerkungen erscheinen mir durchaus plausibel. Es muss also irgendwie konkreter werden. Ich wollte nur nicht so viel Rumgeschwafel (was aber wohl in anderen Inhalten dann doch nicht geglückt ist).

Wir trafen uns das letzte Mal vor drei Monaten. Ich kann mich an jede Einzelheit erinnern und doch bleibt die Erinnerung irgendwie diffus, wie mit einem Schleier verhangen. [...] Schweiß rann mir den Rücken hinab, ich zog die Jacke aus und wunderte mich darüber, sie überhaupt angezogen zu haben.
Das liest sich natürlich schon ganz anders. Es beinhaltet auch das gleiche. Und ja, es ist schon wirklich gut geschrieben. Aber ich glaube, es passt allgemein nicht so wirklich zu dem, was ich schreiben würde, wie die Person der Geschichte denkt und wahrnimmt. Aber ich verstehe, was du damit zeigen wolltest. :)

Du solltest dir überlegen, was der Schwerpunkt deiner Geschichte ist und das dann zielentsprechend gestalten.
Vielleicht hast du ja Lust, dich dahingehend mal auszuprobieren.

Mal gucken, ob ich das noch ein weiteres Mal überarbeite oder an dieser Stelle vielleicht besser abbrechen sollte, um mich an einer neuen KG zu versuchen. Manchmal kann man ja mit etwas Abstand auch nochmal auf Altes zurückkommen. Vielleicht wäre das hier das bessere Vorgehen...

Danke an dieser Stelle nochmal, hell, dass du es erneut gelesen und nochmals so ausführlich kommentiert hast.

 

fraenze schrieb:
Warm und schwül sagt beinahe dasselbe aus. Steckt auch schon im Sommer mit drin. Du könntest also beide Adjektive streichen.
Für mich sagt "warm" und "schwül" überhaupt nicht dasselbe aus. Ebenso steckt das für mich auch nicht in Sommer drin, es gibt ja auch bspw. kalte oder regnerische Sommertage.
Ja, du hast natürlich recht, nur, spielt das eine Rolle für deine Geschichte?
Wenn du von einem Sommernachmittag liest, unterstelle ich jetzt einfach mal, wirst du vermutlich nicht an einen nasskalten Regentag denken. So in etwa meinte ich das. Natürlich ist das Geschmackssache. Viele Leser mögen so was ja und es gibt genügend Autoren, die das auch bedienen. Falsch ist das natürlich nicht. In einem Roman akzeptiere ich so was auch, bei Kurzgeschichten trage ich einfach eine andere Brille.

Das liest sich natürlich schon ganz anders. Es beinhaltet auch das gleiche. Und ja, es ist schon wirklich gut geschrieben. Aber ich glaube, es passt allgemein nicht so wirklich zu dem, was ich schreiben würde, wie die Person der Geschichte denkt und wahrnimmt. Aber ich verstehe, was du damit zeigen wolltest.
Mir ging es auch nur darum, fraenze. Ich finde einfach, zum Veranschaulichen eignet es sich zuweilen, Passagen in eigene Worte zu fassen. Aber bitte nicht missverstehen! Ich möchte keineswegs einen Vergleich aufdrängen, geschweige denn dadurch eine Wertung abgeben. Wie könnte ich auch? Wie gesagt, nur zum Verdeutlichen, worauf ich hinaus will. Alles andere wäre anmaßend.


Gruß


hell

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom