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Eine gar traurige Erzählung vom Untergange des Ritters Franz von Sickingen
Eine gar traurige Erzählung vom Untergange des Ritters Franz von Sickingen, der törichterweise der Fürstbischof von Trier, dem Kurfürsten von der Pfalz und dem Landgrafen von Hessen den Fehdehandschuh hinwarf
„Scheiße!“, spuckte Franz von Sickingen aus, als sein Schlafzimmer in Flammen aufging. Die neuen Kanonen, die die Koalition gegen ihn ins Feld führte, waren offenbar doch recht potent. Mit der Hähnchenkeule in seiner Rechten fuchtelnd wankte er die Rundtreppe runter und vergoss dabei reichlich Rotwein aus der Flasche in seiner Linken.
Die große Eichentüre in den Burginnenhof stand offen und lies den Quartiermeister mitsamt hochgezwirbeltem Schnauzbart gemächlich passieren. „Ist Wohlgeboren unversehrt?“, fragte er von Sickingen, während die ganze Burg vom Kanonendonner zitterte. Von Sickingen kaute und gestikulierte. „Die Mauern halten nicht mehr lange. Die Burg wäre uneinnehmbar, Wohlgeboren, wäre der Mörtel nur trocken. So fliegen den wenigen verbliebenen Landsknechten die Steine nur so um die Ohren. Wir sind Zweihundert. Die sind Zwanzigtausend. Wir sollten wirklich aufgeben.“
„Was? Die weiße Fahne willst du strecken, Hundsfott? Vor diesen aufgeblasenen Hennen?“ Sickingen nahm einen großen Schluck aus der Flasche, gurgelte und spuckte aus. „Mit mir nicht! Lieber gehe ich mit wehender Fahne-...“ Er wurde vom Pfeifen einer nahenden Kanonenkugel jäh unterbrochen. Von Sickingen und der Quartiermeister starrten sie im Flug an, wie zwei Kaninchen eine auf sie zurennende Bisonherde. Sie schlug im Portal ein. „Na, das ging noch einmal gut. Aber wir sollten uns wirklich die Kapitulation überlegen“, sprach der Quartiermeister. Von Sickingen taumelte, wurde bleich, grunzte und spuckte Blut aus. „Ein Splitter. Naja, besser der als ich“, meinte der Quartiermeister, wandte sich um und rief: „Jungs! Hoch mit der weißen Fahne! Der Ritter ist tot! Und macht das, was von dem dämlichen Tor übergeblieben ist, gefälligst auf, damit die Botschaft auch ankommt.“