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Eine ganz normale Woche?
Eine ganz normale Woche?
Sofie stand an einem sonnigen Sonntagmorgen in der Küche und schnitt sich ein Baguettebrötchen auf. Fast andächtig bestrich sie es mit Butter und schnitt auch ein paar dicke Scheiben Schinkenwurst ab. Das damit belegte Brötchen trug sie auf dem Brettchen ins Esszimmer, zumindest wollte sie es. Doch das Brötchen hätte besser auf einem Teller gelegen, so rutschte es und landete auf dem Teppichboden in der Diele.
Als sie abends in einen Apfel biss, bekam sie ein sehr ungutes Gefühl. Ihr Stiftzahn, links unten, ging gerade >stiften<. Am Montagmorgen, direkt um acht Uhr, rief sie ihren Zahnarzt an. "Machen sie sich auf den Weg", sagte die Sprechstundenhilfe, "etwas Zeit müssen sie allerdings mitbringen." Aber anderthalb Stunden später befand sich Sofie bereits wieder auf dem Nachhauseweg und besuchte noch eine Freundin. "Musst du noch mal zum Zahnarzt?", fragte diese. Sofie verneinte und sagte: "Hoffentlich nicht."
"Du kannst mich auch so besuchen", erwiderte ihre Freundin und lächelte, "du musst nicht bis zum nächsten Zahnarztbesuch warten."
Die Woche setzte sich fort, wie sie begann. Es gab Missgeschicke am laufenden Band.
Dienstag klemmte sie sich den Daumen ein, riss sich den halben Fingernagel dabei herunter. Später, als ihr Mann sich verabschiedete und ihr einen Kuss gab, knisterte es gewaltig zwischen ihnen. Die Funken waren gut sichtbar, vor allem ziemlich spürbar für sie.
Am Nachmittag kam sie beim Hemdenbügeln ungeschickt an das heiße Bügeleisen und trug am Zeigefinger eine kleine Brandblase davon.
Mittwoch schlug sie sich den linken Fuß an, das Hindernis hatte sie natürlich selbst in den Weg gestellt, und sie hatte auch kein Licht eingeschaltet, als sie nachts auf die Toilette musste.
Beim Frühstück am Donnerstag verbrannte sie sich ihre Zunge am heißen Kaffee und biss sich vor Schreck in die Wange.
Am Nachmittag des selben Tages konnte sie es gerade noch verhindern, dass ihr eine Kanne, voll mit heißem Tee, über die Hose floss. Später knackte sie Walnüsse, eine Nuss sprang davon und statt dessen klemmte ihr Finger im Nussknacker. Sie fluchte und setzte sich für eine halbe Stunde vor den Fernseher.
Freitagnachmittag fuhr Sofie mit ihrem Mann zum Einkaufen, am Einkaufszentrum angekommen, stieg sie aus und bekam einen heftigen elektrischen Schlag, als sie die Autotüre anfasste, um diese zu schließen. Die Leute, die an ihr vorbeigingen, sahen sie etwas seltsam an, da sie nur ihr Schimpfen hörten.
Abends holte Theo, ihr Mann, die trockene Wäsche aus dem Keller, legte sie netterweise zusammen und dann auf die noch nasse Bettwäsche auf dem Wäscheständer.
Das fiel ihr erst später auf, sie hatte in ihrem Zimmer am PC gesessen und Texte korrigiert.
Am Samstagnachmittag rief ihr jüngerer Sohn an und meinte: "Ich wollte nur mal hören, wie es dir geht, jetzt nachdem wir ja alle aus dem Haus sind. Meine Woche war sehr stressig, aber du hast doch sicher eine ganz normale, ruhige Woche verbracht..."