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Eine ganz besondere Blume
Eine ganz besondere Blume
Greta lag mit ihrem Bauch auf der grünen, nach Sommer duftenden Wiese. Das Gras kitzelte ihre Haut. Oder waren es vielleicht diese winzig kleinen Ameisen, die überall zwischen den Pflanzen und der Erde herumkrochen?
Greta kicherte, wackelte mit ihren Beinen und beobachtete die vielen verschiedenen Blumen, die in Omas Garten wuchsen. Kleine weiße Gänseblümchen und gelbe Butterblümchen reckten ihre Köpfe gen Himmel. Aber was war das?
Mitten auf der großen Wiese stand eine einzelne, groß gewachsene Blume, die sich von den anderen unterschied. Ihre Blütenblätter glichen roten Herzen und ein süßer Honigduft strömte Greta entgegen. Greta fragte sich, was das nur für ein sonderbares Gewächs war?
Plötzlich fiel es ihr ein. Es musste diese besondere Hab-Dich-Lieb-Blume sein, von der sie mal gehört hatte.
Eigentlich sagte Gretas Mutter immer, dass man Blumen nicht einfach abpflücken darf, aber bei der Hab-Dich-Lieb-Blume war das anders. Wer eine solche Blume entdeckt, darf sie vorsichtig aus der Erde ziehen und einer Person schenken, die er besonders mag.
Greta umfasste den zarten Stängel, zog an ihm und rannte mit der Blume in der Hand ins Haus zurück. Sie ging in die Küche zu ihrer Oma und überreichte ihr die leuchtende Blume mit einem feierlichen Glanz in den Augen.
„Eine Hab-Dich-Lieb-Blume für Dich, Oma!“, sagte sie, umarmte ihre Großmutter und drückte sie fest an sich. Die Oma, die den ganzen Tag müde und abgespannt war, freute sich sehr und lächelte. Sie nahm die Blume und stellte sie in die Küche.
Als der Opa von der Arbeit nach Hause kam, ging sie zu ihm herüber und nahm in genauso fest in den Arm, wie es Greta zuvor bei ihr getan hatte. Sie gab ihm einen sanften Kuss und überreichte ihm die Blume.
„Eine Hab-Dich-Lieb-Blume für meinen allergrößten Schatz!“, flüsterte sie ihm sanft ins Ohr. Auch auf seinem Gesicht breitete sich ein Lächeln aus, dass die überflüssigen Sorgenfalten verdrängte.
Am Nachmittag ging Opa zu Gretas Tante Mona. Jeden Samstag Nachmittag fuhr sie mit ihm einkaufen, weil er und Oma kein eigenes Auto hatten. Nachdem alle Dinge besorgt waren, brachte Mona ihn wieder nach Hause. Als sie sich verabschiedeten, übergab Opa ihr die wunderbar leuchtende Blume und sagte: „Eine Hab-Dich-Lieb-Blume für Dich, weil Du mir immer so lieb hilfst“, und drückte sie. Mona grinste. Die ganze Fahrt hatte sie sich über den Verkehr und die vielen unvorsichtigen Autofahrer geärgert, aber nun freute sie sich sehr. Sie steckte die Blume ein und fuhr nach Hause.
Abends besuchte sie Gretas Mutter.
Sie stand im Flur, als Mona ihr eine rote Blume in die Hand drückte und ihr zuflüsterte: „Eine Hab-Dich-Lieb-Blume für Dich, weil Du immer für mich da bist!“. Gretas Mutter war so gerührt, dass sie ihre Schwester herzlich in die Arme schloss.
Als die Sonne unterging, musste Greta ins Bett. Sie zog sich ihren Schlafanzug an, putze sich die Zähne und kroch unter ihre Kuscheldecke. Dann rief sie ihre Mutter, um Gute-Nacht zu sagen.
Gretas Mutter kam ins Zimmer, ließ das Rollo runter und gab ihrer Tochter einen Kuss. Dann zog sie hinter ihrem Rücken die immer noch leuchtend rote Blume hervor und sagte: „Eine Hab-Dich-Lieb-Blume für Dich, mein Schatz, weil Du so bist, wie Du bist!“.
Gretas Augen funkelten vor Freude. Es war schön gewesen, eine Hab-Dich-Lieb-Blume zu verschenken, aber es war noch ein klitzekleines Stückchen schöner, sie selbst von einem lieben Menschen geschenkt zu bekommen. Sie holte eine kleine Vase und stellte die herrlich duftende Hab-Dich-Lieb-Blume auf ihre Fensterbank. Und bevor sie einschlief, nahm sie sich vor, morgen wieder so eine tolle Blume zu finden, um anderen eine Freude zu bereiten.