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Eine Frage des Glaubens

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06.09.2010
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Eine Frage des Glaubens

EINE FRAGE DES GLAUBENS

Im Schatten eines auf einem Hügel stehenden Baumes, saß ein alter Mönch. Hinter dem Hügel befand sich ein Kloster, in dass nur die Gläubigen eingelassen wurden.

Eines Tages kam ein junger Mann auf diesen Hügel der Mönch fragte, wohin der Weg ihn führe. Der junge Mann erklärte daraufhin, er wolle in das Kloster und in die Reihen der Gläubigen aufgenommen werden.

<<Glaubst du denn?>>, fragte der Mönch. <<Noch nicht>>, antwortete der Mann. <<Aber ich bin hier, um das Glauben zu lernen.>>

Der alte Mönch nickte nachdenklich und lies den Mann wissen, dass das Kloster zur Zeit keine weiteren Anwärter aufnahm und er hier warten solle. Und so lies sich der junge Mann, der aus weiter Ferne angereist war, neben dem Mönch nieder und wartete. Tage vergingen und aus Tagen wurden Jahre.

Immer wieder fragte der Mann nach Einlass und immer war die Antwort: <<Es ist noch nicht so weit.>> Im Laufe der Zeit sah der Mann immer wieder über die Schulter auf das Kloster, in das er so gerne wollte. Und ab und an fragte der Mönch etwas, um sich dann wieder in Schweigen zu hüllen.

<<Was genau willst du im Kloster finden?>>, fragte er einmal. <<Antworten>>, entgegnete der mittlerweile grau-melierte Mann. <<Auf welche Fragen?>> <<Na, auf alle.>> Wieder nickte der Mönch nur und schwieg.

Als der Mann nicht mehr tatenlos sitzen konnte, überlegte er sich Methoden, um doch eingelassen zu werden. Er versuchte den Mönch mit einem Ring aus purem Gold zu bestechen, doch dieser sagte schlicht, er habe keine Verwendung für ein Stück Metall. Er bedrohte den Mönch mit seinem Dolch, aber der Mönch entgegnete nur, der Tod sei nicht sein Feind. Was der Mann auch versuchte, er kam nicht weiter.

<<Was muss geschehen, damit Ihr mich einlasst?>>, fragte der frustrierte Mann schließlich. <<Du musst verstehen.>> Daraufhin setzte sich der Mann wieder neben den Mönch und wartete weiter.

Die Jahre vergingen und der Mann wurde schwächer. Sein Blick trübte sich, seine Ohren stumpften ab. Als er spürte das es zu Ende ging, fragte der Mann eine letzte Frage:

<<Was ist es, dass ich nie verstanden habe?>>

<<Das die Antworten in dir selbst liegen.>>

 

Hallo zusammen.

Ich möchte noch anmerken, dass dies eine Hausaufgabe für den Deutsch LK war. Die Aufgabe lautete, die von Franz Kafka geschriebene Parabel "Vor dem Gesetz" zu lesen und eine ähnliche Parabel zu schreiben.

Die Geschichte hier ist mein Ergebnis daraus.

MfG

Kar

 

Herzlich willkommen allhier und hallo Kar Vastor!

Das ist eine ziemliche Blaupause vom Vorbild, lieber Kar, mit einigen Schnitzern. Aber es schadet am Anfang nicht, ein Vorbild zu haben. Schadete allerdings auf keinen Fall, weitere Vorbilder zu haben.

Was sagte denn der Auftraggeber zum Ergebnis?

Zu den Schnitzern:


>Im Schatten eines auf einem Hügel stehenden Baumes, saß ein alter Mönch.< Das Komma kannstu beurlauben.

>Eines Tages kam ein junger Mann auf diesen Hügel< Punkt, schlag ich vor. >der Mönch fragte, wohin der Weg ihn führe.< Schön zweideutiger, aber am besten doch selbständiger, also neuer Satz.

>Der junge Mann erklärte daraufhin, ... < daraufhin ist entbehrlich, denn wohin sonst?

><<Aber ich bin hier, um das Glauben zu lernen.>>< Seltsames Ziel, aber eleganter vielleicht " ..., um glauben zu lernen"<, denn nicht ein Glaube, sondern glauben wäre kaffkaesk, da man ja tatsächlich mehr so hinnimmt und glaubt, als dass mans wüsste.

> ... und lies den Mann wissen, ...< ließ von lassen, nicht imperativ von lesen (kommt in zwo Sätzen nochmal.).

> ... dass das Kloster zur Zeit keine weiteren Anwärter aufnahm< Konjunktiv, zumindest Konj I, denn der Mönch wird's ja wissen. Also: " ... Anwärter aufnehme", siehe den folgenden Nebensatz, den ich aus der Kette herausnähme zu einem neuen Satz: "Er solle hier warten."

Gruß

Friedel

 

Hallo Friedel,

erst einmal vielen Dank für deine Kritik, hat mich auf einige Fehler aufmerksam gemacht, die ich überlas.

Die Idee "das Glauben" durch "glauben" zu ersetzen, gefällt mir ziemlich gut. ;)

Ja, die Problematik mit dem ß offenbart sich mir in unregelmäßigen Abständen immer wieder.

Der Auftraggeber hat noch gar nichts gesagt, da er bzw. sie es erst morgen zu sehen bekommt.

Gruß

Kar

 

Hallo Udo,

interessante Sichtweise.

Ich habe das ganze eher so verstanden und nachdem ich mir meine Gedanken gemacht hatte, bin ich auch im Netz auf ähnliche Auffassungen gestoßen.

In Kafkas Original (den Link füge ich zum Schluss an) kommt ein Mann zu einem Türwächter, der den Eingang zum Gesetz bewacht und der Mann will eingelassen werden. Der Türhüter lässt ihn sein ganzes Leben warten und verhört ihn von Zeit zu Zeit und kommt dann immer wieder zu dem Schluss, dass es noch nicht so weit sei.

Meiner Meinung nach liegt der Fehler des Mannes schon darin, dass er glaubt, das Gesetz einfach so durch eine Tür betreten zu können. Aus seinem anfänglichen Enthusiasmus und durch seine Bereitschaft, jahrelang zu warten, ziehe ich den Schluss, dass er um jeden Preis "in" das Gesetz will. Er verspricht sich wohl eine Art Sicherheitsnetz (den Gesetze sind ja zur Regulierung gedacht) und eine Instanz, auf die er Verantwortung abwälzen kann, getreu dem Motto: "Das Gesetz schützt mich ja."
Genau genommen, gibt es nichts, dass ihn davon abhält, einfach durch die Tür zu gehen, außer seiner eigenen Angst, die wiederum auf sein extremes Sicherheitsbedürfniss schließen lässt.
Da er diese Einstellung nie ändert, lässt der Türhüter ihn auch niemals hinein.

Ich habe versucht die gleiche Situation in meiner eigenen Geschichte darzustellen, vielleicht fällt es dir nach dieser Ausführung und beim zweiten Lesen eher auf.

Ich habe das Thema Glauben aus einem bestimmten Grund gewählt. Es lässt sich ein Bezug von Kafkas Parabel zu biblischen Texten aufbauen.

„Bis zu Johannes [dem Täufer] hatte man nur das Gesetz und die Propheten. Seitdem wird das Evangelium vom Reich Gottes verkündet, und alle drängen sich danach, hineinzukommen. Aber eher werden Himmel und Erde vergehen, als dass auch nur der kleinste Buchstabe im Gesetz wegfällt.“
(16. Kapitel, Lukas Evangelium)

Kafkas Parabel ist genauso eine Geschichte des Scheiterns, denn der Mann versagt, egal was er tut, obgleich er die "Frohe Botschaft" erhalten hat, dass es das Gesetz gibt. Somit veranschaulichtsie in gewisser Weise diesen Konflikt in der Bibel.

Daher habe ich den Glauben als Thema in meiner eigenen Geschichte benutzt.

Welcher unserer Ansätze nun richtig oder falsch ist, werden wir wohl nie mit Gewissheit klären können, aber vielleicht kannst du meinen Gedankengang nun nachvollziehen.

Gruß zurück,
Kar

 

Wer stellt denn solche Aufgaben? Das ist ja unverantwortlich. Und warum stellt man das dann in ein Literaturforum? Das ist ja noch viel schlimmer.

Die Torwächter-Parabel von Kafka ist so mit das schönste, was in der deutschen Sprache je geschrieben wurde. Und literarisch auf diesem engen Raum auch inhaltlich ganz vertrackt und großartig.

Und der Text, der jetzt vorliegt, ist sprachlich nix. (Kein Gefühl für Melodie, zu viele "ein einem eine" gleich im ersten Satz, keine Eleganz). Und inhaltlich fällt ja gerade das Ambivalente, das Bildhafte der Vorlage weg - das in der Darstellung ja durchaus was religiöses hat, nicht aber unbedingt in der Sache - und wird durch so eine fabula docet-Nummer ersetzt.

Solche Aufgaben mögen im Deutschunterricht noch irgendeine Funktion haben - so nach dem Motto: Dann setzt sich der Schüler vielleicht intensiver damit auseinander, wenn er es nachvollziehen soll - aber in einem Literaturforum hat das beim besten Willen nichts zu suchen.

 

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