Eine Erkenntnis?
Gedankenlos starrte der Mann hinaus in die Trübe Landschaft. Ich beobachtete ihn schon die ganze Fahrt über. Er war am Mönkesplatz eingestiegen, hatte einen Fahrschein gekauft, sich hingesetzt und starrte seit dem in die wolkenverhangene Landschaft. Wohin will er nur?, dachte ich mir. "Nächste Haltestelle Bernhofstraße!", schallte es durch die Lautsprecher. Der Fremde erhob sich und ich mich mit ihm. Ich weiß gar nicht, was mich dazu getrieben hatte, aber irgendeine Kraft band mich an diesen Mann. Die Tür öffnete sich. Der Mann stieg aus und ich folgte ihm. Ich war zwar völlig falsch (ich hätte noch fünf Stationen weiterfahren müssen), aber da ich schon einmal hier war, könnte ich ja mal gucken, was die geheimnisvolle Person machte. Naja, und er machte auch etwas: Er ging. Er ging einfach nur die Straße hinunter. Ziemlich langweilig, aber was soll's. Hinter her, aber nur in einem diskreten Abstand, man will schließlich anderen Leuten nicht zu Nahe kommen. Weiter ging's! Mein Gott, warum bin ich nur diesem Idiot hinter gegangen? ,dachte ich mir. Er drehte sich um. Schnell in den nächsten Hauseingang! Ich spähte um die Ecke. Und da war wieder diese seltsame Blick, den er schon im Bus hatte: Die Augen gläsern, abwesend und doch voller Traurigkeit...und irgendwo tief unten: Sah ich in seinen Augen Entschlossenheit? Ich musste es wohl, denn bevor ich diesen Gedanken ganz zu Ende gedacht hatte, drehte er sich um und rannte los. Verdutzt starrte ich ihm hinterher. Bloß hinterher! Jetzt wird's interessant!!! Ich keuchte. Verliere ihn bloß nicht aus den Augen! Schrie eine Stimme in mir. Leichter gesagt als getan: Es war gerade halb sechs, die Leute kamen von der Arbeit und es herrschte durch den Schnee, der am Mittag gefallen war, ein regelrechtes Verkehrschaos. Ich rutschte aus, knallte auf und rappelte mich wieder auf. Wo war er? Da! Ich sah ihn. Ohne nachzudenken rannte ich ihm hinterher, mitten über die Straße. Das Hupen der Autos klang für mich, als wäre es Kilometer weit entfernt. Es ging die Harwolfbrücke hinauf. In der Mitte der Brücke hielt der Mann an. Was nun? Erstmal stehen bleiben. Gucken. Der Mann atmete tief ein. Er schwang ein Bein über die Brüstung...Ich rannte los, den Blick starr auf den Mann gerichtet. Was sollte das? Deshalb war ich ihm doch nicht hinterher gegangen! Ich wusste zwar sowieso nicht warum , aber deswegen bestimmt nicht! Ich fasste seine Jacke, doch...zu spät. Er fiel schon! Aber das konnte doch nicht sein! Ich packte fester zu. So nicht Freundchen! Ich versuchte ihn hochzuziehen. Doch ich spürte, wie meine ich vom Boden abhob...Ich wurde mit über die Brüstung gezogen. Und da drehte der Mann den Kopf zu mir und startte mir direkt in die Augen. Verwundert, müde, traurig, wütend, belustigt, verzweifelt und doch gleichzeitig hoffnungsvoll. Es gibt gar nicht genug Worte, die diese Augen in sich vereinten.l Schaute ich da dem Tod oder der Erlösung ins Auge? Keinem und beidem. Ich schaute in die Welt. Ich schaute Gott ins Gesicht. Ich erkannte, dass es alles und nichts.
So, meine erste Geschichte *g*...hm...Sagt mal was ihr denkt.