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Eine einzigartige Geschichte, von der es tausende gibt
Dingo
Mein lieber Sohn! Ich bin dein Vater, und du hast eine Mutter und einen Opapa. Doch du hast keine Omama, und ich habe keine Mutti. Aber ich kann mich gut an sie erinnern. Manchmal hat sie zu mir gesagt, "Komm, mein Liebling, wir hüpfen spazieren!" Dann bin ich in ihren Beutel gepurzelt, und wir sind kreuz und quer durchs Buschland gesprungen. Ich liebte solche Spaziergänge, doch einmal machten wir einen Spaziergang, der der letzte sein sollte.
An einem Morgen kamen wir zum Fluss, um das köstliche Wasser zu trinken. Mutti und ich tranken lange, doch ein paar Mal blickte meine Mutti auf, um zu sehen, ob kein Feind in der Nähe war. Ich aber beachtete dies nicht, und als Mutti endlich ihren Durst gestillt hatte, wollte ich in ihren Beutel schlüpfen. Doch Mami stieß mich zur Seite. Dann sprang sie den Abhang hinauf. Plötzlich kam sie wieder heruntergestürzt, stopfte mich in ihren Beutel, und unser letzter gemeinsamer Spaziergang begann. Ich konnte gerade noch entdecken, dass ein Dingo hinter uns herrannte, dann versteckte ich meinen Kopf im Beutel und versuchte, mir selbst zu sagen: "Keine Angst, es wird alles gut gehen. Du wirst überleben!" Damals dachte ich, dass Mutti für die Dingos unerreichbar war, und hatte nur um mich Angst. Wir hüpften lange und mit riesigen wilden Sprüngen durch die Gegend.
Nach einer Weile kamen wir zum Fluss. Mutti wollte schon hineingehen, da schrie ich: "Mutti, was machst du? Ich kann doch nicht schwimmen!" Auf einmal schossen drei Dingos hinter den Bäumen hervor. Da sagte sie unglücklich: "Ja, du hast Recht, mein Junge. Dann muss ich wohl eine andere Lösung finden." Mit diesen Worten hüpfte sie schwer atmend wieder zu den Bäumen. Ich wagte nun wieder, meinen Kopf herauszustrecken und sah einen Dingo nicht weit von uns neben uns herlaufen. Da flüsterte meine Mutti: "Es tut mir leid, mein Kleines", und als wir hoch oben in der Luft waren, schmiss sie mich aus dem Beutel. Ich hoppelte von ihr weg, denn nur so konnten wir beide den Dingos entkommen. Doch nach dem ersten Sprung merkte ich, dass mich die Kräfte verließen. Ich konnte mich nicht bewegen, so müde war ich. "Bestimmt hat ein Dingo meine Fährte schon aufgenommen", dachte ich und rief: "Mutti, hilf mir!" Mutti drehte sich nach mir um und stolperte. Ein Dingo schoss zu ihr und biss sie in den Fuß. In ihren Augen waren Tränen zu sehen. "Nun ist es zu spät. Lebe wohl, mein Kleines!", rief sie, und im nächsten Augenblick kamen noch drei Dingos, einer davon sprang Mutti an die Kehle. O mein Sohn, das war ein grauenhafter Anblick! Ich bin sicher, wenn er gefilmt würde, dann würde der Film drei doppelte Jugendverbote haben. Ich dachte schon, das die Dingos nun mir nachrennen würden. Doch auf einmal schoss ein Pfeil hervor und durchbohrte einen der Dingos. Die anderen Hunde erschraken und liefen davon. Dann näherten sich zwei Männer den toten Tieren.
Mein lieber Sohn, jetzt weißt du, wie schrecklich deine Omama um ihr Känguruleben gekommen ist. Ich habe dir diese Geschichte erzählt, damit du dich nicht mehr weigerst, schwimmen zu lernen. Denn hätte ich damals schwimmen gekonnt, dann wären wir beide -
Mutti und ich - den Dingos entkommen.
geschrieben von avril