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Eine Begegnung mit einem Tod

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11.10.2019
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Eine Begegnung mit einem Tod

Der fremde Mann sah ihn an, als ob er ein Gespräch beginnen wollte. Wahrscheinlich hatte er ihn in den Nachrichten gesehen. Aber Paul Riggs hatte keine Lust auf Gespräche. Nicht heute. Nicht nach dem, was passiert war. Dabei hatte der Nachmittag so gut begonnen. Es war Urlaubszeit und Freitag und wenig los in der Firma. Also hatte Paul pünktlich um halb eins ausgestempelt, war nach Hause gefahren, hatte dort eine Kleinigkeit gegessen und sich dann zum Sonnen in den kleinen Garten vor seinem Reihenhaus gelegt. Er konnte ja auch nicht ahnen, dass knapp neun Stunden zuvor in Nairobi ein Mann in den Radkasten eines British Airways Flugzeuges geklettert war. Er konnte auch nicht ahnen, dass zweieinhalb Stunden später eben dieser Mann in eben diesem Radkasten zu einem Eisblock gefroren war. Und er konnte erst recht nicht ahnen, dass wenige Minuten, nachdem Paul sich in seinen abgewetzten Liegestuhl gelegt und die Augen geschlossen hatte, der Eisblock beim Landeanflug auf Heathrow aus dem sich öffnendem Radkasten rollen und exakt fünfundvierzig Zentimeter neben ihm auf den Boden aufschlagen würde. Deswegen war Paul auch in den Nachrichten. Und deswegen war er komplett mit seinen Nerven am Ende. Und deswegen war er hier in seinem Lieblingspub. Und deswegen wollte er in Ruhe sein Cask Ale trinken. Und deswegen wollte er mit keinem sprechen. Erst recht nicht mit wildfremden Personen. Aber der Mann, der sich ihm näherte, schien das nicht zu wissen.

Der Kerl sah durchschnittlich aus. Typ Buchhalter. Er stellte sein Pint neben Pauls auf die Theke und schaute ihn an: “Wir haben ein Problem.”
“Bitte?”
“Wir haben ein Problem.”
“Wer zur Hölle sind Sie?”
“Ich bin der Tod.”
“Bitte was?”
“Tut mir leid, das war zu dramatisch. Und gelogen. Ich bin ein Tod.”
“Ein Tod?”
“Ja. Sensenmann, Schicksal. Sie wissen schon.”
Paul nahm seine Unterarme von der Theke und machte Anstalten, sich umzudrehen und zu gehen. So ein Spinner hatte ihm gerade noch gefehlt.
“Ich habe es komplett vermasselt.”
Paul sah sein Gegenüber an. Der Mann schien zerknirscht zu sein. “Sie hätten heute sterben sollen.”
Paul seufzte. “Ich glaube nicht an das Schicksal. Hören Sie. Ich weiß nicht, was Sie von mir wollen. Ich weiß nicht, was Sie von mir erwarten. Aber ich will hier einfach in Ruhe mein Bier trinken und dann nach Hause gehen. Ohne Schicksal. Ohne Tod.”
“Haben Sie schon mal an Selbstmord gedacht?”
“Bitte was?”. Paul musste lachen. Irgendwie war dieses Gespräch noch skurriler als der Tote aus dem Radkasten.
“Selbstmord. Das würde ein großes Problem lösen."
Paul war müde. Er legte den Kopf in den Nacken und musste erneut seufzen. “Hören Sie. Ich weiß nicht …”
Sein Gegenüber unterbrach ihn. “Mein Problem würde es lösen. Für Sie wäre Selbstmord natürlich ein neues Problem.” Nun war der Fremde am Seufzen. “Wieder einmal.”
“Wieder einmal?”
“Wieder einmal.” Er blickte betrübt zu Boden. Als er Pauls Blick bemerkte, sprach er weiter. “Ich ... wollte einen spektakulären Tod erzeugen. Einen grandiosen. Einen, über den jeder spricht. ‘Mann von gefrorener Leiche erschlagen!’ Das hätte mir bestimmt Bonuspunkte bei der Bereichsleitung eingebracht. Und mein Problem gelöst.”
“Welches Problem?” Paul war neugierig geworden. So schräg das alles hier klang. Aber er wollte wissen, wie es weiterging.
“Nun ja, ich muss zwei Menschen auf einmal töten.”
“Sind Sie ein Ted Bundy?”
“Wer?”
“Nichts. Vergessen Sie’s.”
Der Tod sah Paul stirnrunzelnd an. “Pro Person nur ein Tod. So ist die Regel.”
“Wie viele von Ihnen gibt es denn?” Paul schüttelte den Kopf. “Natürlich gibt es gar keinen Tod.” Er lachte kurz auf. “Aber theoretisch. Gibt es so viel To.. was ist die Mehrzahl vom Tod? Gibt es so viele Sensenmänner, wie es Menschen gibt? Und gibt es auch Sensenfrauen?” Er musste grinsen. Sein Gegenüber fand das weniger komisch. “Nicht ein Tod pro Person. Ein Tod pro Person.”
“Wie bitte?”
“Ich darf für jeden Menschen, der auf der Liste steht, nur einen Tod verwenden.”
“Sie meinen, es gibt eine Liste, wer sterben muss?”
“Natürlich. Und jeden Tag wird mir jemand von dieser Liste zugeteilt. Und meinen Kollegen auch.”
“Und ich stand auf dieser Liste?” Paul lehnte sich vor.
“Stehen”
“Stehen?”
“Sie stehen auf dieser Liste.”
Paul schüttelte den Kopf. “Das glaube ich nicht. Wenn Sie wirklich der Tod wären, würden Sie mich einfach … nun ja, töten.”
“Ein Tod.”
“Ein Tod?”
“Ich bin ein Tod, nicht der Tod. Einer allein könnte die ganze Arbeit nie erledigen. Und außerdem: nur ein Tod pro Person.”
“Also sind Sie mir zugeteilt.”
“Sie sind mir zugeteilt. Und danach der nächste auf der Liste.”
Jetzt verstand Paul, wie der Mann das meinte. “Sie haben also pro Person auf der Liste nur einen Versuch?”
“Ganz genau.” Der Tod nickte.
“Das verstehe ich nicht.”
“Nun ja, so sind die Regeln.”
“Welche Regeln?”
“Die Regeln des Todes. Handbuch 2, drittes Kapitel. ‘Die Zuteilung eines Menschen ist zu quittieren und der Vollzug ehestmöglich und unter Verwendung 1 (in Worten: eines) Todes herbeizuführen.’”
“Klingt ganz schön bürokratisch.”
Der Tod seufzte erneut. “Allerdings. Eine einzige große Bürokratie.”
“Und wenn das nicht klappt?” Paul schöpfte Hoffnung. Falls dieser Verrückte tatsächlich die Wahrheit erzählte - und Anbetracht seiner Nahtoderfahrung am Nachmittag war er bereit, an so etwas wie Schicksal vielleicht doch zu glauben -, war er also dem Tode geweiht. Aber vielleicht war der Fehlversuch seine Rettung.
“Dann muss man beim Vergabemanagement um einen Zusatzversuch ansuchen.”
“Und das haben Sie gemacht? Sind Sie jetzt also hier, um mir mitzuteilen, dass es das war?” Paul wurde mulmig. Irgendwie gefiel ihm das hier immer weniger.
“Oh nein, das kann ich nicht machen.”
“Sie haben doch gerade gesagt, dass Sie um einen Zusatzversuch ansuchen können.”
“Oh nein, das habe ich nicht gesagt. Ich habe gesagt, das ist das Prozedere.”
“Und warum machen Sie das dann nicht einfach? Nicht, dass ich das wollen würde.” Aber Paul war noch immer neugierig.
Der Sensenmann schüttelte langsam den Kopf. “Das geht leider nicht.”
“Warum denn nicht? Lassen Sie mich raten: die haben geschlossen? Weil in der Hölle heute Feiertag ist?” So ganz ernst konnte Paul das Ganze immer noch nicht nehmen.
“Wie kommen Sie auf Hölle? Und nein. Aber wenn ich in nächster Zeit schon wieder um einen Zusatzversuch ansuche, verliere ich meinen Job.”
Paul wollte erneut loslachen, aber der Fremde schaute auf einmal so traurig aus. Und erst jetzt fiel Paul auf, dass seine Augen schwarz waren. Falsch, nicht schwarz. Dunkler. Die totale Abwesenheit von Farbe und Licht und Leben. Nein, da war doch etwas. Tiefer drinnen entdeckte er kleine helle Punkte. Sie wurden größer. Je näher sie kamen, desto besser konnte er sie erkennen. Es waren Sterne. Unzählige Sterne. Ganze Galaxien. Paul riss seinen Kopf zurück und schaute sein Gegenüber erschrocken an. Das hier war kein Mensch. Das hier war ein Tod.

Der Tod seufzte erneut. Diesmal leise. Paul hatte plötzlich Mitleid mit ihm. “Was war denn passiert?”
“Ach. Das interessiert Sie doch nicht.”
“Doch, natürlich interessiert mich das.” Immerhin ging es hier um Pauls Leben.
“Ihr Tod sollte eine Vertuschungsaktion werden.”
“Wie bitte?”
“Nun ja.” Der Tod druckste herum. Das Thema war ihm sichtlich unangenehm. “Sie sind nicht der erste.”
“Der erste was?”
“Der erste fehlgeschlagene Versuch.”
“Sie meinen …?”
“Ja, die gefrorene Leiche, die sie heute hätte erschlagen sollen …”
“Ja?”
“Also … der Kenianer, der heute in Ihrem Garten gelandet ist, hätte eigentlich gestern schon sterben sollen.”
“Aber?”
“Ich hab’s verbockt.” Der Tod schaute auf seine Hände, die er auf Höhe seines Bauches ineinander verschränkt hatte. “Und ich dachte mir, wenn ich jetzt schon wieder einen neuen Versuch brauche, dann war es das mit mir. Dann bin ich gefeuert. Und wer stellt schon einen Tod ein?”
“Aber Sie haben ihn ja trotzdem umgebracht.”
“Ja, mit Ihrem Tod.”
“Moment, Moment, Moment!” Paul rieb sich das Gesicht mit seinen Händen. “Das verstehe ich nicht.” Irgendwie wurde das Alles immer verworrener.
“Tut mir leid! Wie gesagt, ich hab’s vermasselt.”
“Sie haben ja für den Kenianer zwei Versuche genommen.”
“Zwei Tode.”
“Von mir aus, zwei Tode.”
“Eben.”
“Ja also. Wo ist jetzt das Problem? Er ist ja tot.”
“Der zweite Tod war Ihrer.”
Schön langsam dämmerte es Paul. “Sie wollten also mit einem Tod zwei Menschen töten? Den Unglücksvogel aus dem Flugzeug und mich? Damit Sie nur einen Versuch verbrauchen, weil Sie quasi im Minus waren?”
“Genau! Sie haben es verstanden!” Und im selben Moment wurde seine Miene düster. “Ganz schön dumm von mir, ich weiß.”
“Eigentlich ziemlich genial.”
Tods Gesicht hellte sich auf. “Finden Sie?”
“Ja.”
“Wirklich?”
“Schon, ja.” Paul überlegte. “Wie haben sie den armen Kerl überhaupt in das Flugzeug verfrachtet? Das sind ja dann eigentlich trotzdem zwei Versuche.”
“Er war noch nicht tot.”
“Er war noch nicht tot?”
“Er war noch nicht tot. Ich habe ihn überredet.”
“Bitte?”
“Ich habe ihn dazu überredet, in den Radkasten zu steigen.”
Paul schüttelte ungläubig den Kopf. Der Tod blickte zu Boden. “Ich hab ihm erzählt, in Europa würde ein besseres Leben auf ihn warten.”
“Ganz schön makaber.”
“Ich weiß.”
“Eigentlich eine ziemlich miese Aktion.”
“Naja, immerhin sollte er sterben. Er stand auf der Liste. Also …”
Paul nickte. “Stimmt irgendwie auch wieder.”
Der Tod blickte zur Seite. “Ursprünglich wollte ich ihn mit der dicken Frau aus Deutschland in einem Taxiunfall sterben lassen. Aber der Strommast fiel zu spät auf die Straße. Das hätte beinahe ein riesen Unglück gegeben. Dummerweise hat der Mann überlebt. Andererseits ... Gottseidank ist nur die Frau gestorben.”
“Welches Taxi?”
“Er war Taxifahrer.”
“Wer?”
“Der Mann in Ihrem Garten.”
“Und was ist mit der Frau?”
“Ich schätze, sie ist eine trauernde Witwe.”
“Nicht seine Frau. Die im Taxi.”
“Achso, die. Hm.”
“Ist das egal, wenn andere auch sterben bei Ihrer Arbeit?”
“Kollateralschäden? Um Gottes Willen, nein! Das ist ein sofortiger Entlassungsgrund. Das ist das Schlimmste, was einem passieren kann. Handbuch 1, erste Seite. ‘Die jegliche Unversehrtheit anderer ist unbedingt zu gewährleisten.’”
“Und wenn Sie einen Strommast auf sie fallen lassen, ist das nichts?”
“Ähm.” Der Tod machte eine kurze Pause. Paul sah sich im Pub um. Es war spät geworden und sie waren die letzten Gäste. Ryan, der Wirt, wischte die Theke mit einem Geschirrtuch trocken und sah auf die große Uhr über seiner Bar. Der Tod räusperte sich. “Die hätte auch sterben sollen.”
“Die Deutsche?”
“Ja, die Deutsche.”
“Warum denn das?”
“Weil sie auf der Liste stand und weil sie mir zugeteilt war.”
“Also wollten Sie zwei Personen auf einmal töten? Die Frau und den Taxifahrer? Ich dachte, nur ein Tod pro Person. Das haben Sie selber so gesagt.”
“Ich weiß. Ja.”
“Aber?”
“Den Tod für die Frau hatte ich davor bereits verbraucht.”
“Wofür denn?”
“Für die Russin.”
“Welche Russin?”
“Die, die auf der Liste stand.”
“Und für die haben Sie keinen Tod bekommen?”
“Doch.”
“Ja also.”
“Aber den brauchte ich für den Argentinier. Das war übrigens gar nicht so einfach, zwei Tode über den Atlantik hinweg zu verknüpfen.”
“Drum hat es wohl auch nicht funktioniert.”
“Drum hat es auch nicht funktioniert.” Der Tod sah zerknirscht aus.
Schön langsam dämmerte es Paul. “Sie haben hier also ein Ponzi-Scheme.” Er musste erneut grinsen.
“Ein was?”
“Ein Ponzi. Schneeballsystem. Jemand verspricht astronomische Renditen, sammelt Geld ein und zahlt den alten Kunden vermeintliche Gewinne mit dem frischen Geld der neuen Kunden aus.”
“Hm.” Der Tod überlegte. “In etwa kann man das so sehen, ja.”
“Diese Schneeballsysteme implodieren nur alle nach einer gewissen Zeit.”
“Also meines läuft recht gut.”
“Naja, wie man es betrachtet.” Paul zählte im Kopf. Der Taxifahrer aus Kenia, die dicke Deutsche, die Russin, der Argentinier. Er. “Immerhin haben sie jetzt fünf Doppelmorde hintereinander vermasselt.”
“Eigentlich sind es mehr.”
“Wie bitte?”
“Angefangen hat alles mit dem Tibeter, der die Lawine überlebt hat.”
“Ganz schön global sind Sie da unterwegs.”
“Ja. Man bekommt nie zwei Personen im selben Land hintereinander zugeteilt.”
“Warum denn das?”
“Um zu verhindern, dass wir Fehlversuche versuchen zu vertuschen, indem wir zwei Personen mit einem Tod töten.”
“Also genau das, was Sie gerade machen.”
“Tja.”
Paul schüttelte den Kopf. Ryan sammelte ihre Gläser ein und deutete auf die große Uhr. “Ich muss jetzt zusperren, Jungs.”

Draußen vor dem Pub war es kühl geworden. Der Tod nickte mit dem Kinn in die Richtung, in der Pauls Haus lag. “Ich begleite Sie noch ein Stück.”
“Lieber nicht, ich will nicht sterben.”
Der Tod lächelte. “Keine Sorge. Ich hab heute keinen Tod mehr. Erst morgen wieder. Pünktlich um acht Uhr in der Früh. Ein neuer Name von der Liste und ein neuer Tod.”
“Und dann töten Sie mich?”
“Ja.”
“Also Sie versuchen es mit dem nächsten Doppelmord, besser gesagt.” So genial Paul die Idee anfangs gefunden hatte. Mittlerweile kam ihm dieser Tod hier ziemlich dilettantisch vor.
Der Tod sah beleidigt aus. “Das ist nicht komisch.”
“Können Sie mich nicht einfach am Leben lassen?”
“Tut mir leid. Vorschrift ist Vorschrift. Das ist nichts Persönliches. Ich mag Sie. Sie sind ein netter Kerl.”
“Ich sags auch keinem.”
“Was?”
“Dass ich nicht tot bin.”
Der Tod sah Paul an. “Das sieht man Ihnen aber an.”
“Was?”
“Dass sie nicht tot sind.”
“Auch wieder wahr.”
Sie gingen ein paar Schritte den leeren Gehsteig entlang. Paul schielte zu dem Tod hinüber. “Wird Ihnen das nicht irgendwann langweilig?”
“Das Töten? Schon. Aber so ist es wohl mit jedem Job.”
“Nein, ich meinte die Vertuschungsversuche.”
“Die machen mich fertig.”
“Dann überspringen Sie mich einfach. Dann sind Sie wieder auf Null mit Ihren Versuchen.”
“Das würde auffallen. Ihre Geschichte steht spätestens morgen in jeder Zeitung.”
“Wer kontrolliert das denn?”
“Ich muss einen Beweis abliefern.”
“Dann schreiben Sie doch einfach, ‘Mann ist seinen Verletzungen erlegen.’”
“Wo doch in den Nachrichten berichtet wurde, dass Sie den Vorfall unverletzt überlebt hätten.”
“Dann eben ‘Mann erlitt Herzinfarkt von Schock und starb daran.’”
“Meinen Sie, das glaubt man mir?” Der Tod wirkte skeptisch.
“Aber sicher doch! Das wäre eine richtig elegante Methode, einen Auftrag zu erledigen. Das bringt Ihnen sicher Ihre Pluspunkte.”
Der Tod schüttelte betrübt seinen Kopf. “Das würde so nicht funktionieren.” Er blickte nach oben in den Abendhimmel, auf dem die ersten Sterne erschienen waren. “Aber ich muss wohl ein wenig Pause mit dieser Doppelmordsache machen. Das wird mir irgendwie zu viel.”
“Was meinen Sie mit Pause?”
“Naja, morgen Früh meinen nächsten Auftrag annehmen. Und übermorgen den übernächsten. Und so weiter. Einfach eine Zeit lang so tun, als wäre alles in bester Ordnung.”
Paul sah ihn erleichtert an. “Also sterbe ich morgen nicht?”
“Nein.”
“Wann sterbe ich dann?”
Der Tod zuckte die Achseln. “Das weiß man nie.”

 

Hola @Shortinator,

hehe, feine Sache, was Du da eingestellt hast. Hab’s mit Vergnügen gelesen. Der lapidare Ton ist die beste Möglichkeit, so eine skurrile Geschichte zu erzählen. Dass Du ein ‚Schreibfuchs’ bist, merkt man gleich zu Beginn.

Meine wenigen Anmerkungen zum Text sind bedeutungslos, sind reine Geschmackssache:

Eine Begegnung mit einem Tod
Für meinen Geschmack sollte das erste ‚Eine’ weg.
... und deswegen ...
Fünfmal hintereinander – finde ich gut, das liest sich astrein. Hätte ich nicht gedacht:cool:.
‘Mann von gefrorener Leiche erschlagen!’
Ideen hast Du, alle Achtung. Das schreibst Du auch in Deinem Profil; dass Dir die nötige Zeit fehlt, ist wirklich ein Jammer. Vielleicht vertauschst Du die Präferenzen und gibst Dich voll und ganz der Schreiberei hin:)?
Dünkler.
Ohne Pünktchen.
Der Tod zuckte seine Achseln.
‚Der Tod zuckte die Achseln’ würde mir besser gefallen. (Doch dessen Antwort ist hieb- und stichfest:D.)
Hast passenderweise die Handlung im Land der Skurrilitäten stattfinden lassen. Möglich, dass einige Leser den globalen Bogen zu ausgereizt empfinden, doch ich bin guten Sinnes und kann es keinem Autor verdenken, alles aus seinem Text herauszuholen. Und das ist Dir mMn gelungen. Willkommen bei uns!

José

 
Zuletzt bearbeitet:

Moin, moin nach Österreich lieber? @Shortinator und herzlich Willkommen bei den Wortkriegern ...
na, da habe ich mir ja gestern Abend genau die richtige Gute-Nacht-Geschichte ausgesucht - was für ein nettes Schmunzelstück. Ich hab mir beim nochmaligem Lesen heute früh mal ein paar Stellen rauszitiert, bei denen mir etwas durch den Kopf ging.

Eine Begegnung mit einem Tod
Hier gehe ich mit @josefelipe absolut konform, das erste "eine" stört auch meinen Lesefluss

Der fremde Mann sah ihn an, als ob er ein Gespräch beginnen wollte.
Ich mag erste Sätze, der hier ist für meinen ganz subjektiven Geschmack okay, aber aber hat noch Luft nach oben. Schon eine grammatikalisch aufwendige Konstruktion, gefüllt hätte ich ein "wolle" als letztes Wort, aber das ist eher norddeutsche Sprachmelodie und nicht grammatikalisches Wissen.

exakt 45 Zentimeter
Hier kommt meine Wortkriegererziehung durch: Zahlen sehen in literarischen Texten ausgeschrieben eindeutig besser aus.

Deswegen war Paul auch in den Nachrichten gewesen.
Brauchst Du das "gewesen" wirklich, im Konsens mit dem "Deswegen" klingt es doppel doof ...

Er sah durchschnittlich aus. Typ Buchhalter. Er stellte sein Pint neben Pauls auf die Theke
Hier wäre vielleicht noch etwas Feinjustierung möglich, sonst mag ich Deine Wiederholungen sehr, hier nicht!

“Wir haben ein Problem.”
“Bitte?”
“Wir haben ein Problem.”
“Wer zur Hölle sind Sie?”
“Ich bin der Tod.”
“Bitte was?”
“Tut mir leid, das war zu dramatisch. Und gelogen. Ich bin ein Tod.”
“Ein Tod?”
“Ja. Sensenmann, Schicksal. Sie wissen schon.”
Was für ein Klasse Dialog! Ich sehe die beiden Typen geradezu vor mir.

“Ich... wollte einen spektakulären Tod erzeugen.
Gefühlt hast Du keine Fehler im Text, was das Lesen sehr angenehm macht. Dieser kleine hier zieht sich allerdings durch. Wenn Du Teile eines Wortes weglässt, ersetzen die Punkte die feh.... Buchstaben durch Punkte. Wenn Du ein oder mehrere Wörter weglässt, muss erst das Leerzeichen kommen und ..."

“Pro Person nur ein Tod. So sind die Regeln.”
Wie gesagt, grammatikalisch bin ich keine Leuchte. Aber gefühlt, ist es hier doch nur eine Regel. Also "So ist die Regel" oder lautet die Regel?

Gibt es so viel To.. was ist die Mehrzahl vom Tod?
wie gesagt, und auch diesen Dialogteil finde ich prima

Paul schöpfte Hoffnung. Falls dieser Verrückte tatsächlich die Wahrheit erzählte (und Anbetracht seiner Nahtoderfahrung am Nachmittag war er bereit, an so etwas wie Schicksal vielleicht doch zu glauben), war er also dem Tode geweiht. Aber vielleicht war der Fehlversuch seine Rettung.
Brauchst Du die Klammern wirklich, wirken ein wenig wie Fremdkörper. Hast Du mal Gedankenstriche ausprobiert?

“Und warum machen Sie das dann nicht einfach? Nicht, dass ich das wollen würde.” Aber Paul war noch immer neugierig. Der Sensenmann schüttelte langsam den Kopf. “Das geht leider nicht.”
Hier ist ein wenig der Dialog verrutscht bzw. es fehlt ein Zeilenumbruch

Paul riss seinen Kopf zurück und schaute sein Gegenüber erschrocken an. Das hier war kein Mensch. Das hier war ein Tod.
Gut gemacht, wie der arme Kerl es einfach akzeptieren muss

“Eigentlich eine ziemlich miese Aktion.”
“Naja, immerhin sollte er sterben. Er stand auf der Liste. Also…”
Paul nickte. “Stimmt irgendwie auch wieder.”
genau, dann ist ja alles gut. Die Idee mit dem Toten im Radkasten habe ich schon mal in einem Krimi gelesen, aber der ist einfach nur in einen See gefallen, Deine Version finde ich um Längen besser.

‘Die jegliche Unversehrtheit anderer ist unbedingt zu gewährleisten.’”
sehr beruhigend

Pünktlich um acht Uhr in der Früh. Ein neuer Name von der Liste und ein neuer Tod.”
spätestens hier hast Du mir meinen Nachtschlaf gerettet, Schön geordnete Verhältnisse.

“Ich sags auch keinem.”
“Was?”
“Dass ich nicht tot bin.”
Der Tod sah Paul an. “Das sieht man Ihnen aber an.”
“Was?”
“Dass sie nicht tot sind.”
“Auch wieder wahr.”
Herrlich!

“Nein, ich meinte die Vertuschungsversuche.”
“Die machen mich fertig.”
Ich mag den Typen

Paul sah ihn erleichtert an. “Also sterbe ich morgen nicht?”
“Nein.”
“Wann sterbe ich dann?”
Der Tod zuckte seine Achseln. “Das weiß man nie.”
Und das ist für mich ein fantastischer Schluss! Ich habe viel gelacht, hatte durchweg die beiden Typen vor Augen - also ein dickes Dankeschön für das Lesevergnügen.
Beste Wünsche
witch

 
Zuletzt bearbeitet:

»Hab' die Ehr'!,
[...]
Ihre verehrten Brüder Mord und Totschlag zu kennen und fast täglich mit ihnen verkehrt, gut' Freund' und Gönner, kurz: gänzlich anders als Ihr, mein Herr, der so wenig als möglich vorbeischaut, was man ja oft findet, dass Brüder sich nicht gleich sind. Sie sind gerade heraus und für jede Adresse zu haben, ohne allzu viel zu komplimentieren.
[...]
Ich weiß auch, dass Sie ein guter Mann sind, jeden gleichbehandeln, ob hohen oder niedern Standes, den Klugen wie den Dummen, denn – sind wir nicht alle dumm, die einen geboren, die andern gemacht und hernach beschränkt und in Blödigkeit gehalten, dass einem schon Heinweh ankommen kann nach Ihrer Gerechtigkeit - wenn da nicht die Hoffnung wäre auf bessre Zeit, dass man sich ruhig könnt' niederlegen.
[...]
Gehn wir noch zusammen ein’ trinken? / Nee? / Schade!
Ich versteh schon: nicht während der Arbeitszeit, und schon gar nicht im Dienst rund um die Uhr. Der große Bruder schaut zu …
...«
Wallensteins Schatten
an den Ufern des Nihil' - jenseits des Tores zur Hölle aus
„Wallensteins Schlafzimmer“​

Großer Gott, ich vermeinte immer, es gäbe nur einen Gevatter Hein, selbst wenn mancher, bevor er einmal richtig stirbt schon mal tausend Tode durchgestanden haben mag und es ungezählte Methoden und Moden zu Tode zu kommen gibt. Und nun das, ein bürokratische Organisation mit Angestellten oder doch (wegen der Sensen!) Arbeitern mit allen menschlichen Schwächen und gilt die Vermenschlichung seit der ersten Darstellung als Knochenmann und der Sense als Symbol, dass halt „Sense“ im übertragenen Sinne ist

und dennoch herzlich willkommen hierorts, Shortinator!,

und es hat zu lesen Spaß gemacht, dass ich mich dem Urteil der Vorredner anschließen kann.

Bissken Flusenlese (was einem am letzten Tag so was von egal sein kann … wie die Einhaltung von fremdbestimmten Regeln)

Der Mann schien zerknirscht.
Der Realschullehrer erzählte vor Jahr und Tag, dass nur die Sonne scheine und selbst der Mond sich „sein“ Licht leihe – und er hatte Recht, dass das unscheinbare „scheinen“, auf dessen Substantivierung sich eine ganze Philosophie von Sein und Schein aufbaut, eher wie „brauchen“ zu gebrauchen wäre, von dem der Volksmund richtig sagt, wer brauchen ohne zu gebraucht, braucht brauchen gar nicht zu gebrauchen.
Besser also „der Mann schien zerknirscht zu sein“. Du kannst das Problem (wie etwa die Duden Grammatik) durch die Vorsilbe „er“ aus der Welt schaffen durch Verwendung von „erscheinen“, was aber nicht immer „funktionieren“ wird ...

“Selbstmord. Das würde ein großes Problem lösen.[“]
“Hören Sie. Ich weiß nicht…”
Die Auslassungspunkte direkt am Wort behaupten, dass mindestens ein Buchstabe fehlte. Da wäre die Ästhetik des Apostrophs rationeller einzusetzen. Tatsächlich wüsst‘ ich nicht, welcher Buchstabe da fehlen soll … Also immer besser eine Leertaste zwischen Wort und Punkten.
Musstu noch mal alles durchschauen

Nun war der Fremde am Seufzen.
Nix falsch und so spricht man halt im German Gerundl Aber ist das Verb nicht mehr schön genug „nun seufzte der Fremde“?

So schräg das Alles hier klang.
Außer „Ein und Alles“ „alles“ immer mit Minuskel wie alle andern Pronomen, die zugleich Zahlwörter sind und waren (wie „ander...“ z. B.) auch

“Stehen[abschl. Satzzeichen vor auslaufenden Gänsefüßchennicht vergessen!]”

... Dünkler.
Ein Dunkel jenseits des sup. am dunkelsten …?

Gern gelesen und das Wochenende ist gerettettet ...

Schönes Wochenende & tschüssikowski aus'm Pott

Friedel

 

Hallo @Shortinator ,

ich habe deine Geschichte ebenfalls gern gelesen. Du schreibst souverän und der Humor tut gut. Mir gefällt, dass der Tod im Grunde als billiger Dienstleister charakterisiert wird; weisungsgebunden und mit der Aussicht auf Kündigung bei kleinsten Fehlern.
Das Thema bietet ganz natürlich Spannung; das diese Geschichte Märchencharakter hat, bleibt im Hintergrund, formt jedoch die Lesart; die Prämisse ist erwartbar wichtig und wird logisch erst am Ende offenbart. Da das Thema ungefähr jeden interessiert, möchte auch jeder deine Prämisse kennen, um am Ende den Kopf zu schütteln, sich zu distanzieren, oder aber sich in seinen Annahmen bestätigt zu fühlen und sich wieder beruhigt seinem Tagesgeschäft zuwenden zu können. Ich finde du hast das schon gut gelöst.

Mehr möchte ich vorerst nicht schreiben. Ich will sehen, ob du auf die Zuschriften, die du erhalten hast, reagierst. Ob sich die Mühe lohnt.

Grüße
Carlo

 

Liebe Wortkrieger!

Ich will mir gerne Zeit nehmen und auf jede Antwort eingehen. Vorneweg: vielen herzlichen Dank! Wahnsinn, Ihr seid richtig gut! Das ist meine erste Geschichte. Also die erste Idee, die ich aus meinem Kopf auf Papier gebracht habe Hab viel zu lange damit gewartet. (Jetzt nicht, dass ich glaube, dass ich gut sei, aber das Gefühl ist ein angenehmes.)
Eure Beobachtungsgabe gefällt mir! Und ich dachte immer, ich sei gut in Grammatik...

Grüße,
Stephan

 

Hola @josefelipe!

Vielen Dank für die Blumen!
Ja, der Titel klingt ohne "eine" am Anfang besser. Aber auch mehr nach "hoher" Literatur, Tiefgang, Dramatik und ähnlichem. Bin mir nicht sicher, ob ich da dann nicht falsche Erwartungen wecken würde.
Danke für die Hinweise! Hab mich davon inspirieren lassen.

Vielleicht vertauschst Du die Präferenzen und gibst Dich voll und ganz der Schreiberei hin:)?
Nichts lieber als das! Aber wer füllt dann meinen Kühlschrank? :)

Stephan

Moin, moin, liebe? @greenwitch !

Danke für das Doppellesen. Und danke für die Hinweise! Auch hier hab ich einiges danach umgebaut.

Ich mag erste Sätze, der hier ist für meinen ganz subjektiven Geschmack okay, aber aber hat noch Luft nach oben.
Ich liebe große erste Sätze! Der hier gehört nicht dazu, da hast Du recht. Vielleicht ist aber hier auch ein stiller erster Satz passender. Das war zumindest meine Intention.
Generell bin ich mir mit dem ganzen ersten Absatz nicht sicher. Aber ohne gefällt es mir gar nicht.

Ich sehe die beiden Typen geradezu vor mir.
Ich lustigerweise nicht. Also ich könnte das Aussehen der beiden nur schwer beschreiben. Dafür kenne ich sie ansonsten in- und auswendig :)

Brauchst Du die Klammern wirklich, wirken ein wenig wie Fremdkörper. Hast Du mal Gedankenstriche ausprobiert?
Ich bin (leider) ein absoluter Klammernmensch. (Man beachte das "n".) Ja, danke. Gedankenstriche sind hier natürlich besser.

Die Idee mit dem Toten im Radkasten habe ich schon mal in einem Krimi gelesen, aber der ist einfach nur in einen See gefallen, Deine Version finde ich um Längen besser.
Danke! Und: ich hab mich von einem Zeitungsartikel inspirieren lassen. Den Mann aus dem Radkasten gibt es wirklich. Paul und den Tod übrigens auch.

Grüße,
Stephan

Dere, @Friedrichard! (Wie die Wiener sagen würden.)

Schiller war nie so sehr der Meinige. Auch, wenn ich hin und wieder gerne den Anfang der Bürgschaft zitiere, um Belesenheit vorzugaukeln. Aber nun steht Wallenstein auf meiner Liste.

Auch hier danke für die Grammatik- und Sprachschönheitshinweise! Ich bin von Eurem Wissen begeistert!

Der Realschullehrer[...]
..war ein weiser Mann!

Nix falsch und so spricht man halt im German Gerundl Aber ist das Verb nicht mehr schön genug „nun seufzte der Fremde“?
Schon. Aber (und ich hasse Menschen, die ihre Sätze mit "aber" beginnen) meine Intention war, ihn quasi zum Seufzen zu zwingen. "Nun seufzte der Fremde", klingt für mich zu selbstbestimmt. Macht das Sinn?

Schöne Grüße aus Salzburg,
Stephan

Hallo @Carlo Zwei!

Vielen Dank für Dein Lob und Deine Gedanken!

Märchencharakter
So habe ich es noch gar nicht betrachtet. Ja, da steckt wirklich ein wenig Märchen drinnen.

die Prämisse ist erwartbar wichtig und wird logisch erst am Ende offenbart.
Jetzt bin ich aber gespannt, wie die Prämisse für Dich aussieht. Beziehungsweise, was die Prämisse der Geschichte in Deinen Augen ist.

Schöne Grüße,
Stephan

 

Hallo Shortinator,
meine Vorredner / Vorschreiber haben alle meine Kritikpunkte schon sauber abgearbeitet. So bleibt mir nur zu sagen, dass mir deine Geschichte wirklich sehr gut gefallen hat. Sie trifft punktgenau meinen Humor. Das Todes-Schneeballsystem ist eine wunderbare Idee. Mir tat der Tod am Schluss schon Leid; klar wüsste ich gerne, was arbeitslose Tode so tun. Müssen sie sich beim Arbeitsamt melden? Bekommen sie Hartz 4 oder was auch immer in Österreich die Entsprechung ist? Bekommen sie Schulungen, um sich in den Erwerbsprozess wieder eingliedern zu können? Aber das ist eine ganz andere Geschichte ...
Liebe Grüße aus München
Karlchen

 

Schiller war nie so sehr der Meinige. Auch, wenn ich hin und wieder gerne den Anfang der Bürgschaft zitiere, um Belesenheit vorzugaukeln. Aber nun steht Wallenstein auf meiner Liste.

Hallo @Shortinator,

Schiller lesen kann nicht schaden, aber W.s Schlafzimmer ist ein Dramolett von mir hierorts, wenn man so will, eine SchillerParodie - aber mit sauernstem Hintergrund.

ich schrieb: Nix falsch und so spricht man halt im German Gerundl Aber ist das Verb nicht mehr schön genug „nun seufzte der Fremde“?
und Du antwortest
Schon. Aber (und ich hasse Menschen, die ihre Sätze mit "aber" beginnen) meine Intention war, ihn quasi zum Seufzen zu zwingen. "Nun seufzte der Fremde", klingt für mich zu selbstbestimmt. Macht das Sinn?
Hm, das muss einem aber auch gesagt werden.
Der Infinitiv ist ein Tätigkeits- oder ein Vorgangsverb (z. B. streicheln z. B., seufzen) und die Substantivierung mit "am" (oder "beim" zB) wandelt den Vorgang quasi einen länger andauernden Zustand (am Schlafen sein) oder Vorgang (die Machine ist am Laufen), der sich mehr oder weniger ständig wiederholt (am Arbeiten sein), was selbstverständlich auch Zwänge ausdrücken kann. Aber wenn es hieße "Herrchen ist den Hund am Striegeln" - wer wäre da der eher Leidtragende (Seufzende)?

Und ist "S/seufzen" nicht immer etwas eher Erzwungenes als ein Audruck der Freiheit? Warum seufzt also der Fremde in einem Zustand und unser Held

Paul war müde. Er legte den Kopf in den Nacken und musste erneut seufzen. “Hören Sie. Ich weiß nicht …”
nur mal so eben ...

So ganz geht die Idee nicht auf ... finde ich. Aber Du musst es entscheiden ...

Tschüss

Friedel

 

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