Einbrecher
Christina betrat ihr Haus, warf die Aktentasche in die nächstbeste Ecke, schlüpfte aus ihren Schuhen und tapste in die Küche um sich bei einem Glas Milch und einer guten Lektüre zu entspannen. Als sie die Kühlschranktür öffnete, wurde sie nach hinten gerissen und eine Hand legte sich hart auf ihren Mund. „Nicht schreien“ sagte eine männliche Stimme hinter ihr, „ich tu dir nichts“. Christinas Gedanken wirbelten durcheinander, die Angst presste ihre Kehle zu, ihr wurde schwindlig und unbewusst – wie durch einen Nebel hindurch – nahm sie wahr, dass ihre Beine nachgaben. „He. Kipp mir jetzt nicht um. Du brauchst nur deine Wertsachen rausrücken, dann verschwinde ich auf der Stelle!“ sagte der Einbrecher und bugsierte sie auf die Küchenbank. Geduldig wartete er ab, bis sich Christina gefangen hatte. Sie musterte ihn verstohlen. Er war ein Hüne von einem Mann, kräftig gebaut und durchtrainiert und wie nicht anders zu erwarten, trug er eine Maske, die man üblicherweise bei solchen Aktionen zu tragen pflegt, Mund- und Sehschlitze inklusive. Er legte demonstrativ seine Hand mit dem Revolver auf den Tisch und Christina war dankbar, dass er die Waffe nicht auf sie richtete. „Nun?“ fragte er nicht unfreundlich, „raus mit dem Schmuck, junge Dame. Ich weiß, dass du wertmäßig betrachtet genügend hast um ein ganzes Stadtviertel zu ernähren. Außerdem hast du keinen Schaden, wenn ich ihn dir klaue, du bis ja ausreichend versichert.“ Christina stand resigniert auf. Ganz klar, der Typ hatte Informationen eingeholt, er wusste dass sie im klassischen Sinne reich war und wahrscheinlich wusste er noch so Einiges mehr über sie.
Der Einbrecher namens Jack folgte ihr ins Wohnzimmer, lümmelte sich auf eine Couch und sah zu, wie sie einen Mechanismus auslöste, der ein Bücherregal in Bewegung setzte, hinter dem ein Tresor zum Vorschein kam. Verstohlen betrachtete er ihre anmutige Gestalt, ihr hübsches Gesicht, von prachtvollen roten Haaren umrahmt. Er ertappte sich bei den Gedanken, wie es wäre, seine Hände in dieses aufregende Haar zu wühlen.
Christina plagten ganz ähnliche Gedanken, für die sie sich ausreichend schämte. Jetzt, da ihr sonnenklar klar war, dass ihr der Einbrecher nicht an den Kragen wollte, stellte sie sich vor, wie es wäre, mit diesem gesichtslosen Muskelpaket Sex zu haben. Warum sie solche Gelüste plötzlich in sich verspürte, hätte sie beim besten Willen nicht sagen können. Vielleicht hatte sie einfach zu lange keinen Mann mehr in ihrem Bett gehabt. Diese Gedanken machten sie ärgerlich.
Sie drehte sich um und knallte ihm das kleine, aber wohlgefüllte Schmuckkästchen auf den Tisch. „So. Nimm es dir und zisch ab!“ sagte sie, über ihre eigene Frechheit verwundert, aber ihre Angst vor ihm war einfach wie weggeblasen. „Na so was“, sagte Jack belustigt und stand auf, „das verängstigte kleine Ding von so eben zeigt die Krallen!“
Wie es dazu kam, dass sie in seinen Armen lag, wusste Christina anschließend nicht mehr. Hungrig senkte sich sein Mund auf ihre Lippen und zwangen sie auseinander. Sie fielen zusammen nach hinten auf die Couch. Seine Hände wanderten unkontrolliert über ihren Körper, rissen ihr Hemd auf, öffneten die Knöpfe ihrer Jeans. Christina hatte längst die Kontrolle über sich verloren, gierig erwiderte sie seinen Kuss, umschlang seinen Oberkörper, zog ihn an sich. Sie wollte ihn so sehr, dass es schmerzte. „Langsam Liebes“, murmelte Jack, befreite sich sanft aus ihrer Umarmung, richtete sich auf und entledigte sich seiner Kleidung, während Christina bewundernd seinen Körper musterte. Er ließ sich sanft auf sie sinken. Als er in sie eindrang, nahm sie ihn willig auf, passte sich dem Rhythmus seiner Bewegungen an. Sie explodierten gemeinsam.
Schweigend zog er sich an, drückte ihr einen letzten zarten Kuss auf den Mund und entschwand in die Nacht. Christina setzte sich in die Küche, stützte den Kopf in beide Hände, trank ihr Glas Milch aus und lächelte verträumt vor sich hin.
Als sie das Licht löschte und zu Bett ging, erinnerte sie sich, dass sie am nächsten Tag ihre Versicherung anrufen musste.
[ 23.07.2002, 09:26: Beitrag editiert von: Liz ]