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Ein Zwilling kommt selten allein

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25.03.2003
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Ein Zwilling kommt selten allein

Wie immer, wenn ich abends von der Arbeit in meine kleine, gemütliche Maisonettewohnung kam, hörte ich zunächst einmal den Anrufbeantworter ab. Diesmal war außer zwei Auflegern die resolute Stimme meiner Mutter zu hören: „Kind, ich mache morgen Mittag Sauerbraten mit Klößen, um ein Uhr wird gegessen, sei bitte pünktlich, Carina.“
Das war typisch meine Mutter. Sie setzte einfach voraus, dass es für mich morgen nichts Wichtigeres auf der Welt zu tun gäbe, als Sauerbraten zu essen. Die interessierte es gar nicht, ob ich nicht vielleicht schon mit Harry Hirsch zum Rouladenessen verabredet war. Mütter können halt einfach nicht aufhören, über ihre Kinder bestimmen zu wollen, egal ob diese nun zehn oder einundreißig Jahre alt waren.
Aber gut, da ich nicht mit Harry Hirsch zum Rouladenessen verabredet war, beschloss ich dem Befehl meiner Mutter zu folgen, und Klein-Ründerroth, dem Fünfhundertseelenkaff, in dem meine Eltern schon seit ewigen Zeiten wohnten, und in dem ich den größten Teil meiner Kindheit verbracht hatte, mal wieder einen Besuch abzustatten.
Hier war die Welt noch in Ordnung, Hier kannte jeder jeden und wusste alles über jeden. Das musste ich damals am eigenen Leib erfahren, damals als ich zum ersten Mal einen Freund hatte. Ich glaube, meine Eltern hatten eher davon gewusst, als ich.

Ich bog in unsere Straße ein. Ein Haus reihte sich an das andere, solide Fünfziger-Jahre-Bauten mit gepflegten Vorgärten, in denen es von Gartenzwergen nur so wimmelte. Als ich mein Auto in der Einfahrt parkte, kam gerade die Nachbarin von gegenüber, eine Zugereiste aus dem tiefsten Bayern mit Namen Maria Mooshammer, vom Einkaufen zurück.
„Jo mei, die Carrina“, rief sie, als sie mich erblickte. „Das du wiadamoi kimma duast. Guat schausts aus. A weng krreftiger bists gworn, seid i di s´letzte Moi gsehn hob.“
Ja, du mich auch, dachte ich und lächelte die nette Frau Mooshammer freundlich an.
„Willst dei Mama un Papa bsuacha?“
Ja, was glaubst du denn, was mich sonst hier nach Pusemuckel verschlagen würde?
„Dös machsts rrecht, die wern sich fei narrisch frreia. Duast ja net oft kimma, genau wia dei Schwester. Also, pfirdi,“ sprach´s und verschwand in ihr Haus.
Ja mei, so sind`s halt, die Kleinründerrother Bürger. Immer ein nettes Wort auf den Lippen. Was hatte es denn diese hintertupfige Dorfschnepfe zu interessieren, wie oft ich meine Eltern besuchte.

Meine Mutter hatte mich bereits gesehen und stand in der geöffneten Haustür. Neben ihr hüpften meine zwei kleinen Neffen Chris und Martin auf und ab. Ich öffnete die hintere Autotür und sofort schoss mein Hund Bobby heraus. Mit einem Satz stürmte er auf die drei zu und begrüßte sie schwanzwedelnd.
„Hallo Schatz“, sagte meine Mutter und umarmte mich. Sie roch herrlich nach Mama und Sauerbraten.
„Hallo Mutsch, hallo ihr Racker“. Ich wirbelte meine zwei Neffen im Kreis herum.
„Hast du uns was mitgebracht?“, fragte Chris, der ältere der beiden.
„Sonst lassen wir dich nämlich nicht rein“, rief sein jüngerer Bruder vorlaut.
„Da habe ich aber Glück gehabt, dass ich vorhin einkaufen war, und dass sich zufällig die hier in meinen Einkaufswagen verirrt haben“, lachte ich und zauberte zwei dieser Überraschungseier hervor, die jedes Kinderherz durch Spannung, Spiel und Schokolade höher schlagen ließen. Ganz vorschriftsmäßig, wie in der Werbung rissen mir die beiden die Eier aus der Hand und verschwanden mit lautem Indianergeheul im Wohnzimmer.
„So, jetzt zieh erstmal deine Jacke aus und begrüß den Papa“, forderte mich meine Mutter auf. „Der sitzt im Wohnzimmer und liest Zeitung. Danach kannst du ja zu mir in die Küche kommen, zum Quatschen.“
Sie nahm meine Jacke und hängte sie an der Gardarobe auf. Ich ging derweil durch den Flur ins Wohnzimmer. Hier hatte sich, seitdem ich klein war, nichts verändert. Die Wände schmückte immer noch die Tapete mit dem grossen, orangefarbenen Kreismuster. Selbst gehäkelte Kissen waren ordentlich mit exaktem Knick in der Mitte auf dem braunen Ledersofa angeordnet und in der mächtigen Schrankwand in Eiche-rustikal stand noch immer die Meißner-Porzellan-Puppen-Sammlung, auf die meine Mutter so stolz war. Mein Vater saß in seinem geliebten Fernsehsessel und war bereits damit beschäftigt, die klitzekleinen Lastwagen und Plastikfigürchen aus den Überraschungseiern zusammenzubauen. Das war gar nicht so einfach, da man die komplexen Anleitungen oft ohne Ingenieur-Studium gar nicht kapieren konnte. Chris und Martin standen rechts und links neben dem Sessel und gaben lautstark ihre Kommentare dazu ab.
„Nee, so funktioniert das nicht, Opa.“
„Pass doch auf, du machst es noch kaputt. Mensch, gib her Opa, lass mich mal versuchen.“
„Hallo Paps“, begrüßte ich meinen Vater und gab ihm einen dicken Kuss auf die Wange.
Nach ein paar Minuten Smalltalk verdrückte ich mich in die Küche, zu meiner Mutter. Dort war es warm und gemütlich. Mutsch stand vor der Spüle und war gerade dabei, das Knödelwasser abzugießen. Dichte weiße Rauchschwaden quollen aus dem Topfdeckel hervor.
„Kann ich dir irgendetwas helfen?“, fragte ich und ließ mich auf die Eckbank plumpsen.
„Nein danke, ist schon alles fertig“, sagte sie und schüttete die Klöße in eine Schüssel. „Ich hab noch Quarkspeise mit frischen Früchten zum Nachtisch gemacht.“
Ja mei, wenn´s schee macht.
„Kommen Biggi und Rolf auch zum Essen?“, wollte ich wissen.
„Rolf muss arbeiten, und deine Schwester hat angerufen, dass sie sich verspätet. Wie immer, nie kann die mal pünktlich zum Essen hier sein, beschwerte sich meine Mutter. „Aber egal, wir fangen jetzt schon mal an zu essen.“
Als wir gerade beim Nachtisch angelangt waren, platzte meine Schwester ins Geschehen.
„Hallo Leute“, rief sie und drückte jedem von uns einen Schmatzer auf die Wange.“ Habt ihr mir noch was übriggelassen?“
„In der Küche steht alles, brauchst dir nur einen Teller zurechtzumachen“, sagte meine Mutter recht kühl. Sie hatte ihr anscheinend ihre erneute Verspätung noch nicht ganz verziehen.
„Bringe doch bitte noch eine Flasche Wasser mit“, rief ich ihr hinterher. Chris und Martin hatten sich mittlerweile vor den Fernseher verkrümelt, sodass wir nur noch zu viert am Tisch saßen.
„Mm, lecker, Mama“, sagte Biggi mit vollem Mund. „Dein Sauerbraten ist immer noch der beste.“
„Wie geht es Rolf?“ wollte meine Mutter wissen. „Hat er den Auftrag bekommen?“
„Ja, nächste Woche kann er anfangen.“ Meine Schwester bemühte sich, auch noch das letzte Fitzelchen Sauerkraut auf ihre Gabel zu bekommen.
„Ach übrigens, was ich euch noch erzählen wollte, ich bin wieder schwanger.“
Pause - Schlucken – Schweigen.
Das war typisch meine Schwester, zwischen Sauerbraten und Knödel mal eben so fallen lassen, dass sie schwanger war. Und um dem Ganzen noch eins aufzusetzen, fügte sie locker hinzu: „Es werden Zwillinge.“
Ein Außenstehender hätte jetzt sicher seine helle Freude an uns gehabt, wie wir so dasaßen mit offenem Mund. Meine Mutter fasste sich als erste wieder.
„Zwillinge“, sagte sie, „bist du dir ganz sicher?“
„Ja, hundertprozentig“, antwortete meine Schwester fröhlich und schaufelte sich Quarkspeise in ihre Dessertschüssel.
„Ihr braucht mir ja nicht gleich vor Begeisterung um den Hals zu fallen, aber ein bisschen freuen könntet ihr euch ja schon.“
„Aber Biggi, natürlich freuen wir uns“, rief ich und stand auf, um sie zu umarmen. „Herzlichen Glückwunsch Süße. Da hat der Rolf ja einen Super-Treffer gelandet.“

Nachdem wir uns alle von dem ersten Schock erholt und meiner Schwester ausreichend gratuliert hatten, zeigte sie uns das Ultraschallfoto.
„Seht ihr, das sind die zwei Fruchtblasen“, erklärte sie uns. „Es werden zweieiige Zwillinge, und die zwei hellen kleinen Punkte, das sind die Babys.“
Also, ich muss ehrlich gestehen, dass mir bei solchen Fotografien die nötige Phantasie fehlte. Wenn mir Freundinnen oder auch meine Schwester bei ihren zwei anderen Kindern stolz die Ultraschallaufnahmen präsentiert hatten, so waren sie mir wie ein Buch mit sieben Siegeln vorgekommen oder besser gesagt, wie eine Kraterlandschaft auf dem Mond. Vielleicht entwickelte ich ja mal bei meinem eigenen Baby das erforderliche Maß an Phantasie.
„Ah“, schrieen Chris und Martin, als sie ins Esszimmer zurückkamen und das Foto auf dem Tisch liegen sahen. „Dürfen wir jetzt verraten, dass die Mama Zwingelinge kriegt?“
„Sag bloß, die haben das gewusst und es fertiggebracht, nichts auszuplaudern?@ Mein Vater blickte erstaunt zu meiner Schwester.
„Das hat mich auch einige Tüten Gummibärchen und Aufklebebilder gekostet, das kannst du mir glauben“, sagte sie und zog ihre Jungs liebevoll an den Ohren.

Dann war ich also bald vierfache Tante, wer hätte das gedacht? Ob Biggi sich wohl im Klaren darüber war, wie viel Arbeit da auf sie zukam?
Vor meinem inneren Auge spielte sich folgende Szene ab: Ich sah meine Schwester in Kittelschürze und Kopftuch am Herd stehen. Sie rührte mit einem Holzlöffel in einem riesigen Bottich und versuchte braune Stoffwindeln wieder in strahlend weisse zu verwandeln. Draußen im Garten hingen bereits hunderte der Dinger auf einer der-weiße-Riese-mäßigen Wäscheleine und flatterten im Wind. Überall in der Küche häuften sich Geschirrtürme und benutzte Babyflaschen. Meine zwei Neffen und mein Schwager hockten am Küchentisch, hämmerten mit Messern und Gabeln auf die Tischplatte und forderten lautstark ihr Essen und ihre Wurst ein. Neben dem Tisch, in einer selbstgezimmerten Holzwiege brüllten die Zwillinge, was das Zeug hielt. Aber nein, das war ja alles Quatsch. Im heutigen Zeitalter der Wegwerfwindeln und des Pizzabringdienstes würde meine Schwester bestimmt keine Probleme haben. Außerdem würden wir ihr ja auch alle helfend zur Seite stehen.

Zwei Monate später rief mich Biggi an und bat mich, sie zu ihrem Frauenarzt zu begleiten. Wie der Zufall es wollte, hatte ich gerade an diesem bestimmten Nachmittag frei. Ich holte sie um halb vier Uhr mit meinem Auto ab.
„Na Dicke, wie geht’s euch dreien?“, begrüßte ich sie. Sie hatte tatsächlich schon ein beachtliches Bäuchlein vorzuweisen und das, obwohl sie erst im vierten Monat war. Aber schließlich war es ja ihre dritte Schwangerschaft und noch dazu Zwillinge. Die Arztpraxis war in einem anderen Stadtteil und so brauchten wir fast zwanzig Minuten durch den dichten Verkehr. Als erstes gingen wir zum Empfang. Vor uns stand ein Mann, ungefähr Mitte dreißig. Eine Arzthelferin drückte ihm gerade ein Plastikgefäß in die Hand.
„So, da hinten, erste Tür links, bitte. Wenn Sie Animation benötigen, die entsprechenden Zeitschriften liegen in der zweiten Schublade.“ Der junge Mann bekam einen hochroten Kopf und ging in die ihm zugewiesene Richtung.
„Wenn Sie Erfolg hatten, geben Sie den Becher bitte direkt wieder hier bei mir ab. Das Ejakulat muss schnellstmöglich kaltgestellt werden“, rief sie ihm noch hinterher.
Der Arme, dachte ich nur, der muss jetzt in dieser sterilen Umgebung mutterseelenallein das Beste aus sich herausquetschen. Aber irgendwo musste es ja auch einmal so etwas wie ausgleichende Gerechtigkeit geben. Ansonsten hing ja immer alles an uns Frauen, die Verhütung, die Schwangerschaften, die Geburten.

Meine Schwester hatte inzwischen der Sprechstundenhilfe ihren Namen genannt und ihr mitgeteilt, bei welchem Arzt sie einen Termin hatte. Wir wurden zunächst einmal ins Wartezimmer geschickt und darauf hingewiesen, dass es heute etwas länger dauern würde, da ein Notfall dazwischen gekommen wäre. Wir ließen uns auf den letzten beiden freien Stühlen nieder. Neugierig blickte ich mich im Raum um. Uns gegenüber saß eine Hochschwangere, die so aussah, als ob sie jeden Moment vom Stuhl sacken, sich an den Bauch greifen und dann mit schmerzverzerrtem Gesicht rufen würde: „Oh Gott, das Kind kommt, ruft sofort den Arzt“, so wie das im Fernsehen immer der Fall war. Bei den Schwangeren im Fernsehen fingen die Wehen komischerweise nie sachte im Zwanzig-Minuten-Takt an, sondern waren von Anfang an so stark, dass sich die Frauen nicht mehr auf den Beinen halten konnten. Rechts von mir saß ein ängstlich blickendes Mädchen mit ihrer Mutter. Das war bestimmt ihr erster Besuch beim Frauenarzt. Neben meiner Schwester fächerte sich eine ältere Frau mit einer Zeitung Luft zu. Sie hatte einen hochroten Kopf und Schweißperlen auf der Stirn. Typisches Zeichen von Klimakterium. Auch hier haben wir Frauen gegenüber den Männern wieder eindeutig die schlechteren Karten. Da schluckt Frau schachtelweise Hormone, damit sie keine Kinder bekommt, und wenn sie dann biologisch gesehen keine mehr bekommen kann, schluckt sie weiter Hormone, um nicht als ewig schwitzendes, nervöses, schlafgestörtes Wrack durchs Leben zu laufen. Männer haben es da viel einfacher. Die kriegen vielleicht einmal eine kleine Midlifecrisis wenn sie vierzig werden, aber auszubaden haben das natürlich auch nur wieder die Frauen. Die müssen nämlich deren Launen ertragen und werden dann zum Dank dafür durch eine jüngere Ausgabe ersetzt. Und trotzdem, liebe Mädels, seien wir doch mal ehrlich, wir fluchen zwar oft über die werten Herren, aber ohne sie leben wollen wir auch nicht.

Meine Schwester blätterte derweil in einem Eltern-Magazin. Auf der einen Seite saßen und lagen Babys mit bunten Windeln und grinsten zahnlos in die Kamera. Unter dem Foto stand in großen Lettern: Babys würden Pampers kaufen. Auf der nächsten Seite gab der nette alte Herr Hipp von Hipp- Babynahrung Tipps, wie man sein Baby, bzw. Kleinkind biologisch wertvoll mit Milch von glücklichen Bio-Kühen oder mit Brei von hundertprozentig chemiefrei angepflanzten Bio-Möhrchen und Erbschen gesund ernähren konnte. Dafür stehe er mit seinem Namen, sagte er. Der erinnerte mich stark an Onkel Dittmeyer und Herrn Danone.
Ließ sich da etwa ein neuer Trend in der Werbung vermerken? Statt nackter Models, die sich in den Fa-frischen Ozean stürzten, oder sich mit Nivea unter der Dusche räkelten, musste der Verbraucher sich nun von ältlichen Herren die Vorzüge von Bio-Babynahrung, Orangensaft, der wie frisch gepresst schmeckte oder Joghurt mit extra großen Fruchtstücken erklären lassen. Oder man nehme die netten Omis, die dank Schluckident Haftcreme endlich wieder unbeschwert ins knackige Mohnbrötchen beissen konnten. Oder die allerliebste alte Hausmeisterfrau mit Kopftuch und Putzeimer, die sich mit Meiers Buttermilch ‚schee‘-trinken wollte. Tja, ich weiß auch nicht, wo das noch hinführen soll.

Nach sage und schreibe anderthalb Stunden wurde meine Schwester dann endlich ins Behandlungszimmer gerufen. Dort erwartete uns bereits eine Arzthelferin, um ihr den Blutdruck zu messen und Blut abzunehmen. Die Arzthelferin war mir absolut unsympathisch. Sie hatte strähnige, braune Haare, die ihr bis zum Kinn reichten und trug eine dieser halben Brillen, die ganz vorne auf der Nasenspitze saßen.
„Also Frau Fischer“, tat sie ganz entsetzt, als meine Schwester sich kurz darauf auf die Waage stellen musste, „was haben wir denn da fabriziert? Das sind ja schon vier Kilos mehr als beim letzten Mal. Sie müssen jetzt nicht für drei essen. Dr. Hansen hat ihnen doch extra beim letzten Mal unsere Broschüre mit den ausgewogenen Ernährungsvorschlägen für Schwangere mitgegeben. Haben Sie die nicht befolgt? Sie müssen sich schon an das halten, was Dr. Hansen ihnen verordnet.“ Bei solch einer Arroganz konnte ich natürlich meinen Mund nicht halten.
„Ich glaube, meine Schwester ist nach zwei erfolgreich verlaufenen Schwangerschaften ganz gut in der Lage, alleine zu entscheiden, welche Ernährungsweise für sie am besten ist“, wies ich die Strähnige zurecht. „Ihre anderen Kinder sind ihr auch ohne die wertvollen Ratschläge von Ihrem tollen Dr. Hansen gelungen“, fügte ich noch bissig hinzu. Doch die bebrillte Dame in Weiß ließ sich nicht von mir einschüchtern.
„Es steht Ihrer Schwester jederzeit frei, sich einen anderen Arzt zu suchen. Unsere Warteliste ist lang.“ Ich wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, als meine Schwester mir ins Wort fiel: „Lass gut sein Carina, ich will ja auch nicht als übergewichtige Tonne enden. Frau Dr. Hansen hat schon recht.“

Oh je, da hatte ich ja schön ins Fettnäpfchen getreten. Die Dame war des Doktors Angetraute. Aber deswegen wurde sie mir auch nicht sympathischer. Im Gegenteil, ich empfand Mitleid mit dem unbekannten Doktor. Der kam kurz darauf ins Zimmer gestürmt.
„Na, wen haben wir denn da?“ fragte er, während er sich die Hände wusch. „Ah, die Frau Fischer, unsere Zwillingsmutter. Da machen wir doch gleich einmal einen Ultraschall.“
Dazu musste sich Biggy auf eine Liege legen und die Arztgattin verteilte eine glibberige, durchsichtige Gelmasse auf ihrem Bauch. Ob sie sich die wohl morgens auch in die Haare schmierte, um diesen glänzenden, strähnigen Effekt zu erzielen?, überlegte ich. Dr. Hansen zauberte in wenigen Sekunden eine wunderschöne, lebendige Mondlandschaft auf den Ultraschallmonitor. Dabei fuhr er kreuz und quer über den Bauch meiner Schwester und markierte mit kleinen weißen Kreuzchen verschiedene schwarze Felder auf dem Monitor. Auf diese Weise könne er die Grösse der Embryos feststellen, erklärte er uns. Dann zeigte er uns noch, wo die zwei kleinen Herzen der Babys schlugen. Mit einem speziellen Gerät, das er Biggy an den Bauch hielt, konnten wir sogar die Herztöne hören. Es war, als ob Winnetou und Old Shatterhand gerade in vollem Galopp über die Prärie reiten würden. Toll, was die Technik von heute so alles zu bieten hatte. Meine Schwester lag da in ihrem Mutterglück und lächelte mich freudestrahlend an.
„Schade, dass der Rolf das jetzt nicht hören konnte“, sagte sie, während sie versuchte, ihren Bauch mit den Papiertüchern, die Frau Dr. Hansen ihr freundlicherweise überreicht hatte, wieder von dem Gel zu befreien. Das war gar nicht so einfach, da das klebrige Zeug lange Fäden zog. Nachdem alle Daten in Biggis Mutterpass eingetragen worden waren, und man sie nochmals auf die bereits schon erwähnte Ernährungsbroschüre hingewiesen hatte, konnten wir gehen. Vorher gab man ihr am Empfang noch einen Termin für die nächste Vorsorgeuntersuchung.

Biggi wurde von Monat zu Monat dicker und unbeweglicher.
“Also Frau Fischer, haben sie sich wieder nicht an die Ernährungsbroschüre von Herrn Dr. Hansen gehalten”, äffte ich die Arztgattin nach. “So geht das aber nicht.”
Wir sassen in Biggis Küche, nachdem wir zusammen gegessen hatten. Meine Schwester streckte mir die Zunge heraus und schmiss ein Geschirrhandtuch nach mir.
“Jetzt zieh mich auch noch auf,” jammerte sie. “Du weißt ja gar nicht, wie ich mich fühle.”
Sie war nun im neunten Monat und wusste wirklich nicht mehr wohin mit ihrem Bauch. Obwohl die Ärzte eigentlich mit einer Frühgeburt gerechnet hatten, da Zwillinge normalerweise immer vor dem errechneten Zeitpunkt das Licht der Welt erblickten, hielten es die Babys, laut Ultraschall zwei Mädchen, bis zum Schluss in ihrer warmen Behausung aus.
„Autsch, jetzt treten sie mich wieder“, seufzte sie und streichelte ihren riesigen Bauch. „Dass die überhaupt noch Platz da drinnen haben.“
„Habe ich dir schon erzählt, dass ich nächste Woche für sechs Tage nach Rom fliege?“, fragte ich und begann die Spülmaschine auszuräumen.
„Nein, hast du nicht, kriegst du denn schon wieder Urlaub?“
„Da brauche ich keinen Urlaub einzureichen“, klärte ich meine Schwester auf. „Das ist eine Expedientenreise von einem unserer Reiseveranstalter, an der nur Reisebüroangestellte teilnehmen dürfen. Wir müssen die Hotels testen und uns über die touristischen Sehenswürdigkeiten des Gebiets informieren.“
„Das, was du im letzten Jahr in Ägypten gemacht hast?“
„Genau“.
„Dann bist du vielleicht zur Geburt deiner Nichten gar nicht hier, das wäre aber scha...“ Meine Schwester veränderte plötzlich ihren Gesichtsausdruck.
„Ich glaube, jetzt ist gerade meine Fruchtblase geplatzt.“ Tatsächlich hatte sich zu ihren Füssen eine Wasserlache ausgebreitet.
„Oh Gott, oh Gott, was machen wir denn jetzt?“ Vor Aufregung ließ ich das Tuch fallen, mit dem ich gerade einen Topf abgetrocknet hatte.
„Soll ich heißes Wasser machen und Handtücher holen?“, fiel mir spontan ein. Schließlich war das auch immer das erste, was Doc Baker aus Walnutgrove und Dr. Quinn im Fernsehen einforderten. Dabei übersah ich allerdings die Tatsache, dass wir ungefähr zwei Jahrhunderte später lebten, das hieß im Zeitalter von Handys, Krankenwagen mit Blaulicht und bestens ausgestatteten Kreissälen in modernen Geburtskliniken.
„Nur nicht aufregen Carinchen, bleib ganz locker." Meine Schwester benutzte extra meinen Kosenamen aus Kindertagen, um mich zu beruhigen.
„Wenn das Fruchtwasser abgegangen ist, heißt das noch lange nicht, dass die Geburt sofort losgeht. Es bedeutet allerdings, dass die Babys jetzt nicht mehr vom Fruchtwasser geschützt sind und Bakterien und Keime in die Gebärmutter eindringen können. Also, ich gehe jetzt nach oben und ziehe mir trockene Sachen an, und dann fahren wir in aller Ruhe in die Klinik. Hol du doch bitte schon mal meine Tasche fürs Krankenhaus runter, sie steht im Kinderzimmer hinter der Tür.“
„Okay, soll ich Rolf anrufen, damit er auch in die Klinik kommt?“, fragte ich.
„Der ist auf einer Schulung, der kommt erst morgen zurück, und Mama und Papa sind....“
„Mama und Papa sind mit Chris und Martin übers Wochenende an die Mosel gefahren“, vollendete ich den Satz. „Na prima, das heißt dann wohl, dass ich ran muss.“ Ich sah mich im Kreissaal neben meiner Schwester sitzen, ihr den Schweiß von der Stirn tupfen und sie anfeuern: „ Und pressen, und pressen.“ Mir war auf einmal ziemlich mulmig zumute. Aber ich konnte sie ja schließlich jetzt nicht im Stich lassen. Ich ging nach oben ins Kinderzimmer, wo schon alles für die Ankunft der zwei neuen Familienmitglieder vorbereitet war, und schnappte mir besagte Reisetasche hinter der Tür.
„Bist du fertig?“, rief ich nach oben, während ich die Tasche im Kofferraum verstaute. Keine Reaktion! Als ich nach nochmaligem Rufen wieder keine Antwort von meiner Schwester erhielt, stürmte ich die Treppe hoch. „Biggi? Alles klar bei dir?“
„Hast du gerufen Carina?“ kam es vom Badezimmer her. „Ich dusche eben noch schnell“. Mir fiel ein Stein vom Herzen, Gott sei Dank, sie schien noch fit zu sein.

Kurz darauf fuhren wir los in Richtung Krankenhaus. Ein Blick auf meine Tankanzeige ließ mich mit Schrecken feststellen, dass ich vergessen hatte, Benzin aufzufüllen, und dass wir mit dem verbleibenden Rest das Krankenhaus mit Sicherheit nicht mehr erreichen würden.
„Wir müssen erst noch tanken“, sagte ich und bog links ab.
„Ich will dich ja nicht beunruhigen“, Biggi rutschte auf dem Beifahrersitz hin und her, „aber ich glaube, wir sollten wirklich so schnell wie möglich ins Krankenhaus fahren. Ich hab nämlich schon seit vorhin Wehen.“
„Was? Warum hast du nichts gesagt? In welchem Takt kommen sie denn?“ Mir brach der Schweiß aus.
„So alle sechs bis sieben Minuten.“
„Wir brauchen aber Benzin, ich fahre nämlich schon seit gestern auf Reserve.“ Ich steuerte die nächste Tankstelle an. Natürlich waren vor sämtlichen Zapfsäulen Warteschlangen. Ich sprang aus dem Auto und lief in den Shop.
„Entschuldigen Sie“, rief ich, ich brauche unbedingt eine freie Zapfsäule, meine Schwester kriegt sonst ihre Zwillinge in meinem Auto.“
Also ich muss schon sagen, diese Tankstelle verfügte wirklich über den im Fernsehen immer angepriesenen tollen Service. In Null Komma nichts hatte ein freundlicher Tankwart die vor der entsprechenden Zapfsäule wartenden Autos weggelotst und meinen Tank aufgefüllt. Als er einen Blick auf meine hechelnde Schwester warf, erkannte er sofort den Ernst der Lage und sagte, wir sollten losfahren, ich könne ja danach vorbeikommen und die Rechnung bezahlen.

Die Wehen kamen inzwischen im Fünfminutentakt. Biggi stützte sich dann mit den Händen am Handschuhfach ab und versuchte, den Schmerz wegzuatmen. Wir waren auf die Aachnerstraße eingebogen, und standen, wie konnte es auch anders sein, im Stau.
„Carina, ich weiß nicht, ob wir es noch rechtzeitig schaffen“, stöhnte meine Schwester. „Wenn es nicht mehr anders geht, musst du rechts ran fahren und mir helfen.“
„Biggy, mach kein Quatsch jetzt, soll ich einen Krankenwagen per Handy rufen?“ fiel mir ein.
„Bis der hier ist, au, ist es wahrscheinlich auch schon zu spät, aua. Jetzt kommt wieder eine.“
Plötzlich kam mir der rettende Gedanke. Etwas weiter vorne war eine Polizeikontrolle. Ich drückte wie wild auf die Hupe, um die Aufmerksamkeit der grün Uniformierten zu erregen. Und siehe da, ein Polizeibeamter kam zu unserem Auto. Ich drehte die Scheibe herunter, erklärte ihm, wie die Sachlage war und dass wir jetzt unbedingt ein Polizeiauto brauchten, das uns mit Blaulicht und Sirene den Weg zum Krankenhaus freihielt.
Gesagt – getan. Die Polizei, dein Freund und (Geburts) Helfer machte alles möglich und wir erreichten ungefähr zehn Minuten später die Klinik.
Dort war man bereits avisiert worden, denn als wir an der Notaufnahme ankamen, standen zwei Krankenpfleger mit einer Trage bereit, auf die meine Schwester gelegt wurde. Dann ging es sofort Richtung Kreissaal.
„Bitte geben Sie schon einmal am Empfang alle nötigen Daten an“, wurde ich angewiesen. Nachdem ich das im Schnelltempo erledigt hatte und dabei die ältliche Krankenschwester, die ständig neue Informationen haben wollte, mit den Worten: „Ich hab jetzt keine Zeit mehr, wir kriegen Zwillinge“, abgefertigt hatte, rannte ich zur Geburtsstation. Dort angekommen, schnappte ich mir die erst beste Dame in Weiß, die mir über den Weg lief und fragte sie nach meiner Schwester.
„Da hinten, zweite Türe rechts“, bekam ich zur Antwort, aber sie müssen zuerst diese Sachen hier überziehen.“ Sie überreichte mir einen grünen Kittel, Stoffüberzieher für die Schuhe und ein grünes Häubchen für die Haare. So maskiert sah ich wahrscheinlich nicht besser aus als Lieschen Müller, frisch aus dem Bett. Ich klopfte vorsichtig an die Zimmertür. In dem Moment, wo ich sie aufmachte, ließ meine Schwester einen markerschütternden Schrei los. Ich sah gerade noch, wie zwischen ihren gespreizten Beinen ein dunkler Fleck sichtbar wurde, in der nächsten Sekunde flutschte bereits das Baby heraus. Es war mit einer Schleimschicht überzogen, sah ziemlich verschrumpelt und alles andere als niedlich aus, wie es da so auf Biggis Bauch lag. Mich hatten sie mittlerweile auch entdeckt und winkten mich heran.
„Möchten Sie vielleicht die Nabelschnur durchschneiden?“ fragte der Arzt und hielt mir eine Schere hin.
„Äh, ich ... äh ich weiß nicht,“ stotterte ich noch ganz perplex von dem Naturereignis, das sich da gerade vor meinen Augen abgespielt hatte. „Was meinst du Biggi, soll ich?“
„Ja, mach doch“, sagte sie. „Aber beeilt euch, hier ist nämlich noch ein Kandidat, der vor dem Ausgang wartet.“
Ich nahm also die Schere und trennte meine kleine Nichte von ihrer neunmonatigen Nahrungsquelle. Die Schnittstelle, sprich Bauchnabel wurde sofort mit einer Klemme abgebunden, das Baby danach gebadet, gemessen, gewogen und gewickelt. Eine erste Vorsorgeuntersuchung erfolgte auch gleich an Ort und Stelle.

Derweil hatte meine Schwester mit erneuten Presswehen zu kämpfen. Der Schweiß stand ihr auf der Stirn, während sie den Kommandos von Arzt und Hebamme folgte, die dem zweiten Zwilling halfen, wohlbehalten das Licht der Welt zu erblicken. Was musste es doch für ein Schock sein, für so ein kleines Wesen, nach neun Monaten plötzlich sein kuscheliges, warmes, ruhiges Wasserbett verlassen zu müssen und von unbekannten Geräuschen und grellem Licht empfangen zu werden.

Biggi lag total erschöpft, aber glücklich lächelnd auf dem Bett und wartete darauf, die Zwillinge zum ersten Mal an die Brust zu legen. Ich setzte mich neben sie und streichelte ihr über den Kopf.
„Gut gemacht, Schwesterherz“, lobte ich sie, „ist ja alles dran an den beiden Süßen.“
„Du warst aber auch nicht schlecht“, gab sie das Kompliment zurück, „Rolf hätte das nicht besser machen können. Und deine Idee mit der Polizeieskorte zum Krankenhaus war wirklich spitze und Rettung in letzter Minute, sonst wären die Babys bestimmt doch noch in deinem Auto geboren worden.“
Das wollte ich mir jetzt lieber nicht vorstellen.

 

Hallo Blanca,

deine Geschichte aus dem Leben hat mir gefallen, war gut zu lesen und lehrreich für Männer :)

Frau "Warzenhuber" fand ich etwas zu klischeehaft, um ehrlich zu sein, aber sonst: Runde Sache :)

Gruß
Rainman

 

Hallo Blanca,
schön flüssig beschrieben. Hat mir gut gefallen.
Und hat mich auch ein bißchen an meine Schwangerschaft
vor 7 Monaten erinnert:)
Ein kleines bißchen zu lang, finde ich.
Mercedes

 

Hallo rainman und Mercedes,
danke fürs Lesen meiner (diesmal schon wieder so lang geratenen) Geschichte. Freut mich, dass sie euch gefallen hat.
@ rainman: Schön, dass sie lehrreich für dich war.:D
Mit dem Namen Warzenhuber wollte ich halt einen typisch bayrischen Namen benutzen. Wenn Dir was besseres einfällt, her damit.

@ Mercedes: Die Geschichte könnte schon etwas kürzer sein, aber ich will mich von keinem Teil trennen. Was würdest Du denn weglassen?

LG an euch beide
Blanca :)

 

Hallo Blanca,

bin selten im bayerischen Ausland :), daher kann ich dir auch keinen besseren Namen vorschlagen, aber "Warzenhuber" klingt für mich irgendwie nach Badesalz ("Der Piercing-Huber") :)

Gruß
Rainman

 

Hallo Rainman,
Hab zwar sogar hier in Spanien schon mal was von Badesalz gehört,aber den Piecing-Huber kenne ich nicht.:D
Nee, is ja auch egal, der Name sollte schon irgendwie ein bisschen verrückt und überzogen klingen. Vielleicht ändere ich ihn ja auch in Semmelmayer um, wer weiss.:D

LG
Blanca

 

Hallo Blanca!

Ich habe Deine atmosphärisch dichte und stilistisch einwandfreie Geschichte gerne gelesen. Besonders gut gefallen haben mir die Schilderungen der Alltags-Situationen, in die ich mich problemlos hineinversetzen konnte, auch die Charaktere hast Du sehr schön ausgeleuchtet und dem Leser näher gebracht.

Fazit: rundum gelungen! :thumbsup:

Mein Alternativ-Vorschlag zum klischeehaften Namen: Wie wäre es mit "Pirthauer"? Hört sich doch gut an, oder?


Lieben Gruß
Antonia

 

Hallo Antonia,

hehe, Pirthauer, hab ich zwar noch nie gehört, klingt aber nicht schlecht. (Heissen so Deine Verwandten?:D )
Schön, dass Dir die Geschichte gefallen hat.

LG
Blanca

 

Hallo Blanca!

Die Geschichte hast Du sehr amüsant, flott und realistisch erzählt, hab mich gut dabei unterhalten! :)

Nur bei der Einleitung finde ich, ist die Stelle ab »Hier war die Welt noch in Ordnung« bis »eher davon gewusst, als ich« ein bisschen zu viel des Guten, obwohl das mit dem Freund recht witzig ist. Aber im weiteren Verlauf bezieht sich eigentlich nichts mehr darauf, daß jeder über jeden alles wußte, es ist dann eigentlich nur mehr eine familiäre Angelegenheit. Vielleicht würde die Anekdote besser mal in eine andere Geschichte passen, weil schlecht ist sie ja nicht...;)

Die Charaktere hast Du sehr gut herausgearbeitet, es blieb eigentlich keiner der Mitspielenden am Schluß mit einem Fragezeichen übrig. Super gemacht.

Besonders gefallen hat mir u.a. die Sache mit den Überraschungseiern, die ist so richtig direkt aus dem Leben gegriffen:

war bereits damit beschäftigt, die klitzekleinen Lastwagen und Plastikfigürchen aus den Überraschungseiern zusammenzubauen. Das war gar nicht so einfach, da man die komplexen Anleitungen oft ohne Ingenieur-Studium gar nicht kapieren konnte. Chris und Martin standen rechts und links neben dem Sessel und gaben lautstark ihre Kommentare dazu ab. „Nee, so funktioniert das nicht, Opa.“
:lol: Als Mutter weiß ich: So ein Ei kann sich zum Horror des Tages entwickeln.
Ich hatte manchmal die meisten Probleme mit dem Öffnen des gelben Plastikei´s. Die sind oft so vollgestopft, daß sie kaum mehr aufgehen, weil man sie nirgends zusammendrücken kann. – Hab ich ein Glück, daß mein Sohn das jetzt schon alles selber kann…:)

Vom Titel her hätt ich mir noch irgendeine Überraschung am Schluß erwartet, etwa daß Carina dann auch schwanger ist und Zwillinge bekommt (da würde einem dann auch noch einmal einfallen, wie sie die Vision der windelwaschenden Schwester hatte, und dann geht es ihr selbst so…), oder daß die Schwester vielleicht gar Vierlinge (2 x 2) bekommt, oder so irgendwas.
Damit will ich aber keineswegs sagen, daß mir die Geschichte so nicht gefällt, es war eben nur der Titel, der mich irgendwie noch was erahnen ließ. Du kannst Dir ja überlegen, ob Du ihn eventuell ändern willst, oder auch warten, ob noch jemand was dazu sagt. ;)

Ein paar Kleinigkeiten hab ich noch – ohne die ß zu erwähnen, da Du ja eine spanische Tastatur hast… ;)

»dem Fünfhundert-Seelenkaff«
– entweder alles zusammen: Fünfhundertseelenkaff – oder alles auseinander: Fünfhundert-Seelen-Kaff

»in denen es vor Gartenzwergen nur so wimmelte«
– von

»Also, Pfirdi,“ sprach´s und verschwand in ihr Haus.«
pfirdi

»Was hatte es denn diese hintertupfige Dorfschnäpfe zu interessieren«
– Dorfschnepfe

»Mit einem Satz stürmte er auf die Drei zu«
drei

»„Hast du uns was mitgebracht“, fragte Chris«
– würde der Frage ein Fragezeichen schenken ;)

»Sie nahm meine Jacke und hing sie an der Gardarobe auf.«
– und hängte sie … auf

»war gerade dabei, dass Knödelwasser abzugiessen«
– das

»Und um dem ganzen noch eins aufzusetzen«
– dem Ganzen

»wie wir so da sassen mit offenem Mund«
– dasaßen (zusammen)

»dass die Mama Zwingellinge kriegt?“«
– ich bin mir fast sicher, daß der da kein doppeltes L spricht, schlage also vor: Zwingelinge

»Aufklebebilder gekostet, dass kannst du mir glauben«
– das

»Ob Biggi sich wohl im klaren darüber war«
– im Klaren

»Die Arztpraxis war in einem anderen Stadtteil und so brauchten wir fast zwanzig Minuten durch den dichten Stadtverkehr.«
– zweimal „Stadt“ – würde nur „Verkehr“ schreiben, dann ist eins weg

»So, dahinten, erste Tür links, bitte.«
– da hinten (auseinander)

»„ Oh Gott, das Kind kommt«
– manchmal hast Du Dich mit den Leertasten ein bisschen vertan

»im zwanzig Minuten Takt«
Zwanzig-Minuten-Takt

»blätterte derweil in einem Mutter-und -Kind Magazin.«
– Mutter-und-Kind-Magazin (würde eher Eltern-Magazin schreiben)

»dass ich nächste Woche für 6 Tage nach Rom fliege?«
– Zahlen bitte ausschreiben, solange es keine Buchstabenwurst ergibt: sechs Tage

»Hektik! Panik! Fusspilz!«
– das fand ich eher nicht so glücklich…


Ein bisschen optisch auflockern würde ich den Text auch noch, tw. sind es recht große Textblöcke. Wenn Du allerdings beherzigst, daß Du für jede direkte Rede eine neue Zeile beginnst, dann ergibt sich von selbst ein lockereres Bild.

Liebe Grüße,
Susi :)

PS - Mein Vorschlag für den Namen: Schneckenreither

 

Hallo Susi, vielen Dank für Deine wie immer sehr ausfühliche und hilfreiche Kritik.
*malschnellerleichtertaufatmeweilsiedirgefallenhat* :D

Nur bei der Einleitung finde ich, ist die Stelle ab »Hier war die Welt noch in Ordnung« bis »eher davon gewusst, als ich« ein bisschen zu viel des Guten, obwohl das mit dem Freund recht witzig ist. Aber im weiteren Verlauf bezieht sich eigentlich nichts mehr darauf, daß jeder über jeden alles wußte, es ist dann eigentlich nur mehr eine familiäre Angelegenheit.
Das soll im Grunde genommen auch nur ein bisschen das kleinkarierte Denken der Leute in dem kleinen Ort charakterisieren. (Ich hab übrigens früher in so einem Kaff gewohnt). Ich denk mal, ich lasse es so stehen.

Mit den Überraschungseiern ging es mir ähnlich wie Dir. Ich bin an den Dingern oftmals fast verzweifelt. Und dann hatte man das Zeug in mühevoller Kleinarbeit zusammengebaut und dann ist das Ding irgendwo in der Ecke rumgeflogen.:D

Zum Titel: Ja ich weiss auch nicht, in letzter Zeit tue ich mich echt schwer mit den Titeln. Wenn mir nicht auf Anhieb schon bevor ich anfange zu schreibe, irgendetwas Gutes einfällt, dann ist es immer ein Krampf.
Mit diesem Titel meinte ich, dass ein Zwilling eben nicht alleine kommt, es sind ja immer zwei. So wie Du es meinst, dass dann Carina am Schluss auch noch mit Zwillingen schwanger ist oder so, hätte es wohl eher heissen müssen: "Zwillinge kommen selten allein".
Vielleicht hab ich ja noch mal irgendwann einen Geistesblitz.:idee:
Die Fehler werde ich gleich ausbessern. Also da hab ich das Ding so oft durchgelesen, und doch noch so viele Fehler, grrrrrr :mad: .

Ich werd auch mal sehen, ob ich noch ein paar Absätze einfügen kann, oder zumindest bei jeder wörtlichen Rede einen neuen Satz anfange. Ich wollte den Text halt nicht noch länger machen, aber ist ja im Grunde genommen Quatsch, weil er sich ja dann besser liest. :)

Dein Namensvorschlag ist auch nicht schlecht.
*maldrübernachdenk*

So, bis dann mal, muss jetzt mal alle Fenster zumachen gehen, weil bei uns heute Unwetter gemeldet ist (200 Liter pro qm) und es sieht so aus, als ob es gleich losginge.

LG
Blanca

 

Also, ich hab jetzt mal den Namen Warzenhuber in Mooshammer umgeändert.

 

Hi Blanca!

Vom Namen mal abgesehen ( ;) ) hat mir Deine Geschichte sehr gut gefallen. Dein Erzählton macht die genazen Situationen für mcih sehr lebendig, an einigen Stellen musste ich ganz schön schmunzeln, als ich mir das vorgestellt habe...

liebe Grüße
Anne

 

Hi Anne,
freut mich, dass ich Dich zum Schmunzeln gebracht habe.
Du müsstest Dich doch eigentlich auch mit bayrischen Namen auskennen.:D So richtig zufrieden bin ich nämlich mit Mooshammer auch noch nicht. Hast Du noch einen Vorschlag?

LG
Blanca

 

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