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Ein Zirkus

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26.06.2009
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Ein Zirkus

Wirkliche Lust hatte er keine. Wirklich aufmerksam war er auch nicht. Und während er darüber nachdachte, wo in dieser Stadt er nun garantiert viel mehr Spaß haben würde als hier und warum er doch noch gleich ausgerechnet hierher gekommen war, begann er, sich nicht etwa mit dem sehr ansprechenden Spektakel unten, sondern mit dem restlichen Publikum auf den Tribünen zu beschäftigen. Der Zirkus war etwa zur Hälfte leer. Sofort zog er den Schluss, dass der Zirkus wohl nicht sehr gut sei – dabei hatte die Vorstellung noch nicht einmal richtig angefangen – und sofort war er sich sicher, dass er nun wirklich überall auf der Welt besser unterhalten und vor allem abgelenkt werden würde als hier. Die Frau, die ihm am nächsten war, hatte sich etwas entfernt zwischen ihn und ein noch weiter entferntes Pärchen gesetzt, sie war die einzige Zuschauerin, die nach ihm angekommen war; genau in dem Moment, indem sie sich setzte, hatte die Blaskapelle angefangen zu spielen, was er in diesem Moment als äußerst beleidigend empfunden hatte, da Blaskapellen auf ihn wohl noch nie gewartet hätten. Innerhalb eines Sekundenbruchteils war das Bild dieser Frau für ihn komplettiert: Sie musste wohl sehr unentschlossen sein, und wenn nicht, sehr unpünktlich. Da sie sich ein Stückchen näher zu dem Pärchen gesetzt hatte, musste sie wohl eine tiefgründige Abneigung ihm gegenüber verspüren. Da! Jetzt hatte sie ihn angeguckt! Fast schon eine Frechheit dieser Frau, so fand er, ihre Abneigung gegen ihn so drastisch auszudrücken, ihn mit verabscheuenden Blicken zu quälen, anstatt einfach dem Geschehen in der Manege zu folgen. Über die Möglichkeit, dass ihr Blick auf ihn vielleicht dadurch ausgelöst worden war, dass er sie seit etwa einer halben Minute in ebendiese Gedanken versunken anstarrte, dachte er erst gar nicht nach, wollte er nicht nachdenken. Für ihn war klar, er musste hier weg, es war langweilig-unerträglich, die Leute in seinem Umfeld hassten ihn, auf das Geschehen in der Mange konnte er sowieso nicht achten, und überall müsste es ihm generell besser gehen als hier. Er packte seinen Hut, stürmte aus dem Zirkuszelt, hinterließ eine etwas verwirrte Platznachbarin und war für einen Moment lang glücklich – bis er eine kleine Menge Menschen vor dem Zelt sah, da!, der eine hatte ihn angesehen! Arschloch!

 

Hallo Temil!

Also diese leichte Paranoia deines Protagonisten gefällt mir, aber das hier ist nur eine sehr kurze Szene, und so kann ich kaum was zu ihm sagen. Ist er vielleicht doch gestörter, als in dieser Szene zum Vorschein kommen kann? Ich würde gerne mehr über ihn erfahren, aber du gibst dem Leser ja nicht mehr.
Außerdem: Mit wem ist er denn da, und wieso hält dieser jenige ihn nicht vom Gehen ab?
Sachen wie die mit der Frau, und das (fehl)interpretieren ihres Verhaltens sind echt gut, aber solange das nicht in eine richtige Geschichte eingebettet ist, ist das Lesen unbefriedigend.
Also, für einen Start ist das gut, aber da muss mehr kommen.

Viel Spaß: Timo

 

hallo Temil,

wie Timo schon sagte, sehr kurz und für mich nicht ausreichend. Man erfährt einfach zu wenig von dem Typ. Aber das lässt sich ja leicht weiter aufbauen. Den Anfang hast du ja bereits.

Weiteres: Ich persönlich bin kein Freund von diesen ellenlangen Sätzen. Sie irritieren mich, machen das Lesen schwer.

Und während er darüber nachdachte, wo in dieser Stadt er nun garantiert viel mehr Spaß haben würde als hier und warum er doch noch gleich ausgerechnet hierher gekommen war, begann er, sich nicht etwa mit dem sehr ansprechenden Spektakel unten, sondern mit dem restlichen Publikum auf den Tribünen zu beschäftigen.

Er dachte darüber nach, warum er ausgerechnet hier her gekommen war. Es gab in der Stadt bestimmt genug andere Alternativen, wo man seinen Spaß haben könnte. Er begann....

Auch wenn der Text sehr kurz ist, ein paar Absätze wären trotzdem schön. Macht das Lesen ebenfalls angenehmer.

lg Engelchen

 

TimoKatze schrieb:
Viel Spaß: Timo
:), danke, auch für die Kommentare.

Engelchen211 schrieb:
Man erfährt einfach zu wenig von dem Typ.

Von Typen, die einem im Alltag begegnen, erfährt man generell zu wenig. Egal, ob es dein Sitznachbar in der Straßenbahn oder der Herr/die Dame neben dir am Waschbecken in der öffentlichen Toilette ist, jeder Fremde wird von dir trotz des offensichtlichen Informationsmangels zumindest flüchtig "analysiert" und deiner persönlichen Meinungsbildung unterzogen. Weniger selbstbewusste Personen kann das schnell verrückt machen.
Der "Typ" in der Geschichte ist nicht wirklich paranoid, so eine Persönlichkeit begegnet dir möglicherweise täglich in Form von verschiedenen Personen, wie zum Beispiel als Sitznachbar in der Straßenbahn. Vielleicht wirst auch du selbst von anderen als solch eine Persönlichkeit angesehen...
Die absichtlich kurze Geschichte, so kurz wie ein Moment des Alltags, soll nun den Gedankengang darstellen.
Wirkt jetzt fast wie eine Interpretation des eigenen, anscheinend
Engelchen211 schrieb:
nicht ausreichend
en Werks, und die Aufgabe des Autors ist es ja, den Leser zu seiner Interpretation anzuregen. ;)
Engelchen211 schrieb:
Ich persönlich bin kein Freund von diesen ellenlangen Sätzen. Sie irritieren mich, machen das Lesen schwer.
Der Gedankengang selbst ist ja auch irritierend. ;) Ich will nicht sagen, dass ihr das nicht richtig verstanden habt; dass meine Intention verlorengegangen ist, zeigt ja, dass mir die Geschichte nicht gelungen ist.

Aber, noch etwas:
Der Text ist zu einer Unterrichtseinheit zum Thema Erzählhaltung entstanden, und hat meinen Lehrer, wenn man das so sagen darf, euphorisiert. Wir haben nicht nur einen Typ, der andere Typen analysiert, wie haben auch einen Erzähler, der das mit dem Typ selbst tut. Die Erzählhaltung scheint zuerst auktorial zu sein, bis... autsch, ich bilde mir wohl selbst zu viel auf 25 Zeilen ein. Ein Versuch, geeignet für den Unterricht, aber - in dieser Form - wohl noch nicht für kg.de. Verzeihung. Abscheuliche Rechtfertigung. ;)

 

Hey Temil,

und auch von mir: Willkommen :).

Die absichtlich kurze Geschichte, so kurz wie ein Moment des Alltags, soll nun den Gedankengang darstellen ... Der Text ist zu einer Unterrichtseinheit zum Thema Erzählhaltung entstanden, und hat meinen Lehrer, wenn man das so sagen darf, euphorisiert ... Ein Versuch, geeignet für den Unterricht, aber - in dieser Form - wohl noch nicht für kg.de. Verzeihung.

Entschuldigung angenommen ;). Du hast Recht. Deinen Lehrer hat es gefreut und hier enttäuscht es die Leser. Weil, im Unterricht scheinst Du die Aufgabenstellung erfüllt zu haben, hier leider nicht. Das Ding ist, wie Du selbst sagst, eine Momentaufnahme. Und dies ist noch lange keine Kurzgeschichte. Hier fehlt Konflikt, hier fehlt Spannung, hier fehlt es einfach an Text :).

Also auch mich hat das Stück nicht überzeugt. Ich lese so Gedanken, die sich selbst erheben, indem man sie zu Türmen aufschachtelt. Drei, vier Gedanken (angenehm schräg, immerhin) und dann ist schon wieder vorbei. Und das ist eben enttäuschend. Das ist wie ein Kaugummi, wenn man Hunger hat.

Hab Spaß hier, so verkehrt ist es nicht. Nur heißt das Forum eben nicht Momente.de. Aber Lust auf mehr, macht der Text keine Frage.

Beste Grüße Fliege

 
Zuletzt bearbeitet:

Fliege schrieb:
Das ist wie ein Kaugummi

Kaugummis mag auch ich nicht, auch nicht im Mund. Vielleicht gibt es irgendwo eine Seite, auf die diese "Momentaufnahme" besser hinpasst. Eventuell in den Posteingang meines Deutschlehrers, ist schon etwas länger her, dass ich das geschrieben hab, wird er sich bestimmt drüber freuen. ;)

 

Hallo Temil,

jetzt mal nicht direkt voll gefrustet sein :) Du musst nichts löschen. Lies dir mal die anderen KGs durch und die Kommentare. Hier wird diskutiert, verbessert, Senf dazugegeben. Man will ja besser werden. Deswegen sind wir (fast alle) hier. Das ist kein Forum in dem man seine perfekte Geschichte einstellt und alle rufen nur bravo und das wars.

lg Engelchen

 

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