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Ein wundervoller Akt

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27.06.2001
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Ein wundervoller Akt

"Die Betitelung Sex ist doch eine Beleidigung für den Akt der Schöpfung eines Wesen Gottes!" Das war ja klar, so eine gestelzte Bemerkung kann nur aus einem Mund kommen, dessen Besitzer gedanklich und geistig sämtliche irdischen Atmosphären verlassen hat. Und das muss ich mir an einem Samstag morgen zu Gemüte führen lassen. Gähnend und mich zwischen den Beinen kratzend lehne ich am Rahmen meiner Wohnungstür und überlege, wie ich mich, dem bieder geschniegelten Typen, dessen spärliches Haupthaar über die Glatze gekämmt war, entledige, ohne ihm den sauber gebügelten Nadelstreifenanzug, unter dem er natürlich einen Rollkragenpulli trägt, zu zerknittern.
"Gott hat uns zum bestaussehendsten, intelligentesten und saubersten Geschöpf seines wunderbaren Werkes gemacht. Da wäre es doch ein Frevel, die herausragende Mechanik unserer Fortpflanzung zu unserem Vergnügen zu betreiben. Und wie ein Schlag in das Gesicht des Allmächtigen muss es doch sein, wenn man eine Vermehrung absichtlich verhindert!"
Mist! Jetzt fällt mir ein, das vorgestern die Kondome ausgegangen sind. Und das natürlich vor einem Wochenende, an dem meine Frau und ich endlich mal beschäftigungslos wären.
"Und was soll ich ihrer Meinung nach tun, wenn mich der Hafer sticht?" ich hatte Glück, das ich die Frage noch verständlich artikulieren konnte, denn ein weiteres, leider nicht messbares Gähnen, lies meine Gesichtsmuskeln zu einer Fratze mutieren.
"Eigentlich verbietet der Glaube solche Formulierungen zu äußern, aber da sie bei mir nicht den Eindruck erwecken, einer Verbreitung der Ansichten Gottes im Wege zu stehen, werde ich ihnen diesen Ausdruck verzeihen."
Eine ziemlich übertriebene Verbeugung, die eigentlich das Gegenteil bewirken sollte, lies das Gesicht des von irgendeiner Sekte geblendeten Mannes erstrahlen. Meine Gehirnwindungen rotierten wie verrückt und versuchten angestrengt einen Ausweg aus dieser nervenbetäubenden Situation zu finden. Doch kaum hatte mein Gegenüber wieder den Mund geöffnet wusste ich das ein höfliches Hinauskomplimentieren kaum noch möglich war.
"Also wissen sie Herr ...." er warf einen kurzen Blick auf das Namensschild, also sein logisches Denkvermögen war noch nicht geblendet. "......Mayer. Gott hat uns in seiner so großzügigen Güte auch die Tugend der Entbehrung mit in den Schoss gelegt. Und dort sollte sie auch verharren, bis sich zwei Menschen gefunden haben, um einen weiteren Diener des Herren zu zeugen."
"Ach, und was ist mit ihnen?" ich dachte, das ich mit dieser Frage endlich einen Weg gefunden habe um so schnell wie möglich in die weichen und zärtlichen Arme meiner Frau zu gelangen.
"Der Herr hat mich in seiner allmächtigen Weisheit dazu berufen, die Ungläubigen auf den rechten Pfad zu führen und dazu bedarf es meiner ganzen Kraft. Mich dann noch um eine Familie zu kümmern, übersteigt bestimmt meine Fähigkeiten!"
Ich kann gar nicht sagen, wie ich froh bin, das zu hören. Denn wenn ich mir vorstelle, das sich dieser Typ mit dem geschwollenen Wortschatz auch noch vermehren würde, könnte das halbverdaute Abendessen vom Vortag den oralen Ausweg benutzen. Doch langsam aber sicher wird es Zeit, diesen Quälgeist los zu werden. Also, auf geht’s zur Offensive.
"Wenn sie sich so sicher sind, das Gott den Beischlaf erschaffen hat, nur um den Menschen vermehren zu lassen, warum hat er uns dann den Orgasmus geschenkt?" so, der erste Hieb hat gesessen. Aber bevor er sich wieder herausreden kann mache ich gleich weiter." Und wenn ihre Behauptung wirklich stimmen sollte, warum haben die Frauen einen G-Punkt und warum reagiert der Körper auf Onanie?"
Mit Genugtuung bemerke ich, das das milchige Gesicht meines Gegenüber, plötzlich den Farbton eines Pavian hinters annimmt und wie ein dicker Klos sich dranmachte seinen Hals zu verschnüren.
"Aber das sind doch alles Werke des Teufels!" stammelte er und machte gar nicht mehr so den überzeugten Eindruck, wie noch vor ein paar Minuten.
"Und was war denn mit der Affäre zwischen Jesus, der ja bekannter weise ja Gottes Sohn war und Maria Magdalena? Haben die nur Halma oder Mensch ärger dich nicht gespielt? Und sogar in der Bibel steht, das Jesus vierzig Tage lang allein mit einer großen Schlanken unterwegs war. Oder wollen sie leugnen, das da steht: Jesus ging für Vierzig Tage in die Wüste und ihm folgte eine Lange Dürre?"
Dieser uralte Witz brachte ihn nun endgültig aus der Fassung. Sein Gesicht wird roter, als die holländischen Genforscher je eine ihrer Tomaten bringen würde und er schnappte nach Luft, als würde er einen an Land liegenden Karpfen imitieren. Jetzt bin ich am Drücker.
"Was ist denn nun mit ihren Argumenten? Gehen sie zur Neige? Oder ihnen die Luft aus? Ich würde sagen, sie lesen noch mal die Bibel, oder wie das Buch heißt, das sie so schlau gemacht hat und beehren mich nie mehr wieder!"
Ich schlage die Tür zu und atme erleichtert auf. Das wäre geschafft! Aber jetzt nichts wie ins Schlafzimmer!
Während dem Gespräch hat sich eine Menge Druck angesammelt. Der muss jetzt raus. Meine Frau kann sich schon mal auf was gefasst machen.

Zwei Stunden später liege ich neben meiner Frau und könnte heulen. Sie hat damit leider schon angefangen.
"Ich dachte du wolltest aufpassen!" schreit sie mich unter Tränen an. "darunter versteh ich aber etwas anderes, PAPA!"

[ 25.04.2002, 13:38: Beitrag editiert von: Hennaboindl ]

 

N'Abend!

Hab die Geschichte erst gerade gelesen, muss aber sofort meinen Senf dazugeben:

Zwiegespräch mit einem Priester über Sex; welch köstliches Thema!! Ein Gespräch, bei dem ich sicherlich Freude gehabt hätte. Wirklich amüsant umgesetzt (leider zu kurz ;)), konnte mir das Schmunzeln nicht verkneifen.
Ja, ja, der Klerus und seine Doppelmoral.
Mit der Kirche habe ich auch so meine Problemchen.
Bei einer Sache bin ich mir nicht ganz sicher... In der GeschichteEs kommt der Hinweis auf eine Kindstaufe , aber bei der Pointe(sofern ich sie richtig verstanden habe) ist der Gegenstand doch eine überraschende Papa-Erfahrung. Habe die Geschichte zwei mal gelesen und finde das etwas missverständlich (oder ich hab's einfach falsch verstanden). Aber ansonsten: Klasse!

väterlichen Gruß

 

Oha!
An diese Geschichte habe ich gar nicht mehr gedacht und auch noch nicht gesehen, dass es dazu eine Kritik gibt.
Ich glaube zwar nicht dass dieser Odress noch hier ist, aber bedanken will ich mich auf diesen Weg trotzdem.
Also mercy und lass mal wieder was von dir lesen!

 

Hi Henna!

Deine Geschichte liest sich äußerst amüsant! (Ob sie nicht in Humor besser aufgehoben wäre?)

Am Inhalt will ich gar nichts kritisieren, Du zeigst hier, daß Du schreiben kannst - mach es ruhig öfter!

Falls Du eine Korrektur der Rechtschreibfehler möchtest, bin ich gern bereit dazu.

Liebe Grüße
Susi

 

Danke Susi.
Nett das du die uralte Geschichte von mir noch mal gelesen hast.
Ich selbst habe sie schon fast vergessen, aber der Geschichtenbutton hat mich wieder darauf gebracht.
Nett dass du mich lobst.
Und das Angebot wegen der Korrektur nehme ich natürlich gerne an.

 

Hallo Henna!

Die Korrektur ist unterwegs! (Als Mail, weil man es da bunt machen kann.)

Was eventuelle Zeitfehler angeht (einen hab ich glaub ich gesehen), bin ich leider nicht kompetent genug, die auszubessern - diese Fehler mach ich selbst.... ;)

Liebe Grüße
Susi

 

Hi Henna,

tolle Geschichte, echt! Ich hab auch schmunzeln müssen... ;)
Aber den Schluß hab ich jetzt echt nicht kapiert. Papa??? :confused: Klär' mich doch bitte auf, was das bedeutet! :)

Griasle,
stephy

 

Ja, also mit dem Papa am Schluss bin ich auch nicht klar gekommen. Die Dame wird doch drei Worte zuvor ausdrücklich mit "meine Frau" beschrieben. Sollte dieses perverse Schwein tatsächlich...? Oder gehören die nur zu den steinalten Ehepaaren, die sich bisweilen mit "Mutti" und "Vati" anreden, wie selber schon gehört?

Der Dialog zwischen dem Protagonisten und dem Zeugen Jehovas (ein normaler Prieser im 21. Jahrhundert würde mit SICHERHEIT nicht so einen Schwachsinn verzapfen) ist ganz interessant, aber für meinen Begriff zu kurz. SOOO schnell lassen sich die das Ruder nicht aus der Hand winden - da kann ich aus eigener Erfahrung reden. Auf die Frage, warum der Mensch einen Orgasmus hat, wäre bei einem echten Jehovianer aus Fleisch und Blut die Argumentation gekommen: Weil der Mensch als einziges Lebewesen ein Bewusstsein hat. Er folgt keinem Brunftzyklus, sondern kann die Geburtsschmerzen, die mit Verzicht verbundenen Folgen der Kinderaufzucht und den zu erwartenden Ärger bedenken. Wenn der Mensch nicht wenigstens den Orgasmus als Anreiz hätte - würde er sich gar nicht vermehren.

Hat mir gefallen, hätte aber noch ein bisschen länger sein können.

[ 26.04.2002, 07:54: Beitrag editiert von: Pipilasovskaya ]

 

Danke euch zwei für eure Kritken.
Eigentlich hätte ich nicht gedacht, dass der Schluss schlecht zu verstehen sei.
Ich zitiere mal aus der Geschichte, vieleicht wird es dann verständlicher was ich aussagen wollte.

Mist! Jetzt fällt mir ein, das vorgestern die Kondome ausgegangen sind. Und das natürlich vor einem Wochenende, an dem meine Frau und ich endlich mal beschäftigungslos wären.
Hier war der erste Hinweis. Es waren keine Kondome mehr im Haus, Sex war aber wichtig für ihn.

Zwei Stunden später liege ich neben meiner Frau und könnte heulen. Sie hat damit leider schon angefangen.
Hier sollte eigentlich schon alles klar sein.
Ehemann und Frau liegen im Bett, Kondome keine im Haus, er ist völlig verdattert und sie weint.

"Ich dachte du wolltest aufpassen!"
Da keine Verhütungsmittel da waren ist wohl die einzige Möglichkeit Sex zu haben ohne sich fortzupflanzen, dass der Mann "aufpasst".

"darunter versteh ich aber etwas anderes, PAPA!"
Diese Papa ist eigentlich der Hinweis darauf, wie er in neun Monaten genannt werden kann.
Also wollte ich eine Geschichte über Sex schreiben, in der ein "Gläubiger" den anderen dazu bringen will, Sex nur zur Zeugung eines Kindes zu praktizieren. Der Gegenüber will sich nicht darauf einlassen und komplimentiert ihn hinaus.
Kurze Zeit später hat er aber das Praktiziert, was der "Gläubige" wollte.

Ich hoffe es war jetzt verständlicher.

[ 26.04.2002, 08:45: Beitrag editiert von: Hennaboindl ]

 

@ Hennaboinl:
Fand Deine geschichte wirklich witzig und gut zu lesen - und denke, dass die Aussage (und auch die Pointe) sehr gut rüberkommt auch ohne weitere Erklärungen ... Bloß nix ändern!!

Gruß
Kay

 

Hi Henna!

und denke, dass die Aussage (und auch die Pointe) sehr gut rüberkommt auch ohne weitere Erklärungen ... Bloß nix ändern!!
- Dem schließe ich mich zu 100 % an!

Alles liebe
Susi
PS.: Hast Du mein Mail bekommen?

 

Hi Henna!

Da ich gerade meine Mail-Box aufräume und annehme, Du hast mein Mail aus irgendeinem Grund nicht bekommen, (stimmt Deine Adresse im Profil noch?), hier nochmals die gefundenen Fehler:

"überlege, wie ich mich dem bieder geschniegelten Typen," (da war ein Beistrich zu viel)
"Jetzt fällt mir ein, dass vorgestern die Kondome ausgegangen sind."
"ich hatte Glück, dass ich die Frage noch"
"ein weiteres, leider nicht messbares Gähnen, ließ meine Gesichtsmuskeln"
"verbietet der Glaube, solche Formulierungen"
"Gegenteil bewirken sollte, ließ das Gesicht des"
"wieder den Mund geöffnet, wusste ich, dass ein höfliches Hinauskomplimentieren"
""Also wissen sie Herr ....", er warf einen kurzen Blick"
""Ach, und was ist mit ihnen?", ich dachte, dass ich mit dieser Frage endlich einen Weg gefunden habe, um so"
"wenn ich mir vorstelle, dass sich"
""Wenn sie sich so sicher sind, dass Gott den"
"den Orgasmus geschenkt?" So, der erste"
"herausreden kann, mache ich gleich weiter. "Und wenn"
"bemerke ich, dass das milchige Gesicht"
"Farbton eines Pavianhinterns annimmt und wie ein dicker Kloß sich dranmachte, seinen"
"zwischen Jesus, der ja bekannterweise ja Gottes Sohn war, und Maria" (Ja/Wortwiederholung)
"oder Mensch-ärger-dich-nicht gespielt"
"in der Bibel steht, dass Jesus vierzig"
"wollen sie leugnen, dass da"
"ihm folgte eine lange Dürre?""
"als die holländischen Genforscher je eine ihrer Tomaten bringen würden und"

Liebe Grüße
Susi:)

[ 06.05.2002, 15:01: Beitrag editiert von: Häferl ]

 

Hallo Häferl,
Ich habe deine Mail bekommen und auch darauf geantwortet.
Anscheinend hast du meine Mail nicht gekriegt. Kann vorkommen.
Ich bin dir sehr dankbar, dass du mir beim Korrigieren hilfst, nur leider bin ich noch nicht dazu gekommen deine Hilfe anzunehmen.
Neue Geschichte fertig gestellt. Haus und Gartenarbeit, dann noch einen Test geschrieben und so weiter. Natürlich darf ich meine Frau und meinen Sohn nicht vergessen.
Ich werde die Geschichte natürlich korrigieren, doch erstmal brauche ich Zeit und vor allem Muse dazu.
Nochmals Danke und ich hoffe ich kann auf deine Hilfe noch öfter zählen!
Gruss
Henna

 

Hallo Henna!

Zitat: "Anscheinend hast du meine Mail nicht gekriegt."

- Scheint so... Ich hab tatsächlich kein Mail bekommen. Wollte Dich natürlich mit meinem Posting nicht hetzen, sondern nur das Korrektur-Mail löschen und vermeiden, daß Du dann übermorgen sagst, Du hast es nicht bekommen und ich soll es nocheinmal schicken.... ;)
(Wie das ja oft so ist: Kaum hat man etwas weggeschmissen, braucht man es wieder...)

Natürlich kannst Du auch weiterhin auf meine Hilfe zählen. :)

Liebe Grüße
Susi

 

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