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Ein Wort

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03.08.2002
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Ein Wort

Ein Wort!

Ein Wort!

Ich sitze an meinen Schreibtisch und versuche die richtigen Worte zu finden, die das beschreiben können, was ich fühle. Es fällt mir schwer. Kein Wort scheint in der Lage auszudrücken, was mir auf dem Herzen liegt. Immer wieder setze ich den Bleistift auf das Papier und ziehe einzelne, verschnörkelte Linien. Aber es sind keine Worte. Es sieht aus wie ein Strudel, der mich versucht, in sich hinein zu ziehen. Ich wehre mich dagegen. Unmöglich ist es für mich den Bleistift vom Papier zu heben. Ich ziehe weiter Linien. Der Strudel wird immer größer und größer. Bedrohlicher und bedrohlicher. Wenn ich nicht sofort aufhöre, kann ich bald nicht mehr gegen ihn ankämpfen. Immer noch vergrößert sich der Strudel, der für mich schon längst ein Monster ist, das nach mir trachtet. Ein Monster, das mich haben will, mich aussaugen will, bis ich keinen klaren Gedanken mehr fassen kann. Warum nehme ich die Hand nicht einfach vom Bleistift? Warum kann ich mich dem Strudel nicht entziehen? Es geht nicht mehr. Meine Kraft lässt nach und ich werde in den Strudel gezogen. Meine Gedanken drehen sich, mein Körper nicht. Ich kann nichts sehen. Ich spüre, wie sich eine unangenehme Wärme in meinem Bauch ausbreitet. Mir wird schlecht. „ Lass es doch aufhören“, denke ich. Allmählich erkenne ich Umrisse und das Gefühl im Magen flaut ab. Meine Gedanken ordnen sich langsam wieder. Der Strudel ist verschwunden. Ich befinde mich auf einer Straße, deren Straßenrand mit Bäumen gesäumt ist. In weiter Ferne sieht man ein Gebirge, ein schwarzes Gebirge. Bedrohlich schaut es auf alles herab, was sich um mich herum befindet. Auch auf mich. Auf der Straße gehen und stehen Menschen. Viele Menschen, die sich allesamt angeragt unterhalten. Jedoch nicht mit mir. Sie nehmen keine Notiz von mir. Wo bin ich hier gelandet? Ich stelle mich den Menschen in den Weg und versuche sie anzusprechen. Doch sobald sie mich eigentlich sehen und hören müssten , schließen sie Augen und Mund und halten sich mit ihren Händen die Ohren zu. Immer wieder versuche ich zu einer der Personen Kontakt aufzunehmen. Vergebens. Warum werde ich nicht beachtet? Ein kalter Schmerz breitet sich in meinem Herzen aus. Mir reicht es ich will beachtet werden. Ich gehe auf einen großen Mann mit Knollennase zu und hebe meine Hand, um sie auf seine Schulter zu legen. Doch mein Arm reicht nicht bis zu seiner Schulter. Er entfernt sich langsam von mir. Ich beschleunige meinen Schritt. Er ist nur noch weiter entfernt, obwohl er gar nicht seine Beine bewegt und immer noch unglaublich interessiert einer Frau mit unglaublich braunen, fast schwarzen Augen zuhört. Ich beginne zu rennen. Die Entfernung zwischen mir und dem Mann wird größer. Bald kann ich ihn und auch die übrigen Personen nicht mehr erkennen. Ich bin verzweifelt. Was ist hier nur los? Ich möchte nach Hause. Wie gerne würde ich in meinem Bett liegen und von dieser ganzen Sache keine Ahnung haben. Ich höre ein Geräusch direkt hinter mir und drehe mich um. Jemand, der nur mit schwarz gekleidet ist, kommt auf mich zu. Seine Haare sind ebenfalls schwarz. Sie erinnern mich an das schwarze Gebirge, das bedrohlich über die ganze Landschaft ragt, von der ich nur diese schreckliche Straße kenne. Ich kann nicht erkennen, ob dieser jemand eine Frau oder ein Mann ist. Fast in Zeitlupe hebt die Person die Hand. Ihr Gesicht ist ausdruckslos. Als mich ihre Finger berühren, werde ich von diesen umgestoßen. Ich falle, ich schreie, ich wache auf. Schweiß steht mir auf der Stirn. Ich kann nur noch an ein Wort denken. An ein Wort, an das ich schon die ganze Zeit gedacht habe , ohne zu wissen, wie das Wort heißt. Ich nehme einen Stift und schreibe auf ein Blatt Papier in großen Buchstaben dieses Wort: „ Einsamkeit!“

 

Hallo MrLeznew und willkommen bei kg.de!

Eine interessante Weise, um dieses eine Wort zu beschreiben.
Ich fand zuerst etwas seltsam, dass niemand den Protagonisten beachtet, aber am Ende klärt sich dann ja alles auf.
Jedenfalls eine nette kleine Geschichte.

Viele Grüße, Michael :)

 

Hallo MrLeznew,

eine gut zu lesende Geschichte, der eine nette Idee zugrundeliegt. Einige Szenen könnten an Tiefe gewinnen, indem du sie mehr ausbautest. Ich meine z.B., wenn aus den Bleistiftstrichen ein Strudel wird. Das geht alles ein bisschen schnell.

Ich wehre mich dagegen
Wie macht dein Protagonist das? Stemmt er sich gegen den Schreibtisch? Denkt er sofort an einen Strudel, der ihn in die Tiefe ziehen will? Wundert er sich nicht zunächst über den merkwürdigen Sog?

Alles Fragen, deren Klärung deine Geschichte noch verbessern könnte... :)

Viele Grüße
Cat

 

danke für eure netten Ratschläge. Ich werde versuchen,nächstes Mal drauf zu achten. Bin ja nochn blutiger anfänger;)

 

Blutiger Anfänger an Blutiger Anfänger!

Nette Geschichte, hat mir wirklich sehr gefallen. Habe mich selbst auch schon eingehend mit dem Wort Einsamkeit beschäftigt und diesem mürbe machenden Gefühl eine Geschichte gewidmet. War erstaunt wie sehr sich unser Verständnis und Interpretation dieser Gemütslage ähneln. Hätte geglaubt, Einsamkeit hätte tausende von Gesichtern, die sich durch die Millionen von Augenpaaren immer anders zu erkennen geben...

 

wie es aussieht,fühlt sich Einsamkeit zwar nicht gleich,aber ähnlich an. Zum Glück fühle ich mich nur sehr selten so. Danke für deine nette Kritik.

 

Hey,

du kannst gut mit Sprache umgehen, das ist ein Fazit, das ich ziehe, nachdem ich die Geschichte gelesen habe.

Das Problem dieser Geschichte ist, dass die einen nicht zwingend an sich bindet, einen zwingt weiterzulesen. Du benutzt gut gelungenen Bilder, doch scheinen sie irgendwie nich zugehörig.

Ist das deine Beschreibung von Einsamkeit? Ich kann mir die Situation gut als einen schlechten Traum vorstellen, aber in eine KG wirkt es anstrengend. Allein aus der Situation vor den Bergen, mit dem alten Mann usw. würde sich ohne Zweifel eine gute Geschichte bastel lassen.

Ein weiteres Problem, an dem du etwas tun solltest ist, dass du dich von Zeit zu Zeit in Worthülsen schwelgst, ein Hang, den ich auch nur allzu oft an den Tag lege ;)! Manches Mal verlierst du dich in Beschreibungen.

Hoffe das hat ich irgendwie weitergebracht. Potential ist auf jeden Fall da.

Gruß Roman

 

Übrigens würde ich den Titel nich komplett klein schreiben, das wirkt störend. Außerdem reicht es den Titel einmal einzugeben ;)! Nochmal Gruß
Roman

 

danke, werde versuchen,nächstes mal drauf zu achten...werde mir die tipps zu herzen nehmen

 

Servus MrLeznew!

Ich fand die Aufarbeitung dieses Traumes sehr interessant. Die Bedrohung, das Beengtsein, das aus der Situation heraus wollen ist sehr gut angekommen bei mir als Leserin.
Dazu die Sogwirkung am Anfang, das fast surrealistisch anmutende Spiel mit Linien und Schatten hat mir wirklich gut gefallen.
Als Tupfen auf dem "i" das gesuchte Wort welches endlich auf das Blatt gleitet - mir gefiel es sehr wie du das alles umgesetzt hast.

Lieben Gruß an dich - schnee.eule

 

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