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Ein Wolf im Wolfspelz

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23.08.2013
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Ein Wolf im Wolfspelz

Jetzt ist der Moment, in dem sich vieles entscheiden könnte. Wobei das so eigentlich nicht stimmt. Für dich könnte sich vieles entscheiden, Mädchen, bei mir sieht das anders aus.
Da sitzt du in deinem roten Strickjäckchen, hast die Augen an die Bücher geheftet, und spielst mit deinen schwarzen Haaren. Wie Rotkäppchen siehst du aus, wie ein glühendes Rotkäppchen, das man aus dem Wald vertrieben, und in eine Bibliothek gehetzt hat.
Was machst du hier, Mädchen, dieser Staub ist nichts für dich. Du willst keine Juristin werden, vertrau mir, das willst du nicht. Du hast keine Lust auf Vierzehn-Stunden-Tage, keine Lust auf Networking, keine Lust nächtelang Akten zu wälzen, und mit Leib und Seele der Sozietät gehören. Ja, sie werden dir das beste Essen kommen lassen, ja, sie werden dein Taxi bezahlen, wenn es dich ganz hart trifft, dann haben sie sogar ein eigenes Fitnessstudio.
Mach das nicht Mädchen. Komm mit mir. Was ich dir alles bieten kann, fragst du dich, und schaust mich verstohlen an. Finde es heraus.
Klar habe ich dein Lächeln gesehen. Es funkelt, das ist mir aufgefallen. Ja, streich bitte noch einmal über deine Haare, spitz deine Lippen, runzel die Stirn über diesen Satz, den du schon zehn Mal gelesen hast, und der noch genauso wenig Poesie hat wie zuvor.
Poesie suchst du in diesen Räumen vergeblich Mädchen – hier leben harte Fakten. Abenteurer bleiben draußen, wie hast du dich hier bloß hineingeschlichen? Aber du hast es. Du bist hier, und dich treibt tatsächlich die Frage, wie man Willenserklärungen auslegt. Das ist doch traurig Mädchen. Ich leide mit dir, wirklich.
Wie alt bist du, Mädchen? Nicht älter als neunzehn, nicht wahr? Ach, jetzt wirst du rot wie dein Jäckchen. Weil ich dich so anschaue? Na klar, das ist verständlich. Ein älteres Semester, und dann dieser unverschämte Blick, der dir sagt, Mädchen, du gefällst mir. Du bist frisch, du bist prall, du machst noch Hihi.
Soll ich mich zu dir rübersetzen? Was meinst du? Soll ich mich über den Tisch beugen, und ein kleines Hallo flüstern? Soll ich? Ich könnte dich fragen, ob du mit mir einen Kaffee trinken möchtest. Das kommt immer gut, das ist unverfänglich. Ein kleiner Kaffee aus der Cafete, mit mir, da hättest du doch nichts gegen. Du musst auch gar nicht viel sprechen, wenn du dich nicht traust. Lass das mal meine Sache sein. Ich verspreche dir, mich für dich zu interessieren, das glaubst du mir, oder? Du kannst mir erzählen, wo Rotkäppchen früher gelebt hat, wie ihr die große Stadt gefällt, wie gut ihr die neue WG taugt.
Nein, wir werden nicht über Willenserklärungen sprechen, Mädchen, nicht über die Stellvertretung, nicht über Professoren. Das brauchen wir zwei nicht zu tun.
Du bist so schön Mädchen, das wirst du in meinen Augen sehen, das verspreche ich dir. Ich werde ein paar Witzchen machen, dich auf den Arm nehmen, und dabei leicht deinen Arm berühren. Es wird in dir drin etwas zucken, das kennst du bestimmt schon, und dann wird es warm, und du wirst ein wenig schweigen wollen.
Wir werden raus gehen, uns auf die Wiese setzen, jetzt ist doch gerade auch Frühling, besser kann es doch gar nicht werden. Du wirst mir schräg gegenüber sitzen, die Beine im Schneidersitz, und wohin mit den Händen? Die hältst du unter der Brust verschränkt. Eine schöne Brust hast du, Mädchen, ich sehe, wie sanft sie sich auf und ab bewegt.
Du wirst mich verstohlen anschauen, ist dieser Typ das aufregende Abenteuer? Oder mehr? Hihi. Wer weiß es schon so genau in dieser großen Stadt. Es kann alles sein Mädchen. Ich glaube das auch – jedes Mal.
Du bist der Frühling, du bist die Zukunft, da kann der Staub der Bücher nichts gegen machen. Noch nicht. Aber wer will denn an später denken, Mädchen. An ein bisschen später schon, an heute Abend zum Beispiel, aber wirklich an später? Nein Rotkäppchen, durch den Wald wirst du alleine laufen müssen, ich bin hier bloß der freundliche Wolf.
Gehst du mit mir aus, schönes Mädchen, würde ich dich fragen, wenn der Kaffee leer ist. Heute Nacht könnte man in den Stadtgarten gehen, oder an den Rhein. Wir wollen das nicht so genau planen, Mädchen. Du ziehst einfach ein luftiges Kleidchen an, schwingst dich auf dein altes Fahrrad, und vergisst nicht zu strahlen. Aber das muss man dir gar nicht sagen, oder? Du strahlst auch so schon, wenn du aufstehst, und deinen Rock zurecht streichst. Du hast nicht erwartet, dass dieser Tag in der Bibliothek so eine Wendung nehmen wird. Das ist doch romantisch, nicht wahr? Ich habe es auch nicht erwartet, aber ich habe es gehofft. Sowas passiert schon mal. Man muss nur ein bisschen freundlich schauen.
Ja, nein, vielleicht – ich ziehe dich zu mir, gebe dir einen Kuss auf die Wange, atme dich ein – wie wunderbar du bloß riechst, Mädchen. Bleib neben mir stehen, für einen Moment nur länger als die Verabschiedung es braucht. Ja, deine Nummer brauche ich noch, natürlich, die werde ich mir sogar merken. Aufschreiben kann jeder, Mädchen. Doch doch, ich werde sie nicht vergessen, deine Augen brauchen sich nicht zu sorgen, ich habe das schon tausendmal gemacht.
Und jetzt geh zurück zu deinen Bergen aus Büchern, zu deinen Sätzen ohne Poesie, zu der Zukunft, die nicht gut für dich ist. Nein Rotkäppchen, ich bleibe noch ein wenig hier in der Sonne, hat ja alles noch Zeit, und wer will denn den Zauber zerstören.
Abends werden wir uns zur Begrüßung umarmen. Ein bisschen länger als eine Begrüßung es braucht. Wir werden spazieren gehen unter den duftenden Linden, die untergehende Sonne wird dein Gesicht streicheln, wenn sie hinter dem Horizont verschwindet, werden meine Finger das übernehmen. Leicht zuerst, ganz leicht – wenn du dich an dem großen Bananenweizen verschluckst, und so lange und so zärtlich hustest, bis aus deinen Augen Tränen sprießen. Ich werde sie wegwischen Mädchen, mit dem Fingerrücken werde ich das tun. Ich werde es wegwischen, und dabei spüren, wie prall und warm deine Wange ist.
Ich werde die Sommersprossen auf deiner Nase zählen. Doch, die sehen ganz wunderbar aus, Mädchen, mach dir keine Sorgen. Ich kann sie gar nicht zählen, ich kann Telefonnummern merken, das schon, aber deine Sommersprossen zählen, das wird mir nicht gelingen. So viele hast du davon. Aber das macht nichts, Mädchen, jede einzelne von ihnen ist wunderbar. Ich werde es dir natürlich so nicht sagen, wer will denn hier kitschig sein, ich werde dich nur so anschauen, dass du es wissen wirst.
Ich werde dich küssen Mädchen, heute Abend werde ich dich küssen, verlass dich drauf. Ich werde dein Gesicht in die Hände nehmen, dich an einen Baum drücken, oder an eine Mauer, irgendwas zum Gegendrücken müssen wir unbedingt finden, und dann werde ich dich küssen. Du wirst es mögen Mädchen, vertrau mir. Es wird schmecken wie Abenteuer.
Wie schnell es danach gehen wird? Nun, Mädchen, das liegt in deiner Hand. Du hast die Freiheit, du hast die Wahl, du bist das bezaubernde Rotkäppchen mit den wunderbaren Sommersprossen.
Ich bin gerne dein Wolf, Mädchen, ich bin ein Wolf im Wolfspelz, das solltest du wissen. Ich bin für Offenheit, Mädchen, ich bin gegen Versprechungen. Ich bin einer, der sagt, lass einfach schauen, wie sich das entwickelt, vor uns liegt doch das ganze Leben. Lass doch wenigstens unsere Sätze Poesie haben, und keine harten Fakten schaffen.
Du sagst Hihi, du strahlst, dein Kleidchen ist luftig wie der Frühling, und ich schiebe es vorsichtig hoch.
Was danach kommt, Mädchen?
Es tut mir leid, ich konnte es doch auch nicht wissen, bitte, du brauchst nicht weinen. Es ist schade, ich finde es auch. Das war eine tolle Zeit, Mädchen, nicht bloß ein blödes Abenteuer. Sag bitte sowas nicht, das ist nicht fair, ich schulde dir gar nichts. Mir wäre es auch lieber, wenn das geklappt hätte, aber wir befinden uns nun mal in verschiedenen Phasen, das ist so schwierig. Ich wünsche dir nur das Beste, das Allerbeste, ehrlich. Sag sowas nicht, das sind keine leeren Worte, es war besonders.
Ja, hübsches Mädchen mit dem roten Strickjäckchen, sieh lieber nicht hoch von den Büchern. Das ist der Moment, in dem sich vieles entscheiden könnte. Wobei das so eigentlich nicht stimmt. Für dich könnte sich vieles entscheiden, Mädchen, bei mir sieht das anders aus.

 

Hallo, randundband!

Dein Erzähler hat ja viel Selbstvertrauen, oder traut er sich doch nicht ein Mädchen anzusprechen und fantasiert gerne, oder ist er schon zu alt für jünge Mädchen für ein, wie du sagst im Text, Abenteuer und lebt seine vergangenen rastlose Tage voller Hoffung und Träume in seinen Gedanken nach ...

Ja, der Text hat mir eigentlich gut gefallen, sind zwar keine Dialoge drin, würden vielleicht aber auch nicht dazu passen.

Viel mehr kann ich dazu auch nicht schreiben, außer: Die Geschichte besitzt so eine Art Melancholie, erinnert mich wirklich an einen Frühling, an diese besondere Luft, die man manchmal genießt, die einen fröhlich stimmt und viel Gutes verspricht, einen zu Taten antreibt ... Am Ende bleibt aber halt so eine Art Traurigkeit, vielleicht weil man nicht getan hat oder zu wenig, auf jeden Fall ist der Moment Vergangenheit.
Naja ...

mfg
Geert

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey randundband,

von mir erstmal nur eine unangemessen kurze Rückmeldung ohne Detailgefuddel, weil das Wetter natürlich viel zu schön ist, um drinnen zu hocken.
Der Text ist schon effektvoll geschrieben und ich würd's auch als Geschichte durchgehen lassen, auch wenn die Haupthandlung hypothetisch ist. Und man kann sich am Ende natürlich auch fragen, wer hier eigentlich das arme Schwein ist, das (theoretisch) verführte und verlassene Mädchen, oder der Wolf, der nicht lieben kann. Aber insgesamt ist mir das zu linear. Der Erzähler wird in seiner Selbstherrlichkeit ja nie wirklich in Frage gestellt. Ich mein, wenn er am Ende das Mädchen ansprechen würde und sie würde seiner Siegesgewissheit ein uninteressiertes "Kaffee, och nö" entgegenstellen, wär das sicherlich eine plumpe Pointe. Aber so wie es im Moment ist, ist es mir halt auch irgendwie zu wenig und dann wirkt so eine ungewöhnliche Form schnell ein bisschen leer.
Man erfährt auch echt wenig darüber, was den Wolf so unwiderstehlich macht. Deshalb kommt er auch ziemlich aufschneiderisch daher, weil er das alles erstmal nur behauptet, ohne dass ich es nachvollziehen kann. Inwiefern ist er denn auch Wolf im Wolfspelz? Woran erkennt auch der flüchtige Betrachter, dass das hier ein bad boy ist? Ich denk mir mal, Du wolltest den Text da relativ unbelastet von Fakten lassen, damit diese besondere Form mehr wirken kann, aber damit geht halt schon auch was verloren. Wenn der Wolf zum Beispiel ein Professor wäre, der sich da unter den Erstis seine Lämmchen aussucht und seine Unwiderstehlichkeit aus seinem Status gewinnt, wär er ja direkt viel kontroverser und wolfiger. Also das ist jetzt auch nur so ne Idee für mehr Hintergrund, die natürlich auch Klischee ist. Aber im Moment ist mir der Casanova zu blass und so weiß ich nicht, ob er wirklich so sexy ist wie er behauptet, oder eher so ein Möchtegern-Casanova und Maulheld. Zumal sich seine Eroberung ja nur in seinem Kopf abspielt.

Schönen Tag noch,
fiz

PS:

Klar habe ich dein Lächeln gesehen. Es funkelt, das ist mir aufgefallen. Ja, streich bitte noch einmal über deine Haare, spitz deine Lippen, runzel die Stirn über diesen Satz, den du schon zehn Mal gelesen hast, und der noch genauso wenig Poesie hat wie zuvor.
Wegen der direkten Ansprache, hab ich das erstmal auf den vorangehgenden Satz des Wolfs bezogen und dachte, whoa, jetzt wirds aber wild meta. ;)

 

Hallo randundband,

der Titel war geeignet, mich neugierig zu machen. Am Ende bin ich mir nicht so sicher, wie ich deine Geschichte einsortieren soll.
Zunächst ist es mal keine Geschichte im klassischen Sinne mit fortschreitender Handlung und Spannungsbogen und aktiven Personen, sondern alles spielt sich in den lüsternen Gedanken dieses Menschen ab.
Trotzdem hat diese Gedankenorgie was.

Auch wenn ich im Grunde nichts über den Denkenden erfahre, ist in meinem Film ein sich selbst überschätzender Macho am Werk. Aber sicher ist das nicht, das ist nur meine Phantasie. Was, wenn du dir eine Lesbe gedacht hast als Begehrende? Der Text würde auch mit ihr funktionieren. Und es wäre übrigens ein ziemlich überraschender Schluss, nicht wahr?

Mein Problem ist, dass ich am Ende der Geschichte, etwas unspektakulär abgespeist werde. Wenn er nicht gestorben ist, dann sabbert er noch heute. So komm ich mir vor und dabei habe ich während des Lesens immer mehr erwartet. Für mich lief dein Text auf eine Pointe heraus. Genau deswegen habe ich ihn wirklich gern gelesen.

Am Ende bringst du noch eine Wendung in die Sache, die mir überhaupt nicht gefallen hat.

Dieser Absatz gehört nicht zur Geschichte. Er ist für mich ein Fremdkörper.

Es tut mir leid, ich konnte es doch auch nicht wissen, bitte, du brauchst nicht weinen. Es ist schade, ich finde es auch. Das war eine tolle Zeit, Mädchen, nicht bloß ein blödes Abenteuer. Sag bitte sowas nicht, das ist nicht fair, ich schulde dir gar nichts. Mir wäre es auch lieber, wenn das geklappt hätte, aber wir befinden uns nun mal in verschiedenen Phasen, das ist so schwierig. Ich wünsche dir nur das Beste, das Allerbeste, ehrlich. Sag sowas nicht, das sind keine leeren Worte, es war besonders.

Der Leser weiß doch bis dahin längst, dass hier nicht die Sehnsucht nach einer festen Beziehung steht, sondern das da jemand den Thrill, Kick, die Bestätigung sucht, schön verpackt in Form von Frischfleisch.

Fazit: Die Idee ist gar nicht mal schlecht, aber noch nicht ganz ausgereift. Trotzdem hab ichs gern gelesen.

Lieben Gruß

lakita

 

Hallo Geert,
schön, dass du was mit der Geschichte anfangen konntest.

Dein Erzähler hat ja viel Selbstvertrauen, oder traut er sich doch nicht ein Mädchen anzusprechen und fantasiert gerne, oder ist er schon zu alt für jünge Mädchen für ein, wie du sagst im Text, Abenteuer und lebt seine vergangenen rastlose Tage voller Hoffung und Träume in seinen Gedanken nach
Doch, ich denke, das ist schon Selbstvertrauen, also so war das jedenfalls gemeint. Er kennt diese Situation einfach schon gut, und spielt sie in seinem Kopf durch, während er sich fragt, ob er dieses Mädchen auch ansprechen sollte, obwohl er weiß, wie das enden wird.
Und dass sich am Ende für dich ein Gefühl von Traurigkeit einstellt, das ist toll. So sollte es sein. Das ist hier halt nicht, weil man etwas nicht getan hat, oder zu wenig, sondern weil man etwas tun will, was sich in dem Moment wunderschön anfühlt, aber von vornherein schon weiß, wie es endet. Aus diesem Gefühl sollte sich die Geschichte speisen.
Danke sehr für deinen Kommentar.

Hallo fiz,

von mir erstmal nur eine unangemessen kurze Rückmeldung ohne Detailgefuddel, weil das Wetter natürlich viel zu schön ist, um drinnen zu hocken.
Ach Quatsch, fiz, du bist doch auch aus NRW, so toll wie das gestern hier war, kann ich dich wunderbar verstehen. Und ich habe mich eh einfach gefreut, einen Komm von dir zu lesen, da kann es ruhig auch ein kurzer sein.
Ich verstehe auch vollkommen, dass dir die Geschichte zu wenig gibt, das ist auch gar kein elaboriertes Ding, es war mir schon klar, dass ich damit keinen Blumentopf gewinne. Das war eher ein Text aus einer Laune heraus, wo ich diese Stimme auf einmal hatte, und den Aufbau so klar vor Augen, das habe ich einfach runtergeschrieben in einem Rutsch, und mir hat es schon so gefallen, dass ich dachte, hey, das kann man schon reinstellen. Ich habe auch das Gefühl, bei diesem Experiment was gelernt zu haben, das fand ich gut, ich werds auf jeden Fall ausbauen. Außerdem wenn du sagst:
Der Text ist schon effektvoll geschrieben und ich würd's auch als Geschichte durchgehen lassen, auch wenn die Haupthandlung hypothetisch ist. Und man kann sich am Ende natürlich auch fragen, wer hier eigentlich das arme Schwein ist, das (theoretisch) verführte und verlassene Mädchen, oder der Wolf, der nicht lieben kann.
dann ist es für mich schon eine Menge. Der Gedanke, dass der Typ dieses Mädchen sieht, und sie toll findet, voll von ihr eingenommen ist, gleichzeitig aber weiß, das wird eh nichts, schon tausendmal gesehen, das ist ein Strohfeuer, also ich find das schon auch tragisch irgendwie. Da wollte ich auf der einen Seite diese Sehnsucht gegenüberstellen, dieses Brennen, das Herzklopfen, auf der anderen Seite aber die Gewissheit, dass es alles für den Arsch ist, dass er eh weiß, wie das endet, und gleichzeitig auch irgendwo das Schuldgefühl, dem Mädchen gegenüber, weil sie da völlig unvoreingenommen reingeht.
Ja, vllt ist es auch einfach ein Text, der im Kopf des Autors besser funktioniert, als für den Leser, oder vllt ist er einfach nicht gut gemacht, und ich hätte ihn nicht sofort nach dem runterschreiben reinstellen sollen, sondern mit mehr Gedanken darüber machen. Weiß nicht. Mir war hier die Form auch einfach wichtig, Mensch, jetzt rechtfertige ich mich schon.
Man erfährt auch echt wenig darüber, was den Wolf so unwiderstehlich macht. Deshalb kommt er auch ziemlich aufschneiderisch daher, weil er das alles erstmal nur behauptet, ohne dass ich es nachvollziehen kann. Inwiefern ist er denn auch Wolf im Wolfspelz? Woran erkennt auch der flüchtige Betrachter, dass das hier ein bad boy ist? Ich denk mir mal, Du wolltest den Text da relativ unbelastet von Fakten lassen, damit diese besondere Form mehr wirken kann
Hmm... Also, ich denke, man muss doch gar nicht so unwiderstehlich sein, um Erfolg bei Frauen zu haben. Ich hätte jetzt vllt schreiben können, dass er gut aussieht oder so, aber ich fands eigentlich bescheuert, ihm dann noch irgendwie schwarze Locken zu verpassen, oder was weiß ich was. Ich meine, dass es meistens schon sehr viel damit getan ist, wenn man einfach macht. Die Frau anzusprechen, die einem gefällt, und dabei überzeugt auftreten, nicht verkrampfen, und dann auch keinen Scheiß reden, also das ist doch schon eine Menge. Da muss man gar kein Professor sein oder so. Da sind ja echt Schulen, die sich mit diesem Zeugs beschäftigen, weiß nicht, vllt hast du schon mal was von den Pick-Up-Artists gehört, da bringen die den Typen bei, wie man bei Frauen landet, und da sagen die halt - Hauptsache du trittst selbstbewusst auf. Also ja, ich dachte, das muss man gar nicht so sehr erklären, das ist jetzt vllt nicht sympathisch, aber ich habe gehofft, wegen der Überzeugung des Erzählers braucht man keine besonderen Hintergründe. Und klar, bei der Form wären die auch nicht gegangen.
wär er ja direkt viel kontroverser und wolfiger. Also das ist jetzt auch nur so ne Idee für mehr Hintergrund, die natürlich auch Klischee ist. Aber im Moment ist mir der Casanova zu blass und so weiß ich nicht, ob er wirklich so sexy ist wie er behauptet, oder eher so ein Möchtegern-Casanova und Maulheld. Zumal sich seine Eroberung ja nur in seinem Kopf abspielt.
wolfiger, hehe. Ja, dazu habe ich halt schon was gesagt, aber das Kontroverse speist sich für mich eben aus diesem Umstand, dass der Typ da etwas Schönes vor sich sieht, und, da er das schon tausendmal gemacht hat, weiß, dass es sehr bald kaputt geht.
Warum er ein Wolf im Wolfspelz ist? Na ja, er jagt ja das Mädchen, insofern finde ich den Vergleich nicht zu weit hergeholt, andererseits offenbart er ihr auch, dass er Offenheit will, dass er keine Versprechungen machen will, dass es alles erstmal einen Anstrich von einem Abenteuer hat, und man "keine harten Fakten schaffen" wolle. Insofern sagt er ihr ja eigentlich ganz klar, was Sache ist, er versteckt seine Absichten gar nicht, er sagt "mal schauen", und er will ja auch eigentlich "mal schauen", er findet ja das Mädchen toll, bloß hat er halt die Erfahrung und das überlegene Wissen. Gut, aber wenn man den Text offenbar so erklären muss, dann funktioniert er alleine wohl nicht so ganz.
Ja, nicht so schlimm. ich habe mich trotzdem sehr über deinen Komm gefreut, auch wenn dir die Geschichte nicht so zugesagt hat.

Hallo lakita,
ach, Meister und Margarita liest du, das ist auf jeden Fall ein ganz ganz tolles Buch. Das ist schön, daran erinnert zu werden.

Zunächst ist es mal keine Geschichte im klassischen Sinne mit fortschreitender Handlung und Spannungsbogen und aktiven Personen, sondern alles spielt sich in den lüsternen Gedanken dieses Menschen ab.
Na muss doch nicht immer eine klassische Geschichte sein, oder? Und dann dieses "lüstern", das finde ich jetzt arg wertend, auch dieses
dann sabbert er noch heute
und ich finde, es wird dem Prot auch nicht gerecht. Ich persönlich sehe da nichts verkehrtes daran, ein junges, hübsches Mädchen anziehend zu finden. Und der Erzähler ist doch jetzt auch kein Greis. Es wird ja aus dem Text heraus klar, dass er da selbst in der Bibliothek sitzt, also wird er höchstens zehn Jahre älter sein, oder so, und wenn das Mädchen ihn "verstohlen anschaut", dann gefällt er ihr doch irgendwie auch. Also ich sehe in dieser grundsätzlichen Begierde erstmal nichts Verwerfliches. Problematisch, und das ist ja für mich der Kern der Geschichte, wenn ich sie jetzt trotzdem mal so nenne, ist der Umstand, dass er weiß, dass er dem Mädchen weh tun wird. Er hat es schon häufig gemacht, du kannst ihn jetzt einen Macho nennen, wobei ich diesen Begriff auch anders besetze (er äußert ja nichts frauenverachtendes oder so. Und nein, er ist keine Lesbe, wobei das wirklich mal überraschend wäre. Da muss dir wohl auch noch dieser Ophelia-Text im Kopf gewesen sein), jedenfalls, hat er es häufig gemacht, und weiß halt wie das endet. Er sehnt sich ja aufrichtig nach diesem Mädchen, er begehrt sie, aber er weiß auch, dass das nicht lange hält. Und jetzt sitzt er da, und fragt sich quasi, soll ich es nochmal machen? Soll ich es soweit gehen lassen, dass es dem Mädchen weh tut. Ist das eine hinreichende Rechtfertigung, wenn er sagt: hey, ich suche nichts Verbindliches. Hat er eine Verantwortung dem Mädchen gegenüber? Also das waren für mich die Fragen, die ich mir bei dem Schreiben des Textes gestellt habe. Deswegen finde ich auch diesen Absatz, den du als Fremdkörper betrachtest, für den Text wichtig. Er markiert halt das Ende von diesem Zyklus, in den der Prot immer wieder eintritt. Ihm gefällt das Mädchen halt, Frischfleisch hin oder her, sie bezaubert ihn. Und dass er sich vor ihr mit Argumenten rechtfertigt, dass er es doch auch nicht hätte wissen können, na ja, das ist doch irgendwie klassisch, oder? Wer sagt denn in so einer Situation, hey, ich wollte dich bloß ficken. Wollte er doch vor allem gar nicht. Er ist doch auch zärtlich zu ihr, er findet sie schön, sie gibt ihm ein gutes Gefühl. Ich will das jetzt alles gar nicht werten, aber in meinem Kopf habe ich ein komplexeres Bild von der Situation. Aber ja, wie schon geschrieben, vllt ist der Text einfach nicht so gut gemacht, dass es für den Leser so funktioniert.
Na ja, ich finds natürlich trotzdem toll, dass du mit der Geschichte ein bisschen was anfangen konntest, dass du sie jedenfalls gerne gelesen hast. Vllt fällt mir was dazu ein. Ich bin nur halt nicht so krass darauf aus, Geschichten mit Pointen zu erzählen. Wenn mir eine einfällt, jo, mache ich gerne, aber hier ging es mir um den Grundkonflikt, wie ich ihn oben dargelegt habe.
Gut lakita, vielen Dank für deinen Besuch.
Ah ja, wenn du Bulgakow gerne magst, empfehle ich dir unbedingt von Ilf/Petrow "Die zwölf Stühle" und den zweiten Teil "Das goldene Kalb." Das ist auch großartige Satire auf die Gesellschaft zu den Anfängen der Sowjetunion, wirklich sehr klug und sehr lustig.

Liebe Grüße an euch drei
randundband

 

Hallo randundband,

das ist ja mal eine super spannende Antwort, die du mir gibst. Fast schon eine Herausforderung. ;)

Ich glaube, du bist deinen eigenen Vorurteilen erlegen oder ich könnte auch sagen, deinen eigenen Klischees.

Zunächst die Aufklärung eines Missverständnisses vorneweg:
ich hatte nicht mit meiner Aussage, es fehle hier an einer klassischen Kurzgeschichte, zum Ausdruck bringen wollen, das ich die klassische Form vermisse. Sondern mir ging es darum vorsichtig anzudeuten, dass dein Text gar keine Geschichte ist, denn es geht darin ja ausschließlich um die Gedanken eines Menschen.
In einem Tagebuch und in einem Brief ist das auch so und niemand käme auf die Idee, das als Kurzgeschichte zu betiteln.
Mir fehlt die Geschichte. Das wollt ich sagen. Streich das Wort klassisch.
Von daher geht es auch nicht um die Frage, ob du krass darauf aus bist, Pointen zu erzählen oder nicht. Zu einer Geschichte gehört ein Handlungsablauf, der auch ein Ende hat. Ob das nun eine Pointe ist oder nicht, ist nicht wichtig. Wichtig ist, dass der Vorgang beendet ist. Genau das findet sich aber in deiner Geschichte nicht. Irgendwie endet sie nicht.
Daher mein Spruch: Und wenn er nicht gestorben ist, dann sabbert er noch heute.


Trotzdem habe ich mich gerne mit deinem Text befasst.

Ja und nun zu all dem, was du in meiner Kritik gelesen hast und was da gar nicht drin steht.

Du gibst keine Vorgaben in Bezug auf den Menschen, der diese Gedanken hat. Es könnte ein Mann sein, aber auch eine Frau wäre möglich.
Wenn du mir als Leser keine Eingrenzung gibst, erlaubst du mir sozusagen, meiner Phantasie freien Lauf zu lassen.
Richtig?
Dann darfst du dich aber nicht beschweren, wenn es passiert.
Und erst recht nicht, darfst du nun deine eignen Vorurteile dazu tun.
Das gibt eine fatale Mischung, die mir und auch dir nicht gerecht wird.
An keiner Stelle habe ich den Menschen zum Greis gemacht. Dass er allerdings sehr viel älter ist, ist eine Sammlung an Informationen, die du als Autor mir gegeben hast.
Abgesehen davon, dass es in einer Bibliothek keine Altersbeschränkungen gibt, da können auch Scheintote rein, bekomme ich folgende Infos:
Mädchen. Das sagt jemand, der auf jeden Fall nicht gleichaltrig ist. Er spricht bezüglich des Jurastudiums aus der Perspektive desjenigen, der das alles schon hinter sich hat. Ergo ist er nicht mehr jung.
Und dass er nach ihr sabbert, ist kein Merkmal eines Greises. Aus meiner Sicht tut er das und dazu kann er jedes Alter haben.
Ich finde es auch keineswegs anstößig, wenn jemand sich derartige erotische Gedanken macht und ihm sozusagen das Wasser im Mund zusammen läuft. Mit Sabbern greife ich eigentlich das auf, was dein Titel schon andeutet, Rotkäppchen und der böse Wolf, dem das Wasser im Maul zusammen läuft.
Ich finde das Wort "sabbern" gehört allen Generationen, nicht nur den Alten, denen der Speichel unwillentlich aus dem Mund tropft.
Mir ist schon klar, dass da jemand ist, der das Mädchen begehrt, auf seine zärtliche Weise, aber zielführend als erotisches Abenteuer, doch wohl kaum als platonische Beziehung.


Deine Geschichte fußt darauf, sagst du, dass er weiß, dass er ihr wehtun wird. Woran will er das erkennen? Seit wann sind Mädchen darauf festgelegt, dass sie nicht auch nur ein nettes erotisches Abenteuer erleben wollen? Das ist Klischee pur, zu glauben, alle Mädchen wollen eine feste Beziehung. Da hat dich deine eigene romantische Vorstellung fester im Griff als ich es erwartet hatte.
Ich fürchte, ich hätte dir eine gar nicht mal so positive Kritik geschrieben, wenn ich gewusst hätte, dass genau das dein Thema ist.
So habe ich es, ohne diese Kenntnis, als verspielte frühlingshafte erotische Gedankenorgie betrachtet und fand den Text gar nicht mal übel, denn ich hab mich an dem Mann erfreut und an seinen Gedanken.

Ich hoffe, nun ist ein wenig klarer, was ich gemeint habe.

Lieben Dank für den Literaturtipp. Schon notiert.

Lieben Gruß

lakita

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo randundband,

der Text braucht eine zweite Idee, finde ich. Das ist eine Stimme, eine Idee, eine Melodie, und ja, die funktioniert am Anfang, mich hat das schon in den Text gezogen, da redet er zu dem Mädchen ... und dann müsste aber irgendwas noch kommen, meiner Meinung nach. Das ist dann auch zu vorhersehbar. Also ich sehe oben, ihr habt noch viel drüber gerdet ... das hab ich jetzt nicht gelesen, aber zum Schluß fand ich den Text dann recht banal und harmlos eigentlich, als ich dann gemerkt hab, na das war's schon. Da hat man eine junge scharfe in der Bibliothek gesehen, und man denkt sich: Ach … was lernst du so viel und so streng, guck dich doch an, dafür hat dich der liebe Gott und Mama Natur doch nicht erschaffen, das erkenne ich selbst dann, wenn man mir beide Augen raussticht und besoffen macht.
Okay … kann ich nachvollziehen, sehr gut sogar.
Aber eine zweite Idee täte dem Text gut. So ist das ein nettes Textchen, und klar: so ist der Text auch völlig rund. Der macht keine "Fehler", der ist kaum angreifbar. Wenn du jetzt weitergehst, dann müsste wohl etwas passieren … und dann kann es sein, du verkackst es, und es wirkt nicht mehr so rund ... aber das ist eiegntlich immer auch der Moment, indem Geschichten beginnen.
Okay … du wirst diese Idee gehabt haben, und die Umsetzung hat dann Spaß gemacht und okay, ich will das jetzt nicht überkritisieren, der Text ist okay, ich find die Umsetzung gut, aber ja … ne zweite Idee, das hat mir gefehlt, diese erste Idee ist ordentlich, aber halt nicht gut genug, um dann wirklich auch den ganzen Text alleine zu tragen.

dich an einen Baum drücken, oder an eine Mauer, irgendwas zum Gegendrücken müssen wir unbedingt finden, und dann werde ich dich küssen

fand ich gut

MfG,

JuJu

 

Ich glaube, du bist deinen eigenen Vorurteilen erlegen oder ich könnte auch sagen, deinen eigenen Klischees.
Also lakita, ehrlich, wenn das mal keine Herausforderung ist.
Das ist jetzt auch so eine Endlosdiskussion, was eine Geschichte zu einer Geschichte macht. Ich sehe hier nämlich durchaus die wichtigsten Elemente einer Geschichte gegeben. Hier gibt es Charaktere, hier gibt es eine Handlung, hier gibt es einen Konflikt. Und ein Ende? Ich meine, na ja, das Ende ist doch letztlich, dass der Prot das Mädchen verlässt - und die Moral von der Geschichte: Mädchen guck nicht von den Büchern hoch. ;) Nur dass sich das Geschehen in dem Kopf des Prots abspielt, macht sie doch nicht weniger zu einer Geschichte, oder? Er stellt sich die Geschichte halt vor, und erzählt sie vor sich hin, wie sie seiner Vorstellung nach ablaufen würde.
Dann darfst du dich aber nicht beschweren, wenn es passiert.
Ich hab mich doch nicht beschwert.
Ja und nun zu all dem, was du in meiner Kritik gelesen hast und was da gar nicht drin steht.
Ich habe die drei Begriffe genommen, die du verwendet hast, nämlich "lüstern", "Macho" und "sabbern", für mich sind sie negativ konnotiert. Ich denke, nicht nur für mich. Ich habe versucht, anhand der Informationen im Text darzulegen, dass ich den Prot nicht so negativ sehe, dass für ihn selbst das ganze seine Schwierigkeiten hat. Ich habe im Anschluss den Konflikt dargelegt, wie ich ihn mir vorstelle, in deine Kritik habe ich nichts reingelesen, außer der Wertung, die in den Begriffen nun mal steckt. Ich denke, das hat wenig mit Vorurteilen zu tun. Also wenn ich das jetzt komprimiere und sage: "Ein lüsterner Macho sabbert rum", dann klingt das nunmal nicht positiv.
Dann die anderen Sachen, die auf das Alter schließen lassen sollen. Das klingt so ein bisschen rechthaberisch. Ja, auch alte Leute können in die Bibliothek rein, tun sie aber meistens nicht. Und wer wenigstens das erste Examen schon hat, und in einer Großkanzlei ein Praktikum gemacht hat, der weiß, wie ein Juristenalltag dort aussieht. Aber es ist doch auch gar nicht wichtig, weil es ja die Info im Text gibt, dass das Mädchen ihn anschaut, also gibt es da doch gar kein Problem, egal wie alt der ist. Der kann doch auch fünfzig sein, ist doch wurscht.
Deine Geschichte fußt darauf, sagst du, dass er weiß, dass er ihr wehtun wird. Woran will er das erkennen? Seit wann sind Mädchen darauf festgelegt, dass sie nicht auch nur ein nettes erotisches Abenteuer erleben wollen? Das ist Klischee pur, zu glauben, alle Mädchen wollen eine feste Beziehung. Da hat dich deine eigene romantische Vorstellung fester im Griff als ich es erwartet hatte.
Hey, also das ist doch eine Unterstellung. Wie kannst du wissen, was ich für Vorstellungen habe? Ich gebe in dem Text die Info, der Typ hat das tausendmal getan, und offenbar konnte er daraus den Schluss ziehen, sie waren in der Regel enttäuscht, weil sein Interesse verflogen war. Das gibt es halt, Klischees kommen nicht von ungefähr, und ich fantasiere mir diese Abläufe auch nicht zusammen, sondern habe sie halt genau so mehrmals gesehen. Klar, gibt es da auch anderes, und sicher haben Mädchen auch Lust auf Unverbindliches, aber hier muss man doch als Leser dem Erzähler nun mal glauben, dass er die Erfahrung gemacht hat, von der er berichtet.
Ich fürchte, ich hätte dir eine gar nicht mal so positive Kritik geschrieben, wenn ich gewusst hätte, dass genau das dein Thema ist
Jetzt dürfte das geklärt sein, ich habs für mich korrigiert.
Gruß
randundband

 

Hallo JuJu,

der Text braucht eine zweite Idee, finde ich.
Ich verstehe vollkommen, dass man das fordert. Ich bin nur gerade dabei, die erste zu erklären, die ist irgendwie auch nicht richtig angekommen.
Das ist eine Stimme, eine Idee, eine Melodie, und ja, die funktioniert am Anfang, mich hat das schon in den Text gezogen, da redet er zu dem Mädchen ... und dann müsste aber irgendwas noch kommen, meiner Meinung nach.
Also das waren eigentlich auch die Dinge, warum ich das überhaupt geschrieben habe. Also vor allem die Stimme und die Melodie. Der Konflikt, ja, ich hab da jetzt schon so eine Menge zu gefaselt, das ist eigentlich eine Momentaufnahme, der Typ sieht sie, findet sie heiß, hat das schon tausendmal gemacht, weiß wie das endet, und ist selbst darüber traurig, weil sie ihm doch am Anfang ein schönes Gefühl gibt. Das ist überhaupt nicht weltbewegend, aber das ist halt, glaube ich, das Dilemma von Leuten, die viele Frauen aufreißen, das fetzt irgendwann nicht mehr richtig. Da ist dann nur dieses Strohfeuer, und dann ist die Luft raus, obwohl man die Frau am Anfang richtig gut findet. Ja, und um das Mädchen ist das schade.
Ich verstehe deine Probleme mit dem Text total, aber ich frage mich dann nur, ob diese zweite Idee, dem Text nicht die Melodie nehmen würde. ich habe nämlich die Befürchtung, dass dieser Klang einem echt schnell auf die Eier gehen kann. Das sind jetzt irgendwie nicht mehr als zwei Seiten, eine andere Idee bräuchte da auch nochmal so viel Platz, ja, aber vllt ist das Quatsch, und ich rechtfertige mich nur.
Keine Ahnung, ja, das ist in sich abgeschlossen
Der macht keine "Fehler", der ist kaum angreifbar. Wenn du jetzt weitergehst, dann müsste wohl etwas passieren … und dann kann es sein, du verkackst es, und es wirkt nicht mehr so rund ...
also ich habe da jetzt keine Angst, das zu verkacken, wenn, dann verkacke ichs halt, aber es war eben ein Text aus einer Laune heraus, einfach runtergeschrieben, das war ganz cool einfach, du schlägst mir ja richtige Arbeit vor ;). Na ja, ich überleg mir auf jeden Fall noch, ob ich da was mache. Danke auf jeden Fall für deine Rückmeldung.
Grüße
randundband

 

Ich bin gerne dein Wolf, Mädchen, ich bin ein Wolf im Wolfspelz, das solltest du wissen,

lieber randundband,

und ich glaub es dem Gedankenfremdgänger, der wie ein Wolf sich zur Tarnung übers Wolfsfell Schafswolle zieht, will sagen, tatsächlich aber auch wie seine Derivate zur Tarnung in Schafskot (oder auch schon mal im Durchfall eines Joggers) wälzt. Warum ich darauf komme? Der Schluss des Monologs verrät, dass der Prot keineswegs weiche Knie vor innerer Spannung und Schweißausbrüche hat beim Anblick seines Rotkäppchens. ”Yes because he never did a thing like that before as ask to get his breakfast in bed with a couple of eggs since the City Arms hotel when he used to be pretending to be laid up with a sick voice doing his highness to make himself interesting for that old faggot Mrs Riordan that he thought he had a great leg of and she never left us a farthing all for masses for herself and her soul greatest miser ever was actually afraid to lay out 4d for her …” lässt Joyce Molly’s Monolog im letzten Kapitel des Ulysses beginnen, der sich ohne Punkt und Komma über dutzende von Seiten mäandert. Wenn Du ein ähnliches kleines Experiment gewagt hättest, ich würde nun nicht als Terrorist der Zeichensetzung, genauer Kommasetzung dastehn. Aber es soll dann wohl so sein!

Gelegentlich werden Kommas gesetzt, die eher entbehrlich sind, hier eine kleine Auswahl

Wie Rotkäppchen siehst du aus, wie ein glühendes Rotkäppchen, das man aus dem Wald vertrieben[…] und in eine Bibliothek gehetzt hat.
oder hier
Soll ich mich über den Tisch beugen[…] und ein kleines Hallo flüstern?
Einen schönen Übergang liefert dann dieser Satz, in dem Du einfach das entbehrliche Komma an eine notwendige Stelle verschiebst
Du hast keine Lust auf Vierzehn-Stunden-Tage, keine Lust auf Networking, keine Lust[,] nächtelang Akten zu wälzen[…] und …

Neben dem nachzutragenden Komma wäre hier – so Gott und Du es für richtig halten (ich mein es ja schon so) – ein Ausrufezeichen angebracht – vllt. auch für den Folgesatz … - aber vllt. will J ja ja’ nich’ …
Mach das nicht[,] Mädchen.
Fast immer, wenn’s Mägdelein im Satz auftaucht wäre ein Komma * nachzutragen, wie zuvor auch hier usw.
Das ist doch traurig* Mädchen.
oder auch als
Nein[,] Rotkäppchen, ich bleibe noch
oder
Ich werde sie wegwischen[,] Mädchen, …
Obwohl es Belege gibt, dass Du’s an sich weißt – etwa hier
Nun, Mädchen, das liegt in deiner Hand.

Hier ist’s ne einfache Aufzählung
Doch[,] doch, ich werde sie nicht vergessen,
oder auch mal einem Fragezeichen eine Chance geben
… wer will denn den Zauber zerstören.

Nun was ganz anderes:
Poesie suchst du in diesen Räumen vergeblich Mädchen – hier leben harte Fakten
Wenn sie doch nur lebten – aber sie „regieren“ und wollen alles beherrschen …

Mehrmals will’s mir ein wenig kindisch zu spielen

Du bist frisch, du bist prall, du machst noch Hihi.
Du meinst „kichern“, gelt?
So[…]was passiert schon mal.
So [et]was immer auseinander …

Hier fehlt m. E. das Pronomen

Ich kann sie gar nicht zählen, ich kann [mir] Telefonnummern merken, das schon, …

Und zum Abschluss ein urteutsches Reimwort: Wer brauchen ohne zu gebraucht, braucht brauchen gar nicht zu gebrauchen:
…, bitte, du brauchst nicht weinen.

Trotzdessen: Gern gelesen vom

Friedel

 

Hallo randundband,
eine angenehm kuschelige Innenschau eines, ich meine doch, älteren Herren, der immer noch meint, ein Wolf im Wolfspelz zu sein, der Großmütter und Rotkäppchen schnabuliert, aus Altersdistanz „Mädchen“ sagt und sich wie der Heilige Franziskus in sexueller Enthaltsamkeit übt. Warum verzichtet der „Wolf im Wolfspelz" darauf, das zu tun, was „Wölfe im Wolfspelz“ gemeinhin machen: Jemanden fressen? Menschenliebe oder Impotenz?
Der ganze Ton deiner Erzählung scheint mir auf melancholischen Verzicht vom Ausnutzen von Möglichkeiten, die man einmal hatte, nun aber nicht mehr hat, hinzudeuten. Unter dieser Hinsicht gefällt er mir.
Ich stelle mir das Ich als älteren Herren, ich meine „Herren“, vor, im eleganten, blauen Anzug, vielleicht mit gelbem Kaschmirschal, ein Künstler vielleicht, ein Literat, Feingeist jedenfalls (ich finde, dass der Titel nicht auf so einen weichen Mann passt), der seine Schäfchen ins Bettchen gebracht hat und nun nur noch melancholisches Erinnern oder visuelle Möglichkeiten leben kann.
Ein netter, rührender Text
Herzlichst
Wilhelm Berliner

 

Hallo, randundband,
ich kann mir den Lesesaal gut vorstellen. Ich finde es auch interessant, dass sich alles in den Gedanken Deines Protagonisten abspielt. Für mich ist das total realistisch und lesenswert.

Ein älteres Semester, und dann dieser unverschämte Blick, …
Beim ersten Lesen hatte ich hier an einen Doktoranten oder Assistenten eines Lehrstuhls gedacht.

Wie schnell es danach gehen wird? Nun, Mädchen, das liegt in deiner Hand. Du hast die Freiheit, du hast die Wahl, …
Deinen Protagonisten mag ich wegen seiner ungeheuren Überheblichkeit nicht. Und ich mag ihn nicht, weil er bereit scheint, das unerfahrene Mädchen schamlos auszunutzen. Was ihn aber erträglich und fast schon sympathisch macht ist der Umstand, dass er dem Opfer seiner Begierde doch noch die Wahl der eigenen Entscheidung lassen will.

Ja, hübsches Mädchen mit dem roten Strickjäckchen, sieh lieber nicht hoch von den Büchern. Das ist der Moment, in dem sich vieles entscheiden könnte.
Hier wünsche ich mir, dass das Mädchen nicht aufblickt.

Ein anderes Ende wäre mir lieber gewesen. Wenn am Schluss der Pfleger käme um den querschnittsgelähmten Protonisten aus dem Lesesaal zu schieben, bekäme die Geschichte natürlich einen ganz anderen Dreh. Aber auch wenn nichts in der Geschichte darauf hindeutet, kann ich mir das ja trotzdem vorstellen.

Mit freundlichem Gruß
JoeK

 

Hallo Friedel,

Warum ich darauf komme? Der Schluss des Monologs verrät, dass der Prot keineswegs weiche Knie vor innerer Spannung und Schweißausbrüche hat beim Anblick seines Rotkäppchens.
Ganz richtig, das ist ein harter Hund.;)
Ich danke dir sehr für die Korrekturen, werde sie ganz bald umsetzen.

Hallo Wilhelm Berliner,
danke für deinen Besuch und die netten Worte. Ich finde es ja immer wieder interessant, wie stark sich manchmal Geschichten auf dem Weg zu dem Leser verändern. Meine Erzählintention ist eigentlich eine andere gewesen. Das wichtigste war mir da eigentlich mit dieser Erzählart um das Thema herum diese Stimmung aufzubauen. Melancholisch sollte die Geschichte auf jeden Fall sein und sie rührt hier natürlich aus dem Begehren. Du siehst da einen älteren Herren, der in der Vergangenheit schwelgt, und für den dieses Mädchen ein Sinnbild ist, das diesen süßen Schmerz auslöst, ich hatte da eine andere Figur vor Augen. Eher jemanden anfang/mitte Dreißig, der schon sehr häufig diese Art von Abenteuern erlebt hat, und dem Umstand nachtrauert, dass der Zauber so schnell verfliegt. Er findet ja das Mädchen toll, weiß aber, dass das nur ein Strohfeuer ist, und er wahrscheinlich auch das Mädchen verletzen wird. Aber das ist eben seine Natur, und er verdeckt sie auch nicht vor dem Mädchen, da er ihr von Anfang an sagt, dass er keine harten Fakten schaffen will. Deswegen Wolf im Wolfspelz.
So hatte ich mir das jedenfalls vorgestellt, aber die Geschichte kommt ganz unterschiedlich an, das habe ich schon gemerkt.
Danke auf jeden Fall für deinen Besuch, hoffentlich magst du die Geschichte in meiner Lesart auch noch.

Hallo JoeK,

ich kann mir den Lesesaal gut vorstellen. Ich finde es auch interessant, dass sich alles in den Gedanken Deines Protagonisten abspielt. Für mich ist das total realistisch und lesenswert.
Ja, freut mich, dass die Idee bei dir funktioniert. Das war ja auch ein Experiment für mich auf diese Art und Weise zu schildern.
Beim ersten Lesen hatte ich hier an einen Doktoranten oder Assistenten eines Lehrstuhls gedacht.
Ja, so jemanden hatte ich auch im Kopf.
Deinen Protagonisten mag ich wegen seiner ungeheuren Überheblichkeit nicht. Und ich mag ihn nicht, weil er bereit scheint, das unerfahrene Mädchen schamlos auszunutzen. Was ihn aber erträglich und fast schon sympathisch macht ist der Umstand, dass er dem Opfer seiner Begierde doch noch die Wahl der eigenen Entscheidung lassen will.
Schade, ich sehe den Prot gar nicht als so überheblich an. Ich meine, das ist halt seine Realität, wie ich sie mir vorstelle. Er macht das halt häufiger, er sieht die Dinge eigentlich nüchtern. Und es soll ja auch kein Ausnutzen sein, er findet das Mädchen ja toll, er ist ja begeistert, der will sie nicht nur ficken. Und er lässt ihr eben die Wahl. Nur sagt ihm seine Erfahrung, dass es nicht von Dauer ist.
Ein anderes Ende wäre mir lieber gewesen. Wenn am Schluss der Pfleger käme um den querschnittsgelähmten Protonisten aus dem Lesesaal zu schieben, bekäme die Geschichte natürlich einen ganz anderen Dreh.
Ja, das ist eine interessante Idee, sie liefe dann natürlich ganz stark auf diesen Dreh hinaus, und ich denke, es wäre auch echt gut, aber ich hatte da eben eine andere Erzählintention. Die wollte ich nicht für eine Pointe aufgeben.
Danke auch dir für deinen Besuch.

Liebe Grüße an euch alle
randundband

 

Hi randundband,

ein kleiner Text, den ich gerne gelesen habe. Ich finde, der klingt schon nach Wolf, der Erzähler, da spielst du auch schön mit der Erwartungshaltung, das zieht sich durch den Text, alles ist in seinen Gedanken, aber auch irgendwie nicht, irgendwie wird es für den Leser Wahrheit. Das ist geschickt. Die Sprache passt. Klar, man könnte das jetzt noch auf eine andere Schiene setzen, eine andere Perspektive einnehmen, zweite Idee, aber dann wäre es ein völlig anderer Text. So ist es ein etwas schlüpfriger Text, erzählt von einem Träumer, so denke ich. Das ist ja auch eine Erwartungshaltung des Leser, der ist arrogant und überheblich, aber er wird nirgends gespiegelt, nirgends bekommen wir eine zweite, neutrale Meinung, alles ist immer in der subjektiven Sicht des Erzählers. Es könnte auch alles ganz anders sein, eine völlig fixierte Fantasie.

Gruss, Jimmy

 

Hallo Jimmy,
danke für deinen Kommentar. Schön, dass du mit der Geschichte was anfangen konntest in der Form, und mit dem Inhalt den sie nun mal hat. Ich habe jetzt schon einiges gehört, was man da hätte anders machen können, aber ich wollte eben das erzählen, was ich erzählt habe.
Ist ein kleiner Text, auf jeden Fall, ich bin da auch nicht krass stolz drauf, aber ich mag ihn immer noch gerne. Ich sehe natürlich, dass dieser Eindruck entsteht, der Erzähler wäre überheblich, aber so war er wirklich nicht gemeint. In meinem Kopf ist es eine beinahe tragische Gestalt, die schon im Vorfeld den schönen Empfindungen nachtrauert, von denen er weiß, dass er sie zunächst bekommt, dann aber gleich wieder verlieren wird. Vllt hätte ich in die Richtungnoch ein paar Sätze einfügen sollen, die das deutlicher machen, aber ich bin da einfach ganz grundsätzlich gegen das Erklären in einer Geschichte, so diese Psychoschau versuche ich zu vermeiden. Mir war es wichtig, hier eine Melancholie reinzubringen, diese Stimmung, nicht so sehr mich mit der Haltung des Erzählers auseinanderzusetzen, oder ihn in Frage zu stellen.
Da habe ich auch länger darüber nachgedacht, und finde es doch ziemlich gut, dass der Text dem Leser offenbar viel Platz lässt, um da seine Vorstellungen zu projezieren, muss gar nicht jeder so verstehen wie ich, wobei ich ehrlich sagen muss, dass ich am Anfang schon eine klare Linie hatte, wie der Text zu interpretieren ist. Aber gut, das ist ja jetzt auch nichts Neues, wie groß manchmal die Differenz zwischen dem ist, was der Autor sagen wollte, und dem, was beim Leser ankommt. Grade hier, bei dieser Fantasieform, das hätte ich eigentlich vorhersehen sollen.
Na ja, mir was es halt auch stilistisch wichtig, was Neues auszuprobieren, ich glaube, solche Experimente tragen nach einer Zeit auch Früchte, und man kann seinen Kernstil mit den gewonnenen Ideen und Klangmustern anreichern.
Ja, schön auf jeden Fall, dass du es gerne gelesen hast und danke für deinen Besuch.
Grüße
randundband

 

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