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Ein weißer Rabe

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06.07.2017
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Ein weißer Rabe

Kühl trifft die feuchte Luft Stirn und Wangen und lässt ihn erschauern. Er spürt in dieser Kühle schon ein wenig von der beißenden Schärfe des Frostes. Der fallende Nebel macht den Morgen dämmrig. Kein Wind bewegt die Schwaden und die Blätter, die braun sind und nur noch lose an den Astspitzen hängen. Ein Rest von Wärme beginnt die Nebelbänke sachte anzuheben, doch die Kälte der Nacht ist noch nicht verschwunden und drückt sie wieder zu Boden. In langsamen, kaum sichtbaren Bewegungen steigt und fällt der Nebel. Der scharfe krächzende Ruf eines Fasans zerreißt die Stille des Morgens. Es riecht nach Erde, feuchter Erde und dem Holzrauch aus dem Kamin.
Seine Schritte knirschen im Kies und der Riegel der Schuppentür klopft leise und hölzern gegen das Türblatt, als er sie öffnet. Er schiebt das Rad heraus. Beim Aufsteigen klappern die Schutzbleche und kratzend streift das Pedal den Kettenschutz.
Der Nebel dämpft alle Geräusche, er macht sie kurz und stumpf. Sie tragen nicht weiter als Lasse schauen kann.
Er rollt vom Hof auf die Straße, tritt mit Nachdruck in die Pedale und spürt den Fahrtwind im Gesicht. Die letzten Reste von schläfriger Benommenheit weichen. Während der Siebenjährige die lange, schmale Straße zwischen den Wiesen entlangfährt, schaut er auf die verschiedenen Gräser, die an den Rändern bereits beginnen, den Asphalt zu überwuchern. Die grünen kleinen Ähren, die sich wegen der Schwere ihre Spitzen in einem gefälligen Bogen neigen. Die gelben Grasblüten, deren büschelige Enden durch den fast ständig wehenden Westwind zu einer Seite abstehen, wie bei einer wehenden Fuchsrute. Am besten gefallen ihm die Gräser, die ihre winzigen dunklen Blüten an den Enden weit gespreizter zarter Rispen tragen. Sie fangen die neblige Feuchtigkeit ein und sammeln sie in einzelnen funkelnden Wassertropfen dort, wo sich ihre Ästchen in einer Gabelung vereinigen. Er weiß, das sind die Feenkristalle, Großmutter hat es ihm erzählt, als er noch ganz klein war.
Lasse bewegt sich mühelos, sein Körper schaukelt rhythmisch im Takt seiner tretenden Füße.
Für das Kind ist es ein weiter Weg bis ins Dorf. Aber Lasse macht das nichts aus. Seit einem Jahr ist er schon in der Schule. Er ist es gewöhnt, jeden Morgen allein durch die Wiesen zu fahren. Manchmal denkt er daran, dass er mit seinem Bruder fahren würde, wenn dieser noch lebte. Lasse vermisst Malte jeden Tag, aber seine tiefste Sehnsucht gilt der Mutter, ihren weichen Armen, ihrem Lachen, ihrer Stimme. Lasse sehnt sich so sehr, dass er manchmal stundenlang in seinem Versteck sitzt und keine Kraft hat, zu spielen oder dem Vater zu helfen oder auch nur aufzustehen.

Als ihm seine Kappe vom Kopf rutscht und er anhalten muss, um sie aufzuheben, hört er ein Wispern und Raunen aus den Wiesen aufsteigen.
Der Junge schaut und lauscht. Es hört sich fast an wie Stimmen, leise Stimmen. Sie scheinen zu rufen, langgezogen und klingend. Weit entfernt. Vielleicht ein paar Kinder auf der Straße hinter dem Moor. Lasse schiebt sein Rad, lauscht im Weitergehen. Jetzt ist es ganz nah. Flüstern und ein seltsames Tönen, so, als ob es in seinem Kopf summt.
Langsam lässt der Junge sein Kinderrad ins Gras gleiten und folgt einem, zwischen dem hohen blühenden Gras, kaum sichtbaren Pfad. Vorsichtig geht er, leise und zögernd einen Fuß vor den anderen setzend. Das Gras ist hoch, so dass er nicht viel sehen kann.
Drei Köpfe heben sich ruckartig aus dem Gras. Sechs schwarzglänzende Augen blicken erschrocken in seine und schon sind die Rehe mit ein paar federleichten Sprüngen über das hohe Gras hinweg verschwunden. Trotz der rasenden Flucht machen sie fast kein Geräusch. Aber auch das Geflüster ist verstummt. Lasse beginnt zu glauben, dass er nur die Laute der äsenden Tiere in der morgendlichen Stille gehört hat. Gespannt lauschend dreht er sich, um den Weg zurückzugehen.
Da, da ertönt es wieder, flüsterndes Gelächter. Lasse wendet erneut und tastet sich vorsichtig weiter. Es muss ganz nah sein. Er schließt den Mund, um mit seinem Atmen keinen der Laute zu überdecken. Sein Herz klopft und alle seine Sinne tasten, fühlen, suchen.
Plötzlich steht Lasse am Rand einer Art Lichtung. Das Gras ist auf einer kreisrunden Fläche niedergelegt, mitten hindurch führt der Bach. Dort, wo der dunkle Erlenbusch und das hölzernen Kreuz stehen, mündet er in einen kleinen See. Ihm ist so heiß. Lasse zieht langsam seine Jacke aus und lässt sie achtlos hinter sich fallen. Staunend sieht er, wie Nebelfetzen sich von der Erle lösen und auf und nieder schweben. Ein Rabe krächzt leise. Aus dem größten Erlenstrauch kommt etwas geflogen und setzt sich vor dem Kind nieder. Lasse staunt. Ein weißer Rabe. Der Junge betrachtet ihn verzückt und der Rabe schaut ihm mit seinen blauen Augen direkt ins Herz. Erst mit dem einen, dann mit dem anderen.
Jetzt hört Lasse die Stimmen wieder, summende Stimmen, helles Lachen. Es kommt aus den Büschen. Lasse schaut nur, er kann sich nicht bewegen. Aus den Erlen schweben Nebelfetzen auf ihn zu; eine Hand, die winkt, ein Nebelkind, das lächelt. Er hört es rufen: "Komm doch, Lasse!" Der zarte Dunst ballt sich zu Gestalten, sie wogen hin und her. Sie tanzen und singen leise. Eine der kleinen Gestalten kommt näher. Je näher sie kommt, desto mehr gleicht sie einem wirklichen Kind. Ein Junge, er gleicht dem Jungen auf dem Bild in der Stube, ja er sieht aus wie Malte. "Komm spielen, Lasse", wispert er.
Die anderen hinter ihm winken. Buben und Mädchen.
"Komm Lasse!"
Ein schwebender Singsang, schwillt auf und und verklingt. Malte singt mit den anderen Nebelgestalten, es klingt wie "Brüderlein", dann verschwindet er im Reigen der weißen Gestalten.
Zögernd tritt Lasse auf die Lichtung, andere Kinder kommen ihm entgegen, auch einige Männer und Frauen. Sie wogen durcheinander. Und da, zwischen ihnen, die Mutter.
"Mutter", flüstert er.
Es zieht ihn zu ihr. Lasse will sie hören, will sie berühren. "Warte, Mutter!", will er rufen, aber seine Stimme gehorcht ihm nicht. Die Mutter ist schon am See. Lasse will auf sie zugehen, doch seine Füße sind schwer, er kommt nicht voran. Sie lacht ihm zu, aber sie ist weit, so weit, er kann sie nicht hören.
Die Nebelkinder schweben zum See, Lasse folgt ihnen. Die ersten sind schon da und lassen sich einsinken in den webenden blaugrauen Spiegel. Dort im See steht die Mutter, ihr weißes Kleid breitet sich auf dem Wasser aus. Sie streckt ihm die Arme entgegen. jetzt kann er sie hören, leise, ganz leise nur, klingt ihre Stimme in seinen Ohren und schwingt in seinem Herzen. Lasse will zu ihr. Das Wasser kühlt ihm die heiße Haut, Beine, Arme und Brust. Er fühlt, wie ihm die Mutter mit ihrer kühlen Hand über die heiße Stirn streicht und Lasse lächelt.

Plötzlich dringen krächzende Laute an sein Ohr. Hat der Rabe ihn gerufen? Lasse schaut nach ihm und wundert sich, er ist gar nicht weiß. Schwarz und laut krächzend sitzt er auf einem Erlenzweig und schaut zu ihm herunter. Sein Kopf bewegt sich ruckartig und die schwarzen Augen funkeln. Mutter ist nicht mehr da und Malte auch nicht. Lasse fallen die Augen zu.
Mit lautem Krächzen flattert der Rabe hinauf zum höchsten Ast. Ruft da nicht der Vater nach ihm? Schon hört Lasse den Tritt der schweren Stiefel im Gras, dann das Platschen im Wasser, den stoßweisen Atem. "Lasse? Lasse was tust du denn hier?", die Stimme klingt gepresst und sorgenvoll. Ja, es ist Vater. Dann spürt er, wie Vaters starke Arme ihn aufheben.
"Lass nur Papa, musst mich doch nicht tragen", will er sagen, doch seine Lippen können die Worten nicht formen.

 
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Liebe Branwen,

es fällt mir recht schwer, zum Inhalt deiner Geschichte etwas zu sagen. Ich bin verwirrt von den vielen verschiedenen Ideen, die du in sie einbringst: Da ist der kleine Lasse, der durch den Nebelmorgen geht, Geräusche hört, dann Rehe sieht, wieder Geräusche hört, dann dem weißen (später schwarzen) Raben begegnet, dann seiner Mutter und seinen Geschwistern, die alle im See leben. Am Ende taucht der Vater auf, der ihn aufhebt.

Plötzlich ruft der Rabe wieder. Lasse schaut nach ihm, aber er ist gar nicht mehr weiß. Schwarz und laut krächzend sitzt er auf einem Erlenzweig und schaut zu ihm herunter. Er macht ein Gesicht wie sein Vater und ruft ihn.
Vater ist da. AchK Vater sieh nurK alle meine Geschwister sind hier - und Mutter. Komm doch, komm mitK sie leben im See.
Lasse will es den Geschwistern sagen, aber keines ist mehr zu sehen.
"Ach, es war so schön", flüstert er(,) "mit Mama und meinen Geschwistern."
Dann spürt er, wie er aufgehoben wird.
"Lass nur Papa, musst mich doch nicht tragen", will er sagen, doch seine Lippen können die Worten nicht formen.

Gefallen hat mir an deiner Geschichte der sehr schöne Anfang:

Kühl trifft die feuchte Luft Stirn und Wangen und lässt ihn erschauern. Er spürt in dieser Kühle schon ein wenig von der beißenden Schärfe des Frostes. Der fallende Nebel macht den Morgen dämmrig. Kein Wind bewegt die Schwaden und die Blätter, die braun sind, und nur noch lose an den Astspitzen hängen. Ein Rest von Wärme beginnt die Nebelbänke sachte anzuheben, doch die Kälte der Nacht ist noch nicht verschwunden und drückt sie wieder zu Boden. In langsamen, kaum sichtbaren Bewegungen steigt und fällt der Nebel. Der scharfe krächzende Ruf eines Fasans zerreißt die Stille des Morgens. Es riecht nach Erde, feuchter Erde und dem Holzrauch aus dem Kamin.
Das ist sehr schön beschrieben, das hat Kraft und vermittelt Atmosphäre. Danach wird mir deine Geschichte trotz einiger sehr schöner Stellen allerdings zu verworren, zu ziellos. Ich habe mich gefragt, was du mir eigentlich erzählen möchtest: die Geschichte des weißen, später schwarzen Rabens, die an den ‚Erlkönig’ erinnernde Szene der Begegnung mit den Geschwistern und den Eltern. Ich kann das alles nicht einordnen und deshalb auch nicht verstehen. Mir kommt es so vor, als habest du einfach drauflosgeschrieben, immer wieder eine neue Idee gehabt. Am Ende fehlt mir eine klare Linie, ein stringentes Erzählkonzept.

Auch scheinst du den Schwung und die Konzentration des Anfangs im Mittelteil verloren zu haben. Die Ausführung wird oberflächlicher und damit auch fehlerhafter:

Während der Junge die langeK schmale Straße zwischen den nassen Wiesen entlang fährt (entlangfährt), schaut er auf die verschiedenen Gräser, die an den Rändern bereits beginnenK den Asphalt zu überwuchern.
die sich wegen der schwere(Schwere) ihre(ihrer) Spitzen in einem gefälligen Bogen neigen.
Die gelben(,) GrasblütenK deren büschelige Enden durch den ständigen Wind zu einer Seite abstehen, wie bei einer wehenden Fuchsrute.

Hier fehlt die Satzaussage.

sein Körper schaukelt rhythmisch im Takt seiner tretenden Füße.
seiner tretenden Füße ???

Langgezogen und klingend.
‚Langgezogene Geräusche’ kann ich mir vorstellen, aber was sind ‚klingende’ Geräusche?

Weit enfernt.

Flüstern und ein seltsames Tönen, soK als ob es in seinem Kopf summt (summe).
Langsam lässt der Junge sein Kinderrad ins Gras gleiten und folgt einem, zwischen dem hohen blühenden Gras, kaum sichtbaren Pfad. Langsam geht er, leise und zögernd …
Die Kommas könnten mMn wegfallen.
Das Gras ist so hoch, dass er nicht viel sehen kann.
Drei Köpfe heben sich ruckartig aus dem Gras.
Ich habe mich gefragt, ob das Gras so hoch war, dass die Rehe vorher nicht zu sehen waren.

Gespannt lauschend dreht er sich langsam, um den Weg zurück zu gehen.
zurückzugehen

Lasse wendet (sich) erneut und tastet sich vorsichtig weiter.

Er schließt dem (den) Mund

Plötzlich steht Lasse(,) am Rand einer Art Lichtung.

mittenhindurch führt der Bach.
mitten hindurch

Sie Tanzen (tanzen) und singen ganz leise.

Ein schwebender Singsang(,) schwillt auf und und verklingt.
Er will sie hören, erwill sie sehen.

"Im See, im See -juchee."
Wirklich ‚juchee’?

Auch lasse läßt(lässt) sich einsinken.

Komm doch, komm mitK sie leben im See.

Ja, das ist einiges.

Liebe Grüße
barnhelm

 
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Langgezogen und klingend.
‚Langgezogene Geräusche’ kann ich mir vorstellen, aber was sind ‚klingende’ Geräusche?

Es hört sich nicht an, als ob es menschliche Geräusche sind. Die wären viel lauter. Aber dennoch wie Stimmen, leise Stimmen. Langgezogen und klingend. Sie scheinen zu rufen.

Es sind die Stimmen, die klingen. Sie sprechen zunächst keine Worte.

... schaut er auf die verschiedenen Gräser, die an den Rändern bereits beginnen, den Asphalt zu überwuchern. Die grünen kleinen Ähren, die sich wegen der Schwere ihre Spitzen in einem gefälligen Bogen neigen. Die gelben Grasblüten, deren büschelige Enden durch den ständigen Wind zu einer Seite abstehen, wie bei einer wehenden Fuchsrute.

sein Körper schaukelt rhythmisch im Takt seiner tretenden Füße.
seiner tretenden Füße ???

Seine Füße treten die Pedale seines Fahrrades.

Das ist sehr schön beschrieben, das hat Kraft und vermittelt Atmosphäre. Danach wird mir deine Geschichte trotz einiger sehr schöner Stellen allerdings zu verworren, zu ziellos. Ich habe mich gefragt, was du mir eigentlich erzählen möchtest: die Geschichte des weißen, später schwarzen Rabens, die an den ‚Erlkönig’ erinnernde Szene der Begegnung mit den Geschwistern und den Eltern. Ich kann das alles nicht einordnen und deshalb auch nicht verstehen. Mir kommt es so vor, als habest du einfach drauflosgeschrieben, immer wieder eine neue Idee gehabt. Am Ende fehlt mir eine klare Linie, ein stringentes Erzählkonzept.

Auch scheinst du den Schwung und die Konzentration des Anfangs im Mittelteil verloren zu haben. Die Ausführung wird oberflächlicher und damit auch fehlerhafter:


Die Idee für die Geschichte war: Ein kleiner Junge lebt (ca um 1850) auf einem einsamen Bauernhof mit seinem Vater. Einige der Geschwister sind schon vor Jahren verstorben (damals starben viele kleine Kinder an -Armut(Hunger-Kälte), Hygienemangel, Kinderkrankheiten) . Dann stirbt die Mutter im Kindbett. Der Vater begräbt alle an einem idyllischen Platz am See und stellt ein Kreuz auf. Der Junge überlebt, ist aber auch von zarter Gesundheit; er ist viel allein. Die Großmutter hat ihm früher von den Feen, Zwergen, Wasser- und Nebelgeistern, wiederkehrenden Toten etc. erzählt. Es ist Herbst. Der Junge hat eine beginnende Erkältung mit ein wenig Fieber.
Das sind die Zutaten für eine Erleben gemischt aus Natur, Phantasie, Wunsch- und Fiebertraum.

Herzlichen Dank für Deine Mühe

Branwen

 

Hallo Branwen

Vielen Dank für deine Geschichte.

Du beschreibst die Stimmung am Anfang sehr schön. Ich kann mir richtig vorstellen, wie ich dort im Wald stehe und den Nebel beobachte.

die Blätter, die braun sind, und nur noch lose an den Astspitzen hängen.
Das Komma nach „sind,“ muss weg. Ich würde vllt auch eher schreiben.
die braunen Blätter, die nur noch lose an den Astspitzen hängen.

Es riecht nach Erde, feuchter Erde und dem Holzrauch aus dem Kamin.
Waaaas, da ist ein Kamin? Menschen? Hatte ich nicht mir gerechnet. Irgendwie bin ich enttäuscht, dass ich mich nicht in dieser natürlichen Umgebe befinde, die ich erwarte. Aber das liegt wohl eher an mir. :Pfeif:

nebelige Feuchte
schläfriger Benommenheit
lange, schmale Straße
nassen Wiesen
grünen kleinen Ähre
gefälligen Bogen
gelben Grasblüten
büschelige Enden
...
Ich bin kein Fan von zu vielen Adjektiven und hier sind einige wirklich überflüssig. Ich habe auch verstanden, dass es feucht, nass und nebelig ist und finde du machst die Stimmung etwas kaputt, dadurch, dass du so sehr darauf deutest.

Was ist das?
Würde ich weglassen

Es hört sich nicht an, als ob es menschliche Geräusche sind. Die wären viel lauter. Aber dennoch wie Stimmen, leise Stimmen.
Das ist mir etwas zu plump. Dieser Hinweis, dass es nicht menschliche Stimmen sind ist ja ein Wink mit dem Zaunpfahl: Achtung! Gleich wird es unnatürlich!
Beschreib doch einfach was Lasse hört. Die Wertung würde ich erstmal weglassen.

Langsam lässt der Junge sein Kinderrad ins Gras gleiten und folgt einem, zwischen dem hohen blühenden Gras, kaum sichtbaren Pfad.
Warum folgt der junge den Stimmen?

Sechs schwarzglänzende Augen blicken erschrocken in seine und schon sind die Rehe mit ein paar federleichten Sprüngen über die meterhohe Wiese verschwunden.
In seine...? Richtung?

Ein Weißer, der ist sehr, sehr selten. Oh,was für ein Glück!
Das passt irgendwie nicht in die Stimmung. Es ist doch eher ein Moment der Ehrfurcht als des Glücks?

summende Stimmen, helles Lachen. Sie kommen aus den Büschen.
Der Bezug ist nicht ganz klar. Wenn es sich auf das Lachen bezieht müsste dort stehen. Es kommt aus den Büschen.

Sie Tanzen und singen ganz leise.
tanzen

Sie schweben zum See, Die Ersten tauchen ein und lassen sich einsinken in die webenden blaugrauen Spiegel.
See, die

Ich finde die Szene mit den Nebelkindern schön und sehr passend zu der Atmosphäre. Warum erkennt Lasse seine Geschwister nicht? War er so klein als sie alle gestorben sind?

Da ich ein Fan vom Übernatürlichen bin, gehe ich davon aus, dass es die Nebelgestalten wirklich gibt und es nicht nur ein Fiebertraum ist. Sie vermissen ihn und wollen ihn in den See locken, so dass er auch stirbt und bei ihnen ist. Hier passt allerdings nicht, dass die Mutter da mit macht. Sie würde ihn eher beschützen.

Und woher weiß der Vater, wo er den Jungen suchen muss? Warum macht er sich überhaupt auf die Suche? Lasse müsste ja in der Schule sein.

Vielleicht hat die Mutter den Vater geholt?

Ich finde die Grundidee der Geschichte sehr schön und wie gesagt, die Stimmung am Anfang ist toll. Dann verlierst du dich dort aber etwas, verlierst die Geschichte, den Erzählstrang.

Liebe Grüße,
Nichtgeburtstagskind

 

Vielen Dank Nichtgeburtstagskind,

Deine Einlassungen haben mir sehr geholfen. Einiges habe ich sofort umgesetzt, über anderes muß ich noch ein wenig Nachdenken.

Hier ein paar Antworten auf Deine Fragen:

Zu Beginn stehst Du neben dem Jungen auf der Treppe eines einsam gelegenen Bauernhauses und schaust über die zum Hof gehörenden Wiesen und das Moor. Rechts ist die Scheune /Schuppen und ein paar Obstbäume. Der Junge hat gerade einen Becher ( über dem Herdfeuer erwärmten) Gerstenkaffee getrunken.

Lasse ist 7 Jahre alt. Damals. ca 1850 und früher, bekamen die Frauen alle 2-3 Jahre ein Kind. Als seine Mutter (und das letzte Kind) im Kindbett starb, war Lasse also höchstens 4 Jahre alt. Er hatte nur noch wenige, schwache Erinnerungen an sie.
Viele Kinder starben noch vor dem ersten Lebensjahr. Die etwas älteren bei Epedemien wie z.B. Scharlach. Die noch älteren vereinzelt bei Unfällen, während der Mitarbeit in der Landwirtschaft. Einige der Geschwister dürften also schon tot gewesen sein als Lasse noch nicht geboren war, ob er noch eines der Geschwister gekannt hat bleibt unklar.

Während die Mutter einen Säugling und noch ein Kleinkind neben der Hofarbeit zu versorgen hatte, kamen die kleinsten meist zu den Großeltern, die nicht immer auf demselben Hof wohnten.

Der Vater war Bauer und bearbeitete die Wiesen und Felder rund um den Hof. Dabei hat er sicher das Fahrad des Jungen am Weg gefunden.

Da ich ein momentanes Erleben übermitteln will, kann ich diese Dinge nicht alle beschreiben. Da muß ich dem Leser seinem Wissen und seiner Phantasie überlassen.

Viele Grüße
Branwen

 
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Branwen schrieb:
Die Idee für die Geschichte war: Ein kleiner Junge lebt (ca um 1850) auf einem einsamen Bauernhof mit seinem Vater. Einige der Geschwister sind schon vor Jahren verstorben (damals starben viele kleine Kinder an -Armut(Hunger-Kälte), Hygienemangel, Kinderkrankheiten) . Dann stirbt die Mutter im Kindbett. Der Vater begräbt alle an einem idyllischen Platz am See und stellt ein Kreuz auf. Der Junge überlebt, ist aber auch von zarter Gesundheit; er ist viel allein. Die Großmutter hat ihm früher von den Feen, Zwergen, Wasser- und Nebelgeistern, wiederkehrenden Toten etc. erzählt. Es ist Herbst. Der Junge hat eine beginnende Erkältung mit ein wenig Fieber.

Branwen schrieb:
Hier ein paar Antworten auf Deine Fragen:

Zu Beginn stehst Du neben dem Jungen auf der Treppe eines einsam gelegenen Bauernhauses und schaust über die zum Hof gehörenden Wiesen und das Moor. Rechts ist die Scheune /Schuppen und ein paar Obstbäume. Der Junge hat gerade einen Becher ( über dem Herdfeuer erwärmten) Gerstenkaffee getrunken.

Lasse ist 7 Jahre alt. Damals. ca 1850 und früher, bekamen die Frauen alle 2-3 Jahre ein Kind. Als seine Mutter (und das letzte Kind) im Kindbett starb, war Lasse also höchstens 4 Jahre alt. Er hatte nur noch wenige, schwache Erinnerungen an sie.
Viele Kinder starben noch vor dem ersten Lebensjahr. Die etwas älteren bei Epedemien wie z.B. Scharlach. Die noch älteren vereinzelt bei Unfällen, während der Mitarbeit in der Landwirtschaft. Einige der Geschwister dürften also schon tot gewesen sein als Lasse noch nicht geboren war, ob er noch eines der Geschwister gekannt hat bleibt unklar.

Während die Mutter einen Säugling und noch ein Kleinkind neben der Hofarbeit zu versorgen hatte, kamen die kleinsten meist zu den Großeltern, die nicht immer auf demselben Hof wohnten.

Der Vater war Bauer und bearbeitete die Wiesen und Felder rund um den Hof. Dabei hat er sicher das Fahrad des Jungen am Weg gefunden.


Liebe Branwen,

etwas Grundsätzliches, was du sicher aber auch schon weißt: Eine Geschichte sollte aus sich selbst heraus verständlich sein und nicht erst durch die vielen Erklärungen des Autors zugänglich werden. Warum nimmst du nicht die eine oder andere Erklärung in deine Geschichte auf? Ich denke, das würde sich lohnen, da dein Text recht viele schöne Stellen (sprachlich und auch inhaltlich) enthält. Und es würde das 'momentane Erleben' verstärken, weil nicht ständig neue Fragen im Kopf des Lesers entstünden, die eben dieses Erleben schmälern.

Da muß ich dem Leser seinem Wissen und seiner Phantasie überlassen.
Aber das genau ist ja das Problem. Der Leser weiß nichts, er hat keine Möglichkeit, das von dir Dargestellte einzuordnen. Das ist wirklich seiner Phantasie anheimgestellt. Ich kann mir vorstellen, dass das dem einen oder anderen reicht und er sich allein an den schönen Formulierungen erfreut, aber für jemanden, der nach der eigentlich erzählten Geschichte sucht, funktioniert dein Text so leider noch nicht.

Es würde vielleicht schon reichen, wenn du die Vorgeschichte am Anfang mit ein paar kurzen Hinweisen skizzieren würdest (vielleicht eine Erinnerung des Jungen). So spielt sich nämlich alles im imaginären Raum ab und der Leser weiß nicht, warum etwas geschieht, warum die Geschwister und die Mutter auftauchen, warum der Vater plötzlich da ist und den Jungen aufhebt.

Und noch etwas: Wenn die Geschichte in der Mitte des vorigen Jahrhunderts spielen soll, müsstest du überlegen, ob die Fahrräder damals schon so ausgesehen haben:

Beim Aufsteigen klappern die Schutzbleche und kratzend streift das Pedal den Kettenschutz.

Und auch bei der Jahreszeit bin ich mir nicht sicher:

… schaut er auf die verschiedenen Gräser, die an den Rändern bereits beginnen, den Asphalt zu überwuchern. Die grünen kleinen Ähren, die sich wegen der Schwere ihre(r) Spitzen in einem gefälligen Bogen neigen.
Passt dieses Bild wirklich zum späten Herbst?

Er spürt in dieser Kühle schon ein wenig von der beißenden Schärfe des Frostes.

Liebe Grüße
barnhelm

 
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Hallo Branwen,

ein schönes Thema mit eindrucksvollen Naturbildern. Besonders der erste Abschnitt hat viel an Poesie, die mich als Leserin mitnimmt.

Nun bin ich aber eine, die sehr stark auf den Plot achtet, sowohl, was die Logik der Handlung angeht, als auch die stimmige historische Verortung der Geschichte.
Und da habe ich nicht schlecht gestaunt, dass du die Geschichte um 1850 spielen lässt. Ganz bestimmt war da kein Bauernjunge mit dem Fahrrad unterwegs. Die mechanische Weiterentwicklung der Draisine (1817) erfolgte ab 1845, Massenproduktion erst gegen Ende des Jahrhunderts. Und benutzt wurde das Fahrrad zunächst eher in städtischen Milieus.
Dein Setting erinnert mich zunächst eher an Goethes "Erlkönig", dann aber auch an Annette von Droste-Hülshoffs "Der Knabe im Moor".
Ich gehe davon aus, dass du beide Texte kennst. Sie fehlten früher in keinem Schullesebuch. Und selbstverständlich kann es sehr reizvoll sein, diese Gedichte über die Begegnung des Menschen mit der Natur in eine moderne Geschichte zu packen. Aber das eben kann ich nicht erkennen, es scheint mir, als bliebest du im Lyrischen stecken und hättest dir die Geschichte mit dem Bauernhof erst im Nachhinein überlegt.

Vielleicht könnte helfen, erst einmal zu überlegen, was der Leser unbedingt von der Handlung und den handelnden Personen wissen muss. Die spätere poetische, bildhafte Ausgestaltung wird dir immer gelingen, da bin ich ganz sicher.

Freundliche Grüße
wieselmaus

 

Moin Moin
wieselmaus ,
barnhelm,
Nichtgeburtstagskind!

Da Ihr alle dasselbe Problem mit der Geschichte habt, muß da wirklich etwas nicht funktionieren, obwohl ich es selbst nicht sehen kann.
Für die Geschichte ist es eigentlich egal, ob sie 1850 oder 1960 spielt. Holzbeheizte, einsame Bauernhäuser gibt es bis heute. Gut, das mit dem Fahrrad passt eher in 1960. Auch dass die Mutter und 2, 3 Kinder in einer Familie sterben, könnte vorkommen. Dass diese dann aber auf dem Grund und Boden des Hofes begraben werden, gibt es eher nicht mehr. Erzählungen von Wasser und Nebelgeistern, seien es Naturgeister oder Verstorbene, die Kinder ins Wasser locken gibt es bis heute.( Ja die Gedichte kenne ich. )

Um einmal auf wieselmaus einzugehen:
Der Leser muss nur wissen, dass der Junge viel alleine ist, weil Mutter und Geschwister gestorben sind und er in einem einsamen Haus auf dem Lande wohnt. Weiter muß er wissen, dass die Mutter und die Geschwister bei den Erlen am See begraben wurden.

Dies wurde alles gesagt. MMn ist eine Jahreszahl für die Geschichte nicht nötig.

Das verwendete Fahrrad impliziert, dass es irgenwann in den letzten 80 Jahren gewesen sein könnte.
Warum Mutter und Geschwister gestorben sind, gehört nicht in die Geschichte.
Warum der Vater das Grab dort errichtet hat, ob er das "durfte", gehört auch nicht zu Lasses Geschichte.
MMn ist es auch nicht wichtig, warum der Vater Lasse findet.
barnhelm

der Leser weiß nicht, warum etwas geschieht, warum die Geschwister und die Mutter auftauchen, warum der Vater plötzlich da ist und den Jungen aufhebt.

"Die Geisterpersonen" tauchen auf, weil Lasse (wie seine Geschwister ) von zarter Gesundheit, fiebrig, phantasievoll, angeregt durch die Geschichten der Großmutter, hellsichtig, einsam, liebebedürftig, sehnsuchtsvoll ist.

Danach wird mir deine Geschichte trotz einiger sehr schöner Stellen allerdings zu verworren, zu ziellos. Ich habe mich gefragt, was du mir eigentlich erzählen möchtest: die Geschichte des weißen, später schwarzen Rabens, die an den ‚Erlkönig’ erinnernde Szene der Begegnung mit den Geschwistern und den Eltern. Ich kann das alles nicht einordnen und deshalb auch nicht verstehen. Mir kommt es so vor, als habest du einfach drauflosgeschrieben, immer wieder eine neue Idee gehabt.[So war es nicht.] Am Ende fehlt mir eine klare Linie, ein stringentes Erzählkonzept.
Auch scheinst du den Schwung und die Konzentration des Anfangs im Mittelteil verloren zu haben. Die Ausführung wird oberflächlicher und damit auch fehlerhafter:
Nichtgeburtstagskind
...die Stimmung am Anfang ist toll. Dann verlierst du dich dort aber etwas, verlierst die Geschichte, den Erzählstrang.

Nach dieser Zusammenstellung Eurer Kritiken, glaube ich einen Weg für eine Änderung zu sehen.
Ich muss, glaube ich, Lasse so ausführlich Beschreiben, wie vorher die Natur.

Das werde ich versuchen.

Vielen Dank und liebe Grüße

Branwen

 

Hallo Branwen,

was deinem Text anzumerken ist, ist deine Sprachverliebtheit. Sie mag dafür verantwortlich sein, dass ich so manche Passage etwas unscharf, ja, widersprüchlich empfinde. Als wenn dir der Stil wichtiger wäre, als der Inhalt.
Ein Stil, der übrigens sehr auf Adjektive baut. Da spricht auch nichts dagegen, viele Autoren gehen diesen Weg, und, um es vorwegzunehmen, ich habe deine Geschichte insgesamt schon interessiert und ganz gerne gelesen, da sind schöne Elemente drin, ja, aber die Kraft, die Adjektive zu entfalten im Stande sind, verliert sich mMn durch ihren inflationären Gebrauch. Das mag allerdings auch Geschmackssache sein.

Zudem muss ich barnhelm zustimmen. Zwei, drei Sätze mehr - gleich zu Beginn -, um über die Hintergründe des Jungen aufzuklären, wären dem Textverständnis sehr zuträglich, meine ich.

Ein wenig mehr Kühle, Dunkelheit und du hättest auch alle Zutaten für eine Schauer-, Grusel-, Horrorgeschichte. Könnte ich mir hier gut vorstellen, wenngleich ich beinahe glaube, dass du dich diesem Genre nicht unbedingt zuwenden möchtest. Stimmt's?


Ich gehe mal in den Text:


Gleich im ersten Absatz:

Kein Wind bewegt die Schwaden ... Der fallende Nebel ... drückt sie wieder zu Boden ... steigt und fällt der Nebel ...
Bewegungslosigkeit, dann wieder nicht. Du machst zwar den "Rest von Wärme" dafür verantwortlich, dass sich die Schwaden bewegen (nicht den Wind), das Bild jedoch, das ich zuvor hatte, suggeriert mir halt die Bewegungslosigkeit. Beißt sich für mich.
Zudem kaust du ziemlich auf der selben Aussage herum: fallender Nebel, der zu Boden gedrückte Nebel, Nebel, der fällt. Ich sehe hier Kürzungspotential, ohne dass das starke Bild, dass du gleich zu Beginn gezeichnet hast, an Kraft einbüßen würde.
Er spürt in dieser Kühle schon ein wenig von der beißenden Schärfe des Frostes.
Er ahnt sie eher, oder? Zudem: Du könntest gleich den Namen des Kindes erwähnen, um es dem Leser von Anfang an näher zu bringen.
Ein Rest von Wärme beginnt die Nebelbänke sachte anzuheben, doch die Kälte der Nacht ist noch nicht verschwunden ...
Ein "Rest von Wärme" suggeriert mir, dass da mehr gewesen wäre. Zuvor steht aber doch die "Kälte der Nacht". Also, ich weiß schon, was du sagen möchtest, aber ich finde das so unscharf, dass ich darüber nachdenken will, also kurz innehalte, hängenbleibe.

Um zu verdeutlichen, worauf ich hinaus will, mal ein spontaner Vorschlag:
Kühl trifft die feuchte Luft auf Stirn und Wangen. Lasse ahnt in dieser Kühle schon die beißende Schärfe des nahenden Frostes. Der fallende Nebel bleicht den Morgen. Kein Wind bewegt die braun gewordenen Blätter, die nur noch lose an den Astspitzen hängen. Langsam mäandern die Schwaden im Wechselspiel der nächtlichen Kälte und des aufziehenden Tages.
Irgendwie derart würde mir das schon reichen.

Der scharfe krächzende Ruf eines Fasans zerreißt die Stille des Morgens.
Du hast die Schärfe und den Morgen weiter oben schon. Wegen des Dopplers und der wiederholenden Aussage (Zeitangabe) könntest du beides verlustfrei rauswerfen, finde ich. Ohne fände ich den Satz auch stärker - wenn er auf "Stille" enden würde.

Der Nebel dämpft alle Geräusche, er macht sie kurz und stumpf. Sie tragen nicht weiter als Lasse schauen kann.
Da stellt sich die Frage nach der Perspektive. Lasse kann das jedenfalls nicht wissen.
Stumpfe und kurze Geräusche. Hm. Da der Nebensatz ohnehin redundant ist, da ich schon weiß, dass der Nebel die Geräusche dämpft, würde ich ihn rauswerfen.

Er fährt vom Hof auf die Straße, tritt mit Nachdruck in die Pedale und spürt den Fahrtwind im Gesicht. Die letzten Reste von schläfriger Benommenheit weichen. Während der Junge die lange, schmale Straße zwischen den Wiesen entlang fährt, schaut er auf die verschiedenen Gräser, die an den Rändern bereits beginnen, den Asphalt zu überwuchern.
Lasse ihn doch einmal "radeln" oder so.
Beginnen, zu überwuchern, finde ich für die Jahreszeit unangebracht. Und überhaupt, dass sie den Asphalt überwuchern? Ich weiß nicht. Wieder irgendwie zu unsauber für mich.
Vorschlag (immer nur, um zu verdeutlichen, worauf ich hinaus will, Branwen):
Er fährt vom Hof, tritt mit Nachdruck in die Pedale und spürt den Fahrtwind im Gesicht. Die letzten Reste von schläfriger Benommenheit weichen. Während der Junge die lange, schmale Straße zwischen den Wiesen entlang radelt, schaut er auf die Gräser, die bis zum Asphalt hin wuchern.

Die grünen kleinen Ähren, die sich wegen der Schwere ihre Spitzen in einem gefälligen Bogen neigen.
Grün will mir nicht zur Jahreszeit passen, und sind es nicht eher die Halme, die sich verneigen?

Die gelben Grasblüten, deren büschelige Enden durch den ständigen Wind zu einer Seite abstehen, wie bei einer wehenden Fuchsrute.
Die gelben Grasblüten? Wieder Ähren, oder?
Und dass jetzt ständiger Wind zu herrschen scheint, passt nicht zur Aussage (weiter oben), dass es windstill sei. Das sind wieder so widersprüchliche Dinge für mich, Branwen, an denen ich einfach - zugegeben: sehr pedantisch - hängenbleibe.

... die ihre winzigen dunklen Blüten an den Enden weit gespreizter zarter Rispen tragen.
Okay, ich akzeptiere schon dein adjektivlastigen Stil, aber hier ist das mMn schon ein ziemlicher Overkill.

Sie fangen die neblige Feuchtigkeit ein und sammeln sie in einzelnen funkelnden Wassertropfen[Komma] dort, wo sich ihre Ästchen (in einer Gabelung) vereinigen.
Exemplarisch: Ich weiß schon, dass es nebelig ist, Wassertropfen sind jeweils einzeln, (wo sich ihre Ästchen verbinden, findet sich eine Gabelung).
Ich sähe keinen Verlust, wenn du hier den Rotstift ansetzen würdest.

Er weiß, das sind die Feenkristalle, Großmutter hat es ihm erzählt, als er noch ganz klein war.
Lasse bewegt sich mühelos, sein Körper schaukelt rhythmisch im Takt seiner tretenden Füße. Für so ein kleines Kind ist es ein weiter Weg bis ins Dorf. Aber Lasse macht das nichts aus.
Wieso die Einschränkung "für so ein kleines Kind"? Spielt das für die Geschichte irgendeine Rolle?
Warum nicht einfach: Es ist ein weiter Weg bis ins Dorf. Aber Lasse macht das nichts aus.
Hier und da könntest du auf Personalpronomen verzichten - weiter unten auch (seine Kappe) -, ist ja nicht falsch, aber dass du seine Füße und seine Kappe meinst ist eh klar. Wessen sonst? Nur mal so zum Überdenken.

Der Junge schaut und lauscht. Es hört sich fast an wie Stimmen, leise Stimmen. Langgezogen und klingend
...
Lasse schiebt sein Rad, lauscht im Weitergehen..
Leise, langgezogene, klingende Stimmen. Hm. Was sind klingende Stimmen? Was kann ich mir darunter vorstellen? Wie klingen sie denn? Ähnlich ergeht es mir mit den langgezogenen. Ich kann mir das einfach nicht richtig vorstellen.

... und folgt einem, zwischen dem hohen blühenden Gras, kaum sichtbaren Pfad.
Ja, es gibt Spätblüher, aber warum diese vermeintlichen Widersprüche? Anfangs beschreibst du, kaum ein braunes Blatt hänge mehr an den Bäumen, und hier blüht das Gras. Das wirkt halt unsauber, unüberlegt.

Vorsichtig geht er, leise und zögernd einen Fuß vor den anderen setzend.
Auch so ein Beispiel. Klar ist das Geschmackssache. Trotzdem könntest du dir überlegen, ob du dem Leser nicht mehr zutrauen könntest. Wenn er bsp. einen Fuß vor den anderen setzt, ist mir schon klar, dass er vorsichtig, leise und zögernd voranschreitet.
Auch zu überlegen, ob du nicht wenigstens hin und wieder starke Verben einsetzen könntest, anstelle immer adjektivisch nachzulegen. Sonst nutzt sich der Effekt von Adjektiven mMn sehr schnell ab. Vorsichtig gehen oder schleichen, pirschen, huschen ... Schnell gehen oder rennen, jagen, hasten ... Laut klopfen oder hämmern, trommeln, donnern

... und schon sind die Rehe mit ein paar federleichten Sprüngen über die meterhohe Wiese verschwunden.
Meterhohe Wiese? Echt jetzt? Würde ich (ebenfalls verlustfrei, finde ich) streichen.


Hier steige ich erst mal aus. Ich schaue bestimmt später nochmals rein, Branwen.


Danke fürs Hochladen


hell

 
Zuletzt bearbeitet:

Das musste ja so kommen,

liebe Branwen -

klar, musste so kommen, dass mich ein weißer Klugscheißer der Vogelwelt hier hineinschauen lässt. Überrascht hat mich dann in den Vorkommentaren die Jahreszahl 1850, das Fahrrad (da hat wieselmaus schon was zu gesagt) und dass Lasse zur Schule geht.

Beginnen wir in anderer Reihenfolge: Die (Volks-)Schule ist eine Forderung der Reformatoren und sie wude nach und nach in protestantischen (!) Gebieten vor allen in den Städten durchgesetzt. Auf dem Land wurd jede Hand gebraucht (und auch in den Bergwerken, allein schon wegen der niedrigen Schächte) und selbst mit dem Verbot der Kinderarbeit - 1839 im keineswegs philantropischen Preußen, da das geschundene Kind auf dem Land wie im Bergwerk und hernach der Industrie körperlich fürs Militär ungeeignet war. Geistige Gesundheit wurde ja von den Mannschaften nicht erwartet. Aber selbst im um die Rheinlande erweiterten Preußen widersetzten sich vor allem Teile der katholische-ländlichen Bevölkerung dem Verbot der Kinderarbeit und die allgemeine Schulpflicht konnte erst mit der Weimarer Republik durchgesetzt werden.

Vom Reichtum der Armen in ihrem Kinder"besitz" will ich da gar nicht erst reden und beim ersten Aufenthalt in Norden/Norddeich vor einer kleinen Ewigkeit war ich richtig erschüttert, einen ganzen Friedhof aus der Zeit des 18./19. Jahrhunderts zu finden allein mit den im Kindsbett verstorbenen Müttern nebst Kind/ern.

Ja - im Spiel von Nebel, "Lichtung" und dem Raben als Totenvogel (es ist ja nicht nur schwarz Farbe der Trauer ...) find ich dann die Bestätigung

"Komm spielen[,] Lasse", ...
und in diesen letzten Zeilen - so finde ich - wird die Erzählung richtig gut!

Die Zweifel lassen sich beim Asphalt übrigens fortsetzen ...

Es ist also riskant, ohne Hintergrundwissen sich auf eine Jahreszahl, ja selbst auf einen Zeitraum sich einzulassen, was nix daran ändern kann, dass ich von der poetischen Sprache beeindruckt bin, selbst wenn sie durch die - ich nenn's mal so - Adjektivitis hart am Kitsch entlang schreddert. Ich nehm mal den ersten Abschnitt

Kühl trifft die feuchte Luft Stirn und Wangen und lässt ihn erschauern. Er spürt in dieser Kühle schon ein wenig von der beißenden Schärfe des Frostes. Der fallende Nebel macht den Morgen dämmrig. Kein Wind bewegt die Schwaden und die Blätter, die braun sind und nur noch lose an den Astspitzen hängen. Ein Rest von Wärme beginnt die Nebelbänke sachte anzuheben, doch die Kälte der Nacht ist noch nicht verschwunden und drückt sie wieder zu Boden. In langsamen, kaum sichtbaren Bewegungen steigt und fällt der Nebel. Der scharfe krächzende Ruf eines Fasans zerreißt die Stille des Morgens. Es riecht nach Erde, feuchter Erde und dem Holzrauch aus dem Kamin.
wobei - kann auch gar nicht anders sein - manches Adjektiv substantiviert wird und zu unnötigen Doppelungen, wobei manches gar nicht sofort auffallen muss, wie beim Zusammentreffen von morgednlichem Nebel und der Dämmerung etwa. Der Nebel ist weniger dämmerig als dunstig (Dunst von der Luftfeuchtigkeit), was der morgendlichen Dämmerung noch einen anderen Farbton gibt im Verschwommenen.
Kühl ... feuchte ... Kühle ... ein wenig ... beißenden Schärfe ... fallende ... dämmrig. Kein ... braun ... nur noch lose ... hängen. Ein Rest von Wärme ... sachte ... die Kälte ... langsamen, kaum sichtbaren ... scharfe krächzende die Stille ... feuchter ...

Schon wenn Dir gelingt, die Doppelungen zu beseitigen, wäre einiges gewonnen.

Trivialeres, wie hier wahrscheinlich Flüchtigkeit

Sie tragen nicht weiter[,] als Lasse schauen kann.
denn zuvor hastu ja schon ein Komma unter der Bedingung gesetzt, dass die vergleichende Konjunktion "als" einen vollständigen Satz einleitet ...

Flüstern und ein seltsames Tönen, so, als ob es in seinem Kopf summt.
wäre schon allein durchs "als ob" der Konjunktiv angesagt - wobei hier gefahrlos auf eine würde-Konstruktion verzichtet werden kann, da niemand mit der Verwechselungsgefahr von Präteritum und Konjunktiv II im "summte" kommen sollte. Der Konjunktiv hat mit der Zeitenfolge nix zu tun.

Ähnlich hier (einer Glaubenssache)

Lasse beginnt zu glauben, dass er nur die Laute der äsenden Tiere in der morgendlichen Stille gehört hat.

Gespannt lauschend dreht er sich langsam, um den Weg zurück zu gehen.
("zurückgehen" ein Wort)

Er hört es rufen: "Komm spielen[,] Lasse!"
(Komma wg. Anrede)

Hier ist m. E. das Zahlwort

Sie schweben zum See, die Ersten tauchen ein ...
klein zu schreiben, weil es eigentlich ein Attribut dür "die ersten [Kinder/Geschwister"] ist ...

Gern gelesen vom

Friedel

 

Wenn ich - wo ich gerad hier hineinschau - wenn ich mich also einmischen darf - ganz kurz -
beste Cid und liebste Branwen hierorts,
von der Grundregel her ist der Satz

Der Junge betrachtet ihn verzückt[,] und der Rabe schaut ihm mit seinen blauen Augen direkt ins Herz.
vom Komma befreit. Da heißt es nämlich, dass Konjunktionen wie etwa "und" gleichrangige/-wertige Wörter, Wortgruppen, Satzteile und Sätze vom Komma befreien. Grundsätzlich gilt aber auch, dass der Autor über Kommasetzung oder nicht entscheidet, je nachdem, was er aussagen will, und diese Regel ist sicherlich nicht aus übertriebenem Respekt vor Kleist eingeführt worden.

Es ist also nicht auszuschließen, dass der zwote Hauptsatz eben besonders betont wird und dass Branwen dem Raben die besondere Stellung zugesteht ... Hab ich so im Gefühl ... so weit ein Kühlschrank fühlen kann ...

Tschüss und schönes Wochenende vom

Friedel

 

Hallo Ihr Lieben,
hell,
Friedel,
Cid

ich bin entzückt von Euren Kommentaren und werde mich ausgiebig mit Ihnen beschäftigen. Allerdings erst am Sonntag, da ich morgen eine öffentliche Lesung habe und immer mega nervös bin.

Ich danke Euch für Eure Mühe

und melde mich am Sonntag wieder, Branwen

 

Moin, mein adjektivischer Kollege!
Oder sollte Dein Forumsname etwa englisch sein?

Ich danke Dir für Deine freundlichen und hilfreichen Worte. Vieles, was Du sagst habe ich mir zu Herzen genommen. Was ich aber auf keinen Fall tun werde, ist der Geschichte eine Beschreibung der Situation des Jungen voranzustellen.

Zudem muss ich @barnhelm zustimmen. Zwei, drei Sätze mehr - gleich zu Beginn -, um über die Hintergründe des Jungen aufzuklären, wären dem Textverständnis sehr zuträglich, meine ich.

Ich möchte dem Leser (Zuhörer) gleich zu Beginn ein "Gefühl" vermitteln. Ich möchte, dass dieses Gefühl durch die ganze Erzählung hindurch erhalten bleibt. Und ich möchte mein Publikum zu vielen Gedanken anregen. Gedanken an Erlebtes und an Geschriebenes ( Fabeln, Märchen, Sagen, Gedichte, Klassik, Romantik ...). Dabei soll es verschiedene Möglichkeiten der Auslegung geben. Dennoch soll der Erzählung eine stringente Geschichte zu Grunde liegen.

Damit der moderne Leser gut an die Hand genommen wird und ich es nicht übertreibe, brauche ich Eure klugen Kommentare.

Ein wenig mehr Kühle, Dunkelheit und du hättest auch alle Zutaten für eine Schauer-, Grusel-, Horrorgeschichte. Könnte ich mir hier gut vorstellen, wenngleich ich beinahe glaube, dass du dich diesem Genre nicht unbedingt zuwenden möchtest. Stimmt's?

Vielleicht ein andermal. Ich fürchte mich selbst zu sehr, um mich in so eine Stimmung zu vertiefen!

Er spürt in dieser Kühle schon ein wenig von der beißenden Schärfe des Frostes.
Er ahnt sie eher, oder? Zudem: Du könntest gleich den Namen des Kindes erwähnen, um es dem Leser von Anfang an näher zu bringen.

Jch objektiv gesehen ahnt er es - aber er spürt sich ein in das, was kommen wird. Ich werde es nochmal bearbeiten.

Ein Rest von Wärme beginnt die Nebelbänke sachte anzuheben, doch die Kälte der Nacht ist noch nicht verschwunden ...
Ein "Rest von Wärme" suggeriert mir, dass da mehr gewesen wäre. Zuvor steht aber doch die "Kälte der Nacht". Also, ich weiß schon, was du sagen möchtest, aber ich finde das so unscharf, dass ich darüber nachdenken will, also kurz innehalte, hängenbleibe.

Die Kälte der Nacht fällt (im Herbst) von oben herein. Drückt den Nebel, der aus der warmen feuchten Luft durch die Abkühlung entsteht. Gegen Morgen wird es wärmer, die Luft drückt nicht mehr so stark von oben. Die Wärme, die aus der Erde aufsteigt, kann die Schwaden wieder anheben.
Hier, wo ich lebe, und wo auch die Geschichte spielt, ist es immer windig. Eigentlich gibt es, falls kein Sturm ist, nur am Abend und am Morgen eine Stunde, in der Windstille herrscht.
Aber ich überlege noch einmal, wie ich es anders ausdrücken kann.

Ich wollte (bildlich gesprochen) mit der Kamera erst langsam aus der Totalen (sagt man so?) auf Lasse zufahren, so dass man ihn erst nur schemenhaft erahnt, bis man ihn als Lasse erkennt.

Der scharfe krächzende Ruf eines Fasans zerreißt die Stille des Morgens.
Du hast die Schärfe und den Morgen weiter oben schon. Wegen des Dopplers und der wiederholenden Aussage (Zeitangabe) könntest du beides verlustfrei rauswerfen, finde ich. Ohne fände ich den Satz auch stärker - wenn er auf "Stille" enden würde.

ja kann ich nachvollziehen.

Der Nebel dämpft alle Geräusche, er macht sie kurz und stumpf. Sie tragen nicht weiter als Lasse schauen kann.
Da stellt sich die Frage nach der Perspektive. Lasse kann das jedenfalls nicht wissen.
Stumpfe und kurze Geräusche. Hm. Da der Nebensatz ohnehin redundant ist, da ich schon weiß, dass der Nebel die Geräusche dämpft, würde ich ihn rauswerfen.

Hm, hm, hm, würde mir nicht weh tun diesen Satz zu streichen, aber ich weiß noch nicht, ob ich soll.
Lasse ihn doch einmal "radeln" oder so.
Jep!

Beginnen, zu überwuchern, finde ich für die Jahreszeit unangebracht. Und überhaupt, dass sie den Asphalt überwuchern? Ich weiß nicht. Wieder irgendwie zu unsauber für mich.
Vorschlag (immer nur, um zu verdeutlichen, worauf ich hinaus will, Branwen):

Die kleinen einspurigen Landwege zwischen den Wiesen und Mooren sind hier oft , ca 30-40 cm weit, vom Gras überwachsen. Sie müssen jedes Jahr freigekratzt werden.

Die grünen kleinen Ähren, die sich wegen der Schwere ihre Spitzen in einem gefälligen Bogen neigen.
Grün will mir nicht zur Jahreszeit passen, und sind es nicht eher die Halme, die sich verneigen?

Oh ja, einige Arten sind auch im Oktober noch grün. Es sind keine Getreide Ähren, sondern langezogene flache, paari angeordnete Grasähren, die sich voll Wasser saugen und den dünnen Stängel zwischen sich beugen. Der darunter gewachsene Halm ist rund und sehr viel stabiler.

Die gelben Grasblüten, deren büschelige Enden durch den ständigen Wind zu einer Seite abstehen, wie bei einer wehenden Fuchsrute.
Die gelben Grasblüten? Wieder Ähren, oder?
Und dass jetzt ständiger Wind zu herrschen scheint, passt nicht zur Aussage (weiter oben), dass es windstill sei. Das sind wieder so widersprüchliche Dinge für mich, Branwen, an denen ich einfach - zugegeben: sehr pedantisch - hängenbleibe.

Der sonst ständige Wind hat sie so geformt. :confused:

... die ihre winzigen dunklen Blüten an den Enden weit gespreizter zarter Rispen tragen.
Okay, ich akzeptiere schon dein adjektivlastigen Stil, aber hier ist das mMn schon ein ziemlicher Overkill.

http://studio-karamelo.com/2012/01/19/rispengras/

Hier auf den kargen Böden sind die Blüten (dunkel lila, Größe wie Komma) und Stängel nur halb so dick - "ein Hauch von Grass":Pfeif: Wie würdest Du das beschreiben?

Zu den Wiesen: gut einige Gräser blühen vielleicht nicht mehr, haben aber noch die Hülsen in denen die Blüten saßen und es ist sehr schwer zu sehen, ob sie noch blühen. Jedenfalls, haben sie vorher keine Rispen etc sondern Halme.

Und Kinder "schreiten" nicht, wenn sie nicht gerade König spielen, sondern "tapsen" oder so. Aber ich verstehe schon, und werde ein paar passende Verben finden.

Liebe Grüße
Branwen

 
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Lieber Friedel,

habe ganz herzlichen Dank für Deine Kommentare.
Die Fehler, die Du am Ende nennst, habe ich sofort beseitigt.
Zur Jahreszahl:
Bei meinen Geschichten gehe ich von einem Gefühl (Einsamkeit, Herbst) aus, zu dem sich ein Bild (Wiesen, Nebel auf dem Lande) gesellt. Dann fangen die Bilder an sich zu bewegen und verknüpfen sich intuitiv mit Gedanken an Gelesenes, Erlebtes ... Daraus entwickle ich den Ablauf in groben Zügen und beim Schreiben sortiere ich dann, in das was ich nutzen will und das was ich auslasse.

Durch die Kritiken in diesem Forum ist mir klargeworden, dass ich mit einem Bild aus den 90er Jahren begonnen habe und dann das Familienbild um 1850 eingefügt habe.

Ich mache nämlich Familienforschung und "halte mich daher viel in der Zeit 1600-1900 auf".

Da sich Vieles in meiner Geschichte nicht in der objektiven Realität abspielt, ist mir das nicht aufgefallen. Für das Erleben, das ich meinen Lesern übermitteln möchte, ist es auch nicht wichtig, wann die Geschichte spielt. Ich sehe aber, dass das verschobene Bild zu Verwirrung bei meinen Lesern führt. Obwohl zwei oder drei Zeit-, Bildebenen für meine Geschichte auch nicht so verkehrt wären. Aber die müsste ich dann wohl besser herausarbeiten.

Ich werde die Geschichte nochmal auf die Doppelungen hin durcharbeiten. So aneinandergereiht sehen sie schon furchterregend aus :lol:

Übrigens: wie hört sich "dunstiger Morgen" denn an? Wie Kochen und große Wäsche im Bottich! Ein bisschen Poesie muß doch erlaubt sein, auch wenn es nich gaaaaanz exakt ist.

Liebste Grüße sendet Branwen


Hallo Cid,

vielen Dank für Dein nettes Lob.
Zu Deiner Frage: Der rabe ist (wieder) schwarz, weil der Junge ins Hier und Jetzt zurückkehrt.

Viele Grüße
Branwen


Lieber Friedel,

wenn ich mit meiner Anrede richtig liege, bist Du zwar männlichen Geschlechts, aber nicht alle Männer sind Kühlschränke ;)
Ich kann in Deinen Kommentaren hier im Forum viel <3 entdecken.

Liebe Grüße
Branwen

 

Hallo in die Runde,

hier sind meine Änderungen,wie sie sich aus Euren Einlassungen ergeben haben. Ich hoffe, dass jetzt vieles verständlicher geworden ist.
Ich habe vor allem versucht, die Situation des Jungen klarer werden zu lassen und die Übergänge von "traumhaftem Erleben" und Realität deutlicher abzugrenzen.
Die Schilderung der Natur entspricht meinem Erleben und ist gleichzeitig der Träger einer Stimmung. Ich finde, da muß ich nicht klären, ob jedes der einzelnen Gräser im Moment noch blüht oder nur die alten Blütenstände trägt ...

Mit dem Konjunktiv in dem Satz

... ein seltsames Tönen, so, als ob es in seinem Kopf summt.
hadere ich noch. Er hört sich für mich falsch an.

Viele Grüße
Branwen

 
Zuletzt bearbeitet:

"Blackbird singing in the dead of night
Take these broken wings and learn to fly
All your life you were only waiting
For this moment to arise."​

Durch die Kritiken in diesem Forum ist mir klargeworden, dass ich mit einem Bild aus den 90er Jahren begonnen habe und dann das Familienbild um 1850 eingefügt habe.

Ich mache nämlich Familienforschung und "halte mich daher viel in der Zeit 1600-1900 auf".

Da hastu gerade ein Abo gelöst ... Aber das nur am Rande,

ab zur passenden Geschichte zwischen Allerheiligen und Totensonntag:

Der Nebel dämpft alle Geräusche, er macht sie kurz und stumpf. Sie tragen nicht weiter als Lasse schauen kann.

Kühl trifft die feuchte Luft Stirn und Wangen und lässt ihn erschauern.
Was ist mit dem Fels inmitten der abfallenden Ebenen von Stirn und Wangen,

liebe Branwen,

der Nase? Haar und Ohr können unter einer Mütze (als Fahrradfahrer bevorzug ich statt des zu 75 % nutzlosen Helms Pudelmütze, die dann aber auch bei entsprechendem Wetter bis zu den Augenbrauen herabgezogen wird, dass die Feuchtigkeit auch die Stirn nichts sofort treffe)?

Der fallende Nebel macht den Morgen dämmrig.
Anfang und Ende des Tages sind immer "dämmrig", der graue Nebel verhindert nur, dass es morgens schnell wieder klar wird. Da wäre "dunstig" - wie in einer alten Waschküche - das richtige Adjektiv.

Jetzt nicht den Mut verlieren, dass es so überfallartig los geht, denn ein Satz ist schon aufgeführt in den Zitaten ohne Kommentar bisher, und der wird auch keinen bekommen, außer, dass mir die Naturbeschreibung gefällt. Dass das zwote Zitat dann einen erhält, liegt halt an der inkonsequenten Beschreibung, entweder global statt Stirn und Wange "Gesicht" oder auch noch das Kinn neben der Nase ...

Ja, und welcher der Leser würde außer einem Liebhaber des Wolfes und seiner Derivate (> 50 cm, sonst müsst ich mich zu tief bücken) begrüßen, dass der "Schwanz" des Fuchses nichts mit einer Fuchsschwanzsäge zu tun hat, sondern eine "Rute" ist. Dazu braucht man kein selbsternannter Natur-Pfleger wie die trophäenhungrigen Hubertusjünger sein, um so was zu wissen.

Also, kein Grund zu verzagen!
Weiter im Programm mit muss-, soll- und kann-Korrekturen:

Während der Siebenjährige die lange, schmale Straße zwischen den Wiesen entlang fährt, schaut er ...
Ein Wort "entlangfahren"

... auf die verschiedenen Gräser, die an den Rändern bereits beginnen, den Asphalt zu überwuchern.
Keine bange, hier ist nix zu mäkeln, nur mal'n Tipp, denn Du könntest zwei aufeinanderfolgende Relativsätze durch ein bissken Möbelrücken vermeiden, etwa der Art
"... auf die verschiedenen Gräser, die an den Rändern bereits den Asphalt zu überwuchern beginnen. Das kann selbst die Infinitivgruppe nicht verhindern! Umgekehrt wirken die Kommas auch wie Atempausen, Pausen, um nachzudenken. Purer Heinrich von Kleist, der eigentlich Dramatiker werden wollte und die Regieanweisungen für seine Prosa hilfsweise mittels Zeichensetzung regelte.

... und sammeln sie in einzelnen funkelnden Wassertropfen dort,...
Sind Wassertropfen - selbst wenn zwo irgendwann zusammenfließen - nicht immer vereinzelt? Verlieren sie nicht zu viert bereits ihre Form?

..., aber seine tiefste Se[h]nsucht gilt der Mutter, ...

Lasse sehnt sich so sehr, dass er manchmal stundenlang in seinem Versteck sitzt und keine Kraft hat[,] zu spielen oder dem Vater zu helfen oder auch nur aufzustehen.

Gespannt lauschend dreht er sich, um den Weg zurück zu gehen.
"zurückgehen" / auch als Infinitivkonstruktion
Das Gras ist auf einer kreisrunden Fläche niedergelegt, mitten hindurch führt der Bach.
Wirklich "niedergelegt", nicht doch "nieder-" gedrückt/geweht/gepresst", je nach Ursache?

Lasse zieht langsam seine Jacke aus und läßt sie achtlos hinter sich fallen.
"lässt"

Staunend sieht er[,] wie Nebelfetzen sich von der Erle lösen und auf und nieder schweben.
("wie" leitet einen vollständigen Satz ein)

Ein Rabe krächzt leise.
Nur zur Information (ich weiß ja, der Rabe als Symbol als ein Totenvogel. Die Rolle wird übrigens mit der Amsel ("blackbird") geteilt.)

Wirklich ein "Rabe", selbst wenn alle Krähen bis hinab zu Dohle und dem schönsten überhaupt, dem Eichelhäher, zur Familie der Rabenvögel zählen, ist der einzige, der den Raben im Namen führt der Kolkrabe, der Schlaumeier überhaupt unter den Schlaumeiern der Vogelwelt. Nicht umsonst berät ein Pärchen "Raben" den Boss zu Walhalla ...

Schöne Kombination übrigens:
Weiß der Unschuld und blau("äugig") = treu

"Komm doch[,] Lasse!"
(hatten wir schon, immer noch "Lasse" = Anrede; gleich - mit Malte - geht's doch und bei den "Buben und Mädchen" dann wieder nicht. Alle drei folgen dem gleichen Prinzip)

Und da, zwischen ihnen[,] die Mutter.
Komma wegen nachgeschobenen Zusatz'. Ohne "da" würde der Status "nachgeschoben" wegfallen und somit auch zwo Kommas "und zwischen ihnen die Mutter", wobei die Dramatik durch einen Gedankenstrich gesteigert würde "und zwischen ihnen - die Mutter" (Kleist lässt grüßen)

"Warte[,] Mutter!", will er rufen, ...
(das "Lasse-"Problem ... Einfach merken: Anreden - ob namentlich oder der bio- oder soziologischen Rolle folgend - nur ausnahmsweise - wobei mir unterm Schreiben gerade eben keine Ausnahme einfällt - ohne Komma, ansonsten immer mit!)Findestu jetzt hier selber:
"Lass nur Papa, musst mich doch nicht tragen", will er sagen, doch seine Lippen können die Worten nicht formen.

Die Ersten sind schon da ...
immer noch "die ersten" weil Attribut der "Nebelkinder" ...

"Blackbird singing in the dead of night
Take these sunken eyes and learn to see
All your life you were only waiting
For this moment to be free."
McCartney/Lennon (Beatles, Weißes Album 1968)​

Gern gelesen vom

Friedel,
der vorsorglich ein schönes Wochenende wünscht!

 

Moin Friedel,

ich glaube die Kommata bringen mich noch zur Verzweiflung. Wenn es mir jemand erzählt, ist alles sehr einleuchtend. Wenn ich es dann selber machen muss, gehen alle Regeln in meinem Kopf durcheinander :confused:.

Kühl trifft die feuchte Luft Stirn und Wangen und lässt ihn erschauern.

Was ist mit dem Fels inmitten der abfallenden Ebenen von Stirn und Wangen,


"Der Fels" ist bei dem siebenjährigen Lasse so winzig, dass der Nebel und der Wind da kaum eine Angriffsfläche haben. Stirn und Wangen haben die größte Fläche und etwas mit dem Aufwachen zu tun.

Der fallende Nebel macht den Morgen dämmrig.
Anfang und Ende des Tages sind immer "dämmrig", der graue Nebel verhindert nur, dass es morgens schnell wieder klar wird. Da wäre "dunstig" - wie in einer alten Waschküche - das richtige Adjektiv

Das Wort - will ich hier partout nicht benutzen, eben weil es sich nach Waschküche und Wurstbottich anhört.

... auf die verschiedenen Gräser, die an den Rändern bereits beginnen, den Asphalt zu überwuchern.
Keine bange, hier ist nix zu mäkeln, nur mal'n Tipp, denn Du könntest zwei aufeinanderfolgende Relativsätze durch ein bissken Möbelrücken vermeiden, etwa der Art
"... auf die verschiedenen Gräser, die an den Rändern bereits den Asphalt zu überwuchern beginnen.
Da würde ich mich beim vorlesen verheddern. Ich denke darüber nach, es vielleicht in der Schriftform so zu machen.

... und sammeln sie in einzelnen funkelnden Wassertropfen dort,...
Sind Wassertropfen - selbst wenn zwo irgendwann zusammenfließen - nicht immer vereinzelt? Verlieren sie nicht zu viert bereits ihre Form?
Ja da hast Du recht, allerdings fehlen mir da zwei Silben und die Unterbrechung im Sprachfluß. Ich denke nach.

Das Gras ist auf einer kreisrunden Fläche niedergelegt, mitten hindurch führt der Bach.
Wirklich "niedergelegt", nicht doch "nieder-" gedrückt/geweht/gepresst", je nach Ursache?
Ja, niedergelegt (gemäht oder Kornkreis).

Wirklich ein "Rabe", selbst wenn alle Krähen bis hinab zu Dohle und dem schönsten überhaupt, dem Eichelhäher, zur Familie der Rabenvögel zählen, ist der einzige, der den Raben im Namen führt der Kolkrabe, der Schlaumeier überhaupt unter den Schlaumeiern der Vogelwelt. Nicht umsonst berät ein Pärchen "Raben" den Boss zu Walhalla ...
Ja, hier gibt es noch ursprüngliche Bestände. Zum Raben gäbe es noch viel zu sagen:
Mein Name hier im Forum und mein wirklicher Name (indirekt), haben etwas damit zu tun und dann die vielen Märchen und Mythologien ...

Danke für das schöne Lied, lieber Friedel, es passt wunderbar in die Stimmung.

Auch ich wünsche Dir ein ein gemütliches Wochenende.

Branwen

 

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