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Ein Traumtyp eben

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23.12.2008
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Ein Traumtyp eben

Und wieder sah ich ihn. Wie jeden Tag fuhr er mit der gleichen Straßenbahn wie ich. Pünktlich um 07:21 Uhr stieg er in die Bahn ein, in der ich schon saß. Eigentlich war es blöd, immer nur meinen Tagträumen hinterher zu hängen. Wie stellte ich mir vor, daß er mich mal ansprach, irgendwas, nichts besonderes eben. Aber auch dies passierte nicht. Einsteigen, hinsetzen und im Comic lesen, tagein, tagaus. Ich bin 17, habe schwarze Haare. 180cm groß bei 69kg. Und er ? So ca. 15 oder 16. Nur etwas kleiner als ich und auch kein Gramm zuviel auf dem Körper. Wenn es Sommer war, trug er nur Skatershorts und ein knappes T-Shirt.

Ein Traumtyp eben. Und dann kam der Tag, an dem alles anderes werden sollte. Pünktlich stieg er ein und setze sich wieder hin. Da kamen ein paar Typen dazu und fingen an ihn zu ärgern. Erst ganz spaßig doch dann wurde richtiger Ernst daraus. Sie zogen an seinen blonden Haaren herum, schubsten ihn an und dann verpaßten sie ihm sogar ein paar Ohrfeigen. Wer weiß, sicher hätte jeder so reagiert wie ich, ich sprang auf um ihm zu helfen. "was soll der scheiß hier, laßt ihn in ruhe, er hat euch nix getan, haut ab" konnte ich noch sagen, dann bekam ich ein Schlag auf mein Kinn und sah nur noch ‚schwarz'. Wie ich einigermaßen zu mir kam, waren die Typen schon aus der Bahn, nur der Junge mit den blonden Haaren war bei mir und half mir auf die Beine. Er sah mich an und sagte nur: "danke". "ist doch klar, wenn die Dich ärgern, da muß ich einfach helfen" meinte ich und lächelte etwas, soweit der Schmerz es zuließ. Er wurde rot und konnte nur noch sagen: "du bist der erste, der mir mal geholfen hat, sonst bin ich immer alleine und auf mich gestellt, danke". "hey, ich muß hier raus, bis morgen" sagte er und stieg aus.

Seine Reaktion machte mich ganz spannend auf ihn. Die nächste Haltestelle bin ich raus und zurück gelaufen. Da war seine Schule. Ich habe mich in ein Café gegenüber gesetzt und gewartet. Natürlich habe ich den Tag die Schule sausen lassen. Gegen 13:00 Uhr kam er raus, ich sah ihn schon von weitem. Ich raus aus dem Café und bin hin zu ihm. Wieder wurde er rot und dennoch lächelte er. "Hast Du hier auf mich gewartet ?" frage er mich. "ja, habe sogar meinen Schultag sausen lassen" war meine Antwort. Dies hat ihm wohl gefallen, denn er wurde richtig rot und meinte: "und was machen wir jetzt ?". "wie wäre es, wenn wir uns erst einmal vorstellen würden ? Ich heiße Torsten und Du ?" "hi Torsten, ich bin Sven" sagte er zu mir. Er gab mir seine Hand. Ich spürte so etwas wie Spannung zwischen uns. Wir sind von der Schule weg und erst einmal in die City gefahren. Es war schön, einfach zu bummeln und bei einander zu sein. Wir redeten über alles mögliche, was uns gerade einfiel. Machten Scherze und lachten um die Wette. Ein toller Nachmittag. Ich fühlte, wie ich mich mehr und mehr in ihn verliebte. Und er ? Als es schon dunkel war sind wir heim gefahren. Ich spürte, wie er mir etwas sagen wollte, doch sein Mut war nicht so groß.

Er fing öfter mal an, doch dann stoppte er. "Mensch Sven, ich merke doch, daß Du etwas auf dem Herzen hast, willst Du es mir nicht sagen ?" so wollte ich ihm eine Brücke bauen. Doch so leicht machte er es mir und sich auch nicht. "ach, es ist nichts" sagte er nur. Ich war enttäuscht. Warum vertraut er mir nicht ? Habe ich ihn nicht beschützt, ihm geholfen ? Doch es kam nichts. Wir haben uns in der Bahn verabschiedet und ich fuhr noch ein Stück alleine weiter. In meinem Kopf spielte es verrückt. Fragen über Frage doch keine Antworten. Am nächsten Morgen fuhr ich wieder mit der gleichen Bahn, doch diesmal stieg er nicht ein. Nur ein Mädchen von ca. 14 Jahren. Sie musterte mich und dann kam sie zu mir. "Du mußt der Typ sein, der meinen Bruder gestern geholfen hat". "ja, wenn Du Sven meinst" antwortete ich ihr. "dann bist Du Torsten ?". Wieder sagte ich: "ja". Sie gab mir einen Brief und sagte: "der ist von Sven, für Dich" und stieg schon die nächste Station aus. Ohne daß ich etwas sagen konnte. Ich machte den Brief auf und laß. Lieber Torsten, nochmals herzlichen Dank für Deine Hilfe.

Vor allem aber für den schönen Nachmittag und Abend. Da ich nicht weiß, wie Du reagierst, habe ich mich zu diesem Brief entschieden. Ja, ich wollte Dir gestern etwas sagen, doch dazu hatte ich keinen Mut. Ich kann es Dir nur schreiben. Ich hoffe, meine Schwester hat Dir den Brief gegeben. Leider fehlt mir auch der Mut dazu, den Brief Dir persönlich zu übergeben. Die Typen haben mich nicht ohne Grund geschlagen, es war nicht das erste Mal und sicher auch nicht das letzte Mal. Die ärgern mich nur aus einem einzigen Grund. Weil ich schwul bin. Ich hatte mir mein Coming-out auch anders vorgestellt, als ich es allen in der Klasse gesagt habe. Einige sagten gar nichts. Einige lachten nur und von einigen kamen die blöden Sprüche. Leider hat es sich schnell herum gesprochen, so daß ich jetzt eine Zielscheibe für ihre Späße bin. So, nun weißt Du es und kannst mich auch hassen, weil ich nicht ehrlich zu Dir war. Ehrlichkeit hat mir Ärger eingebracht, nicht ehrlich zu sein, jetzt wohl auch. Dennoch herzlichen Dank für gestern. Es tut mir leid. Sven P.S. auch wenn Du es nicht lesen willst, ich mag Dich sehr. So saß ich in der Bahn, mit dem Brief und meinen Gedanken alleine. Ich verpaßte meine Station und dachte so bei mir ‚auf einen Tag mehr oder weniger kommt es auch nicht an' und schwänzte wieder die Schule. Wieder spielte alles in meinem Kopf verrückt. Ich konnte eigentlich nicht klar denken.

Er wohl auch nicht, denn auf dem Briefumschlag stand die Adresse seiner Eltern. So ein vorgedruckter Umschlag. Hat er es vergessen oder mit Absicht so gemacht, fragte ich mich. Und weil ich Zeit hatte und ein Ziel, drehte ich um. Fuhr wieder in seine Richtung. Ich war nervös, als ich vor seinem Haus stand. Sollte ich nun klingeln oder wieder gehen ? Habe versucht zu klingeln, dann doch wieder die Finger davon gelassen. Auf einmal geht die Haustür auf und er kam raus. "ich habe Dich durchs Fenster beobachtet, die Klingel funktioniert, Du Feigling" sagte er mit einem süßen Lächeln. ‚so ein Mistkerl' dachte ich bei mir. Läßt mich hier zappeln und macht sich noch einen Spaß daraus. "schon wieder keine Schule oder warum hängst Du hier rum ?" So mutig hatte ich ihn gar nicht in der Erinnerung. Doch nun hatte er den Mut. "bist du schockiert und willst mir wohl auch gleich eine reinhauen ?" fragte er mich. "nein, ich fühle genau wie Du, auch wenn ich es vorher nie gewußt habe, erst durch Deinen Brief habe ich gemerkt, weshalb ich dir geholfen habe" ......."weil ich dich auch mag, ich liebe Dich" war alles was ich sagen konnte. Nie zuvor habe ich daß ausgesprochen, was mich wirklich berührt und bewegt hat. Meine Liebe zu einem Jungen. Wir sind nun zusammen. So voller Liebe war ich noch nie in meinem Leben. Geküßt haben wir uns schon oft. Auch nackt nebeneinander gelegen und gestreichelt. Aber weder er noch ich hatten bisher den Wunsch unsern Drang nach Sex nachzugeben. Wir möchten es Stück für Stück erleben. Richtig romantisch soll es sein. Mit jeder Woche, jedem Tag ein Stück mehr.

Wenn wir mal ein paar Tage getrennt sind und uns nicht sehen können, schreiben wir uns lange eMails und teilen dem Anderen mit, was wir denken und fühlen. Auch oder gerade weil es hier mal nicht um Sex geht, ist es für mich etwas besonderes. Lieben und geliebt werden. Ist es etwa nichts besonderes ?

 
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Hallo timeey,

das Gemeine an Kurzgeschichten.de ist, dass es hier strenger zugeht als im Deutschunterricht. In der Literatur ist der Anspruch an Sätze ein anderer, als grammatikalisch korrekt zu sein. Insofern moniere ich auch Dinge, die ein Deutschlehrer vermutlich passieren lassen würde.
In diesem Punkt steckt noch viel Arbeit in deiner Geschichte, damit sie von einer nacherzählten Begebenheit zu einem Stück Literatur wird. Dazu habe ich in den Details nur Beispiele hauptsächlich vom Anfang verwendet, die dir hoffentlich auch für den Rest weiterhelfen.

Wie jeden Tag fuhr er mit der gleichen Straßenbahn wie ich. Pünktlich um 07:21 Uhr stieg er in die Bahn ein, in der ich schon saß.
Gerade zu Beginn sind solche Wiederholungen schlecht, da sie nicht neugierig machen. Wenn sie dazu auch noch im Ausdruck unschön sind, würde ich kürzen: Wie jeden Tag stieg er pünktlich um 07:21 in die Straßenbahn ein, in der ich schon saß. - dann hast du die identische Information nicht doppelt.
Wie stellte ich mir vor, daß er mich mal ansprach, irgendwas, nichts besonderes eben
Umgangsprachlich drückt man es oft so aus. Im Schriftdeutsch erwartet "wie" als Einleitung aber eine Beschreibung der Art und Weise. Außerdem hast du hier im Grunde nur verkürzt, denn ausdrücken wolltest du: Wie sehr oder wie oft stellte ich mir vor.
habe schwarze Haare
in diesem Fall Haar in der Einzahl, da du es im Sinne von Friur gebrauchst.
Wenn es Sommer war, trug er nur Skatershorts und ein knappes T-Shirt.
Manchmal machen nur kleine Wörter den Stil aus. Hier ist es "Wenn". Stilistisch ist "War es Sommer, trug er .." oder "Im Sommer" sozusagen literarischer. ;)
Und dann kam der Tag, an dem alles anderes werden sollte
anderes werden sollte
Pünktlich stieg er ein und setze sich wieder hin
"wieder" streichen, die Wiederholung hast du uns ja schon vermittelt.
Da kamen ein paar Typen dazu und fingen an ihn zu ärgern
Satzanfänge mit "Da", "dann", etc. möglichst vermeiden. Wenn es erst ganz spaßig war, kann dein Erzähler zum Beispiel überlegen, ob sein Traumtyp die anderen vielleicht kannte. z.B.: Es kamen ein paar Typen, die ihn ärgerten. Ganz spaßig, so als kannten sie sich, bis sie ihn an den blonden Haaren zogen. Es wurde ernst. Sie schubsten ihn ... - So verliert es den Charakter einer Nacherzählung. Wörter wie "richtiger" oder "sogar" würde ich zu diesem Zweck auch weglassen. Was unterscheidet denn richtigen Ernst von Ernst?
Merkst du, worauf ich hinaus will? Sätze straffen, all die Füllwörter raus, denn sie relativieren, was du erzählen möchtest und nehmen so die Spannung.
Wer weiß, sicher hätte jeder so reagiert wie ich, ich sprang auf um ihm zu helfen.
Hier zum Beispiel vermitteln sowohl "wer weiß" als auch "sicher" das gleiche Gefühl deines Prots. Eine leichte Abwertung des Selbst und des eigenen Tuns. Da dies beabsichtigt ist, reicht eines von beiden.
"was soll der scheiß hier, laßt ihn in ruhe, er hat euch nix getan, haut ab"
Auch in wörtlicher Rede bitte Groß- und Kleinschreibung beachten.
dann bekam ich ein Schlag auf mein Kinn
auf wessen Kinn sonst?
Wie ich einigermaßen zu mir kam
"Als" und "Wie" Verwechslung
nur der Junge mit den blonden Haaren war bei mir
dem blonden Haar (wieder die Sache mit der Frisur)
Er sah mich an und sagte nur: "danke".
Er sah mich an und sagte nur: "Danke."
"danke". "ist doch klar, wenn die Dich ärgern, da muß ich einfach helfen" meinte ich
Bitte Zeilenumbruch beim Wechsel der wörtlichen Rede:
"Danke."
"Ist doch klar. Wenn die dich ärgern, da muss ich einfach helfen", meinte ich (alle Verbesserungen gelten auch für die nächsten Sätze.
Seine Reaktion machte mich ganz spannend auf ihn
falsches Wort. Etwas ist spannend, aber man ist gespannt. In diesem Falle würde ich aber "neugierig" in der Steigerung "neugieriger" verwenden, da er ja schon vorher neugierig auf den Jungen war.
Ich spürte, wie er mir etwas sagen wollte
falsches Wort: "dass" statt "wie" (oder: Ich spürte, er wollte mir etwas sagen)
doch sein Mut war nicht so groß
das kann Torsten nicht wissen, höchstens spekulieren, hier wäre also ein Füllwort wie "wohl" mal angebracht, um das zu kennzeichnen.

Inhaltlich finde ich es schön, dass die Homosexualität deines Erzählers ganz selbstverständlich daherkommt. Sie wird nicht speziell thematisiert, sondern es ist recht schnell klar, dass sich ein Junge in einen Jungen verguckt hat, wie er sich eben auch in ein Mädchen verguckt haben könnte.
Zum Thema wird das erst durch die Auseinandersetzung und durch den in diesem Punkt noch nicht so weiten Sven. Der hat mit dem Coming Out allerdings auch schlechte Erfahrungen gemacht, obwohl seine Familie inklusive der Schwester es zu akzeptieren scheint. Allerdings habe ich mich gefragt, warum er es der ganzen Klasse erzählt hat. Normalerweise geht man da doch eher schrittweise vor, mal dem, mal jenem, bis es eben die Selbstverständlichkeit gewinnt, die es bei Torsten zu haben scheint. Für mich war es jedenfalls so, dass ich es nur Wenigen gezielt gesagt habe, bei den meisten habe ich es einfach irgendwann nicht mehr verborgen oder geleugnet.
Sex definieren wir wahrscheinlich unterschiedlich. Wenn ich nackt neben jemandem liege, den ich auch streichle, hat es für mich jedenfalls eine sexuelle Komponente, aber viele Amerikaner retten sich ja in die jungfräuliche Ehe, indem sie zum Beispiel orale Befriedigung schlicht nicht als Sex bezeichnen. Aber das ist nur ein Nebenschauplatz, für die Geschichte unwichtig, ich wundere mich halt immer mal wieder darüber.

Technisch frage ich mich, warum du die Geschichte in alter Rechtschreibung geschrieben hast. Dem Stil der Geschichte nach müsstest du jedenfalls in einem Alter sein, in dem man schon eher die neue RS gelernt hat.

Soweit von mir.
Liebe Grüße und frohe Weihnachten
sim

 

Hallo sim

Das ist war erste Storie hier! Ich versuche mich in dieser Sache zu bessen.

 
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Hallo timeey,

ich fand die Geschichte ganz okay! Ich bin der gleichen Meinung wie sim: Also mir gefällt es, wie selbstverständlich du diese Beziehung beschreibst. Genau so sollte es auch sein. Weißt du, was ich allerdings weglassen würde? Die "Rangelei" in der Bahn. Das ist mir zu klischee-gefüllt =)
Also, die hätten ja sowas rufen können, wie : "Schwuchtel!" Was halt die Jugend von heute so rausposaunt! Alles andere wäre zu übertrieben, ist natürlich nur meine Meinung. Thorsten könnte ja auch so einschreiten,muss ja nicht gleich ne Schlägerei sein! Auch geht mir hier alles ein bisschen zu schnell. Gerade weil die beiden noch jung und sehr unerfahren sind. In einem speziellen Club mag das ja alles so glatt laufen, aber im wahren Leben wohl kaum ;-)
Und du hast natürlich sehr viele Fehler...Den Aufbau mancher Sätze musste ich tausendmal durchgehen, bis ich verstanden habe, was du eigentlich ausdrücken wolltest!
Ansonsten: recht gerne gelsen!
lg
muckel

 

Hey timeey!
Ich möchte nur etwas ganz kurzes los werden: Ich finde deine Geschichte toll! Endlich gibt es mal Leute, die das Thema ansprechen. Außerdem liest sie sich sehr gut.
Ich habe nur eine Anmerkung. Und zwar könntest du etwas mehr Gefühle und Gedanken reinbringen. Ansonsten aber suuuper! ;)
lg flowergirl

 
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hallo timeey,

eigentlich hat Sim schon alles gesagt, was mir auch aufgefallen ist: Es fehlen Absätze (wörtliche Rede etc.) und du solltest den Text bezüglich Stil und Wiederholungen nochmal durchgehen. Fang einfach an, nimm dir die Ratschläge mal zur Brust und überarbeite den Text. Danach lies ihn dir durch und nochmal durch und nochmal und nochmal, am besten laut. Dann fällt dir selber die ein oder andere unelegante Formulierung auf.

Ansonsten: netter Text, gerne gelesen

lg
Engelchen

Oh, sehe gerade, ist ja schon was älter die KG....falle immer wieder drauf rein :-)))) Schade, dass du an dem Text nichts mehr getan hast.

 

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