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Ein Traum von Wärme

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06.10.2019
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Anmerkungen zum Text

Dies ist die erste Kurzgeschichte, die ich hier veröffentliche. Ich freue mich schon auf eure Anmerkungen.

Ein Traum von Wärme

Die Regenwolken hingen schwer und dunkel am Abendhimmel. Seit Tagen hatte es geregnet. Auch heute hatte es den ganzen Tag geschüttet, aber nun nieselte es nur. Zum Glück. Der Bahnsteig lag nass vor ihr. Das Licht der künstlichen Beleuchtung spiegelte sich auf dem nassen Asphalt. Die Feuchtigkeit kroch ihr in die Knochen. Sie schob ihre Hände in die Jackentaschen um sie zu wärmen. Ihre Finger waren schon taub vor lauter Kälte. Eigentlich wunderte es sie, dass es nicht schneite, so kalt war es. Warten. Sie betrachtete die großen Werbeplakate auf der anderen Seite der Gleise. Der Regen der letzten Tage hatte auch dort seine Spuren hinterlassen. Eines der Plakate hatte sich bereits von der Wand gelöst und hing traurig an einer Ecke nach unten. Die S-Bahn sollte in wenigen Minuten kommen.

Sie sah auf die Anzeige über dem Bahnsteig. Eigentlich sollte der nächste Zug gleich kommen. Doch der Bildschirm bliebt leer.

Es begann stärker zu regnen. Eine nasse Strähne klebte auf ihrer Stirn. Sie schob sich zu den anderen Wartenden unter den Unterstand. Es gab zwar keinen Sitzplatz mehr, aber Schutz vor dem Regen. Einer der anderen Wartenden rauchte. Es roch nach feuchter Wolle und Zigaretten, aber der schwere Gestank war immer noch besser als die nasse Kälte.

Der Regen trommelte laut aufs Dach. Die Neonröhren der Beleuchtung surrten in einer Frequenz, die ihr in den Ohren weh tat. Sie beobachtete, wie mehrere Busse den Bahnhof anfuhren. Die Türen öffneten sich, ein Gewühle von Menschen ergoss sich auf den Gehweg und verstreute sich in alle Richtungen. Einige hielten ihren Kopf nach unten, um sich vor den Regentropfen und der Kälte zu schützen, andere spannten einen Schirm auf.

Die meisten Leute strömten auf den Bahnsteig, vom Zug fehlte weiterhin jede Spur.

Am Himmel zogen die grauen Regenwolken immer mehr zusammen. Mehr und mehr Menschen drängten unter den Unterstand. Sie wurde von einer älteren Frau unsanft zur Seite geschoben. „Hey“, sagte sie in einem scharfen Ton. Die ältere Frau stierte sie mit einem grimmigen Blick an. Sie schüttelte den Kopf und sah zur Anzeige. Keine neue Info, wann die S-Bahn kommen sollte. Eigentlich sollte sie im Zug sitzen, auf dem Weg nach Hause. Nach Hause, dachte sie. Dahin, wo es warm und trocken ist. Sie rieb ihre Hände aneinander. Wieder wurde sie angerempelt, diesmal von hinten. Sie war nun nur noch Zentimeter vom strömenden Regen entfernt.

Vor ihr lag der nasse Bahnsteig, Regentropfen fielen in die Pfützen und spritzten in alle Richtungen. Ihre Hose war bis zu den Knien durchnässt und sie fror. Ihre Füße waren bereits so nass und kalt, dass sie sie kaum noch spürte. Sie presste ihre Arme fester an ihren Körper um nicht bis auf die Knochen durchzufrieren. Zuhause, dachte sie, würde sie sich ein heißes Bad einlassen. Ein Bad mit viel Schaum, das nach Eukalyptus riecht. Vielleicht würde sie in der Wanne ein Glas Wein trinken.

Sie gab sich dem Traum von der heißen Badewanne hin, als plötzlich eine blecherne Stimme über den Bahnhof voller Menschen ertönte. „Aufgrund eines schadhaften Zuges verzögert sich die Weiterfahrt noch um zehn bis zwanzig Minuten.“ Gemurmel wurde auf dem Bahnsteig laut, einige der Wartenden stöhnten laut auf. Unter dem Unterstand wurde wieder kräftig gerempelt. Ihre Laune sank. Die heiße Badewanne lag plötzlich wieder in weiter Ferne. Sie hatte plötzlich das Gefühl, für immer auf diesem kalten, nassen und stinkenden Bahnsteig bleiben zu müssen. Ihr fiel eine Liedzeile ein, die sie am heutigen Tag gehört hatte. „Frust kommt auf, denn der Bus kommt nicht...“ Nun, es war nicht der Bus, sondern die Hamburger S-Bahn, die da nicht kam, aber der Frust war auf jeden Fall da. Und nicht nur bei ihr. Hinter ihr regten sich einige der Wartenden laut auf. Außerdem hörte sie, wie weiter unten jemand auf die Gegensprechanlage des Infopunktes einbrüllte. Jemand stieß sie von hinten in den Rücken. Sie drehte sich um. „Können Sie nicht aufpassen? Sie stehen hier nicht alleine“, motzte sie die ältere Frau von vorher an.

Sie verließ den Unterstand und ging im Regen den Bahnsteig hinunter. Fast ganz am Ende stand eine große Uhr, dort würde sie sich unterstellen.

Die Uhr bot nicht den gleichen Schutz vor dem Regen wie der Unterstand, doch war die Luft hier nicht stickig und die Stimmung nicht aufgeladen.

Der Regen trommelte auf ihre Schultern und ihren Kopf. Dicke, kalte Regenwassertropfen liefen ihre Schläfen hinunter. Ihre Haare klebten nass auf ihrer Stirn. Mit klammen Fingern schob sie eine Strähne hinter das linke Ohr. Sie hatte das Gefühl, ihre Haare würden an ihrem Kopf festkleben. Falls sie jemals Zuhause ankommen würde, würde sie heiß baden. Danach würde sie sich in ihren warmen, weichen Bademantel kuscheln. Sie würde ihre Haare mit dem Fön trocknen und sich dann in ihr warmes Bett legen.

Die Luft wurde kälter. Ihr Atem kondensierte vor ihrem Gesicht zu weißem Dampf. Sie sah nach oben – aus dem Regen war Schnee geworden. Dicke, weiße Flocken fielen sanft auf ihre Schultern. In der Ferne sah sie zwei weiße Lichter näher kommen. Die Bahn fuhr ein, die Türen öffneten sich. Sie stieg in den Zug. Die warme Badewanne war nun nicht mehr fern.

 

Hallo @UrbanNightmare
Herzlich willkommen bei den Wortkriegern.

Leider hat mir dein Einstand nicht so recht gefallen. Das liegt daran, dass du recht wenig erzählst, denn du drehst dich mit der Geschichte im Kreis, benutz häufig die gleichen Wörter, sogar gleiche Sätze.

Der Bahnsteig lag nass vor ihr.
Vor ihr lag der nasse Bahnsteig
Nur als ein Beispiel von vielen.

Ich erfahre kaum etwas über die Menschen, die sich zunehmend im engen Unterstand drängen. Dabei beobachtet man doch gerade in einer solchen Situation, wie einer Verspätung der Bahn, seine Umgebung viel genauer. Da fällt dir doch sicher mehr ein, als x mal zu wiederholen, dass es regnet, es nass und kalt ist und Regentropfen auf den nassen Bahnsteig ...
Du verstehst, was ich sagen will?

Aber hei, das ist deine erste Geschichte und aller Anfang ist schwer. Du traust dich wenigstens, und das ist gut. Lies dich hier um, schau, wie andere eine Handlung entwickeln.

Versuche deine Idee – es ist ein scheiss Wetter und ich will nur noch ins heisse Bad – in eine spannende Geschichte zu packen. Ein Taschendieb, der das Gedränge nutzt, ein Rollstuhlfahrer, dem niemand Platz machen will, ein Lebensmüder, der weit vorne vor Nässe triefend unter der grossen Uhr auf die Gleise starrt und sie nicht weiss, ob sie sich damit lächerlich machen würde, oder ein Unglück verhindern könnte. Irgendwas, wo mich als Leser fesselt und ich wissen will, wie's ausgeht.

Ich hoffe, ich konnte dir ein paar Anregungen mit auf den Weg geben.

Viel Spass noch hier und
liebe Grüsse, dot

 

Soso, Hamburg im Regen, es glänzt der Asphalt...:D
Das ist dein 1. Beitrag hier? Auf jeden Fall heiße ich dich herzlich willkommen und wünsche dir einen guten Aufenthalt bei uns Wortkriegern!

Während deiner Regenstudie, verzeih den ironischen Unterton, dachte ich, der Autor/die Autorin kann einfach kein geborener Hamburger sein, weil die regen sich nicht mehr über die Nässe auf. Regenjacke an 350 Tagen im Jahr dabei, zur Not übern Arm gelegt und natürlich mit Kapuze, man weiß ja Bescheid, von wo der Regen kommt.

Deine Geschichte, tja ist es eigentlich eine im klassischen Sinne? Sie ist gut geschrieben, bis auf ein paar Kleinigkeiten, wie z.B. das Wort "Unterstand", das kommt zweimal vor und man kann es auch bestimmt mit einer anderen Vokabel versehen. Also das Schreiben selbst ist nicht so sehr dein Problem, eher die Frage, wie entwickele ich einen spannenden, den Leser fesselnden Plot, wie nehme ich ihn mit auf die Reise und wie halte ich ihn fest bis zum Schluß.

Es fehlt dieser Geschichte an einer Reise, man steht nur im Regen und sonst passiert nichts, was du irgendwie in die Tiefe oder ins Detail gehen lässst und es fehlt der Spannungsbogen.

Und du machst etwas, was in einem Jahrhundert zuvor sicherlich Sinn gemacht hat, du beschreibst das Milieu haarklein, beschäftigst dich mit dem Regen ausführlich und verschaffst damit einem eventuell dies lesenden Ausserirdischen oder jemandem, der Regen so nicht kennt, gute Einblicke.
Aber genau deswegen erwähnte ich das letzte Jahrhundert. Ich meine das ohne Radio, Fernsehen und Internet, das wo man tatsächlich, wenn man eine Geschichte, einen Roman begann, dem Leser berichten musste, wo sich alles befindet, wie es dort riecht, wie man sich dort fühlt, was man sieht.

Der heutige Leser ist bereist, der weiß das alles, der war vielleicht sogar schon mal in Hamburg oder einer ähnlichen Regenstadt und den nimmst du leider mit deinem Anfang und den weiteren Beschreibungen nicht mit. Insoweit ist es schade, um die Zeit, die du in diese Geschichte investiert hast.
Denn das du das hast, das merkt man.

Eigentlich wollte ich dir einen Gegenvorschlag für einen spannenderen Anfang machen, weil ich da noch dachte, es wird eine Geschichte mit einer Handlung und darin passiert gleich ganz viel und du hast einfach nur, weil du vielleicht noch ein Anfänger bist, so behäbig angefangen. Aber leider hatte sich dann meine Annahme, was folgen würde, doch nicht bewahrheitet.
Ich will dir das aber trotzdem nicht vorenthalten.

Denn es bedarf dazu überhaupt nicht viel.Nimm einfach ein Stück später folgenden Satz an den Anfang als ersten Satz:

Sie sah verdutzt auf die Anzeige über dem Bahnsteig. Eigentlich sollte der nächste Zug gleich kommen. Doch der Bildschirm bliebt leer.
Und dann folgt nahtlos das, was du da schon stehen hast.
So gehst du in medias res und der Anfang ist deutlich anziehender als er es jetzt ist.
Aber, wie schon gesagt, dann muss auch eine handlungsreiche Geschichte folgen und nicht nur die weitere Beschreibung der Regenwettersituation auf einem S-Bahnbahnhof.

Aber ok, ist noch kein Meister vom Himmel gefallen, wir Hamburger wissen ja, was da normalerweise so runterkommt und somit wird bestimmt eine der nächsten Geschichten von dir deutlich aktionsreicher, nicht wahr?

Lieben Gruß
lakita

 

Hallo ihr beiden, vielen Dank für eure Rückmeldungen! Dann werde ich mal versuchen etwas mehr Handlung in die Sache bringen. Mal schauen, wie mir das gelingt. :susp:
Viele Grüße!

 
Zuletzt bearbeitet:

@UrbanNightmare,

die Idee von GoMusic mit dem, was der Leser bis kurz vor Ende der Geschichte nicht erfährt, eventuellen, vermeintlichen Selbstmordkandidaten ist klasse. Dein Protagonist kann sich einerseits mit dem Regen auseinander setzen, aber gleichzeitig laufen seine Gedanken heiß, weil sein Gewissen hämmert und ununterbrochen dieses Gefühl auslöst: Was wäre, wenn der jetzt gleich, wenn der Zug kommt...

DAS ist echt packend!
Gute Idee @GoMusic. (hätte ja direkt von mir stammen können :thumbsup::D

Tja, wer lesen kann, ist klar im Vorteil. Oh je, ich meinte natürlich nicht GoMusic, ok, der ist auch schwer ok, wenn er dir eine Kritik geschrieben hätte, aber hat er nicht. Es war dotslash!!!! Himmel, schick Blondinenhirn, nur für heute Nacht, damit mir sowas nicht nochmals passiert. Verzeihung dot. Ich geh mich jetzt mal schämen.

 

Nein @UrbanNightmare, ich habe den Fehler in die Welt gesetzt und nun übernimmt ihn die ganze Stadt, was für ein Alptraum.... :bonk:
Jetzt schreiben wir beide mal schön brav 10mal "dotslash,dotslash, dotslash" in unsere Hefte.

:D

 

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