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Ein Tag wie jeder andere

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05.03.2017
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Ein Tag wie jeder andere

Es war ein Tag wie jeder andere – das Schiff legte im Hafen an, die Matrosen brachten die Säcke und Fässer an Land und fluchten lautstark über den Regen. Es regnete immer in Velkhaven, immer. Das einzige, was noch alltäglicher war als der Regen, war der dichte Nebel, der zwischen den alten Häusern hing. Dunkle Schemen schlichen durch die Straßen, verschwanden hinter Ecken und in Türen, wurden plötzlich zu griesgrämigen Fischern, wenn sie zu nah an den Betrachter herankamen. Es gab hier nur Fischer und grimmige Gleichgültigkeit war ihnen wie eine zweite Haut gewachsen. Worüber sollte man sich hier auch freuen? Es regnete, es war neblig und einmal im Monat kam die „Black Swan“, lud ihre Waren ab und verschwand bald wieder auf dem großen dunklen Meer. Nichts geschah in Velkhaven und doch geschah nun plötzlich etwas neues, dass die Fischer entweder ignorierten oder nicht wahrnehmen wollten. Es war ein nasser Vormittag und die fluchenden Matrosen entluden das Schiff im Nebel und im Regen.

Sie hörten das Lied nicht.
Sie hörten nicht die Trommeln. Sie hörten nicht die melancholische Weise, die in den fernen Hügeln von einer einsamen Seele gespielt wurde. Es war eine traurige Melodie, bedrückend und entmutigend und doch irgendwie anmutig, als würden die Hochebenen und Hügel die Zeit ihrer Freiheit beklagen, die schon so lange vergangen war. Jetzt wehte schon seit vielen hundert Jahren eine rot-weiße Flagge über den Rathäusern der Dörfer und Gemeinden.

Sie dachten wohl, ein Fischer sei gekommen, um ihnen mürrisch dreinblickend bei der Arbeit zu zusehen. Im dichten Nebel sah man leider so schlecht, man musste schon nah am Geschehen sein, um es begaffen zu können. Ein Zuschauer störte die Männer nicht, sie waren viel zu beschäftigt damit, nicht komplett durchnässt zu werden und luden so schnell es ging die Vorräte für das Dorf am Pier ab. Sollte er doch gucken, so viel er wollte – es war nicht ihr Problem.

Plitsch-platsch.
Im nebligen Velkhaven haben selbst die Matrosen Probleme einander überhaupt zu sehen. Ist es ein Kollege oder ein Dörfler? Bloß nicht einem von denen ‘ne Kiste in die Hand drücken, sonst geht das Gemecker beim Kapitän wieder los.
Plitsch-platsch.
Das Meer ist heute erstaunlich ruhig, kaum Wellengang, als hätte der Nebel sogar die wilde See eingeschläfert. Muss wohl ein Glückstag sein.
Plitsch-platsch.
So, alles ist erledigt, Zeit mal zu schauen, wie es bei den anderen so läuft. Warst heute erstaunlich schnell fertig, schaust einmal beim Kollegen da drüben vorbei.
Plitsch-platsch.

Er sah ihn erst, als er schon fast vor ihm stand. Ein Matrose, am Boden liegend, während hellrotes Blut aus seinem Körper quoll und langsam den Boden um ihn einfärbte. Ein einziger Stich, genau durch sein Herz, präzise und tödlich.
Er war plötzlich da, nein, er war schon da gewesen, die ganze Zeit. Der Zuschauer. Der Gaffer.
Im Nebel sieht man so schlecht und plötzlich werden aus Schemen Personen, wenn man ihnen nah genug kommt. Doch er war ganz nah. Er war nah bei ihm und dennoch keine Person, nur ein grauer Schemen. Etwas tropfte aus dem Nebel auf die feuchten Pflastersteine. Wie Tinte von einer Feder tropfte es von der langen Klinge auf die Straße. Ein roter Tintenfleck auf grauem Papier. Eine geschliffene Feder - auch mit dem Schwert konnte man deutliche Worte schreiben und diese waren sehr deutlich gewählt. Er kam. Der Schemen kam. Der Mensch rannte davon. Der Schatten flog ihm hinterher. Zum Ende der Straße. Zur alten Scheune am Ende des Dorfes.

Er verschloss das Tor von innen, verriegelte es, suchte Schutz in der alten Scheune. Es war seltsam. Er kannte die Scheune, irgendwie wusste er, dass er hier sein sollte. Das grün gestrichene Tor, der große Holzriegel, das Knarzen der halb verrotteten Dielen, der leichte Geruch von verbranntem Holz. Alles kam ihm so unheimlich vertraut vor. Als er die Treppe zum Dachboden hinauf ging, wusste er, dass er hier schon einmal gestanden hatte. Er wusste nicht wie und wann und warum, aber er war sich sicher, er kannte diesen Ort. Hatte er ihn in einem Traum gesehen? Hatte er vielleicht ein Bild davon gesehen und erinnert sich nun im Schock darüber, seine Freunde und Kollegen verloren zu haben, in verzerrter Weise daran? Er wusste es nicht. Er ging hinauf.
Die Holzwand klopfte.

Die Holzwand klopfte und Nebel kam durch die Spalten herein.
Dichter grauer Nebel, in dem eine traurige Musik erklang.
Er stand dort an der Wand und sah ihn an, als er gerade die Treppe hinauf kam, wartend, seelenruhig wartend. Auf den Mann, der ihn abgehängt zu haben glaubte. Auf den Mann, der dachte, den Schatten endgültig ausgesperrt zu haben.
Ein drohender Schemen im grauen Nebel. Ein alter Freund aus ferner Vergangenheit. Ein alltäglicher Gefährte.
Er kannte ihn. Er hatte keine Angst mehr.
Er erinnerte sich.

Plitsch-Platsch.

Er wachte auf. An Deck herrschte rege Betriebsamkeit. Die Küste kam langsam in Sicht. Er wusste, was das heißt. Den Tag würde er mit dem Entladen der alten „Black Swan“ verbringen. Es regnete und über der Küste hing ein dichter Nebel. Es war die letzte Station ihrer Reise, bevor sie zurückfahren würden, ein kleines Nest namens Velkhaven.

Es war ein Tag wie jeder andere.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo und Willkommen bei den Wortkriegern, Tecklingburg.

Als Einstand eine Horror-Geschichte zu wählen lässt mein Eisenherz höher schlagen - sehr schön!:thumbsup:

Ich sage bzw. schreibe das aber nur, damit die jetzt folgende Tirade nicht ganz so garstig ausfällt!!

Nee, ernsthaft - deine Geschichte ist im Prinzip nicht schlecht, weil sie mich an einen alten Horror-Klassiker vom Großmeister John Carpenter erinnert: "The Fog" - einer der gruseligsten Filme, die ich jemals gesehen habe!

Deine Handlung ist irgendwie ein Mix aus The Fog und Pirates of the Carreban.

Was mir an deiner Geschichte jedoch nicht so gut gefallen hat, dass ist zunächst mal dieser Wechsel der handelnden Personen. Du beschreibst Matrosen, dann Fischer, dann einen "er" und dann irgend einen schwertschwingenden Geister-Zorro, der dem "er" hinterherläuft. Wer ist denn dieser "er"? Das erwähnst du nicht. Und wer ist dieser alte Bekannte, der Matrosen absticht? Wenn's ein alter Bekannter ist, wieso hat dein "er" Angst vor ihm?
Insgesamt ist deine Handlung - vermutlich vor lauter (krampfhaft gewollter) mysteriöser Mystik - recht verworren. Passend dazu dann auch das seltsame Ende - dein "er" wacht auf der Black Swan auf (hat auch irgendwie was von "Pirates of the Carribean"). Hat er das alles jetzt geträumt?

Ein -weitaus größeres-Manko ist allerdings die Erzählart. Du wiederholst dich so oft in so belanglosen Dingen, dass ich mich stellenweise gefragt habe, ob das eine subtil versteckte Verarsche ist.
Also wirklich - spätestens nach dem 27-zigsten Mal hat der Leser kapiert, dass es ständig regnet, ständig nebelig ist, der Nebel ständig dicht ist, man im Nebel (dicht) ständig schlecht sieht und die Fischer ständig mies gelaunt sind.
Bereits nach dem ersten Absatz habe ich deine Geschichte eher überflogen, und wäre sie auch nur eine kleine Seemeile länger gewesen, hätte ich das Lesen ganz sein gelassen.

Das klingt jetzt alles ziemlich negativ - mit Recht! Die von mir kritisierten Aspekte fand ich wirklich nicht besonders gut und insbesondere die Wiederholungen haben meine Lesegeduld auf eine ziemliche Probe gestellt.
Aaaaber - grundsätzlich ist die Geschichte von ihrem Hintergrund her nicht schlecht und ich denke, du hast prinzipiell durchaus das Zeug zu einem guten Erzähler, wenn du dich selbst ein wenig trainierst. Und das sind gute Vorraussetzungen, um hier im Forum eine gute und erfüllende Zeit zu haben.

Von daher weiterhin alles Gute wünscht der
EISENMANN

 

Hallo Eisenmann,
vielen Dank für das herzliche Wilkommen und die ehrliche Kritik!

Die von dir aufgeführten Probleme der Geschichte sind mir selbst erst gar nicht aufgefallen, wahrscheinlich da ich selbst die ganze Story schon im Kopf hatte und deshalb nicht gemerkt habe, dass es für andere nicht so deutlich erkennbar ist. Jetzt im Nachhinein ist die Erkenntnis natürlich gekommen, aber da es ja erst mein erster Schritt in die Welt der Kurzgeschichten ist, lassen sich diese Fehler in Zukunft bestimmt vermeiden!

Danke noch einmal, dass du dir trotz der vielen Wiederholungen die Zeit genommen hast, die Geschichte zu lesen und zu kommentieren!

Liebe Grüße
Trecklinburg

 

Hallo Trecklinburg,

deine Antwort an den Eisenmann klingt zwar nicht danach, als wolltest du erhaltene Kritik in deiner Geschichte umsetzen, dennoch hier noch ein Leseeindruck von mir. Falls du doch noch an dem Text arbeiten willst (das ist eigentlich der Sinn dieses Forums hier), überdenke bitte an manchen Stellen die Wortwahl. Besonders an einer Stelle.
Ich fand den Einstieg in deine Geschichte gar nicht so übel. Bis auf ein paar Dinge, beispielsweise

Im dichten Nebel sah man leider so schlecht, man musste schon nah am Geschehen sein, um es begaffen zu können.
Das "leider" hat hier gar nichts verloren, es nimmt der Beschreibung die Kraft und die Gruseligkeit. Das könnte nur der Zuschauer selbst sagen, nicht aber der Erzähler.
Ansonsten beschreibst du die Szenerie nicht schlecht und ich war gespannt, wie es weitergeht, bis zum ersten
Plitsch-platsch.
Kennst du das Kinderlied "Plitsch-platsch Pinguin"? Dann weißt du, warum mich dieser Ausdruck komplett aus der Geschichte warf. Es ist Kindersprache. Mir schweben dabei drollige Pinguine vor und buntgekleidete Kinder, die durch Pfützen springen.
Natürlich darf und kann man diesen Ausdruck trotzdem in einer Horrorgeschichte verwenden - wenn dann etwas nachkommt, das ihn rechtfertigt. Das kommt bei dir nicht. Nur eine ständige Wiederholung, die für mich die Geschichte ins Lächerliche und Unglaubwürdige zieht. Hätte sich vermeiden lassen.
Trotzdem, wie schon vom Eisenmann geschrieben, grundsätzlich gute Ansätze. Du solltest wirklich daran arbeiten.
Gruß vom Blaustrumpf

 

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