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Ein Tag vor Weihnachten

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05.12.2007
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Ein Tag vor Weihnachten

Version 2:

Ein Tag vor Weihnachten

Der Schnee fällt in die Augenhöhlen und färbt sich rot, bevor er schmilzt. So hatte ich es mir immer vorgestellt. Wie in dem Buch der Sagen und Mythen, aus dem mir mein Vater öfter vorgelesen hatte. Siegfried lag in seinem Blut und über ihm stand Hagen. Es kommt mir so vor, als würde ich ein Teil dieser Geschichte sein.
Jede Schneeflocke fühlt sich wie eine hauchdünne, glühende Nadel an, die mir ins Gehirn sticht. Der dumpfe Schmerz in meiner Brust, der sich bis in den Rücken zieht, nimmt mir den Atem, den ich zum Schreien bräuchte. Ich bleibe also still und lausche der zunehmenden Kälte. Die neu erworbene Blindheit faucht wie ein wildes Tier, Ich spüre heiße Rinnsale auf meinen Wangen: ich weine in blassrot. Doch die Flut versiegt schon bald und mein Kopf möchte nach innen hin ausdörren und einschrumpfen, wie eine Rosine.
Meine tauben Finger greifen blind nach einem Ast und spüren das Tannengrün, wie durch ein dickes Laken. Ein warmes Gefühl steigt in mir auf, jetzt da der Schmerz sich in Freiheit verwandelt. Die Wunden sind ein wunderbares Ventil, all das Gewicht, das mich bisher am Boden hielt, verlässt meinen Körper. Nichts kann den eiligen Strom stoppen, nicht einmal die letzten Zweifel, die wie kleine Kiesel im Flussbett meiner Seele liegen und fortgespült werden. Es gibt nun kein Nachdenken mehr, nur noch dieses Gefühl von Schwerelosigkeit. Ein schöneres Gefühl kann es nicht geben. Ich möchte die Arme ausbreiten, doch dazu fehlt mir nun mehr die Kraft. Die rechte Wange kribbelt, der Schnee sticht nicht mehr, ich möchte lächeln, da er mich zu streicheln scheint, mein Mund erstarrt bei dem Versuch: Ob er zurück gelächelt hat? Mein Hemd ist schon ganz durchgeweicht. Noch einmal tun die Lungen ihre Pflicht. Ich muss mich anstrengen: Ich rieche dich, ich rieche all deine Kleinigkeiten. Die Geschenke, die schönen Abende mit meinen Freunden und die langen Nächte. Ich fragte einmal meine Mutter, ob man im Winter länger träumen würde als im Sommer. Der Winter - die Jahreszeit der Träume.
Meine Sinne verlieren sich in dieser letzten Erinnerung, bevor sie verklingen und die silbrigweiße Stille mich bedeckt.

(9.12.2007)

Version 1

Ein Tag vor Weihnachten

Der Schnee fällt in die Augenhöhlen und färbt sich rot, bevor er schmilzt. So hatte ich es mir immer vorgestellt, wie ein Bilderbuch das nun Gestalt annimmt.
Jede Schneeflocke fühlt sich wie eine hauchdünne, glühende Nadel an, die mir ins Gehirn sticht. Der dumpfe Schmerz, der von meinem Gesicht rinnt, lässt jeden Nerv vibrieren.
Meine tauben Finger greifen blind nach einem Ast und spüren das Tannengrün, wie durch ein dickes Laken. Ein warmes Gefühl steigt in mir auf, jetzt da der Schmerz sich in Freiheit verwandelt. Die Wunden sind ein wunderbares Ventil, all das Gewicht, das mich bisher am Boden hielt, verlässt meinen Körper. Nichts kann den eiligen Strom stoppen. Zweifel sind zwar da, aber schnell vergessen, es gibt nun kein Nachdenken mehr, nur noch dieses Gefühl von Schwerelosigkeit. Ein schöneres Gefühl kann es nicht geben. Ich möchte die Arme ausbreiten, doch dazu fehlt mir nun mehr die Kraft. Die rechte Wange kribbelt, der Schnee sticht mich nicht mehr, ich möchte lächeln, da er mich zu streicheln scheint, mein Mund erstarrt bei dem Versuch: Ob er zurück gelächelt hat? Mein Hemd ist schon ganz durchgeweicht. Noch einmal tun die Lungen ihre Pflicht. Ich muss mich anstrengen: Ich rieche dich, ich rieche all deine Kleinigkeiten. Die Geschenke, die schönen Abende mit meinen Freunden und die langen Nächte. Ich fragte einmal meine Mutter, ob man im Winter länger träumen würde als im Sommer. Der Winter - die Jahreszeit der Träume.
Meine Sinne verlieren sich in dieser letzten Erinnerung, bevor sie verklingen und die silbrigweiße Stille mich bedeckt.

(5.12.2007)

 

Hallo Betina
Herzlich willkommen.

Leider kann ich mit deinem metapherschwangeren Text nicht viel anfangen.

Liegt dein Prot im Schnee und will sich durch Erfrieren umbringen?

Der Schnee fällt in die Augenhöhlen ...
Hat er/sie sich die Augen ausgestochen, dass da keine Augäpfel mehr drin sind?

Der dumpfe Schmerz, der von meinem Gesicht rinnt
Ein Schmerz ist eine Empfindung, der höchstens vom Gesicht ausgeht

Ein warmes Gefühl steigt in mir auf, jetzt da der Schmerz sich in Freiheit verwandelt
Hört der Schmerz auf?

Die Wunden sind ein wunderbares Ventil, ...
Wunden von was? Wurde er/sie geschlagen? Hat er/sie sich die Adern aufgeschlitzt?

Sorry, zu viele Fragen, zu wenig Geschichte.

Trotzdem einen schönen Advent,
Gruss.dot

 

Hallo du.

Alle Fragen wurden korrekt von dir beantwortet. Die Geschichte ist geheimnisvoll.

Liegt dein Prot im Schnee und will sich durch Erfrieren umbringen?

Ich denke eher mein Prot liegt im Schnee und stirbt aus anderen Gründen, hehe. Du kannst dir aussuchen warum und woran er/sie stirbt.

Hat er/sie sich die Augen ausgestochen, dass da keine Augäpfel mehr drin sind?

Hihi, ob er/sie es war bleibt offen, aber die Augenhöhlen sind leer. Vielleicht haben ihn die bösen Kinder die Augen mit Schaschlikspießen ausgestochen, wer weiß.

Ein Schmerz ist eine Empfindung, der höchstens vom Gesicht ausgeht

Nun, der Schmerz geht aber nicht vom Gesicht aus, er geht von vielen Stellen aus. Hier jedoch tropft er vom Gesicht in den Schnee. Vielleicht hat der Autor ja den Schmerz mit dem Blut des Prot gleichgesetzt. Ein kleiner Geniestreich, wenn du mich fragst, hihi.

Ein warmes Gefühl steigt in mir auf, jetzt da der Schmerz sich in Freiheit verwandelt

Hier bezieht sich der Autor auf Schilderung, wie es sich anfühlt zu verbluten. Irgendwann schaltet der Körper auf stumm, die Nerven sind offline und die Todesangst wird zu einem wunderbaren Gefühl von Leichtigkeit. Ich hing mal am Tropf und die angenehm kühle Infusion lief in meine Ader. Es fühlte sich an, als würde ich zu einem Teil von einem Fluss werden. Irres Gefühl.

Wunden von was? Wurde er/sie geschlagen? Hat er/sie sich die Adern aufgeschlitzt?

Ein Prot liegt im Wald, ausgestochene Augen, Bauchschuss, vielleicht noch ein abgerissenes Bein. Wer weiß, welche Blessuren er/sie hat, man kann nur vernmuten.

Eigentlich ist dies keine Geschichte, nur ein Text, der aus Empfindungen gestrikt ist. Mystik und vielleicht etwas Naives, hihi. Aber du bist auf dem richtigen Weg.

LG, Bentina

 

Hey, du hast als Einziger bisher die Anspielung auf den Weihnachtsstern verstanden, du bist echt gut!

Bin ein wenig enttäuscht, ich dachte du schreibst mir nun wie absolut schlecht meine Geschichte ist, ich denke es ist eine Auszeichnung von dir Kritik zu bekommen und keine Kritik, die man zwischen den Zeilen lesen und interpretieren muss, hihi.

 

Hallo Bentina!

Ich mag Deine Geschichte, sie ist kurz und gut. Vor allem gefallen hat mir Deine Sprache mit den vielen Vergleichen und Metaphern. Ein Beispiel:

Meine tauben Finger greifen blind nach einem Ast und spüren das Tannengrün, wie durch ein dickes Laken.

Ich finde, das liest sich wirklich schön.
Die Kritik von dotslash zu folgenden Textstellen möchte ich aber bekräftigen:
Der Schnee fällt in die Augenhöhlen ...

Vor allem Deine Antwort auf den Hinweis fand ich ein wenig merkwürdig. Böse Kinder? Hä? Lass doch einfach die Augen in ihren Augenhöhlen, wo sie hin gehören :D und den Schnee darauf fallen! Oder aber Du stellst zu diesem Satz den Hintergrund deutlicher dar, der Dich dazu bewogen hat, "Augenhöhlen" zu schreiben :).
Der dumpfe Schmerz, der von meinem Gesicht rinnt

Ich habe beim Lesen durchaus verstanden, dass der Schmerz für das Blut steht, dennoch kann diese Stelle unter Umständen eher verwirren und Deine Kg in ein unnötig schlechtes Licht rücken ;).

Also, schönen Gruß
Friedesang

 
Zuletzt bearbeitet:

Danke für Kritik, hier eine kleine Verbesserung (da der Text kurz ist erwarte ich einfach mal, dass man ihn zweimal lesen kann, ohne Zeit zu verlieren... wenn ich da an andere Texte denke, die 40 Seiten umfassen und die Autoren erwarten, dass man die nach jeder Verbesserung nochmal liest...hihi)
Dein Satz mit der Kindheit, bezog der sich auf Den Sandmann? Nun, ich finde das Motiv der Augen schon sehr interessant, ich mochte das Bild der ausgestochenen Augen. Du kannst dir alles vorstellen, das Glieder abgerissen sind, der Kopf zerschmerttert wurde, aber ausgestochene Augen sind irgendwie der unerreichte Gipfel aller vorstellbaren Grausamkeiten, dabei ist es vom Verletzungsgrad her bestimmt sehr gering. Dafür sind die Auswirkungen enorm.

Version 2:

Ein Tag vor Weihnachten

Der Schnee fällt in die Augenhöhlen und färbt sich rot, bevor er schmilzt. So hatte ich es mir immer vorgestellt. Wie in dem Buch der Sagen und Mythen, aus dem mir mein Vater öfter vorgelesen hatte. Siegfried lag in seinem Blut und über ihm stand Hagen. Es kommt mir so vor, als würde ich ein Teil dieser Geschichte sein.
Jede Schneeflocke fühlt sich wie eine hauchdünne, glühende Nadel an, die mir ins Gehirn sticht. Der dumpfe Schmerz in meiner Brust, der sich bis in den Rücken zieht, nimmt mir den Atem, den ich zum Schreien bräuchte. Ich bleibe also still und lausche der zunehmenden Kälte. Die neu erworbene Blind faucht wie ein wildes Tier, Ich spüre heiße Rinnsale auf meinen Wangen: ich weine in blassrot. Doch die Flut versiegt schon bald und mein Kopf möchte nach innen hin ausdörren und einschrumpfen, wie eine Rosine.
Meine tauben Finger greifen blind nach einem Ast und spüren das Tannengrün, wie durch ein dickes Laken. Ein warmes Gefühl steigt in mir auf, jetzt da der Schmerz sich in Freiheit verwandelt. Die Wunden sind ein wunderbares Ventil, all das Gewicht, das mich bisher am Boden hielt, verlässt meinen Körper. Nichts kann den eiligen Strom stoppen, nicht einmal die letzten Zweifel, die wie kleine Kiesel im Flussbett meiner Seele liegen und fortgespült werden. Es gibt nun kein Nachdenken mehr, nur noch dieses Gefühl von Schwerelosigkeit. Ein schöneres Gefühl kann es nicht geben. Ich möchte die Arme ausbreiten, doch dazu fehlt mir nun mehr die Kraft. Die rechte Wange kribbelt, der Schnee sticht nicht mehr, ich möchte lächeln, da er mich zu streicheln scheint, mein Mund erstarrt bei dem Versuch: Ob er zurück gelächelt hat? Mein Hemd ist schon ganz durchgeweicht. Noch einmal tun die Lungen ihre Pflicht. Ich muss mich anstrengen: Ich rieche dich, ich rieche all deine Kleinigkeiten. Die Geschenke, die schönen Abende mit meinen Freunden und die langen Nächte. Ich fragte einmal meine Mutter, ob man im Winter länger träumen würde als im Sommer. Der Winter - die Jahreszeit der Träume.
Meine Sinne verlieren sich in dieser letzten Erinnerung, bevor sie verklingen und die silbrigweiße Stille mich bedeckt.

(9.12.2007)

 

Hallo nochmal!

Okay, ich denke, Deine zweite Version ist jetzt tatsächlich verständlicher. Mir ist allerdings ein klitzekleiner Fehler aufgefallen:

Die neu erworbene Blind faucht wie ein wildes Tier,

Ich nehme an, Du meinst hier "Blindheit".

Kleiner Tipp noch: Wenn Du Geschichten abänderst, kannst Du dies im eigentlichen Thread machen (also der, der die Geschichte enthält). So bekommt der Leser gleich die aktuelle Version zu Gesicht, zumal die meisten Leser nicht erwarten, dass eine neue Version weiter unten in einem neuen Posting zu finden ist.

Schöne Grüße
Friedesang

 

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