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Ein Tag im Leben des Altenpflegezivis Tim

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13.12.2012
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Ein Tag im Leben des Altenpflegezivis Tim

Der Tag eines Altenpflegezivis beginnt meistens sehr früh. Genauer gesagt um 5.00 Uhr, dann wenn der Wecker die erholsame, viel zu kurze Schlafphase beendet. Lustlos und noch kaputt von der gestrigen Spätschicht quält sich Tim aus dem Bett, um seinen neunten Arbeitstag in Folge zu bestreiten. Seine schlechte Laune wird nur dadurch aufgebessert, dass das Dienstende wieder um einen Tag näher rückt.

Pünktlich zur Schichtübergabe betritt Tim um 6.30 Uhr die Station. Wer ist wohl heute Nacht gestorben, denkt er sich. Der Arbeitstag fängt nicht gut an. Die Schichtzusammensetzung lässt Schlimmes erahnen. Examinierte Altenpfleger, welche laut Gesetz 50 Prozent einer Schicht ausmachen sollten, sind gegenüber ungelernten Pflegehelfern, FSJlern und dem Zivi deutlich in der Unterzahl. Nach der Übergabe teilt die Stationsleitung ihren „motivierten“ Mitarbeitern die Patienten zu. „Nein, gerecht ist das hier nicht“, denkt sich der Tim, als er auf der Magnettafel die ihm zugeteilten Patienten begutachtet. Patienten, die größtenteils dement und bettlägerig sind. Patienten, die ein Zivi, ohne dreijährige pflegerische Ausbildung, eigentlich nicht übernehmen darf. Doch der Mangel an qualifiziertem, teurerem Personal macht auch die Stationsleitung erfinderisch, da die Bewohner versorgt werden müssen, egal wie oder durch wen!

Bereits beim ersten Bewohner erwartet Tim eine unangenehme Überraschung. Der Bewohner liegt in einem komplett mit Stuhlgang und Urin verschmiertem Bett. Die Ausscheidungen, die bereits eingetrocknet sind, erlauben die Schlussfolgerung, dass die Nachtschwester bei ihrem letzten Kontrollgang den stuhlgangverschmierten Bewohner wohl bemerkte, gleichzeitig aber ignorierte, um sich die lästige Arbeit zu ersparen.
Fakt ist, dass die Grundsätze der Menschlichkeit in Alten- und Pflegeheimen nicht von jedem gewissenhaft erfüllt und teilweise auch einfach missachtet werden, besonders wenn der Bewohner nicht danach verlangt, ihn ordnungsgemäß zu versorgen.

Die Betten komplett beziehen, die Bewohner duschen und anziehen steht für Tim nun auf dem Programm. Plötzlich klopft es an der Tür. Es ist die Stationsleiterin, die in sichtlicher Erregung dem Zivi eröffnet, dass die für die Hauswirtschaft eingeplante FSJlerin sich soeben krank gemeldet habe und die ehrenvolle Aufgabe der Hauswirtschaft demnach an den Zivi übertragen werden müsse. „Zivildienstleistende sind Arbeitskräfte mit einem Verfallsdatum von neun Monaten.“, lautet die Antwort auf zwecklose Einwände.

8.00 Uhr. Kaum hat Tim die Essenswagen aus der Küche geholt, verlangen bereits die ersten ziel- und planlos in den Gängen der Station umherirrenden dementen Bewohner eindringlich nach ihrem Frühstück. Frühstück austeilen heißt Zimmerservice. Dabei schlüpft der Zivi für eine dreiviertel Stunde in die Rolle einer lebenden Auskunft, eines Seelsorgers, um den meist total verstörten Bewohnern Fragen wie: „Wo bin ich? Was mache ich hier? Wie komme ich nach Hause?“, zu beantworten.
Das Frühstück ist ausgeteilt, die Bewohner kurzzeitig zufriedengestellt. Doch eine Pause ist für Tim nicht in Sicht, schließlich müssen die eigenen Patienten auch noch versorgt werden. Der Zivi ist häufig auf sich allein gestellt und muss seine Aufgaben eigenständig bewältigen können, denn Teamwork bedeutet für die meisten Kollegen, die ausschließlich ihren Aufgaben nachgehen, ein Fremdwort.
Acht Bewohner müssen noch versorgt werden. Acht Mal waschen, anziehen, das Bett machen und reden. Reden ist sehr wichtig. Die Bewohner trösten und sie aufmuntern, ihnen zeigen, dass es jemanden gibt, der für sie und ihre Sorgen da ist, dass “eine Tablette zum Sterben”, keine Lösung ist. Weil das Leben auch in einem Altenheim trotzdem noch lebenswert ist. Diese Gespräche mit den Senioren machen Tims Tag einigermaßen erträglich und ermöglichen es ihm, während dieser Gespräche persönlich und zwischenmenschlich zu reifen.

Um 10.35 Uhr bringt Tim die abgeräumten und sortierten Frühstücktabletts in die Küche. Fünf Minuten zu spät eigentlich, und diese Verantwortungslosigkeit soll sich rächen, in Person eines cholerischen Kochs, welcher dem Zivi wie ein Staatsanwalt die Ausmaße seiner Schuld und die Folgen dieses Vergehens für seine Spülküche und deren Personal offen legt. Das Ganze in einer abwertenden Sprache und einem deutlich überhöhten Tonfall.

Zurück auf der Station denkt sich der noch vom jüngsten Streitgespräch mitgenommene Zivi, während er sich in einen Sessel im Aufenthaltsraum fallen lässt: O.K., die Bewohner sind versorgt, die Hauswirtschaft eigentlich auch soweit erledigt. Der Zeitpunkt für eine kleine Pause ist gekommen!“

Doch nirgendwo ist Tim vor neuen Aufgaben sicher, da er sich quasi auf der Spitze eines zu explodieren drohenden Vulkans befindet. Plötzlich kommt die Stationsleiterin, die sich von einem hochspannenden Telefonat mit einer Busenfreundin losreisen musste, näher. “Dir ist klar, dass du noch den Müll runterbringen, die Schmutzwäschesäcke aushängen und die Getränkebestände auffüllen musst?”, fragt sie den Zivi, sichtlich über seine Ruhepause erstaunt. “Pflege und die gesamte Hauswirtschaft. Das geht doch nicht, das ist unmenschlich.”, versucht Tim zu entgegnen. “Du brauchst mit mir nicht diskutieren, sonst melde ich das dem Bundesamt für den Zivildienst und sorge dafür, dass du ein Disziplinarverfahren kriegst.”, sagt die Stationsleiterin kühl und entfernt sich. Widerstand ist zwecklos. „Nein, gerecht ist das hier nicht.“, denkt sich Tim und macht sich auf zu den Schmutzräumen, welche die examinierten Altenpfleger und die Pflegehelfer konsequent versuchen zu meiden.
Die Schmutzräume bieten ein Bild des Grauens. Schwarze Müllsäcke mit verbrauchtem Inkontinenzmaterial türmen sich zu kleinen Bergen, Schmutzwäschesäcke quellen über, und überall schwirren kleine Fliegen. Der Gestank ist unerträglich! Das einzig Positive daran ist, dass während intensiver Arbeit die Zeit schneller vergeht.

11.30 Uhr. Seit mittlerweile fünf Stunden ist Tim im Dienst, 15 Minuten davon Frühstückspause. Doch das ist zweitrangig. Wichtig ist, dass die Station auf Vordermann gebracht wird. Sprudelkästen müssen aus der Küche geholt werden und zwischendurch auch die Wagen mit dem Mittagessen. Mittagessen heißt wieder Zimmerservice. 28 Apartments, 33 Mittagessen und immer wieder dieselben Fragen: Wo bin ich? Was mache ich hier? Wie komme ich nach Hause?
Mittagessen bedeutet für den Zivi gleichzeitig auch mindestens drei bis vier Mal nach unten in die Küche zu gehen, um nach langem und hartem Kampf mit dem Küchenpersonal, wobei vordergründig die Schuldfrage geklärt werden soll, ein falsch geliefertes Bewohneressen gegen das richtige Menü einzutauschen. Beim anschließendem Abräumen des Mittagessens hilft Tim glücklicherweise eine gerade zur Spätschicht eingetroffene FSJlerin, wobei die examinierten Altenpfleger und die Pflegehelfer aus Spaß an der Freude eine Kaffeepause einlegen.

13.30 Uhr. Während der Schichtübergabe kommt eine MRSA-Patientin zurück aus dem Krankenhaus und verlangt durch dauerhaftes Klingeln eindringlich nach ihrem Mittagessen. Der Multi-Resistente-Staphylococcus-Aureus, hat gegen mehrere wichtige Antibiotika Resistenzen erworben und stellt aufgrund der schlechten Behandelbarkeit eine Gefahr dar. Neben harmlosen Furunkeln können MRSA-Bakterien schwere Wundinfektionen, Pneumonien und Blutvergiftungen hervorrrufen. Die Stationsleitung beauftragt Tim damit, der Patientin das Essen zu servieren und diese gleichzeitig beim Toilettengang zu versorgen. Die Einwände des verzweifelten und beunruhigten Zivis, er wisse nicht, wie er sich und die anderen Patienten anschließend vor den MRSA-Keimen schützen soll, werden durch die Stationsleitung einfach ignoriert! „Nein, gerecht ist auf dieser Station rein gar nichts. Hier ist es grausam und unmenschlich.“, denkt sich Tim.

14.20 Uhr, Zeit für die Nachmittagsmahlzeit. Kaffee und Kuchen austeilen ist eine Kunst für sich. Ein totales Chaos und der Zivi mittendrin. Wer trinkt einen schwarzen Kaffee, wer einen Milchkaffee, einen Tee oder eine warme Milch? Wer bekommt Zucker und wer Süßstoff? Wer einen normalen und wer einen Diabetikerkuchen? Diese Fragen sind momentan wesentlich. Denn viele mit sich und ihrem jetzigen Leben unzufriedene Bewohner, die seit Jahrzehnten über feste Gewohnheiten verfügen, können und wollen die Fehler eines einfachen Zivildienstleistenden nicht tolerieren.

14.50 Uhr, die Schicht endet in zehn Minuten. Eigentlich kann und sollte jetzt nichts mehr schief gehen. Eigentlich. Falsch gedacht! Wie unter Starkstrom stürmt die Stationsleitung auf den Zivi zu: „ Du weißt aber schon, das heute Dienstag ist und du noch die schmutzige Bewohnerwäsche aus den Zimmern einsammeln musst?“ Ohne Widerrede und in Vorfreude des baldigen Feierabends nimmt der Zivi auch diese letzte Aktion in Angriff.
15.10 Uhr. Der Tag ist geschafft. Tim erwarten jetzt knapp 15,5 Stunden Freiheit und Leben. Am nächsten Morgen beginnt alles wieder von vorne.

 

Hallo Scheka,

das liest sich wie ein Tagebuch - wo ist dabei das Experiment?

Viele Grüße
bernadette

 

Hej Scheka,

ich hab ungefähr in der Mitte aufgehört zu lesen.
Etwas Experimentelles konnte ich nicht entdecken. Und selbst,wenn Du den Text in eine andere Rubrik verschieben lassen würdest, funktioniert er für mich nicht. Ich lese hier lediglich einen Bericht, keine Geschichte.

Ich würde Dir raten, nach einer Kernaussage zu suchen, die Du gerne mit dem Text transportieren möchtest. Etwas, das über die Schilderung bloßer Tatsachen hinausgeht. Außerdem würde ich Dir empfehlen, Dir Geschichten anzusehen, die Du selbe gerne gelesen hast und Dir bei denen anzugucken, wie Spannung aufgebaut wird.

Viel Spaß noch hier,

LG
Ane

 

Warum steht das nicht in "Alltag"? Sieht wie ein Musterbeispiel aus; sogar ein tieferer Sinn und eine Pointe fehlen, wie das im echten Alltag ja auch der Fall ist. Oder übersehen wir hier etwas?

die sich von einem hochspannenden Telefonat mit einer Busenfreundin losreisen musste
"loseisen" oder "losreißen"? Beides geht nicht! ;)

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Sheka

Dein Text besitzt leider keinen experimentellen Anspruch im Sinn der Rubrik, somit verschiebe ich ihn dir nach "Alltag".

Leider gibt es bei deiner "Geschichte" keine grossen Spannungsmomente. Der Zivi "berichtet" von seinem trostlosen Alltag, wie er im Spital ausgenützt wird. Und das zum Teil mit - zumindest für mich - unverständlichem Fachchinesisch, oder wie ein Wikipedia Eintrag, ohne dabei interessante Situationen oder Wendungen zu erzeugen. Auch ist der Text noch voller Vertipper, was das Lesen zusätzlich erschwert. Da solltest du noch mal drüber.

Hier zur Illustration ein Absatz, der meine Anmerkungen vereint:

Während der Schichtübergabe kommt eine MRSA-Patientin zurück aus dem Krankenhaus und verlangt durch dauerhaftes Klingeln eindringlich nach ihrem Mittagessen. Der Multi-Resistente-Staphylococcus-Aureus, hat gegen mehrere wichtige Antibiotika Resistenzen erworben und stellt aufgrund der schlechten Behandelbarkeit eine Gefahr dar. Neben harmlosen Furunkeln können MRSA-Bakterien schwere Wundinfektionen, Pneumonien und Blutvergiftungen hervorrrufen. Die Stationsleitung beauftragt Tim damit, der Patientin das Essen zu servieren und diese gleichzeitig ( :confused: ) beim Toilettengang zu versorgen. Die Einwände des verzweifelten und beunruhigten Zivis, er wisse nicht, wie er sich[KOMMA] und die anderen Patienten anschließend vor den MRSA-Keimen schützen soll, werden durch die Stationsleitung einfach ignoriert! „Nein, gerecht ist auf dieser Station rein gar nichts. Hier ist es grausam und unmenschlich.[KEIN PUNKT]“, denkt sich Tim.

Um aus diesem rohen Stück Holz, sprich Alltag, eine Geschichte zu schnitzen,
braucht es ein paar gute Wendungen, interessante Begebenheiten. So ist es leider nur ein Tagesprotokoll, das die Zeiterfassungsauswertung für den Sachbearbeiter etwas auflockert, für das er aber wohl gar kein Auge hat.
;)

dot

 

Lieber Scheka,

es mag zwar sein, dass jedes Erlebnis für sich genommen tausendfach vorkommt. In der Summe jedoch sind sie mir nicht authentisch und somit unglaubwürdig. Damit will ich nicht behaupten, dass in Altenpflegeheimen alles besser ist als hier dargestellt, ganz sicher nicht, habe aus Nachrichten viel zu viel schlechtes vernommen um das anzunehmen. Doch so erscheint mir, dass du eben diese Nachrichten hergenommen und versucht hast, eine Geschichte daraus zu basteln. Wenn du als Autor selbst als Zivi in einem Altenpflegeheim tätig sein solltest und es wirklich dein Anliegen war, mir deinen Alltag nahezubringen, dann ist dir das in erster Linie aufgrund der Form eines Tatsachenprotokolls statt einer Geschichte leider nicht gelungen.

Konkrete Tipps:

  • gib der Stationsleiterin, den Pflegern und Schwestern Namen
  • Gib auch ein, zwei Bewohnern Namen, die bei der Hauptfigur mehr Eindruck hinterließen als sonst üblich.
  • Beleuchte etwas das Soziotop. Es will mir nicht recht einleuchten, dass das Zivileben nur daraus besteht, ein Pflichtprogramm zu absolvieren. Und wenn doch, tut mir weniger der Zivi leid als die Alten …
  • Was macht Tim nach 15:10, nachdem er gerade mal die Hälfte des Tages "absolviert" hat? Macht er Party, sitzt er vor Fernseher oder Computer? Besucht er seine Großmutter, wie ist ihr Verhältnis bzw. wie hat es sich ggf. seit seinem Zivildienst verändert? Betrachtet er still die Fische in seinem Aquarium? Erzählt er seiner Freundin – hat er eine? – von seinem Tag? Findet er wenigstens Erfüllung in dem, was er in seiner Freizeit tut oder verplempert er nur seine Zeit?

Sicher stehen Pfleger und Zivis unter einem enormen Druck. Die Bewohner aber auch nur als "die Bewohner", als Masse wahrzunehmen, oder besser gesagt nicht wahrzunehmen, zeugt in meinen Augen aber von einem Mangel an Charakter und Empathie, der mir die Identifikation mit der Hauptfigur doch ziemlich erschwert. Ich hoffe nur, dass das kein Bericht tatsächlicher Erlebnisse ist, nur eine Zusammenfassung von Nachrichten zweiter oder dritter Hand. Ist ersteres der Fall, bedaure ich das und für die Lage des Zivis habe ich Verständnis, jedoch weit weniger als für jeden einzelnen der Menschen, die in diesem Pflegeheim gelandet sind und das bestimmt nicht verdient haben.


Von diesem Text und meiner Kritik daran abgesehen:
Frohe Weihnachten :),
-- floritiv

… der allerdings in einem Altenheim noch nie gewesen ist, noch nicht mal als Besucher. Seine Kritik ist also die eines ahnungslosen, naiven Lesers, dafür umso unvoreingenommener.

 

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