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Ein Tag einer Elfjährigen

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21.10.2002
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Ein Tag einer Elfjährigen

Es ist Montag morgen sieben Uhr früh. Langsam öffnet Kristin ihre Augen. Es ist verdammt kalt in ihrem Zimmer, da die Fensterscheibe einen langen Riß hat und es keine Heizung gibt. Aber zum Glück hat ihre Mutter ihr drei Decken gegeben, so dass sie nachts nicht friert. Nur das Aufstehen ist ein wenig ungemütlich.
Schnell rennt sie in die Küche, wo es warm ist. Sie zieht sich an, denn sie muß ja gleich in die Schule. Ihre Mutter schläft noch mit ihrem neuen Mann im Wohnzimmer. Ein paar Bierdosen stehen noch auf dem Tisch, von gestern Abend. Kristin mag es nicht wenn sie trinken. Sie werden dann immer so komisch und streiten laut.
Alles ist so komisch seit sie umgezogen sind. Sie findet keine Freunde, weil alle sagen sie seien eine "Assifamilie". Einmal hat sie ihre große Schwester gefragt, warum das alle sagen. Sie konnte ihr keine Antwort geben. Ihre Schwester und ihren Vater sieht sie nicht mehr so oft. Sie arbeiten halt viel und haben kaum Zeit. Und telefonieren können sie auch nicht, weil ihre Mutter kein Telefon hat. Ihr Vater hat ja ein Geschäft. Manchmal holt er sie ab und sie unternehmen was zusammen. Aber er ist oft so gereizt, weil er viel Streß hat. Dann bringt er sie wieder nach Hause.
Es ist dunkel und kalt draußen, aber die Schule ist ja nicht weit weg. Kristin fährt mit ihrem neuen Fahrrad das sie gestern zum elften Geburtstag von ihrem Vater bekommen hat. Er kauft ihr immer viele schöne Sachen, wenn sie bei ihm ist. Von ihrer Mutter hat sie nichts bekommen. Sie hat ja noch kein Geld vom Arbeitsamt gekriegt. Aber am ersten hat sie gesagt, bekommt sie noch ein Geschenk.
Auf dem Schulhof ist Kristin immer ganz allein. Die anderen sagen sie stinkt und lügt. Und sie klaut. Ja, sie hat einmal die Spardose ihrer Freundin geklaut. Sie wollte ihrem Vater was zum Vatertag kaufen, was richtig teures, er macht ihr ja auch immer so teure Geschenke.Vielleicht hat er sie dann viel lieber und hat mehr Zeit für sie. Seit dem Tag hat sie keine Freundin mehr. Kinder können grausam sein, das bekommt Kristin auch zu spüren. Ihre Schwester hat mal gesagt, wenn sie sechzehn ist, darf sie bei ihr wohnen. Da freut sie sich schon drauf.
Nach der Schule fährt Kristin direkt nach Hause, weil ihre Mutter gesagt hat,sie soll auf dem direkten Weg nach Hause kommen. Doch eigentlich hätte sie sich gar nicht so beeilen müssen. Es ist eh keiner zu Hause. Ihre Mutter arbeitet in einem Sonnenstudio als Aushilfe und ihr Stiefvater ist wahrscheinlich wieder im Wald. Er ist oft im Wald. Früher ist er LKW gefahren und hat Bäume gefällt. Aber als er den Führerschein abgeben musste, weil er betrunken gefahren ist, hat er seinen Job verloren. Ihre Mutter sagt immer, wenn er den Führerschein wieder bekommt, gehts ihnen besser. Dann haben sie ganz viel Geld. Manchmal fragt Kristin sich,warum sie Geld für Alkohol und Zigaretten haben, aber nicht für was zu Essen.
Heute kommt wieder die nette Frau vom Jugendamt. Die zeigt ihrer Mutter, wie man den Haushalt macht und wie sie mit Kristin besser klar kommt. Kristin freut sich, wenn die Frau kommt. Dann machen sie immer so schöne Sachen wie Pizza backen oder schwimmen gehen. Das macht ihr viel Spaß und dann trinkt ihre Mutter auch nicht. Leider vergeht die Zeit immer so schnell.
Heute Abend kriegen sie Besuch von Bekannten ihrer Mutter. Deswegen muß Kristin früh ins Bett. Aber sie geht dann gerne schlafen, weil sie weiß wenn Besuch da ist,wieder Alkohol getrunken wird. Letztes Mal als Besuch da war, hat ihre Mutter zu ihr gesagt, dass sie schuld ist dass sie trinkt. Weil sie immer Schwierigkeiten macht. Deswegen geht sie lieber schlafen. Leider hat sie kein Fernseher im Zimmer, den hat ihre Mutter raus genommen, weil der im Wohnzimmer kaputt gegangen ist. Dabei hat sie den von ihrer Schwester geschenkt bekommen. Aber eigentlich braucht sie ihn ja auch nicht. Abends kommen ja keine Kinderfilme mehr.
Und wenn sie erstmal sechzehn ist, hat sie bei ihrer Schwester ein ganz großes Zimmer, mit heilen Fenstern, Heizung und es immer jemand da wenn sie nach Hause kommt. Das hat ihre Schwester ihr versprochen.

 

Hallo hüppfer!

Eine ziemlich schlimme und traurige Geschichte, die du da geschrieben hast. Vor allem bekommt man sehr viel Mitleid mit Kristin.
Besonders gefällt mir, dass du die Lage aus ihrer Perspektive geschildert hast.
Ihr Dilemma ist nachvollziehbar, ein Ende trotz des Versprechens ihrer Schwester wohl ziemlich aussichtslos.
Jedenfalls regt die Geschichte zum Nachdenken an und hinterlässt einen traurigen Nachgeschmack.

Einige Anmerkungen noch:

Es ist Montag morgen sieben Uhr früh.Langsam öffnet Kristin ihre Augen
Leerzeichen nach Punkt
Aber zum Glück hat ihre Mutter ihr drei Decken gegeben, so das sie Nachts nicht friert
dass / nachts
Doch eigendlich hätte sie sich gar nicht so beeilen müssen
eigentlich
ihr Stiefvater ist warscheinlich wieder im Wald
wahrscheinlich
hat er seinen Job verlohren
verloren
Das macht ihr viel Spaß und dann trink ihre Mutter auch nicht
trinkt
Aber sie geht dann gerne schlafen, weil sie weiß, wenn Besuch da ist ,wieder Alkohol getrunken wird.
Komma sitzt falsch
Letztes Mal als Besuch da war, hat ihre Mutter zu ihr gesagt, dass sie schuld ist das sie trinkt
dass
Aber eigendlich braucht sie ihn ja auch nicht
eigentlich
und es immer jemand da ,wenn sie nach Hause kommt
Komma sitzt falsch

Viele Grüße,
Michael :)

 

Hallo Michael.
Vielen Dank für deinen Beitrag und für die Rechtschreibhilfe. Habe es sofort verbessert.
Ja, ist eine sehr traurige Geschichte die leider viel zu häufig in der Realität passiert.
Greetz Hüppfer

 

Servus Huppfer!

Die Geschichte ist scheint sehr realitätsnah, und deshalb auch traurig, weil du dieses Menschenschicksal als normal, ohne viele Höhen und Tiefen darstellst. Fast eine Studie - einzig die Hoffnung auf die Zeit ab 16 bei der Schwester dringt als wirkliches Gefühl durch. Gut gelungen, lieben Gruß schnee.eule

 

Mir persönlich kam die Geschichte ehwer unglaubwürdig vor, weil alles stereotyp ist:
Mutter zieht zu einem arbeitslosen Alkoholiker, fängt selber an zu trinken, Vater hat nur wenig Zeit für sie, die mitfühlende große Schwester...
Das wirkt auf mich, wie die Story eines SAT 1 Dramas um 20:15.
Mitgefühlt hab ich mit Kristin eigentlich nicht, weil ich mich nicht wirklich in sie hineinversetzen konnte, aber das liegt wahrscheinlich daran, dass die Geschichte zu kurz ist, um ein wirkliches Feeling dafür zu bekommen.
Also: Interessantes Thema, der Schreibstil nicht schlecht, aber alles schon mal dagewesen, oft auch besser!

 

Sorry Kevin, muss mich einmischen: sag mir ein Thema, nur ein eiziges, das neu ist, noch nie dagewesen....Du siehst zu viel fern :p , schau Dir doch nicht so einen Blödsinn an, dann kannst Du mit eine solchen Geschichte mehr anfangen. :D

Hüpfer: ich finde die Geschichte sehr schön geschrieben, Steriotypien, naja, vielleicht, aber mich stören sie nicht!

Schöne Grüße, Anne

 

Hallo ihr Lieben.
Danke für eure Meinungen. Schön das euch die Geschichte gefällt. :)
@ kevin2: Leider ist sie aber real. Aber um das vielleicht besser rüber zu bringen, hätte ich die Hintergründe mehr beschreiben müssen. Wollte ich aber nicht. Wäre zu lang.
Greetz
hüppfer

 

Hallo Hüppfer,

ich fand die Geschichte nachdenklich, vor allem weil man weiß dass du die Tatsachen nicht komplett erfunden hast, sondern dass so etwas leider oft vorkommt.

Was mich ein bisschen gestört hat (auch wenn ich damit wohl als einzige darstehe), war die sprachliche Umsetzung. Einerseits war die kindliche Art auf jeden Fall angebracht und auch gut gemacht, da es aus Kristins Perspektive geschrieben war. Andererseits war mir Kristin aber oft einfach zu naiv für die Elfjährige, die sie sein soll. In manchen Punkten beweist sie viel Weitblick und Ansätze von Scharfsinn, aber andererseits wirkt sie auf mich manchmal wie eine 5jährige, z.B. wo es um das Vatertagsgeschenk geht:
"Was ganz Tolles."
Kurz gesagt, manchmal finde ich die kindlich-naive Sicht etwas übertrieben. Ich glaube nicht, dass Kristin einfach alles so naiv hinnimmt; sie macht sich doch viele Gedanken und könnte vieles sicher besser und reifer ausdrücken und auch verstehen.

Liebe Grüße,

shrimpy

 

Hallo shrimps.
Danke für deine Kretik.
Für mich ist Kristin ein Kind, das auf der einen Seite weiß und versteht was in ihrem Leben los ist, es aber lieber verdrängt und sich einbildet das es alles garnicht so schlimm ist.
Vielleicht sind manche Stelle bischen zu kindlich. Ich schaue mal ob ich es bischen ändern kann.
Greetz Hüppfer

 

Hallo hüppfer,

die Stelle mit dem Vater finde ich jetzt ehrlich gesagt besser; jetzt kann man dahinter vielleicht auch einen Gedanken sehen, dass sie glaubt, sie müsste freundliche, großzügige und/oder gute Behandlung irgendwie "zurückzahlen" (ist jetzt nicht nur materiell gemeint), um sich das bisschen Zuneigung, das sie erfährt, zu sichern.

Ich wollte deine Geschichte nicht schlechtmachen :) Ich finde sie nicht schlecht (also eigentlich ganz gut, weil du eine Atmosphäre geschaffen hast, die auf den Leser sehr bedrückend wirkt und somit das Leben von Kristin gut wiederspiegelt). Ehrlich.

Grüße, shrimpy

 

hei,

wird zeit, dass Kristin dort rauskommt. wird zeit, dass sie 16 ist, allerdings ist sie in meinen augen schon 16. Vielleicht sollte man sie adoptieren. Die Adoptiveltern sollte sie sich aussuchen, sie hätte es verdient. Die Schwester soll sie entführen, ihr könnt bei mir schlafen.

Der Gipfel: "Kristin ist Schuld, dass die Mutter so viel trinkt" Die Alte soll den Stoff aus dem Hals lassen, oder dasselbe 12 wochen später nüchtern wiederholen, ob sie das wohl kann?

Liebe grüsse stefan

 

Hallo Archetyp.
Wenn das so einfach wäre, das wär für die Kleine bestimmt schön. Und nüchtern wird sie das bestimmt nicht wiederholen können.
Ich find es einfach nur unglaublich das so etwas heut zu Tage noch passieren kann, ohne das jemand was dagegen tut. ( z.B. Jugendamt.)
Danke für deinen Beitrag
Greetz hüppfer

 

hallo hüpfer,

also ich schließe mich schnee.eule in ihrem kommentar an.
diese geschichte macht betroffen.

die stereotypen finde ich genau richtig, schließlich entwickeln sich aus solchen sozialen situationen die in dem Text angesprochenen verhältnisse.das ist nun mal leider so...
die geschichte aus kristin´s perspektive zu erzählen, war sehr gut gewählt. so beeindruckt es noch mehr.
das kristin mal kindlich und mal erwachsen wirkt, finde ich vollkommen o.k. denn wahrscheinlich wird sie aufgrund der umstände schon viel erwachsener sein, als sie wirklich muss. deshalb flüchtet sie sich auch in die kindheit. dieser text überzeugt durch eine intensität, die durch die realitätsnähe noch verstärkt wird.

@kevin: du scheinst wirklich vom fernsehen sehr abgestumpft sein! wieviel hintergrundinfo brauchst du denn noch, um dich in die kleine hinein zufinden?

 

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